Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre

TERRA LEMNIA

vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnische Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter.

§. 3.

Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die

TERRA SIGILLATA MELITENSIS,

welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden.

§. 4.

Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder

TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS,

welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder

TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS,

ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll.

§. 5.

Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die

TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS,

oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget.

§. 6.

Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die-

schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre

TERRA LEMNIA

vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnischë Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter.

§. 3.

Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die

TERRA SIGILLATA MELITENSIS,

welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden.

§. 4.

Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder

TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS,

welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder

TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS,

ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll.

§. 5.

Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die

TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS,

oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget.

§. 6.

Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0046" n="2"/>
schiedene       Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden       sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit       mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre</p>
        <p> <hi rendition="#k">TERRA LEMNIA</hi> </p>
        <p>vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist.       Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnischë Göttin Dianae       gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern       darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein       halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und       weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser       Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu       bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese       aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete /       Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE       ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch       einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE       HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten       Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten      / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt       wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt       ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur       Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit       unter.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die</p>
        <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA MELITENSIS,</hi> </p>
        <p>welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren       Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und       stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in       denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß       und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an       deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor       andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die       Strigische Siegel-Erde oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS,</hi> </p>
        <p>welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden)       in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde       oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS,</hi> </p>
        <p>ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb       anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die       zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber       Silber-haltende Theilgens in sich haben soll.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden       gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen       vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende       Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die</p>
        <p> <hi rendition="#k">TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS,</hi> </p>
        <p>oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige       von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem       besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach /       so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur       theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der       frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA       SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen       Zacken lieget.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 6.</head>
        <p>Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben       und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra       Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch       zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet       haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen.       Doch können in Ermanglung deren die-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[2/0046] schiedene Arten/ deren wohl 9. biß 10. von Samuel Dale in Manud. ad Mat. Med. pag. 45. erzehlet worden sind/ über welche doch in des Wormii und anderer Kunst- und Naturalien Kammern noch weit mehrere geschen werden: worunter die rechte und wahre TERRA LEMNIA vor die beste und rareste gehalten wird/ so gar/ daß sie dem Gold gleich geschätzet ist. Diese wird in der Insul Lemnos gegraben/ und weilen solche der Heydnischë Göttin Dianae gewidmet war/ so wurde vor diesem deren Idolum, nemlich eine Geise/ von der Dianae Priestern darauf gedrucket: Heutiges Tages aber wird des Türckischen Kaysers Pittschafft/ nemlich ein halber Mond mit 3. Sternen/ oder auch andere Türckische Characteres darauf gepräget; Und weilen sie von dem Groß-Türcken in so grossem Werth gehalten wird/ daß sie nicht darff ausser Land geführet werden/ so ist sie fast gar nicht/ als durch hoher Herren Abgesandte zu bekommen/ denen sie zuweilen verehrt wird: ist entweder gantz roth oder auch weiß. Ohne diese aber werden auch noch andere/ mit Türckischer und Arabischer Schrifft bezeichnete / Siegel-Erden gebracht/ davon jene TERRAE SIGILLATAE TURCICAE, diese aber TERRAE SIGILLATAE ARABICAE genennet werden/ so entweder bleich-roth/ grau/ oder weiß sind. Ja es kommen auch einige auß dem Heiligen Land/ von Jerusalem/ welche insgemein weiß sind und TERRAE HIEROSOLYMITANAE genennet werden/ worauf gemeiniglich ein Crucifix, oder der PP. Jesuiten Symbolum stehet/ wie oben in der Fig. zu sehen ist. Ich habe zwey Stück unter meinen Raritäten / darunter eines/ mit dem Crucifix und vielen Creutzen bezeichnet/ die Marien-Milch genandt wird/ welche auß einer Höhle nahe bey Bethlehem gekommen/ worinnen die Heil. Maria sambt ihrem JEsus-Kindlein verborgen soll gewesen seyn/ und wird den säugenden Weibern zur Vermehrung der Milch gebraucht. Allein ich förchte/ es lauffe zuweilen viel Aberglauben mit unter. §. 3. Nach denen Türckischen Siegel-Erden folget nicht unbillich die TERRA SIGILLATA MELITENSIS, welche auß der Insul Maltha, theils in grossen runden/ aber doch dünnen/ theils kleineren Küchelein oder andern Figuren kommet/ wie oben ----zuschen: Sind alle weiß/ wie Kreyden/ und stehet gemeiniglich S. Pauli Bildnus/ mit einer Schlangen darauf/ gegen welche solche auch in denen Beschreibungen angerühmet wird/ wie in des Wormii Museo pag. 7. kan gelesen werden. §. 4. Weilen aber jetztbesagte Erden/ wie auch die TERRA SAMIA, CHIA und CYMOLIA, welche alle weiß und fett/ nicht allein sehr rar, sondern auch sehr theuer sind: so gebrauchet man sich an deren statt derjenigen/ so bey uns in Teutschland zu finden sind/ darunter zweyerley vor andern sehr bekandt und fast in allen unsern Apothecken zu bekommen sind/ nemlich die Strigische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA STRIGONIENSIS, welche gelb/ und mit 3. Thürnen gezeichnet/ und von Johanne Montano (welcher sie erfunden) in einem besondern Tractätlein A. 1585. beschrieben worden: und die Goldbergische Siegel-Erde oder TERRA SIGILLATA LIGNICENSIS, ausf welcher ein Adler stehet/ sonsten aber entweder roth/ oder weiß/ oder auch gelb anzusehen ist. Beyde werden in Schlesien gegraben und wird die erste auch AXUNGIA SOLIS, die zweyte aber AXUNGIA LUNAE genennet/ weilen die erste Gold-haltige/ die andere aber Silber-haltende Theilgens in sich haben soll. §. 5. Gleich wie nun auch in Liffland/ Böhmen/ Ungarn und andern Ländern dergleichen Siegel-Erden gefunden und heraus gebracht werden/ also hat man derselben desto weniger allhier in Hessen vonnöthen/ je näher und wohlfeiler die bey uns umd Greiffenstein und Laubach zu findende Siegel-Erden zu haben sind/ worunter die TERRA SIGILLATA LAUBACENSIS, oder Laubachische Siegel-Erde auch an frembden Orten sehr bekandt ist/ nach dem dieselbige von dem alten Herrn D. Geilfus, Hoch-Fürstl. Hessen-Darmbstädtischen Leib-Medico, in einem besondern Tractätlein beschrieben worden. Man gräbet sie in unser Nachbarschafft bey Laubach / so ein kleines Städtlein ist/ und denen Herrn Grafen von Solms zugehöret: ist an couleur theils dunckelgelb/ theils weiß/ darbey gantz fett und nach den übrigen Qualitäten der frembden und Türckischen TERRAE SIGILLATAE in allem gleich: welches auch von der TERRA SIGILLATA GREIFFENSTEINENSI zu halten ist/ so in einer Minera Martis in langen und spitzen Zacken lieget. §. 6. Alle diese Erden werden vor gut gehalten/ wann sie wohl ziehen/ fest an die Zunge kleben und nachdem sie naß werden/ in viele Stücker zerfallen. Unter den Frembden wird die Terra Lemnia vor die beste gehalten/ welche von Galeno so hoch geschätzt worden/ daß er auch zweymahl in die Insul Lemnos soll gereiset seyn/ damit er sie ja recht und ohnverfälschet haben möchte. Unter den gemeinen wird die Strigische Siegel-Erd der Goldbergischen vorgezogen. Doch können in Ermanglung deren die-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/46
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/46>, abgerufen am 22.12.2024.