Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.einem sehr curiosen und an mich vor diesem geschriebenen Brieff de Sexu Plantarum startlich erwiesen/ welcher in meinen Dissert. Epistolicis zu finden ist. §. 3. Sonsten müssen die Datteln schön groß und vollkommen/ ohne Runtzeln/ außwendig röthlich gelb und inwendig weiß/ vor allen Dingen aber noch frisch/ gantz und nicht zerquetscht / vielweniger Wurm-stickicht seyn/ auch einen guten und Zucker- süsen Geschmack haben. Diejenige so von Tunis kommen/ werden von/ Pomet in Hist. Simpl. pag. 213. vor besser gehalten/ als die andere von Sale, welche viel magerer sind dann die vorige. §. 4. Was den Gebrauch der Datteln anlanget/ so ist derselbe bey den Morgen-Ländern viel grösser als bey uns/ deren sich viele Millionen davon nehren. Ja es soll diese Frucht in Egypten / Syrien/ absonderlich zu Hiericho, so gemein seyn/ daß sich die Säu davon nehren/ wie bey uns mit den Eicheln und Buch- Eckern/ als Hieron. Bock und aus demselben Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 102. gedencken. In Europa bedienet man sich deren wegen ihres linderendes und schleimichten Geschmacks/ gegen die scharffe Flüsse/ welche sie besänfftigen / und werden derowegen gegen den rauhen Halß/ Husten/ Schwind-Sucht und dergleichen in denen Brust- Träncken und Tisanen/ gleich den rochen und schwartzen Brust-Beerlein/ gebrauchet. Gleicher-weiß dienen sie auch gegen die Nieren- und Blasen- Mängel/ so von scharffem Urin entstehen. Sie stillen auch die Leibs- Schmertzen und den Durch- Lauff: stärcken die Frucht der Weiber/ welche doch ihrer nicht zu viel essen sollen/ indem sie schwer zu verdauen sind. Sie kommen auch mit unter eine purgierende Lattwerg/ welche von ihnen Elect. Diaphoenicon. genennet wird/ obwohlen dessen Kräffte mehr dem Turbith, Diagridio und anderen zu zuschreiben sind; besser aber kommen sie unter das Looh de Pino Mes. Ob sie in dem Emplast. Diapalma ein grosses praestiren können/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. §. 5. Einige Materialisten/ als Marxius und Schurtz, gedencken auch eines Palmen- Weins/ von den Indianern Terri. von unsern Gelehrten aber PALMITES genennet wird; welcher doch von einer andern Art Palmen- Bäume/ nemblich Palma Minore herrühret/ und auff diese Manier gesamblet wird: Es haben nemblich die Indianer gewisse Messer und Instrumenten/ wormit sie die un. terste grobe Aeste am Baum ritzen/ und den heraußfliesenden Safft mit angehenckten Schläuchen und Boutellgen auffangen/ wie man bey uns das Bircken-Wasser samblet; welches zu meiner Zeit/ vor etwa 16. Jahren/ der berümbte und Seel. D. Hermanni an der im Horto Medic. Lugdunensi stehenden Palma Minore zeigete: Soll ein sehr lieblicher und stärckender Tranck seyn. §. 6. Ingleichen wird das Palmen-Dehl oder OLEUM PALMAE von einem andern/ oben in der Figur bey gesetzten/ Palmen-Vaum zubereitet/ welcher gewisse Früchte/ in der Grösse eines Eyes träget/ aus deren Kern das Oehl/ wie das Lorbeer-Oehl aus den Baccis Lauri gepresset wird: ist dicklicht/ wie Butter/ gold gelb und wann es noch frisch / riechet es wie Violen. Es muß schön frisch/ eines süssen Geschmacks und guten Geruchs seyn / auch eine schöne gold-gelbe Farb haben/ woran man sehen kan/ ob es noch frisch oder nickt / indem das alte gantz weiß wird. Unterdessen muß man wohl zu sehen/ daß es nicht mit Wachs / Baum- Oehle/ Vtol - Wurtz und Curcum- Mehl nachgekünstelt werde/ welcher Betrug leicht zu entdecken/ wann man es