Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das II. Capitel Von dem CAFFE und dessen Yiszbrauch.
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§. I. DAs heutige Tages so gemeine Caffe oder COFFI ist nicht anders/ als der Kern einiger kleiner Nüßlein/ wie Lorbeern anzusehen/ welcher / wie die Bohnen/ auß zwey Theilen bestehet/ so oben gewelbet und unten (wo sie gleichsam eine Furche haben) platt sind: Von couleur braun/ eines mehlichten Geschmacks und wie verbrande Bohnen riechend: Werden auß Persten und Türckey über Massilien und andere Orthen in gantzen Ballen herauß gebracht. §. 2. Diese Früchten kommen von einem frembden Baum/ in der Grösse einer Linden/ welcher immer grün ist und nachdem er auß geblühet hat/ diese Nüßlein träget: Wird von dem Gelehrten Italianischen Grafen Luigi Ferdin. Marsigli in der so genandten Notitia di Constantinopoli Sopra la pianta del Caffe am schönsten beschrieben/ in welchem Buch verschiedene Species abgemahlet werden/ von welchen die vornembste allhier in der grossen Figur zu sehen ist. Weswegen diejenige gantz unrecht dran sind/ welche meynen/ es kämen diese Kerne von einem Krant her und seyen vor eine Art Bohnen zu halten; Welcher Irrthumb daher kommen mag/ weilen die Araber diese Früchte Bun, Buna, Bon oder Ban geheissen/ auch solche den Bohnen an der Figur und Geruch nicht ungleich kommen; wiewohlen der effect und ihre Würckung gantz anders sind. §. 3. Die beste Caffe-Bohnen müssen grünlicht/ frisch und von mittelmäsiger Grösse seyn/ nicht schimlicht riechen/ auch von den harten und hohlen Schalen/ so zuweilen darunter kommen / wohl außerlesen und gesäubert seyn. Wer sie in gantzen Ballen kauffet/ sehe zu/ daß keine Ecke davon naß und feucht sey/ wodurch diese Früchte sobalden anziehen und verderben können. Wer den Caffe germahlen und gebrandt kauffet/ muß sich an gewissenhaffte Leute halten/ dann man leicht betrogen werden kan/ indem einige Bohnen oder Korn zu rösten wissen/ daß es von dem Caffe nicht leicht zu unterscheiden ist. §. 4. Den Gebrauch und Nutzen des Caffe hat Doct. Laurentius Strauss, mein Seel. Antecessor auff hiesiger Universität zu Giessen/ in einer eigenen Disputation auß andern beschrieben/ welche dessen Herr Schwieger-Vatter Seel. D. Joh. Daniel Horst nachmahlen des Schroederi Pharmacopoetae anhängen lassen/ ist auch darauff in England von einem Anonymo unter dem Titul: The Manner of making of Coffee, Tea and Chocolate Englisch herauß gegeben worden: und zeiget obgemeldter Author, daß diese Frucht Das II. Capitel Von dem CAFFE und dessen Yiszbrauch.
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§. I. DAs heutige Tages so gemeine Caffe oder COFFI ist nicht anders/ als der Kern einiger kleiner Nüßlein/ wie Lorbeern anzusehen/ welcher / wie die Bohnen/ auß zwey Theilen bestehet/ so oben gewelbet und unten (wo sie gleichsam eine Furche haben) platt sind: Von couleur braun/ eines mehlichten Geschmacks und wie verbrande Bohnen riechend: Werden auß Persten und Türckey über Massilien und andere Orthen in gantzen Ballen herauß gebracht. §. 2. Diese Früchten kommen von einem frembden Baum/ in der Grösse einer Linden/ welcher immer grün ist und nachdem er auß geblühet hat/ diese Nüßlein träget: Wird von dem Gelehrten Italianischen Grafen Luigi Ferdin. Marsigli in der so genandten Notitia di Constantinopoli Sopra la pianta del Caffe am schönsten beschrieben/ in welchem Buch verschiedene Species abgemahlet werden/ von welchen die vornembste allhier in der grossen Figur zu sehen ist. Weswegen diejenige gantz unrecht dran sind/ welche meynen/ es kämen diese Kerne von einem Krant her und seyen vor eine Art Bohnen zu halten; Welcher Irrthumb daher kommen mag/ weilen die Araber diese Früchte Bun, Buna, Bon oder Ban geheissen/ auch solche den Bohnen an der Figur und Geruch nicht ungleich kommen; wiewohlen der effect und ihre Würckung gantz anders sind. §. 3. Die beste Caffe-Bohnen müssen grünlicht/ frisch und von mittelmäsiger Grösse seyn/ nicht schimlicht riechen/ auch von den harten und hohlen Schalen/ so zuweilen darunter kommen / wohl außerlesen und gesäubert seyn. Wer sie in gantzen Ballen kauffet/ sehe zu/ daß keine Ecke davon naß und feucht sey/ wodurch diese Früchte sobalden anziehen und verderben können. Wer den Caffe germahlen und gebrandt kauffet/ muß sich an gewissenhaffte Leute halten/ dann man leicht betrogen werden kan/ indem einige Bohnen oder Korn zu rösten wissen/ daß es von dem Caffe nicht leicht zu unterscheiden ist. §. 