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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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allwo sie den Safft auß der Wurtzel pressen und nicht an der Sonnen / sondern durch das Feuer aufftrucknen/ indem zuweilen Kohlen darunter gefunden werden/ wie Pomet in Hist. Simpl. pag. 292. in Acht genommen hat. Unterdessen wollen einige gelehrte/ als Ettmüllerus in Comment. Schroeder. pag. 761. Morisson und andere/ zweifflen/ ob das rechte und den Alten so berümbdte Scammonium uns bekandt sey/ indem das gemeine/ so man in den Apothecken findet/ viel schärffer und beissender ist/ wie der Alten/ auch nur zu etlichen Granen und Gersten-Körner schwer purgiret/ da die Alten von dem Ihrigen wohl ein Quint gegeben; dahero Fallopius de Purg. pag. 129. sich auch nicht darein finden kan/ daß/ da er einmahl eine Untze davon gegeben und sie nicht purgiren wollen/ andere von etlichen Granen beweget worden; welches doch von unterschiedlicher Güte auch herrühren können. Es sey ihm aber / wie ihm wolle/ so dienet dieses zum wenigsten darzu/ daß/ weilen das Scammonium von den Betrügern offt auß der Wolffs-Milch und anderen gantz giftigen Kräutern (dessen obgemeldter Pomet ein sehr merckliches Exempel l. c. erzehlet) nachmachen/ die Materialisten sich wohl fürsehen und bestreben sollen/ daß sie das rechte und unverfälschte überkommen und führen möchten.

§. 3.

Ingleichen sollen sich rechtschaffene Apothecker angelegen seyn lassen/ immer das Feine / und nicht das Mittelmäsige Scammonium zu kauffen/ welche beyde Sorten immer bey den Materialisten zu finden find; weiche letztere entweder alt/ verlegen oder schwartz/ schwel / steinicht/ weich und unrein ist/ dergleichen das Smyrnische Scammonium zu seyn pfleget; da hergegen das Aleppische mehr graulicht/ als schwartz/ leicht/ zart/ nicht zu hart seyn / und wann ein wenig davon gebrochen wird/ durchsichtig scheinen muß/ auch sich wie ein Pech gleich zerreiben lässet/ wie Schurtzius in seiner Material- Kammer pag. 80. berichtet. Daß aber einige Materialisten/ als Marxius in der Material- Kammer pag. 181. ja Doct. Schroederus selbsten pag. 243. dieses auch vor eine Probe halten wollen/ daß das rechte Scammonium, wann man ein wenig davon käuet/ einen Milchweisen Schaum geben müsse/ ist sehr gefährlich und betrüglich/ indem dieses mehr eine Anzeige ist/ daß es mit der Wolffs-Milch verfälschet sey / wie Sim. Paulli in Quadrip. Bot. pag. 470. lehret/ absonderlich/ wann es zugleich auff der Zunge brennet. Vielmehr wird die Feine/ so man ein wenig davon leckt/ alsobald blau/ nach Schurtzii Meynung l. c. welches ein gute Anzeigung ist/ absonderlich so man davon auff die Hand speyet und das Pulver graulicht sihet/ auch bitter schmäcket/ wie Pomet c. l. weiteren Unterricht gibt: Welcher zugleich diejenige/ so gantze Beutel voll davon kauffen/ warnet / daß sie Achtung geben/ daß die unterste/ wie die öberste sey/ indem die Morgenländer offter das zusammen gerolte Scammonium mit Kohlen/ Stein/ und dergleichen anfüllen: Andere aber mit dem Colophonio verfälschen; dahero das Scammonium ein rechtes Auffsehen und Verstand im Kauffen brauchet/ wie Marxius cit. loc. pag. 182. wohl erinnert.

§. 4.

Seine Qualitäten betreffend/ so purgieret es alle wässerichte/ gallicht- und schleimichte Feuchtigkeiten auß dem Leib/ in welchem es einen gewaltigen Auffruhr erreget; weßwegen es auch nicht leicht allein von gewissenhafften Medicis verschrieben/ sondern nur andern gelinderen Purgier-Mitteln pro Stimulo oder zur Beyhülffe gegeben wird; ja es wird nicht einmahl also rohe / sondern/ wann es zuvor corrigiret ist/ gebrauchet/ welches entweder durch einige sauere Säffte/ als Citronen- und Quitten-Safft (dahero das DIAGRYDIUM) oder durch den Schwefel-Rauch / wie in dem SCAMMONIO SULPHURATO zusehen ist/ geschiehet/ welche beyde auch in wenigen Granen andern beygesellet werden. So kan man auch mit dem rectificirten Brandenwein ein EXTRACTUM darauß haben/ dessen [unleserliches Material]x. ohngefehr auß einem Pfund gebracht werden können/ wie der Apothecker VielHeur l. c. pag. 152. auffgezeichnet hat.