an der freyen Lufft stehen lässet/ da das rechte die Farb verändern wird/ welches an dem falschen und nachgemachten nickt in Acht genommen werden kan. So nimbt auch das rechte/ wann es weiß geworden/ seine vorige Farb wieder an/ wann man es über ein wenig Feuer zergehen lässet/ welches mit dem falschen auch nicht angehet. In Franckreick besänfftiget man die Glieder- Schmertzen/ so von kalten Feuchtigkeiten/ Podagra und dergleichen herrühren/ mit diesem Oehl/ worvon der Franßöische Materialist Pomet vor andern in seiner Histoire de Drogues pag. 214. mit mehrerem zu lesen wäre. §. 7. Weilen im übrigen mit den Datteln und Brust-Beerlein die so genandte SILIQUAE in denen Brust-Schwachheiten offt verschrieben werden/ so kan man solche hier nicht gäntzlich vorbey gehen. Dieselbige bestehen aus langen dunckel- braunen Schoten oder Hülssen / in der Länge eines Fingers und Daumens-breit/ bißweilen strack/ bißweilen krum/ wie ein Horn / weßwegen sie auch Bocks-Hörnlein und Ceratonia genennet werden: haben einen süssen Geschmack / aber keinen sonderlichen Geruch und werden zu Teutsch insgemein einem sehr curiosen und an mich vor diesem geschriebenen Brieff de Sexu Plantarum startlich erwiesen/ welcher in meinen Dissert. Epistolicis zu finden ist. §. 3. Sonsten müssen die Datteln schön groß und vollkommen/ ohne Runtzeln/ außwendig röthlich gelb und inwendig weiß/ vor allen Dingen aber noch frisch/ gantz und nicht zerquetscht / vielweniger Wurm-stickicht seyn/ auch einen guten und Zucker- süsen Geschmack haben. Diejenige so von Tunis kommen/ werden von/ Pomet in Hist. Simpl. pag. 213. vor besser gehalten/ als die andere von Salé, welche viel magerer sind dann die vorige. §. 4. Was den Gebrauch der Datteln anlanget/ so ist derselbe bey den Morgen-Ländern viel grösser als bey uns/ deren sich viele Millionen davon nehren. Ja es soll diese Frucht in Egypten / Syrien/ absonderlich zu Hiericho, so gemein seyn/ daß sich die Säu davon nehren/ wie bey uns mit den Eicheln und Buch- Eckern/ als Hieron. Bock und aus demselben Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 102. gedencken. In Europa bedienet man sich deren wegen ihres linderendes und schleimichten Geschmacks/ gegen die scharffe Flüsse/ welche sie besänfftigen / und werden derowegen gegen den rauhen Halß/ Husten/ Schwind-Sucht und dergleichen in denen Brust- Träncken und Tisanen/ gleich den rochen und schwartzen Brust-Beerlein/ gebrauchet. Gleicher-weiß dienen sie auch gegen die Nieren- und Blasen- Mängel/ so von scharffem Urin entstehen. Sie stillen auch die Leibs- Schmertzen und den Durch- Lauff: stärcken die Frucht der Weiber/ welche doch ihrer nicht zu viel essen sollen/ indem sie schwer zu verdauen sind. Sie kommen auch mit unter eine purgierende Lattwerg/ welche von ihnen Elect. Diaphoenicon. genennet wird/ obwohlen dessen Kräffte mehr dem Turbith, Diagridio und anderen zu zuschreiben sind; besser aber kommen sie unter das Looh de Pino Mes. Ob sie in dem Emplast. Diapalma ein grosses praestiren können/ lasse an seinen Ort gestellet seyn. §. 5. Einige Materialisten/ als Marxius und Schurtz, gedencken auch eines Palmen- Weins/ von den Indianern Terri. von unsern Gelehrten aber PALMITES genennet wird; welcher doch von einer andern Art Palmen- Bäume/ nemblich Palma Minore herrühret/ und auff diese Manier gesamblet wird: Es haben nemblich die Indianer gewisse Messer und Instrumenten/ wormit sie die un. terste grobe Aeste am Baum ritzen/ und den heraußfliesenden Safft mit angehenckten Schläuchen und Boutellgen auffangen/ wie man bey uns das Bircken-Wasser samblet; welches zu meiner Zeit/ vor etwa 16. Jahren/ der berümbte und Seel. D. Hermanni an der im Horto Medic. Lugdunensi stehenden Palma Minore zeigete: Soll ein sehr lieblicher und stärckender Tranck seyn. §. 