Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das VII. Capitel Von den Bemeinen-Nutter- und Königs-Näglem.
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§. 1. DIe gemeine Würtz-Nägelein oder CARYOPHYLLI AROMATICI sind nichts anders/ als ein länglichter Anfang oder Satz der Frucht eines Baums/ wie ein Nagel formiret/ welcher oben vier Spitzlein/ und in deren Mitte einen runden Knopff oder zugeschlossene Blüte hat/ unten auß aber zu gespitzet/ zusammen gedrucket und etwas runtzelicht ist: Von couleur dunckel-braun / eines scharffen aromatischen Geschmacks und sehr annehmlichen Geruchs. Sie werden von der Ost-Indischen Compagnie auß Ost-Indien nach Ambsterdam in das Ost-Indische Kauff-Hauß gebracht / allda/ nebst den andern Gewürtzen außgelesen und ins gantze Reich und andere Länder verschicket/ wie Max. Transsylvanus in Epist. de Moluctis Insulis und Schicsai im Persianischen Kosenthal pag. 117. bezeugen. §. 2. Der Nägel-Baum wächset heut zu Tag meistens auff Amboina in Ost-Indien/ (indem die Malabarische gantz anderst wachsen/ auch keinen Geruch haben/ wie Commelinus in Not. ad Hort. Mal. l. 2. pag. 96. zeuget) ist wie ein Lorbeer-Baum/ doch grösser/ dessen Holtz sich mit dem Buchs-Baum/ die Blätter aber mit den Lorbeer-Blättern vergleichen: blühet erstlich weiß / darnach grün und zuletzt roth; und obgleich die Blüth von dem Regen offt verdorben wird/ so erhohlet sich doch der Baum auff folgenden Sonnen-Schein und bekombt andere Blüth/ dadurch er seine Früchte erlanget/ deren in den Spitzen zu 10. und 20. bey einander sitzen und so dick stehen/ daß wann das Jahr gut (weiches fast alle 3. Jahr geschiehet) mancher Baum 2. Baren, deren jede 625. [unleserliches Material]. hält tragen kan. Vid. Fig. anea. Und weilen die Holländer mit diesem Handel ein grosses gewinnen/ so lassen sie keine andere Nation darzu; weßwegen sie alle Bäume auff den Moluccischen Insuln/ absonderlich Ternaten (wo sonsten die Näglein häuffig und allein von sich selbsten gewachsen) außgerottet und in die Insul Amboina gepflantzet haben/ weilen sie die andere Nationes hier besser zwingen können. §. 3. Die Näglein selbsten sind erstlich weißlichtgrün/ nachmahlen röthlicht/ welche also/ ehe sie reiff und braun werden/ von den Insulairen mit Röhren abgeschmissen und in der Sonnen gedörret werden/ weilen in Ansehung ihres flüchtigen Saltzes die Kräfften an den Zeitigen vergehen und diese bey weitem nicht so scharff und kräfftig sind/ wie die gemeine Würtz-Näglein: werden vom Anfang oder Mittel des Septembr. biß auff den Februar. gesamlet. Wann sie ihnen die schwartze couleur geben/ sollen sie geräuchert werden/ wie Rumphius in seinem Das VII. Capitel Von den Bemeinen–Nutter- und Königs-Näglem.
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§. 1. DIe gemeine Würtz-Nägelein oder CARYOPHYLLI AROMATICI sind nichts anders/ als ein länglichter Anfang oder Satz der Frucht eines Baums/ wie ein Nagel formiret/ welcher oben vier Spitzlein/ und in deren Mitte einen runden Knopff oder zugeschlossene Blüte hat/ unten auß aber zu gespitzet/ zusammen gedrucket und etwas runtzelicht ist: Von couleur dunckel–braun / eines scharffen aromatischen Geschmacks und sehr annehmlichen Geruchs. Sie werden von der Ost-Indischen Compagnie auß Ost–Indien nach Ambsterdam in das Ost-Indische Kauff-Hauß gebracht / allda/ nebst den andern Gewürtzen außgelesen und ins gantze Reich und andere Länder verschicket/ wie Max. Transsylvanus in Epist. de Moluctis Insulis und Schicsai im Persianischen Kosenthal pag. 117. bezeugen. §. 2. Der Nägel-Baum wächset heut zu Tag meistens auff Amboina in Ost–Indien/ (indem die Malabarische gantz anderst wachsen/ auch keinen Geruch haben/ wie Commelinus in Not. ad Hort. Mal. l. 2. pag. 96. zeuget) ist wie ein Lorbeer–Baum/ doch grösser/ dessen Holtz sich mit dem Buchs-Baum/ die Blätter aber mit den Lorbeer-Blättern vergleichen: blühet erstlich weiß / darnach grün und zuletzt roth; und obgleich die Blüth von dem Regen offt verdorben wird/ so erhohlet sich doch der Baum auff folgenden Sonnen-Schein und bekombt andere Blüth/ dadurch er seine Früchte erlanget/ deren in den Spitzen zu 10. und 20. bey einander sitzen und so dick stehen/ daß wann das Jahr gut (weiches fast alle 3. Jahr geschiehet) mancher Baum 2. Baren, deren jede 625. [unleserliches Material]. hält tragen kan. Vid. Fig. anea. Und weilen die Holländer mit diesem Handel ein grosses gewinnen/ so lassen sie keine andere Nation darzu; weßwegen sie alle Bäume auff den Moluccischen Insuln/ absonderlich Ternaten (wo sonsten die Näglein häuffig und allein von sich selbsten gewachsen) außgerottet und in die Insul Amboina gepflantzet haben/ weilen sie die andere Nationes hier besser zwingen können. §. 