§. 5.

Weilen im übrigen einige von eben dem Tithymalo oder Wolffs-Milch/ wormit das Scammonium offt verfälschet wird/ auch ein ander dergleichen Medicament/ so

GUMMI GUTTAE

heisset/ herleiten/ wollen wir dessen auch hier mit wenigem gedencken. Solches ist ein hartes/ doch glattes und Gold-gelbes hartzichtes Gummi/ so einen scharffen und sehr widrigen Geschmack hat und auß Ost-Indien in hohlen Röhren/ wie Würste/ oder in grossen/ wie ein Türckischer Turban herumb gewickelten Stücken/ gebracht wird.

§. 6.

Von was für einem Gewächs aber dieses Gummi herrühre? davon sind von langen Zeiten her viele Meynungen gewesen. Jacob Bontius, ein Indianischer Medicus, schreibet in Not. ad Garc. und in seinem Method. Med. Ind. cap. 9. daß er von der Javanischen Wolffs-Milch herrühre/ welchem nebst andern Mer-

allwo sie den Safft auß der Wurtzel pressen und nicht an der Sonnen / sondern durch das Feuer aufftrucknen/ indem zuweilen Kohlen darunter gefunden werden/ wie Pomet in Hist. Simpl. pag. 292. in Acht genommen hat. Unterdessen wollen einige gelehrte/ als Ettmüllerus in Comment. Schroeder. pag. 761. Morisson und andere/ zweifflen/ ob das rechte und den Alten so berümbdte Scammonium uns bekandt sey/ indem das gemeine/ so man in den Apothecken findet/ viel schärffer und beissender ist/ wie der Alten/ auch nur zu etlichen Granen und Gersten-Körner schwer purgiret/ da die Alten von dem Ihrigen wohl ein Quint gegeben; dahero Fallopius de Purg. pag. 129. sich auch nicht darein finden kan/ daß/ da er einmahl eine Untze davon gegeben und sie nicht purgiren wollen/ andere von etlichen Granen beweget worden; welches doch von unterschiedlicher Güte auch herrühren können. Es sey ihm aber / wie ihm wolle/ so dienet dieses zum wenigsten darzu/ daß/ weilen das Scammonium von den Betrügern offt auß der Wolffs-Milch und anderen gantz giftigen Kräutern (dessen obgemeldter Pomet ein sehr merckliches Exempel l. c. erzehlet) nachmachen/ die Materialisten sich wohl fürsehen und bestreben sollen/ daß sie das rechte und unverfälschte überkommen und führen möchten.

§. 3.

Ingleichen sollen sich rechtschaffene Apothecker angelegen seyn lassen/ immer das Feine / und nicht das Mittelmäsige Scammonium zu kauffen/ welche beyde Sorten immer bey den Materialisten zu finden find; weiche letztere entweder alt/ verlegen oder schwartz/ schwel / steinicht/ weich und unrein ist/ dergleichen das Smyrnische Scammonium zu seyn pfleget; da hergegen das Aleppische mehr graulicht/ als schwartz/ leicht/ zart/ nicht zu hart seyn / und wann ein wenig davon gebrochen wird/ durchsichtig scheinen muß/ auch sich wie ein Pech gleich zerreiben lässet/ wie Schurtzius in seiner Material- Kammer pag. 80. berichtet. Daß aber einige Materialisten/ als Marxius in der Material- Kammer pag. 181. ja Doct. Schroederus selbsten pag. 243. dieses auch vor eine Probe halten wollen/ daß das rechte Scammonium, wann man ein wenig davon käuet/ einen Milchweisen Schaum geben müsse/ ist sehr gefährlich und betrüglich/ indem dieses mehr eine Anzeige ist/ daß es mit der Wolffs-Milch verfälschet sey / wie Sim. Paulli in Quadrip. Bot. pag. 470. lehret/ absonderlich/ wann es zugleich auff der Zunge brennet. Vielmehr wird die Feine/ so man ein wenig davon leckt/ alsobald blau/ nach Schurtzii Meynung l. c. welches ein gute Anzeigung ist/ absonderlich so man davon auff die Hand speyet und das Pulver graulicht sihet/ auch bitter schmäcket/ wie Pomet c. l. weiteren Unterricht gibt: Welcher zugleich diejenige/ so gantze Beutel voll davon kauffen/ warnet / daß sie Achtung geben/ daß die unterste/ wie die öberste sey/ indem die Morgenländer offter das zusammen gerolte Scammonium mit Kohlen/ Stein/ und dergleichen anfüllen: Andere aber mit dem Colophoniô verfälschen; dahero das Scammonium ein rechtes Auffsehen und Verstand im Kauffen brauchet/ wie Marxius cit. loc. pag. 182. wohl erinnert.

