Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XIIX. Capitel Von dem weissen und schwartzen Tragant/ wie auch Gummi Ammoniaco.
[Abbildung]
§. 1. DEr Tragant/ oder TRAGACANTHUM, ist ein weisses und auff vielerley Art gewundenes Gummi / wie kleine Würmlein anzusehen/ eines schleimichten und etwas süßlichten Geschmacks: wird auß Türckey/ absonderlich auß Creta, Achaja und Apulien gebracht/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 203. berichtet. Pomet aber glaubet/ daß meistens es auß Aleppo käme / weilen offters Mastix und Gall-Aepstel darunter gefunden würden/ wie in dessen Hist. des Drog. pag. 245. zu sehen ist. §. 2. Das Gewächs/ welches solches zeuget/ ist ein Strauch/ Tragacantha und zu Teutsch Bocks-Dorn genandt/ und wird von Dioscoride beschrieben/ daß er eine breite/ holtz[unleserliches Material]chte Wurtzel habe/ welche meistens über der Erden wachse/ auß welcher nidrige und feste Aestlein kommen/ so sich außbreiten/ daran viel kleine/ dünne und schmahle Blätter/ je zwey gegen einander wachsen/ darunter weisse und harte Dörner verborgen liegen: Soll auch in Spanien und Franckreich wachsen/ aber soviel Gummi nicht geben/ als derjenige/ so in Asien umb den Peloponnesum zu finden/ allwo der Tragant entweder von sich selbsten/ oder wann die Wurtzel zuvor auffgeritzet wird/ daraus fliessen soll/ wie Theod Tabernaemont. im dritten Buch von denen Kräutern pag. 245. geschrieben hat. §. 3. Weilen aber der Tragant gemeiniglich auß der ersten Hand in Sortis erkauffet wird/ als muß er nachmahlen von den Materialisten durch ein Sieb gesäubert und der Staub und Parva (wie sie reden) davon gesondert werden: daß übrige lesen und theilen sie zu drey Sortimenten/ daher der außerlesene/ feine und gemeine Tragant entstehen. Der außerlesene oder Electum Tragacanthum bestehet auß den schönsten und weissesten langen Fäserlein: das Feine oder Medicum ist weiß-grau: das Gemeine aber ist röthlicht schwartz/ deswegen es auch Tragacanthum Nigrum und von den Materialisten Messana genennet wird/ wie bey dem Schurzio pag. 37. seiner Material-Kammer zu sehen ist. Das beste ist/ so da klar/ durchsichtig/ glatt/ schmahl / zart/ lauter und süsse ist: Bleibt zehen Jahr gut/ aber je älter es wird/ je mehr es sich färbet/ und anfänglich bleich/ nachmahlen gelb und dann roth wird/ welches nicht viel geachtet ist. Die Materialisten/ so es in Sorten kauffen/ müssen zu sehen/ daß das weisseste und beste nicht zuvor außgelesen sey. Das XIIX. Capitel Von dem weissen und schwartzen Tragant/ wie auch Gummi Ammoniaco.
