Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XXIV. Capitel Von den Tamarin den und Coloquinten.
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§. I. DIe TAMARINDI oder sauere Datteln sind (wie sie zu uns gebracht werden) nichts anderst/ als das inwendige Marck einer Baum-Frucht/ mit vielen Häutlein/ Kernen und Zaseln vermenget / eusserlich schwartz-braun anzusehen und eines angenehmen säuerlichen/ doch etwas schärfflichen Geschmacks: kommen meistens aus Ost-Indien/ von der Insul Madagascar und Ceilon, wiewohlen sie auch in West-Indien zu finden/ wie in des Her nandez Beschreibung von Neu-Spanien und dessen Kräutern lib. 3. cap. 5. zu sehen ist. §. 2. Die Bäume/ worauff sie wachsen/ werden vor eine Art Palmen gehalten und sollen nicht gepflautzet werden/ sondern von sich selbsten häuffig in den Wäldern/ und zwar schön und groß / mit schmalen Blättern gezieret wachsen. Sie tragen weisse Blümlein gleich der Pomerantzen-Blüt/ und nach solchen grüne Schoten oder Hülssen-Früchte/ einer Hand-lang / welche im Anfang grün/ und wann sie reiffen/ braun werden und zwar des Jahrs zweymahl/ wie Erasmus Francisci solches in seinem Ost-Indiamschen Lust-Garten/ Alpinus von den Kräutern m AEgypten Cap. I. auch andere beschrieben haben. §. 3. Wann die Früchte zeitig worden/ samblen sie die Einwohner und lassen sie etwas an der Sonnen trucknen/ ehe sie solche in andere Länder senden: Sollen/ wann sie übereinander liegen/ wie unsere Mispeln taig werden/ weswegen man sie mit Feigen Blättern umbwickelt zu Marckt träget / wie Georg Meister im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 94. berichtet. Sie kommen aber nicht in den gantzen Schoten heraus/ sondern meistens zerquetscht und zerdruckt/ in Fässer eingestampfft/ mit Stengeln/ Kern und Marck. Solcher Tamarinden nun bekommen wir zweyerley Sorten/ eine Gattung braunlicht/ mit vielen Stengeln und kleinen Kernen: die andere gantz schwartz/ nicht viel Stengel habend/ aber mit grossen Kernen verschen. Diese letztere Art ist viel säuerer dann die erste/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 200. in Acht genommen hat. In Senega sollen sie die Schwartzen gar zu Kuchen formiren/ nachdem sie die Kerne und Stiele heraus genommen haben/ welche aber nicht herausser kommen. §. 4. Aus allen werden diejenige Lamarinden vor die beste gehalten/ welche gantz schwartz/ mit Kernen und kleinen langen Faßlen vermischet/ auch durchstchtig sind/ und wann von dasselben ein wenig abgerissen wird/ gleichsam ein wenig Das XXIV. Capitel Von den Tamarin den und Coloquinten.
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§. I. DIe TAMARINDI oder sauere Datteln sind (wie sie zu uns gebracht werden) nichts anderst/ als das inwendige Marck einer Baum-Frucht/ mit vielen Häutlein/ Kernen und Zaseln vermenget / eusserlich schwartz-braun anzusehen und eines angenehmen säuerlichen/ doch etwas schärfflichen Geschmacks: kommen meistens aus Ost-Indien/ von der Insul Madagascar und Ceilon, wiewohlen sie auch in West-Indien zu finden/ wie in des Her nandez Beschreibung von Neu-Spanien und dessen Kräutern lib. 3. cap. 5. zu sehen ist. §. 2. Die Bäume/ worauff sie wachsen/ werden vor eine Art Palmen gehalten und sollen nicht gepflautzet werden/ sondern von sich selbsten häuffig in den Wäldern/ und zwar schön und groß / mit schmalen Blättern gezieret wachsen. Sie tragen weisse Blümlein gleich der Pomerantzen-Blüt/ und nach solchen grüne Schoten oder Hülssen-Früchte/ einer Hand-lang / welche im Anfang grün/ und wann sie reiffen/ braun werden und zwar des Jahrs zweymahl/ wie Erasmus Francisci solches in seinem Ost-Indiamschen Lust-Garten/ Alpinus von den Kräutern m AEgypten Cap. I. auch andere beschrieben haben. §. 3. Wann die Früchte zeitig worden/ samblen sie die Einwohner und lassen sie etwas an der Sonnen trucknen/ ehe sie solche in andere Länder senden: Sollen/ wann sie übereinander liegen/ wie unsere Mispeln taig werden/ weswegen man sie mit Feigen Blättern umbwickelt zu Marckt träget / wie Georg Meister im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 94. berichtet. Sie kommen aber nicht in den gantzen Schoten heraus/ sondern meistens zerquetscht und zerdruckt/ in Fässer eingestampfft/ mit Stengeln/ Kern und Marck. Solcher Tamarinden nun bekommen wir zweyerley Sorten/ eine Gattung braunlicht/ mit vielen Stengeln und kleinen Kernen: die andere gantz schwartz/ nicht viel Stengel habend/ aber mit grossen Kernen verschen. Diese letztere Art ist viel säuerer dann die erste/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 200. in Acht genommen hat. In Senega sollen sie die Schwartzen gar zu Kuchen formiren/ nachdem sie die Kerne und Stiele heraus genommen haben/ welche aber nicht herausser kommen. §. 4. Aus allen werden diejenige Lamarinden vor die beste gehalten/ welche gantz schwartz/ mit Kernen und kleinen langen Faßlen vermischet/ auch durchstchtig sind/ und wann von dasselben ein wenig abgerissen wird/ gleichsam ein wenig <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0389" n="343"/> </div> <div> <head>Das XXIV. Capitel</head> <p>Von den Tamarin den und Coloquinten.