4. Den Gebrauch und Nutzen des Caffe hat Doct. Laurentius Strauss, mein Seel. Antecessor auff hiesiger Universität zu Giessen/ in einer eigenen Disputation auß andern beschrieben/ welche dessen Herr Schwieger-Vatter Seel. D. Joh. Daniel Horst nachmahlen des Schroederi Pharmacopoetae anhängen lassen/ ist auch darauff in England von einem Anonymo unter dem Titul: The Manner of making of Coffée, Tea and Chocolate Englisch herauß gegeben worden: und zeiget obgemeldter Author, daß diese Frucht <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0328" n="282"/> </div> <div> <head>Das II. Capitel</head> <p>Von dem <hi rendition="#k">CAFFE</hi> und dessen Yiszbrauch.</p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. 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Weswegen diejenige gantz unrecht dran sind/ welche meynen/ es kämen diese Kerne von einem Krant her und seyen vor eine Art Bohnen zu halten; Welcher Irrthumb daher kommen mag/ weilen die Araber diese Früchte Bun, Buna, Bon oder Ban geheissen/ auch solche den Bohnen an der Figur und Geruch nicht ungleich kommen; wiewohlen der effect und ihre Würckung gantz anders sind.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Die beste Caffe-Bohnen müssen grünlicht/ frisch und von mittelmäsiger Grösse seyn/ nicht schimlicht riechen/ auch von den harten und hohlen Schalen/ so zuweilen darunter kommen / wohl außerlesen und gesäubert seyn. Wer sie in gantzen Ballen kauffet/ sehe zu/ daß keine Ecke davon naß und feucht sey/ wodurch diese Früchte sobalden anziehen und verderben können. 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§. I. DAs heutige Tages so gemeine Caffe
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COFFI
ist nicht anders/ als der Kern einiger kleiner Nüßlein/ wie Lorbeern anzusehen/ welcher / wie die Bohnen/ auß zwey Theilen bestehet/ so oben gewelbet und unten (wo sie gleichsam eine Furche haben) platt sind: Von couleur braun/ eines mehlichten Geschmacks und wie verbrande Bohnen riechend: Werden auß Persten und Türckey über Massilien und andere Orthen in gantzen Ballen herauß gebracht.
§. 2. Diese Früchten kommen von einem frembden Baum/ in der Grösse einer Linden/ welcher immer grün ist und nachdem er auß geblühet hat/ diese Nüßlein träget: Wird von dem Gelehrten Italianischen Grafen Luigi Ferdin. Marsigli in der so genandten Notitia di Constantinopoli Sopra la pianta del Caffe am schönsten beschrieben/ in welchem Buch verschiedene Species abgemahlet werden/ von welchen die vornembste allhier in der grossen Figur zu sehen ist. Weswegen diejenige gantz unrecht dran sind/ welche meynen/ es kämen diese Kerne von einem Krant her und seyen vor eine Art Bohnen zu halten; Welcher Irrthumb daher kommen mag/ weilen die Araber diese Früchte Bun, Buna, Bon oder Ban geheissen/ auch solche den Bohnen an der Figur und Geruch nicht ungleich kommen; wiewohlen der effect und ihre Würckung gantz anders sind.
§. 3. Die beste Caffe-Bohnen müssen grünlicht/ frisch und von mittelmäsiger Grösse seyn/ nicht schimlicht riechen/ auch von den harten und hohlen Schalen/ so zuweilen darunter kommen / wohl außerlesen und gesäubert seyn. Wer sie in gantzen Ballen kauffet/ sehe zu/ daß keine Ecke davon naß und feucht sey/ wodurch diese Früchte sobalden anziehen und verderben können. Wer den Caffe germahlen und gebrandt kauffet/ muß sich an gewissenhaffte Leute halten/ dann man leicht betrogen werden kan/ indem einige Bohnen oder Korn zu rösten wissen/ daß es von dem Caffe nicht leicht zu unterscheiden ist.
§. 4. Den Gebrauch und Nutzen des Caffe hat Doct. Laurentius Strauss, mein Seel. Antecessor auff hiesiger Universität zu Giessen/ in einer eigenen Disputation auß andern beschrieben/ welche dessen Herr Schwieger-Vatter Seel. D. Joh. Daniel Horst nachmahlen des Schroederi Pharmacopoetae anhängen lassen/ ist auch darauff in England von einem Anonymo unter dem Titul: The Manner of making of Coffée, Tea and Chocolate Englisch herauß gegeben worden: und zeiget obgemeldter Author, daß diese Frucht
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/328>, abgerufen am 16.02.2025. |