6. Ingleichen wird das Palmen-Dehl oder OLEUM PALMAE von einem andern/ oben in der Figur bey gesetzten/ Palmen-Vaum zubereitet/ welcher gewisse Früchte/ in der Grösse eines Eyes träget/ aus deren Kern das Oehl/ wie das Lorbeer-Oehl aus den Baccis Lauri gepresset wird: ist dicklicht/ wie Butter/ gold gelb und wann es noch frisch / riechet es wie Violen. Es muß schön frisch/ eines süssen Geschmacks und guten Geruchs seyn / auch eine schöne gold-gelbe Farb haben/ woran man sehen kan/ ob es noch frisch oder nickt / indem das alte gantz weiß wird. Unterdessen muß man wohl zu sehen/ daß es nicht mit Wachs / Baum- Oehle/ Vtol - Wurtz und Curcum- Mehl nachgekünstelt werde/ welcher Betrug leicht zu entdecken/ wann man es an der freyen Lufft stehen lässet/ da das rechte die Farb verändern wird/ welches an dem falschen und nachgemachten nickt in Acht genommen werden kan. So nimbt auch das rechte/ wann es weiß geworden/ seine vorige Farb wieder an/ wann man es über ein wenig Feuer zergehen lässet/ welches mit dem falschen auch nicht angehet. In Franckreick besänfftiget man die Glieder- Schmertzen/ so von kalten Feuchtigkeiten/ Podagra und dergleichen herrühren/ mit diesem Oehl/ worvon der Franßöische Materialist Pomet vor andern in seiner Histoire de Drogues pag. 214. mit mehrerem zu lesen wäre. §. 7. Weilen im übrigen mit den Datteln und Brust-Beerlein die so genandte SILIQUAE in denen Brust-Schwachheiten offt verschrieben werden/ so kan man solche hier nicht gäntzlich vorbey gehen. Dieselbige bestehen aus langen dunckel- braunen Schoten oder Hülssen / in der Länge eines Fingers und Daumens-breit/ bißweilen strack/ bißweilen krum/ wie ein Horn / weßwegen sie auch Bocks-Hörnlein und Ceratonia genennet werden: haben einen süssen Geschmack / aber keinen sonderlichen Geruch und werden zu Teutsch insgemein <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0359" n="313"/> einem sehr curiosen und an mich vor diesem geschriebenen Brieff de Sexu Plantarum startlich erwiesen/ welcher in meinen Dissert. Epistolicis zu finden ist.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Sonsten müssen die Datteln schön groß und vollkommen/ ohne Runtzeln/ außwendig röthlich gelb und inwendig weiß/ vor allen Dingen aber noch frisch/ gantz und nicht zerquetscht / vielweniger Wurm-stickicht seyn/ auch einen guten und Zucker- süsen Geschmack haben. Diejenige so von Tunis kommen/ werden von/ Pomet in Hist. Simpl. pag. 213. vor besser gehalten/ als die andere von Salé, welche viel magerer sind dann die vorige.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Was den Gebrauch der Datteln anlanget/ so ist derselbe bey den Morgen-Ländern viel grösser als bey uns/ deren sich viele Millionen davon nehren. Ja es soll diese Frucht in Egypten / Syrien/ absonderlich zu Hiericho, so gemein seyn/ daß sich die Säu davon nehren/ wie bey uns mit den Eicheln und Buch- Eckern/ als Hieron. Bock und aus demselben Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 102. gedencken. In Europa bedienet man sich deren wegen ihres linderendes und schleimichten Geschmacks/ gegen die scharffe Flüsse/ welche sie besänfftigen / und werden derowegen gegen den