Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.grauer MOSCOVADE, Frantzöisch Moscovade grise ou Sucre des Isles non attere genennet/ und ist gleichsam das Fundament und diejenige materie, auß welcher alle andere Sorten des Zuckers gemacht werden: Muß weiß-grau trucken/ nicht fett und schmiericht seyn/ auch soviel möglich nicht nach dem Brand und Feur schmäcken/ soll er anders gut seyn. Wird also roh nicht viel gebraucht/ ob er wohl zu dem syrupisiren und rothen Confituren nicht untauglich ist. §. 7. Auß diesem Moscovade wird nachmahlen der so genandte CASSONAD-Zucker sonsten auch CASTONADA und Cassaun-Zucker genandt/ zubereitet/ welches Wort einige daher deriviren/ weilen dieser Zucker gemeiniglich in Kasten überbracht wird: welches doch nicht allemahl geschiehet/ indem fast eben soviel in kleinen Tonnen ankommet/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 2. pag. 96. bezeuget. Andere heissen ihn Farin-Zucker/ weilen er nicht an Hüten/ sondern grossen und kleinen Stücker kommet. Die Frantzosen nennen ihn auch Sucre des Isles attere, zum Unterschied des vorigen. Seine Zubereitung bestehet darin/ daß sie den Moscovade Zucker abermahl zerlassen/ wohl läutern/ durch ein Tuch seyhen/ und wann er wider zum Flug gekocht/ in die Formen giessen/ auch wie mit dem vorigen/ wieder verfahren. Wann alsdann der Syrup abgeflossen/ so thun sie eines Zolls dick weise Erde oder mit Wasser angefeuchtete Kreyde darauff/ damit das Wasser sich durch den Zucker ziehe und was noch unsaubers darinnen ist/ mit sich nehme. Sobald nun alles ab- und durchgeflossen/ thut man den Zucker auß den Formen und theilet ihn in drey Theile/ welche von den Americanern also sortiret werden/ daß sie den untersten Theil allein/ den mittelsten auch allein/ und das oberste auch a part legen/ welcher letztere der schlechte ist. Wann auch dieses geschehen/ so breiten sie alles auff grosse Tücher/ lassen es vollends an der Lufft außtrucknen und schlagen es nachmahlen in Kasten und Tonnen/ worinnen sie uns gebracht werden Der allerbeste Cassanade aber komt auß Brasilien/ welcher schön weiß/ trucken/ eines guten Geschmacks ist/ und gleich nach Violen riechen muß/ dergleichen der unterste Theil zu seyn pfleget. Er wird von den Conditern und Confiturirern sehr gebraucht/ weilen er sich nicht so balden candisiret / und die Confituren schön weiß davon werden/ auch sich besser haltenlassen. §. 8. Zu wissen aber ist/ daß auch ein gut Theil von dem Moscowade clarificirt und zu Hüte gegossen in blau Papier herauß gebracht werde/ welchen die Frantzosen Sucre de sept livres oder den Sieben-Pfund-Zucker nennen/ wiewohl ihm solcher Nahme nicht so gar wohl zukommet / indem diese Hüte gemeiniglich 12. Pfund wiegen/ wie Mons. Pomet. l. c. selbsten bekennet: Gleichwie die Holländer dergleichen grosse Hüte an statt des Papiers in Palmen-Blättern verschicken/ welche auch Sucre de palme oder Palm-Zucker genennet werden. Unterdessen werden auch von diesen verschiedene Sorten gefunden/ nach dem sie recht weiß oder auch Flecken oben haben: Ist eine Waar vor die gemeine Leut/ dann er nicht so kostbar und doch viel süsser machr / als der kostbahre/ indem fast jederman bekandt/ daß jemehr der Zucker rafiniret werde/ je mehr er an Süssigkeit verliehre. §. 9. Auß diesen obgesetzten Zuckern werden nachmahlen durch wiederhohltes rafiniren die kleinere Zucker-Hüte verfertiget und in 2. 3. 4. biß 6. Pfündige sortiret. Je kleiner die Hüte sind/ je besser der Zucker ist/ und wird der allerfeineste von den Frantzosen Sucre Royal genennet / nach welchem der Demy-Royal, welches bey uns die beste Canarien-Zucker sind. Die andere werden bey uns Refinat genennet und haben wieder verschiedene Sorten. Es wird nunmehr in Holland / Hamburg und dergleichen Orthen auch viel Zucker refiniret/ und findet sich der Hamburger viel härter als der Amsterdammer: so ist er auch viel weiser als der Italianische/ weßwegen er auch mehr aestimirt wird; dann je härter und weiser der Zucker ist/ je besser er ist/ absonderlich wann er zugleich dicht/ gläntzet und gleichsam wie ein Glaß klingt/ so man mit den Fingern daran schläget. §. 