[Abbildung]
§. 1. DEr Tragant/ oder TRAGACANTHUM, ist ein weisses und auff vielerley Art gewundenes Gummi / wie kleine Würmlein anzusehen/ eines schleimichten und etwas süßlichten Geschmacks: wird auß Türckey/ absonderlich auß Creta, Achaja und Apulien gebracht/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 203. berichtet. Pomet aber glaubet/ daß meistens es auß Aleppo käme / weilen offters Mastix und Gall-Aepstel darunter gefunden würden/ wie in dessen Hist. des Drog. pag. 245. zu sehen ist. §. 2. Das Gewächs/ welches solches zeuget/ ist ein Strauch/ Tragacantha und zu Teutsch Bocks-Dorn genandt/ und wird von Dioscoride beschrieben/ daß er eine breite/ holtz[unleserliches Material]chte Wurtzel habe/ welche meistens über der Erden wachse/ auß welcher nidrige und feste Aestlein kommen/ so sich außbreiten/ daran viel kleine/ dünne und schmahle Blätter/ je zwey gegen einander wachsen/ darunter weisse und harte Dörner verborgen liegen: Soll auch in Spanien und Franckreich wachsen/ aber soviel Gummi nicht geben/ als derjenige/ so in Asien umb den Peloponnesum zu finden/ allwo der Tragant entweder von sich selbsten/ oder wann die Wurtzel zuvor auffgeritzet wird/ daraus fliessen soll/ wie Theod Tabernaemont. im dritten Buch von denen Kräutern pag. 245. geschrieben hat. §. 3. Weilen aber der Tragant gemeiniglich auß der ersten Hand in Sortis erkauffet wird/ als muß er nachmahlen von den Materialisten durch ein Sieb gesäubert und der Staub und Parva (wie sie reden) davon gesondert werden: daß übrige lesen und theilen sie zu drey Sortimenten/ daher der außerlesene/ feine und gemeine Tragant entstehen. Der außerlesene oder Electum Tragacanthum bestehet auß den schönsten und weissesten langen Fäserlein: das Feine oder Medicum ist weiß-grau: das Gemeine aber ist röthlicht schwartz/ deswegen es auch Tragacanthum Nigrum und von den Materialisten Messana genennet wird/ wie bey dem Schurzio pag. 37. seiner Material-Kammer zu sehen ist. Das beste ist/ so da klar/ durchsichtig/ glatt/ schmahl / zart/ lauter und süsse ist: Bleibt zehen Jahr gut/ aber je älter es wird/ je mehr es sich färbet/ und anfänglich bleich/ nachmahlen gelb und dann roth wird/ welches nicht viel geachtet ist. Die Materialisten/ so es in Sorten kauffen/ müssen zu sehen/ daß das weisseste und beste nicht zuvor außgelesen sey. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0446" n="400"/> </div> <div> <head>Das XIIX. Capitel</head> <p>Von dem weissen und schwartzen Tragant/ wie auch Gummi Ammoniaco.</p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>DEr Tragant/ oder TRAGACANTHUM, ist ein weisses und auff vielerley Art gewundenes Gummi / wie kleine Würmlein anzusehen/ eines schleimichten und etwas süßlichten Geschmacks: wird auß Türckey/ absonderlich auß Creta, Achaja und Apulien gebracht/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 203. berichtet. Pomet aber glaubet/ daß meistens es auß Aleppo käme / weilen offters Mastix und Gall-Aepstel darunter gefunden würden/ wie in dessen Hist. des Drog. pag. 245. zu sehen ist.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Das Gewächs/ welches solches zeuget/ ist ein Strauch/ Tragacantha und zu Teutsch Bocks-Dorn genandt/ und wird von Dioscoride beschrieben/ daß er eine breite/ holtz<gap reason="illegible"/>chte Wurtzel habe/ welche meistens über der Erden wachse/ auß welcher nidrige und feste Aestlein kommen/ so sich außbreiten/ daran viel kleine/ dünne und schmahle Blätter/ je zwey gegen einander wachsen/ darunter weisse und harte Dörner verborgen liegen: Soll auch in Spanien und Franckreich wachsen/ aber soviel Gummi nicht geben/ als derjenige/ so in Asien umb den Peloponnesum zu finden/ allwo der Tragant entweder von sich selbsten/ oder wann die Wurtzel zuvor auffgeritzet wird/ daraus fliessen soll/ wie Theod Tabernaemont. im dritten Buch von denen Kräutern pag. 245. geschrieben hat.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Weilen aber der Tragant gemeiniglich auß der ersten Hand in Sortis erkauffet wird/ als muß er nachmahlen von den Materialisten durch ein Sieb gesäubert und der Staub und Parva (wie sie reden) davon gesondert werden: daß übrige lesen und theilen sie zu drey Sortimenten/ daher der außerlesene/ feine und gemeine Tragant entstehen. Der außerlesene oder Electum Tragacanthum bestehet auß den schönsten und weissesten langen Fäserlein: das Feine oder Medicum ist weiß-grau: das Gemeine aber ist röthlicht schwartz/ deswegen es auch Tragacanthum Nigrum und von den Materialisten Messana genennet wird/ wie bey dem Schurzio pag. 37. seiner Material-Kammer zu sehen ist. Das beste ist/ so da klar/ durchsichtig/ glatt/ schmahl / zart/ lauter und süsse ist: Bleibt zehen Jahr gut/ aber je älter es wird/ je mehr es sich färbet/ und anfänglich bleich/ nachmahlen gelb und dann roth wird/ welches nicht viel geachtet ist. Die Materialisten/ so es in Sorten kauffen/ müssen zu sehen/ daß das weisseste und beste nicht zuvor außgelesen sey.</p> </div> </body> </text> </TEI> [400/0446]
Das XIIX. Capitel Von dem weissen und schwartzen Tragant/ wie auch Gummi Ammoniaco.
