Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite
Das X. Capitel

Von dem Tamarißken-Holtz.

[Abbildung]

§. 1.

DAs Tamarißken-Holtz oder LIGNUM TAMARISCI ist ein sowohl in-als außwendig weisses Holtz / ohne sonderlichen Geschmack und Geruch/ muß mit der gelben Schelffe (darinnen die Krafft meistens stecket) noch umbgeben/ doch aber von der eussersten braunen Schelffen gesäubert seyn: kommet meistens aus der Provintz Languedoc in Franckreich/ wo es häuffig wächset; obwohlen es am Rheinstrom/ nahe an Straßburg/ und noch mehr oberhalb Schwaben/ gegen Lindau zu/ auch soll zu finden seyn/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 203. berichtet.

§. 2.

Der Baum dieses Holtz/ TAMARISCUS genandt/ wächset langsam über eines Mannes Höhe/ hat kleine schmale Blätter/ dem Seven-Baum oder dem Baum deß Lebens nicht sehr ungleich/ trägt schwartze Trauben-förmige Früchten und Rinde auch viele in Woll bekleidete Saamen-Körner.

§. 3.

Was den Gebrauch des Holtzes anlanget/ so wird es als ein sonderliches Mittel vor alle Miltz-Beschwerung gehalten/ dessen Verstopffungen es eröffnen und das allda gesteckte schwartze Geblüt/ oder schwartze Gall zertheilen soll; weßwegen man auch vor dergleichen Patienten kleine Fäßlein/ Becher/ und dergleichen aus diesem Holtz drehen lässet/ daß sie ihr ordentlich Getränck darin infundiren und daraus trincken. Andere machen gar Löffel und anders Zeug vor dieselbe daraus. Es dienet auch zur Krätz/ schwartzen Gelbsucht und andere dergleichen affecten.

§. 4.

Viele halten mehr von den Schalen oder

CORTICIBUS TAMARISCI

welche an statt des Holtzes in vielen Apothecken zu finden sind: werden theils von dem Holtz / theils von der Wurtzel geschälet/ wie bey Hoffmanno in Clav. Schroed. pag. 558. zu sehen ist. Diese Schalen sind mittelmäsiger-Dicke/ außwendig grau-braun/ inwendig röthlich/ eines scharffen/ etwas bittern und anhaltenden Geschmacks: werden nicht allein in eben den obberührten Miltz-Affecten gerühmet/ sondern sollen auch den Harn und Stein treiben/ die Nieren und das Geblüt reinigen/ und an der Krafft mit den Eschen-Rinden sehr übereinkommen / weßwegen sie auch in Träncken und andern Artzneyen offters mit einander verschrieben werden / wie bey Ettmüllero in Comment. ad Schroeder. pag. 670. zu sehen/ welcher in eben diesem Buch pag. 655. diese Rinde auch in den Flüssen rühmet/ wo sie

Das X. Capitel

Von dem Tamarißken-Holtz.

[Abbildung]

§. 1.

DAs Tamarißken-Holtz oder LIGNUM TAMARISCI ist ein sowohl in-als außwendig weisses Holtz / ohne sonderlichen Geschmack und Geruch/ muß mit der gelben Schelffe (darinnen die Krafft meistens stecket) noch umbgeben/ doch aber von der eussersten braunen Schelffen gesäubert seyn: kommet meistens aus der Provintz Languedoc in Franckreich/ wo es häuffig wächset; obwohlen es am Rheinstrom/ nahe an Straßburg/ und noch mehr oberhalb Schwaben/ gegen Lindau zu/ auch soll zu finden seyn/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 203. berichtet.

§. 2.

Der Baum dieses Holtz/ TAMARISCUS genandt/ wächset langsam über eines Mannes Höhe/ hat kleine schmale Blätter/ dem Seven-Baum oder dem Baum deß Lebens nicht sehr ungleich/ trägt schwartze Trauben-förmige Früchten und Rinde auch viele in Woll bekleidete Saamen-Körner.