10. Sonsten pfleget man den Zucker auch nach den Orten/ woher er kommet/ zu unterscheiden / nach welchen I. SACCHARUM MADERIENSE oder der Madery-Zucker den Vorzug hat/ und also von der Insul Madera, worauß er kommet / genennet wird: ist der beste und feineste Zucker/ welcher noch über den Canarien-Zucker ist / aber langsam an uns kommet. Diesem kommet II. SACCHARUM CANARIENSE oder der Canarien-Zucker sehr nah/ dessen doch die Specerey-Händler auch verschiedene Sorten haben: wird von den Canarien-Insuln so genennet/ obwohlen nicht zu zweifflen/ daß sie auch andern Zucker also zubereiten können. Also hat man auch III. SACCHARUM MELITENSE grauer MOSCOVADE, Frantzöisch Moscovade grise ou Sucre des Isles non atteré genennet/ und ist gleichsam das Fundament und diejenige materie, auß welcher alle andere Sorten des Zuckers gemacht werden: Muß weiß-grau trucken/ nicht fett und schmiericht seyn/ auch soviel möglich nicht nach dem Brand und Feur schmäcken/ soll er anders gut seyn. Wird also roh nicht viel gebraucht/ ob er wohl zu dem syrupisiren und rothen Confituren nicht untauglich ist. §. 7. Auß diesem Moscovade wird nachmahlen der so genandte CASSONAD-Zucker sonsten auch CASTONADA und Cassaun-Zucker genandt/ zubereitet/ welches Wort einige daher deriviren/ weilen dieser Zucker gemeiniglich in Kasten überbracht wird: welches doch nicht allemahl geschiehet/ indem fast eben soviel in kleinen Tonnen ankommet/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 2. pag. 96. bezeuget. Andere heissen ihn Farin-Zucker/ weilen er nicht an Hüten/ sondern grossen und kleinen Stücker kommet. Die Frantzosen nennen ihn auch Sucre des Isles atteré, zum Unterschied des vorigen. Seine Zubereitung bestehet darin/ daß sie den Moscovade Zucker abermahl zerlassen/ wohl läutern/ durch ein Tuch seyhen/ und wann er wider zum Flug gekocht/ in die Formen giessen/ auch wie mit dem vorigen/ wieder verfahren. Wann alsdann der Syrup abgeflossen/ so thun sie eines Zolls dick weise Erde oder mit Wasser angefeuchtete Kreyde darauff/ damit das Wasser sich durch den Zucker ziehe und was noch unsaubers darinnen ist/ mit sich nehme. Sobald nun alles ab- und durchgeflossen/ thut man den Zucker auß den Formen und theilet ihn in drey Theile/ welche von den Americanern also sortiret werden/ daß sie den untersten Theil allein/ den mittelsten auch allein/ und das oberste auch à part legen/ welcher letztere der schlechte ist. Wann auch dieses geschehen/ so breiten sie alles auff grosse Tücher/ lassen es vollends an der Lufft außtrucknen und schlagen es nachmahlen in Kasten und Tonnen/ worinnen sie uns gebracht werden Der allerbeste Cassanade aber komt auß Brasilien/ welcher schön weiß/ trucken/ eines guten Geschmacks ist/ und gleich nach Violen riechen muß/ dergleichen der unterste Theil zu seyn pfleget. Er wird von den Conditern und Confiturirern sehr gebraucht/ weilen er sich nicht so balden candisiret / und die Confituren schön weiß davon werden/ auch sich besser haltenlassen. §. 8. Zu wissen aber ist/ daß auch ein gut Theil von dem Moscowade clarificirt und zu Hüte gegossen in blau Papier herauß gebracht werde/ welchen die Frantzosen Sucre de sept livres oder den Sieben-Pfund-Zucker nennen/ wiewohl ihm solcher Nahme nicht so gar wohl zukommet / indem diese Hüte gemeiniglich 12. Pfund wiegen/ wie Mons. Pomet. l. c. selbsten bekennet: Gleichwie die Holländer dergleichen grosse Hüte an statt des Papiers in Palmen-Blättern verschicken/ welche auch Sucre de palme oder Palm-Zucker genennet werden. Unterdessen werden auch von diesen verschiedene Sorten gefunden/ nach dem sie recht weiß oder auch Flecken oben haben: Ist eine Waar vor die gemeine Leut/ dann er nicht so kostbar und doch viel süsser machr / als der kostbahre/ indem fast jederman bekandt/ daß jemehr der Zucker rafiniret werde/ je mehr er an Süssigkeit verliehre. §. 9. Auß diesen obgesetzten Zuckern werden nachmahlen durch wiederhohltes rafiniren die kleinere Zucker-Hüte verfertiget und in 2. 3. 