</p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. I.</head> <p>DIe TAMARINDI oder sauere Datteln sind (wie sie zu uns gebracht werden) nichts anderst/ als das inwendige Marck einer Baum-Frucht/ mit vielen Häutlein/ Kernen und Zaseln vermenget / eusserlich schwartz-braun anzusehen und eines angenehmen säuerlichen/ doch etwas schärfflichen Geschmacks: kommen meistens aus Ost-Indien/ von der Insul Madagascar und Ceilon, wiewohlen sie auch in West-Indien zu finden/ wie in des Her nandez Beschreibung von Neu-Spanien und dessen Kräutern lib. 3. cap. 5. zu sehen ist.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Die Bäume/ worauff sie wachsen/ werden vor eine Art Palmen gehalten und sollen nicht gepflautzet werden/ sondern von sich selbsten häuffig in den Wäldern/ und zwar schön und groß / mit schmalen Blättern gezieret wachsen. Sie tragen weisse Blümlein gleich der Pomerantzen-Blüt/ und nach solchen grüne Schoten oder Hülssen-Früchte/ einer Hand-lang / welche im Anfang grün/ und wann sie reiffen/ braun werden und zwar des Jahrs zweymahl/ wie Erasmus Francisci solches in seinem Ost-Indiamschen Lust-Garten/ Alpinus von den Kräutern m AEgypten Cap. I. auch andere beschrieben haben.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Wann die Früchte zeitig worden/ samblen sie die Einwohner und lassen sie etwas an der Sonnen trucknen/ ehe sie solche in andere Länder senden: Sollen/ wann sie übereinander liegen/ wie unsere Mispeln taig werden/ weswegen man sie mit Feigen Blättern umbwickelt zu Marckt träget / wie Georg Meister im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 94. berichtet. Sie kommen aber nicht in den gantzen Schoten heraus/ sondern meistens zerquetscht und zerdruckt/ in Fässer eingestampfft/ mit Stengeln/ Kern und Marck. Solcher Tamarinden nun bekommen wir zweyerley Sorten/ eine Gattung braunlicht/ mit vielen Stengeln und kleinen Kernen: die andere gantz schwartz/ nicht viel Stengel habend/ aber mit grossen Kernen verschen. Diese letztere Art ist viel säuerer dann die erste/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 200. in Acht genommen hat. In Senega sollen sie die Schwartzen gar zu Kuchen formiren/ nachdem sie die Kerne und Stiele heraus genommen haben/ welche aber nicht herausser kommen.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Aus allen werden diejenige Lamarinden vor die beste gehalten/ welche gantz schwartz/ mit Kernen und kleinen langen Faßlen vermischet/ auch durchstchtig sind/ und wann von dasselben ein wenig abgerissen wird/ gleichsam ein wenig </p> </div> </body> </text> </TEI> [343/0389]
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§. I. DIe TAMARINDI oder sauere Datteln sind (wie sie zu uns gebracht werden) nichts anderst/ als das inwendige Marck einer Baum-Frucht/ mit vielen Häutlein/ Kernen und Zaseln vermenget / eusserlich schwartz-braun anzusehen und eines angenehmen säuerlichen/ doch etwas schärfflichen Geschmacks: kommen meistens aus Ost-Indien/ von der Insul Madagascar und Ceilon, wiewohlen sie auch in West-Indien zu finden/ wie in des Her nandez Beschreibung von Neu-Spanien und dessen Kräutern lib. 3. cap. 5. zu sehen ist.
§. 2. Die Bäume/ worauff sie wachsen/ werden vor eine Art Palmen gehalten und sollen nicht gepflautzet werden/ sondern von sich selbsten häuffig in den Wäldern/ und zwar schön und groß / mit schmalen Blättern gezieret wachsen. Sie tragen weisse Blümlein gleich der Pomerantzen-Blüt/ und nach solchen grüne Schoten oder Hülssen-Früchte/ einer Hand-lang / welche im Anfang grün/ und wann sie reiffen/ braun werden und zwar des Jahrs zweymahl/ wie Erasmus Francisci solches in seinem Ost-Indiamschen Lust-Garten/ Alpinus von den Kräutern m AEgypten Cap. I. auch andere beschrieben haben.
§. 3. Wann die Früchte zeitig worden/ samblen sie die Einwohner und lassen sie etwas an der Sonnen trucknen/ ehe sie solche in andere Länder senden: Sollen/ wann sie übereinander liegen/ wie unsere Mispeln taig werden/ weswegen man sie mit Feigen Blättern umbwickelt zu Marckt träget / wie Georg Meister im Ost-Indischen Lust-Gärtner pag. 94. berichtet. Sie kommen aber nicht in den gantzen Schoten heraus/ sondern meistens zerquetscht und zerdruckt/ in Fässer eingestampfft/ mit Stengeln/ Kern und Marck. Solcher Tamarinden nun bekommen wir zweyerley Sorten/ eine Gattung braunlicht/ mit vielen Stengeln und kleinen Kernen: die andere gantz schwartz/ nicht viel Stengel habend/ aber mit grossen Kernen verschen. Diese letztere Art ist viel säuerer dann die erste/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 200. in Acht genommen hat. In Senega sollen sie die Schwartzen gar zu Kuchen formiren/ nachdem sie die Kerne und Stiele heraus genommen haben/ welche aber nicht herausser kommen.
§. 4. Aus allen werden diejenige Lamarinden vor die beste gehalten/ welche gantz schwartz/ mit Kernen und kleinen langen Faßlen vermischet/ auch durchstchtig sind/ und wann von dasselben ein wenig abgerissen wird/ gleichsam ein wenig
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/389>, abgerufen am 23.02.2025. |