§. 4.

Seine Qualitäten betreffend/ so purgieret es alle wässerichte/ gallicht- und schleimichte Feuchtigkeiten auß dem Leib/ in welchem es einen gewaltigen Auffruhr erreget; weßwegen es auch nicht leicht allein von gewissenhafften Medicis verschrieben/ sondern nur andern gelinderen Purgier-Mitteln pro Stimulo oder zur Beyhülffe gegeben wird; ja es wird nicht einmahl also rohe / sondern/ wann es zuvor corrigiret ist/ gebrauchet/ welches entweder durch einige sauere Säffte/ als Citronen- und Quitten-Safft (dahero das DIAGRYDIUM) oder durch den Schwefel-Rauch / wie in dem SCAMMONIO SULPHURATO zusehen ist/ geschiehet/ welche beyde auch in wenigen Granen andern beygesellet werden. So kan man auch mit dem rectificirten Brandenwein ein EXTRACTUM darauß haben/ dessen [unleserliches Material]x. ohngefehr auß einem Pfund gebracht werden können/ wie der Apothecker VielHeur l. c. pag. 152. auffgezeichnet hat.

§. 5.

Weilen im übrigen einige von eben dem Tithymalo oder Wolffs-Milch/ wormit das Scammonium offt verfälschet wird/ auch ein ander dergleichen Medicament/ so

GUMMI GUTTAE

heisset/ herleiten/ wollen wir dessen auch hier mit wenigem gedencken. Solches ist ein hartes/ doch glattes und Gold-gelbes hartzichtes Gummi/ so einen scharffen und sehr widrigen Geschmack hat und auß Ost-Indien in hohlen Röhren/ wie Würste/ oder in grossen/ wie ein Türckischer Turban herumb gewickelten Stücken/ gebracht wird.

§. 6.

Von was für einem Gewächs aber dieses Gummi herrühre? davon sind von langen Zeiten her viele Meynungen gewesen. Jacob Bontius, ein Indianischer Medicus, schreibet in Not. ad Garc. und in seinem Method. Med. Ind. cap. 9. daß er von der Javanischen Wolffs-Milch herrühre/ welchem nebst andern Mer-