§. 3.

Was den Gebrauch des Holtzes anlanget/ so wird es als ein sonderliches Mittel vor alle Miltz-Beschwerung gehalten/ dessen Verstopffungen es eröffnen und das allda gesteckte schwartze Geblüt/ oder schwartze Gall zertheilen soll; weßwegen man auch vor dergleichen Patienten kleine Fäßlein/ Becher/ und dergleichen aus diesem Holtz drehen lässet/ daß sie ihr ordentlich Getränck darin infundiren und daraus trincken. Andere machen gar Löffel und anders Zeug vor dieselbe daraus. Es dienet auch zur Krätz/ schwartzen Gelbsucht und andere dergleichen affecten.

§. 4.

Viele halten mehr von den Schalen oder

CORTICIBUS TAMARISCI

welche an statt des Holtzes in vielen Apothecken zu finden sind: werden theils von dem Holtz / theils von der Wurtzel geschälet/ wie bey Hoffmanno in Clav. Schroed. pag. 558. zu sehen ist. Diese Schalen sind mittelmäsiger-Dicke/ außwendig grau-braun/ inwendig röthlich/ eines scharffen/ etwas bittern und anhaltenden Geschmacks: werden nicht allein in eben den obberührten Miltz-Affecten gerühmet/ sondern sollen auch den Harn und Stein treiben/ die Nieren und das Geblüt reinigen/ und an der Krafft mit den Eschen-Rinden sehr übereinkommen / weßwegen sie auch in Träncken und andern Artzneyen offters mit einander verschrieben werden / wie bey Ettmüllero in Comment. ad Schroeder. pag. 670. zu sehen/ welcher in eben diesem Buch pag. 655. diese Rinde auch in den Flüssen rühmet/ wo sie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0312" n="266"/>
      </div>
      <div>
        <head>Das X. Capitel</head>
        <p> <hi rendition="#b">Von dem Tamarißken-Holtz.</hi> </p>
        <p>
          <figure/>
        </p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 1.</head>
        <p>DAs Tamarißken-Holtz oder LIGNUM TAMARISCI ist ein sowohl in-als außwendig weisses Holtz /       ohne sonderlichen Geschmack und Geruch/ muß mit der gelben Schelffe (darinnen die Krafft       meistens stecket) noch umbgeben/ doch aber von der eussersten braunen Schelffen gesäubert       seyn: kommet meistens aus der Provintz Languedoc in Franckreich/ wo es häuffig wächset;       obwohlen es am Rheinstrom/ nahe an Straßburg/ und noch mehr oberhalb Schwaben/ gegen Lindau       zu/ auch soll zu finden seyn/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 203. berichtet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 2.</head>
        <p>Der Baum dieses Holtz/ TAMARISCUS genandt/ wächset langsam über eines Mannes Höhe/ hat       kleine schmale Blätter/ dem Seven-Baum oder dem Baum deß Lebens nicht sehr ungleich/ trägt       schwartze Trauben-förmige Früchten und Rinde auch viele in Woll bekleidete Saamen-Körner.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p>Was den Gebrauch des Holtzes anlanget/ so wird es als ein sonderliches Mittel vor alle       Miltz-Beschwerung gehalten/ dessen Verstopffungen es eröffnen und das allda gesteckte       schwartze Geblüt/ oder schwartze Gall zertheilen soll; weßwegen man auch vor dergleichen       Patienten kleine Fäßlein/ Becher/ und dergleichen aus diesem Holtz drehen lässet/ daß sie       ihr ordentlich Getränck darin infundiren und daraus trincken. Andere machen gar Löffel und       anders Zeug vor dieselbe daraus. Es dienet auch zur Krätz/ schwartzen Gelbsucht und andere       dergleichen affecten.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Viele halten mehr von den Schalen oder</p>