rauhen Halß/ Husten/ Schwind-Sucht und dergleichen in denen Brust- Träncken und Tisanen/ gleich den rochen und schwartzen Brust-Beerlein/ gebrauchet. Gleicher-weiß dienen sie auch gegen die Nieren- und Blasen- Mängel/ so von scharffem Urin entstehen. Sie stillen auch die Leibs- Schmertzen und den Durch- Lauff: stärcken die Frucht der Weiber/ welche doch ihrer nicht zu viel essen sollen/ indem sie schwer zu verdauen sind. Sie kommen auch mit unter eine purgierende Lattwerg/ welche von ihnen Elect. Diaphoenicon. genennet wird/ obwohlen dessen Kräffte mehr dem Turbith, Diagridio und anderen zu zuschreiben sind; besser aber kommen sie unter das Looh de Pino Mes. Ob sie in dem Emplast. 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Lugdunensi stehenden Palma Minore zeigete: Soll ein sehr lieblicher und stärckender Tranck seyn.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Ingleichen wird das</p> <p>Palmen-Dehl</p> <p>oder</p> <p> <hi rendition="#k">OLEUM PALMAE</hi> </p> <p>von einem andern/ oben in der Figur bey gesetzten/ Palmen-Vaum zubereitet/ welcher gewisse Früchte/ in der Grösse eines Eyes träget/ aus deren Kern das Oehl/ wie das Lorbeer-Oehl aus den Baccis Lauri gepresset wird: ist dicklicht/ wie Butter/ gold gelb und wann es noch frisch / riechet es wie Violen. Es muß schön frisch/ eines süssen Geschmacks und guten Geruchs seyn / auch eine schöne gold-gelbe Farb haben/ woran man sehen kan/ ob es noch frisch oder nickt / indem das alte gantz weiß wird. Unterdessen muß man wohl zu sehen/ daß es nicht mit Wachs / Baum- Oehle/ Vtol - Wurtz und Curcum- Mehl nachgekünstelt werde/ welcher Betrug leicht zu entdecken/ wann man es an der freyen Lufft stehen lässet/ da das rechte die Farb verändern wird/ welches an dem falschen und nachgemachten nickt in Acht genommen werden kan. So nimbt auch das rechte/ wann es weiß geworden/ seine vorige Farb wieder an/ wann man es über ein wenig Feuer zergehen lässet/ welches mit dem falschen auch nicht angehet. In Franckreick besänfftiget man die Glieder- Schmertzen/ so von kalten Feuchtigkeiten/ Podagra und dergleichen herrühren/ mit diesem Oehl/ worvon der Franßöische Materialist Pomet vor andern in seiner Histoire de Drogues pag. 214. mit mehrerem zu lesen wäre.</p> </div> <div> <head>§. 7.</head> <p>Weilen im übrigen mit den Datteln und Brust-Beerlein die so genandte</p> <p> <hi rendition="#k">SILIQUAE</hi> </p> <p>in denen Brust-Schwachheiten offt verschrieben werden/ so kan man solche hier nicht gäntzlich vorbey gehen. Dieselbige bestehen aus langen dunckel- braunen Schoten oder Hülssen / in der Länge eines Fingers und Daumens-breit/ bißweilen strack/ bißweilen krum/ wie ein Horn / weßwegen sie auch Bocks-Hörnlein und Ceratonia genennet werden: haben einen süssen Geschmack / aber keinen sonderlichen Geruch und werden zu Teutsch insgemein </p> </div> </body> </text> </TEI> [313/0359]
einem sehr curiosen und an mich vor diesem geschriebenen Brieff de Sexu Plantarum startlich erwiesen/ welcher in meinen Dissert. Epistolicis zu finden ist.
§. 3. Sonsten müssen die Datteln schön groß und vollkommen/ ohne Runtzeln/ außwendig röthlich gelb und inwendig weiß/ vor allen Dingen aber noch frisch/ gantz und nicht zerquetscht / vielweniger Wurm-stickicht seyn/ auch einen guten und Zucker- süsen Geschmack haben. Diejenige so von Tunis kommen/ werden von/ Pomet in Hist. Simpl. pag. 213. vor besser gehalten/ als die andere von Salé, welche viel magerer sind dann die vorige.