3. Die Näglein selbsten sind erstlich weißlichtgrün/ nachmahlen röthlicht/ welche also/ ehe sie reiff und braun werden/ von den Insulairen mit Röhren abgeschmissen und in der Sonnen gedörret werden/ weilen in Ansehung ihres flüchtigen Saltzes die Kräfften an den Zeitigen vergehen und diese bey weitem nicht so scharff und kräfftig sind/ wie die gemeine Würtz-Näglein: werden vom Anfang oder Mittel des Septembr. biß auff den Februar. gesamlet. Wann sie ihnen die schwartze couleur geben/ sollen sie geräuchert werden/ wie Rumphius in seinem <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0340" n="294"/> </div> <div> <head>Das VII. 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Transsylvanus in Epist. de Moluctis Insulis und Schicsai im Persianischen Kosenthal pag. 117. bezeugen.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Der Nägel-Baum wächset heut zu Tag meistens auff Amboina in Ost–Indien/ (indem die Malabarische gantz anderst wachsen/ auch keinen Geruch haben/ wie Commelinus in Not. ad Hort. Mal. l. 2. pag. 96. zeuget) ist wie ein Lorbeer–Baum/ doch grösser/ dessen Holtz sich mit dem Buchs-Baum/ die Blätter aber mit den Lorbeer-Blättern vergleichen: blühet erstlich weiß / darnach grün und zuletzt roth; und obgleich die Blüth von dem Regen offt verdorben wird/ so erhohlet sich doch der Baum auff folgenden Sonnen-Schein und bekombt andere Blüth/ dadurch er seine Früchte erlanget/ deren in den Spitzen zu 10. und 20. bey einander sitzen und so dick stehen/ daß wann das Jahr gut (weiches fast alle 3. Jahr geschiehet) mancher Baum 2. Baren, deren jede 625. <gap reason="illegible"/>. hält tragen kan. Vid. Fig. anea. 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Das VII. Capitel Von den Bemeinen–Nutter- und Königs-Näglem.
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§. 1. DIe gemeine Würtz-Nägelein oder CARYOPHYLLI AROMATICI sind nichts anders/ als ein länglichter Anfang oder Satz der Frucht eines Baums/ wie ein Nagel formiret/ welcher oben vier Spitzlein/ und in deren Mitte einen runden Knopff oder zugeschlossene Blüte hat/ unten auß aber zu gespitzet/ zusammen gedrucket und etwas runtzelicht ist: Von couleur dunckel–braun / eines scharffen aromatischen Geschmacks und sehr annehmlichen Geruchs. Sie werden von der Ost-Indischen Compagnie auß Ost–Indien nach Ambsterdam in das Ost-Indische Kauff-Hauß gebracht / allda/ nebst den andern Gewürtzen außgelesen und ins gantze Reich und andere Länder verschicket/ wie Max. Transsylvanus in Epist. de Moluctis Insulis und Schicsai im Persianischen Kosenthal pag. 117. bezeugen.
§. 2. Der Nägel-Baum wächset heut zu Tag meistens auff Amboina in Ost–Indien/ (indem die Malabarische gantz anderst wachsen/ auch keinen Geruch haben/ wie Commelinus in Not. ad Hort. Mal. l. 2. pag. 96. zeuget) ist wie ein Lorbeer–Baum/ doch grösser/ dessen Holtz sich mit dem Buchs-Baum/ die Blätter aber mit den Lorbeer-Blättern vergleichen: blühet erstlich weiß / darnach grün und zuletzt roth; und obgleich die Blüth von dem Regen offt verdorben wird/ so erhohlet sich doch der Baum auff folgenden Sonnen-Schein und bekombt andere Blüth/ dadurch er seine Früchte erlanget/ deren in den Spitzen zu 10. und 20. bey einander sitzen und so dick stehen/ daß wann das Jahr gut (weiches fast alle 3. Jahr geschiehet) mancher Baum 2. Baren, deren jede 625. _ . hält tragen kan. Vid. Fig. anea. Und weilen die Holländer mit diesem Handel ein grosses gewinnen/ so lassen sie keine andere Nation darzu; weßwegen sie alle Bäume auff den Moluccischen Insuln/ absonderlich Ternaten (wo sonsten die Näglein häuffig und allein von sich selbsten gewachsen) außgerottet und in die Insul Amboina gepflantzet haben/ weilen sie die andere Nationes hier besser zwingen können.
§. 3. Die Näglein selbsten sind erstlich weißlichtgrün/ nachmahlen röthlicht/ welche also/ ehe sie reiff und braun werden/ von den Insulairen mit Röhren abgeschmissen und in der Sonnen gedörret werden/ weilen in Ansehung ihres flüchtigen Saltzes die Kräfften an den Zeitigen vergehen und diese bey weitem nicht so scharff und kräfftig sind/ wie die gemeine Würtz-Näglein: werden vom Anfang oder Mittel des Septembr. biß auff den Februar. gesamlet. Wann sie ihnen die schwartze couleur geben/ sollen sie geräuchert werden/ wie Rumphius in seinem
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/340>, abgerufen am 23.02.2025. |