4. biß 6. Pfündige sortiret. Je kleiner die Hüte sind/ je besser der Zucker ist/ und wird der allerfeineste von den Frantzosen Sucre Royal genennet / nach welchem der Demy-Royal, welches bey uns die beste Canarien-Zucker sind. Die andere werden bey uns Refinat genennet und haben wieder verschiedene Sorten. Es wird nunmehr in Holland / Hamburg und dergleichen Orthen auch viel Zucker refiniret/ und findet sich der Hamburger viel härter als der Amsterdammer: so ist er auch viel weiser als der Italianische/ weßwegen er auch mehr aestimirt wird; dann je härter und weiser der Zucker ist/ je besser er ist/ absonderlich wann er zugleich dicht/ gläntzet und gleichsam wie ein Glaß klingt/ so man mit den Fingern daran schläget. §. 10. Sonsten pfleget man den Zucker auch nach den Orten/ woher er kommet/ zu unterscheiden / nach welchen I. SACCHARUM MADERIENSE oder der Madery-Zucker den Vorzug hat/ und also von der Insul Madera, worauß er kommet / genennet wird: ist der beste und feineste Zucker/ welcher noch über den Canarien-Zucker ist / aber langsam an uns kommet. Diesem kommet II. SACCHARUM CANARIENSE oder der Canarien-Zucker sehr nah/ dessen doch die Specerey-Händler auch verschiedene Sorten haben: wird von den Canarien-Insuln so genennet/ obwohlen nicht zu zweifflen/ daß sie auch andern Zucker also zubereiten können. Also hat man auch III. SACCHARUM MELITENSE <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0289" n="243"/> grauer MOSCOVADE, Frantzöisch Moscovade grise ou Sucre des Isles non atteré genennet/ und ist gleichsam das Fundament und diejenige materie, auß welcher alle andere Sorten des Zuckers gemacht werden: Muß weiß-grau trucken/ nicht fett und schmiericht seyn/ auch soviel möglich nicht nach dem Brand und Feur schmäcken/ soll er anders gut seyn. 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Wann alsdann der Syrup abgeflossen/ so thun sie eines Zolls dick weise Erde oder mit Wasser angefeuchtete Kreyde darauff/ damit das Wasser sich durch den Zucker ziehe und was noch unsaubers darinnen ist/ mit sich nehme. Sobald nun alles ab- und durchgeflossen/ thut man den Zucker auß den Formen und theilet ihn in drey Theile/ welche von den Americanern also sortiret werden/ daß sie den untersten Theil allein/ den mittelsten auch allein/ und das oberste auch à part legen/ welcher letztere der schlechte ist. Wann auch dieses geschehen/ so breiten sie alles auff grosse Tücher/ lassen es vollends an der Lufft außtrucknen und schlagen es nachmahlen in Kasten und Tonnen/ worinnen sie uns gebracht werden Der allerbeste Cassanade aber komt auß Brasilien/ welcher schön weiß/ trucken/ eines guten Geschmacks ist/ und gleich nach Violen riechen muß/ dergleichen der unterste Theil zu seyn pfleget. Er wird von den Conditern und Confiturirern sehr gebraucht/ weilen er sich nicht so balden candisiret / und die Confituren schön weiß davon werden/ auch sich besser haltenlassen.</p> </div> <div> <head>§. 8.</head> <p>Zu wissen aber ist/ daß auch ein gut Theil von dem Moscowade clarificirt und zu Hüte gegossen in blau Papier herauß gebracht werde/ welchen die Frantzosen Sucre de sept livres oder den Sieben-Pfund-Zucker nennen/ wiewohl ihm solcher Nahme nicht so gar wohl zukommet / indem diese Hüte gemeiniglich 12. Pfund wiegen/ wie Mons. Pomet. l. c. selbsten bekennet: Gleichwie die Holländer dergleichen grosse Hüte an statt des Papiers in Palmen-Blättern verschicken/ welche auch Sucre de palme oder Palm-Zucker genennet werden. Unterdessen werden auch von diesen verschiedene Sorten gefunden/ nach dem sie recht weiß oder auch Flecken oben haben: Ist eine Waar vor die gemeine Leut/ dann er nicht so kostbar und doch viel süsser machr / als der kostbahre/ indem fast jederman bekandt/ daß jemehr der Zucker rafiniret werde/ je mehr er an Süssigkeit verliehre.</p> </div> <div> <head>§. 9.</head> <p>Auß diesen obgesetzten Zuckern werden nachmahlen durch wiederhohltes rafiniren die kleinere Zucker-Hüte verfertiget und in 2. 3. 