        <p> <hi rendition="#k">CORTICIBUS TAMARISCI</hi> </p>
        <p>welche an statt des Holtzes in vielen Apothecken zu finden sind: werden theils von dem Holtz      / theils von der Wurtzel geschälet/ wie bey Hoffmanno in Clav. Schroed. pag. 558. zu sehen       ist. Diese Schalen sind mittelmäsiger-Dicke/ außwendig grau-braun/ inwendig röthlich/ eines       scharffen/ etwas bittern und anhaltenden Geschmacks: werden nicht allein in eben den       obberührten Miltz-Affecten gerühmet/ sondern sollen auch den Harn und Stein treiben/ die       Nieren und das Geblüt reinigen/ und an der Krafft mit den Eschen-Rinden sehr übereinkommen /       weßwegen sie auch in Träncken und andern Artzneyen offters mit einander verschrieben werden /       wie bey Ettmüllero in Comment. ad Schroeder. pag. 670. zu sehen/ welcher in eben diesem Buch       pag. 655. diese Rinde auch in den Flüssen rühmet/ wo sie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0312] Das X. Capitel Von dem Tamarißken-Holtz. [Abbildung] §. 1. DAs Tamarißken-Holtz oder LIGNUM TAMARISCI ist ein sowohl in-als außwendig weisses Holtz / ohne sonderlichen Geschmack und Geruch/ muß mit der gelben Schelffe (darinnen die Krafft meistens stecket) noch umbgeben/ doch aber von der eussersten braunen Schelffen gesäubert seyn: kommet meistens aus der Provintz Languedoc in Franckreich/ wo es häuffig wächset; obwohlen es am Rheinstrom/ nahe an Straßburg/ und noch mehr oberhalb Schwaben/ gegen Lindau zu/ auch soll zu finden seyn/ wie Marxius in seiner Material-Kammer pag. 203. berichtet. §. 2. Der Baum dieses Holtz/ TAMARISCUS genandt/ wächset langsam über eines Mannes Höhe/ hat kleine schmale Blätter/ dem Seven-Baum oder dem Baum deß Lebens nicht sehr ungleich/ trägt schwartze Trauben-förmige Früchten und Rinde auch viele in Woll bekleidete Saamen-Körner. §. 3. Was den Gebrauch des Holtzes anlanget/ so wird es als ein sonderliches Mittel vor alle Miltz-Beschwerung gehalten/ dessen Verstopffungen es eröffnen und das allda gesteckte schwartze Geblüt/ oder schwartze Gall zertheilen soll; weßwegen man auch vor dergleichen Patienten kleine Fäßlein/ Becher/ und dergleichen aus diesem Holtz drehen lässet/ daß sie ihr ordentlich Getränck darin infundiren und daraus trincken. Andere machen gar Löffel und anders Zeug vor dieselbe daraus. Es dienet auch zur Krätz/ schwartzen Gelbsucht und andere dergleichen affecten. §. 4. Viele halten mehr von den Schalen oder CORTICIBUS TAMARISCI welche an statt des Holtzes in vielen Apothecken zu finden sind: werden theils von dem Holtz / theils von der Wurtzel geschälet/ wie bey Hoffmanno in Clav. Schroed. pag. 558. zu sehen ist. Diese Schalen sind mittelmäsiger-Dicke/ außwendig grau-braun/ inwendig röthlich/ eines scharffen/ etwas bittern und anhaltenden Geschmacks: werden nicht allein in eben den obberührten Miltz-Affecten gerühmet/ sondern sollen auch den Harn und Stein treiben/ die Nieren und das Geblüt reinigen/ und an der Krafft mit den Eschen-Rinden sehr übereinkommen / weßwegen sie auch in Träncken und andern Artzneyen offters mit einander verschrieben werden / wie bey Ettmüllero in Comment. ad Schroeder. pag. 670. zu sehen/ welcher in eben diesem Buch pag. 655. diese Rinde auch in den Flüssen rühmet/ wo sie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/312
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/312>, abgerufen am 25.11.2024.