§. 4. Was den Gebrauch der Datteln anlanget/ so ist derselbe bey den Morgen-Ländern viel grösser als bey uns/ deren sich viele Millionen davon nehren. Ja es soll diese Frucht in Egypten / Syrien/ absonderlich zu Hiericho, so gemein seyn/ daß sich die Säu davon nehren/ wie bey uns mit den Eicheln und Buch- Eckern/ als Hieron. Bock und aus demselben Vielheuer in Beschreibung frembder Materialien pag. 102. gedencken. In Europa bedienet man sich deren wegen ihres linderendes und schleimichten Geschmacks/ gegen die scharffe Flüsse/ welche sie besänfftigen / und werden derowegen gegen den rauhen Halß/ Husten/ Schwind-Sucht und dergleichen in denen Brust- Träncken und Tisanen/ gleich den rochen und schwartzen Brust-Beerlein/ gebrauchet. Gleicher-weiß dienen sie auch gegen die Nieren- und Blasen- Mängel/ so von scharffem Urin entstehen. Sie stillen auch die Leibs- Schmertzen und den Durch- Lauff: stärcken die Frucht der Weiber/ welche doch ihrer nicht zu viel essen sollen/ indem sie schwer zu verdauen sind. Sie kommen auch mit unter eine purgierende Lattwerg/ welche von ihnen Elect. Diaphoenicon. genennet wird/ obwohlen dessen Kräffte mehr dem Turbith, Diagridio und anderen zu zuschreiben sind; besser aber kommen sie unter das Looh de Pino Mes. Ob sie in dem Emplast. Diapalma ein grosses praestiren können/ lasse an seinen Ort gestellet seyn.
§. 5. Einige Materialisten/ als Marxius und Schurtz, gedencken auch eines Palmen- Weins/ von den Indianern Terri. von unsern Gelehrten aber
PALMITES
genennet wird; welcher doch von einer andern Art Palmen- Bäume/ nemblich Palma Minore herrühret/ und auff diese Manier gesamblet wird: Es haben nemblich die Indianer gewisse
Messer und Instrumenten/ wormit sie die un. terste grobe Aeste am Baum ritzen/ und den heraußfliesenden Safft mit angehenckten Schläuchen und Boutellgen auffangen/ wie man bey uns das Bircken-Wasser samblet; welches zu meiner Zeit/ vor etwa 16. Jahren/ der berümbte und Seel. D. Hermanni an der im Horto Medic. Lugdunensi stehenden Palma Minore zeigete: Soll ein sehr lieblicher und stärckender Tranck seyn.
§. 6. Ingleichen wird das
Palmen-Dehl
oder
OLEUM PALMAE
von einem andern/ oben in der Figur bey gesetzten/ Palmen-Vaum zubereitet/ welcher gewisse Früchte/ in der Grösse eines Eyes träget/ aus deren Kern das Oehl/ wie das Lorbeer-Oehl aus den Baccis Lauri gepresset wird: ist dicklicht/ wie Butter/ gold gelb und wann es noch frisch / riechet es wie Violen. Es muß schön frisch/ eines süssen Geschmacks und guten Geruchs seyn / auch eine schöne gold-gelbe Farb haben/ woran man sehen kan/ ob es noch frisch oder nickt / indem das alte gantz weiß wird. Unterdessen muß man wohl zu sehen/ daß es nicht mit Wachs / Baum- Oehle/ Vtol - Wurtz und Curcum- Mehl nachgekünstelt werde/ welcher Betrug leicht zu entdecken/ wann man es an der freyen Lufft stehen lässet/ da das rechte die Farb verändern wird/ welches an dem falschen und nachgemachten nickt in Acht genommen werden kan. So nimbt auch das rechte/ wann es weiß geworden/ seine vorige Farb wieder an/ wann man es über ein wenig Feuer zergehen lässet/ welches mit dem falschen auch nicht angehet. In Franckreick besänfftiget man die Glieder- Schmertzen/ so von kalten Feuchtigkeiten/ Podagra und dergleichen herrühren/ mit diesem Oehl/ worvon der Franßöische Materialist Pomet vor andern in seiner Histoire de Drogues pag. 214. mit mehrerem zu lesen wäre.
§. 7. Weilen im übrigen mit den Datteln und Brust-Beerlein die so genandte
SILIQUAE
in denen Brust-Schwachheiten offt verschrieben werden/ so kan man solche hier nicht gäntzlich vorbey gehen. Dieselbige bestehen aus langen dunckel- braunen Schoten oder Hülssen / in der Länge eines Fingers und Daumens-breit/ bißweilen strack/ bißweilen krum/ wie ein Horn / weßwegen sie auch Bocks-Hörnlein und Ceratonia genennet werden: haben einen süssen Geschmack / aber keinen sonderlichen Geruch und werden zu Teutsch insgemein
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/359>, abgerufen am 04.03.2025. |