[Abbildung]
§. 1. DEr Tragant/ oder TRAGACANTHUM, ist ein weisses und auff vielerley Art gewundenes Gummi / wie kleine Würmlein anzusehen/ eines schleimichten und etwas süßlichten Geschmacks: wird auß Türckey/ absonderlich auß Creta, Achaja und Apulien gebracht/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 203. berichtet. Pomet aber glaubet/ daß meistens es auß Aleppo käme / weilen offters Mastix und Gall-Aepstel darunter gefunden würden/ wie in dessen Hist. des Drog. pag. 245. zu sehen ist.
§. 2. Das Gewächs/ welches solches zeuget/ ist ein Strauch/ Tragacantha und zu Teutsch Bocks-Dorn genandt/ und wird von Dioscoride beschrieben/ daß er eine breite/ holtz_ chte Wurtzel habe/ welche meistens über der Erden wachse/ auß welcher nidrige und feste Aestlein kommen/ so sich außbreiten/ daran viel kleine/ dünne und schmahle Blätter/ je zwey gegen einander wachsen/ darunter weisse und harte Dörner verborgen liegen: Soll auch in Spanien und Franckreich wachsen/ aber soviel Gummi nicht geben/ als derjenige/ so in Asien umb den Peloponnesum zu finden/ allwo der Tragant entweder von sich selbsten/ oder wann die Wurtzel zuvor auffgeritzet wird/ daraus fliessen soll/ wie Theod Tabernaemont. im dritten Buch von denen Kräutern pag. 245. geschrieben hat.
§. 3. Weilen aber der Tragant gemeiniglich auß der ersten Hand in Sortis erkauffet wird/ als muß er nachmahlen von den Materialisten durch ein Sieb gesäubert und der Staub und Parva (wie sie reden) davon gesondert werden: daß übrige lesen und theilen sie zu drey Sortimenten/ daher der außerlesene/ feine und gemeine Tragant entstehen. Der außerlesene oder Electum Tragacanthum bestehet auß den schönsten und weissesten langen Fäserlein: das Feine oder Medicum ist weiß-grau: das Gemeine aber ist röthlicht schwartz/ deswegen es auch Tragacanthum Nigrum und von den Materialisten Messana genennet wird/ wie bey dem Schurzio pag. 37. seiner Material-Kammer zu sehen ist. Das beste ist/ so da klar/ durchsichtig/ glatt/ schmahl / zart/ lauter und süsse ist: Bleibt zehen Jahr gut/ aber je älter es wird/ je mehr es sich färbet/ und anfänglich bleich/ nachmahlen gelb und dann roth wird/ welches nicht viel geachtet ist. Die Materialisten/ so es in Sorten kauffen/ müssen zu sehen/ daß das weisseste und beste nicht zuvor außgelesen sey.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/446 |
Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/446>, abgerufen am 23.02.2025. |