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[384/0430] allwo sie den Safft auß der Wurtzel pressen und nicht an der Sonnen / sondern durch das Feuer aufftrucknen/ indem zuweilen Kohlen darunter gefunden werden/ wie Pomet in Hist. Simpl. pag. 292. in Acht genommen hat. Unterdessen wollen einige gelehrte/ als Ettmüllerus in Comment. Schroeder. pag. 761. Morisson und andere/ zweifflen/ ob das rechte und den Alten so berümbdte Scammonium uns bekandt sey/ indem das gemeine/ so man in den Apothecken findet/ viel schärffer und beissender ist/ wie der Alten/ auch nur zu etlichen Granen und Gersten-Körner schwer purgiret/ da die Alten von dem Ihrigen wohl ein Quint gegeben; dahero Fallopius de Purg. pag. 129. sich auch nicht darein finden kan/ daß/ da er einmahl eine Untze davon gegeben und sie nicht purgiren wollen/ andere von etlichen Granen beweget worden; welches doch von unterschiedlicher Güte auch herrühren können. Es sey ihm aber / wie ihm wolle/ so dienet dieses zum wenigsten darzu/ daß/ weilen das Scammonium von den Betrügern offt auß der Wolffs-Milch und anderen gantz giftigen Kräutern (dessen obgemeldter Pomet ein sehr merckliches Exempel l. c. erzehlet) nachmachen/ die Materialisten sich wohl fürsehen und bestreben sollen/ daß sie das rechte und unverfälschte überkommen und führen möchten. §. 3. Ingleichen sollen sich rechtschaffene Apothecker angelegen seyn lassen/ immer das Feine / und nicht das Mittelmäsige Scammonium zu kauffen/ welche beyde Sorten immer bey den Materialisten zu finden find; weiche letztere entweder alt/ verlegen oder schwartz/ schwel / steinicht/ weich und unrein ist/ dergleichen das Smyrnische Scammonium zu seyn pfleget; da hergegen das Aleppische mehr graulicht/ als schwartz/ leicht/ zart/ nicht zu hart seyn / und wann ein wenig davon gebrochen wird/ durchsichtig scheinen muß/ auch sich wie ein Pech gleich zerreiben lässet/ wie Schurtzius in seiner Material- Kammer pag. 80. berichtet. Daß aber einige Materialisten/ als Marxius in der Material- Kammer pag. 181. ja Doct. Schroederus selbsten pag. 243. dieses auch vor eine Probe halten wollen/ daß das rechte Scammonium, wann man ein wenig davon käuet/ einen Milchweisen Schaum geben müsse/ ist sehr gefährlich und betrüglich/ indem dieses mehr eine Anzeige ist/ daß es mit der Wolffs-Milch verfälschet sey / wie Sim. Paulli in Quadrip. Bot. pag. 470. lehret/ absonderlich/ wann es zugleich auff der Zunge brennet. Vielmehr wird die Feine/ so man ein wenig davon leckt/ alsobald blau/ nach Schurtzii Meynung l. c. welches ein gute Anzeigung ist/ absonderlich so man davon auff die Hand speyet und das Pulver graulicht sihet/ auch bitter schmäcket/ wie Pomet c. l. weiteren Unterricht gibt: Welcher zugleich diejenige/ so gantze Beutel voll davon kauffen/ warnet / daß sie Achtung geben/ daß die unterste/ wie die öberste sey/ indem die Morgenländer offter das zusammen gerolte Scammonium mit Kohlen/ Stein/ und dergleichen anfüllen: Andere aber mit dem Colophoniô verfälschen; dahero das Scammonium ein rechtes Auffsehen und Verstand im Kauffen brauchet/ wie Marxius cit. loc. pag. 182. wohl erinnert. §. 4. Seine Qualitäten betreffend/ so purgieret es alle wässerichte/ gallicht- und schleimichte Feuchtigkeiten auß dem Leib/ in welchem es einen gewaltigen Auffruhr erreget; weßwegen es auch nicht leicht allein von gewissenhafften Medicis verschrieben/ sondern nur andern gelinderen Purgier-Mitteln pro Stimulo oder zur Beyhülffe gegeben wird; ja es wird nicht einmahl also rohe / sondern/ wann es zuvor corrigiret ist/ gebrauchet/ welches entweder durch einige sauere Säffte/ als Citronen- und Quitten-Safft (dahero das DIAGRYDIUM) oder durch den Schwefel-Rauch / wie in dem SCAMMONIO SULPHURATO zusehen ist/ geschiehet/ welche beyde auch in wenigen Granen andern beygesellet werden. So kan man auch mit dem rectificirten Brandenwein ein EXTRACTUM darauß haben/ dessen _ x. ohngefehr auß einem Pfund gebracht werden können/ wie der Apothecker VielHeur l. c. pag. 152. auffgezeichnet hat. §. 5. Weilen im übrigen einige von eben dem Tithymalo oder Wolffs-Milch/ wormit das Scammonium offt verfälschet wird/ auch ein ander dergleichen Medicament/ so GUMMI GUTTAE heisset/ herleiten/ wollen wir dessen auch hier mit wenigem gedencken. Solches ist ein hartes/ doch glattes und Gold-gelbes hartzichtes Gummi/ so einen scharffen und sehr widrigen Geschmack hat und auß Ost-Indien in hohlen Röhren/ wie Würste/ oder in grossen/ wie ein Türckischer Turban herumb gewickelten Stücken/ gebracht wird. §. 6. Von was für einem Gewächs aber dieses Gummi herrühre? davon sind von langen Zeiten her viele Meynungen gewesen. Jacob Bontius, ein Indianischer Medicus, schreibet in Not. ad Garc. und in seinem Method. Med. Ind. cap. 9. daß er von der Javanischen Wolffs-Milch herrühre/ welchem nebst andern Mer-

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  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/430>, abgerufen am 25.11.2024.