4. biß 6. Pfündige sortiret. Je kleiner die Hüte sind/ je besser der Zucker ist/ und wird der allerfeineste von den Frantzosen Sucre Royal genennet / nach welchem der Demy-Royal, welches bey uns die beste Canarien-Zucker sind. Die andere werden bey uns Refinat genennet und haben wieder verschiedene Sorten. Es wird nunmehr in Holland / Hamburg und dergleichen Orthen auch viel Zucker refiniret/ und findet sich der Hamburger viel härter als der Amsterdammer: so ist er auch viel weiser als der Italianische/ weßwegen er auch mehr aestimirt wird; dann je härter und weiser der Zucker ist/ je besser er ist/ absonderlich wann er zugleich dicht/ gläntzet und gleichsam wie ein Glaß klingt/ so man mit den Fingern daran schläget.</p> </div> <div> <head>§. 10.</head> <p>Sonsten pfleget man den Zucker auch nach den Orten/ woher er kommet/ zu unterscheiden / nach welchen</p> <p> <hi rendition="#k">I. SACCHARUM MADERIENSE</hi> </p> <p>oder der Madery-Zucker den Vorzug hat/ und also von der Insul Madera, worauß er kommet / genennet wird: ist der beste und feineste Zucker/ welcher noch über den Canarien-Zucker ist / aber langsam an uns kommet. Diesem kommet</p> <p> <hi rendition="#k">II. 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grauer MOSCOVADE, Frantzöisch Moscovade grise ou Sucre des Isles non atteré genennet/ und ist gleichsam das Fundament und diejenige materie, auß welcher alle andere Sorten des Zuckers gemacht werden: Muß weiß-grau trucken/ nicht fett und schmiericht seyn/ auch soviel möglich nicht nach dem Brand und Feur schmäcken/ soll er anders gut seyn. Wird also roh nicht viel gebraucht/ ob er wohl zu dem syrupisiren und rothen Confituren nicht untauglich ist.
§. 7. Auß diesem Moscovade wird nachmahlen der so genandte
CASSONAD-Zucker
sonsten auch CASTONADA und Cassaun-Zucker genandt/ zubereitet/ welches Wort einige daher deriviren/ weilen dieser Zucker gemeiniglich in Kasten überbracht wird: welches doch nicht allemahl geschiehet/ indem fast eben soviel in kleinen Tonnen ankommet/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 2. pag. 96. bezeuget. Andere heissen ihn Farin-Zucker/ weilen er nicht an Hüten/ sondern grossen und kleinen Stücker kommet. Die Frantzosen nennen ihn auch Sucre des Isles atteré, zum Unterschied des vorigen. Seine Zubereitung bestehet darin/ daß sie den Moscovade Zucker abermahl zerlassen/ wohl läutern/ durch ein Tuch seyhen/ und wann er wider zum Flug gekocht/ in die Formen giessen/ auch wie mit dem vorigen/ wieder verfahren. Wann alsdann der Syrup abgeflossen/ so thun sie eines Zolls dick weise Erde oder mit Wasser angefeuchtete Kreyde darauff/ damit das Wasser sich durch den Zucker ziehe und was noch unsaubers darinnen ist/ mit sich nehme. Sobald nun alles ab- und durchgeflossen/ thut man den Zucker auß den Formen und theilet ihn in drey Theile/ welche von den Americanern also sortiret werden/ daß sie den untersten Theil allein/ den mittelsten auch allein/ und das oberste auch à part legen/ welcher letztere der schlechte ist. Wann auch dieses geschehen/ so breiten sie alles auff grosse Tücher/ lassen es vollends an der Lufft außtrucknen und schlagen es nachmahlen in Kasten und Tonnen/ worinnen sie uns gebracht werden Der allerbeste Cassanade aber komt auß Brasilien/ welcher schön weiß/ trucken/ eines guten Geschmacks ist/ und gleich nach Violen riechen muß/ dergleichen der unterste Theil zu seyn pfleget. Er wird von den Conditern und Confiturirern sehr gebraucht/ weilen er sich nicht so balden candisiret / und die Confituren schön weiß davon werden/ auch sich besser haltenlassen.
§. 8. Zu wissen aber ist/ daß auch ein gut Theil von dem Moscowade clarificirt und zu Hüte gegossen in blau Papier herauß gebracht werde/ welchen die Frantzosen Sucre de sept livres oder den Sieben-Pfund-Zucker nennen/ wiewohl ihm solcher Nahme nicht so gar wohl zukommet / indem diese Hüte gemeiniglich 12. Pfund wiegen/ wie Mons. Pomet. l. c. selbsten bekennet: Gleichwie die Holländer dergleichen grosse Hüte an statt des Papiers in Palmen-Blättern verschicken/ welche auch Sucre de palme oder Palm-Zucker genennet werden. Unterdessen werden auch von diesen verschiedene Sorten gefunden/ nach dem sie recht weiß oder auch Flecken oben haben: Ist eine Waar vor die gemeine Leut/ dann er nicht so kostbar und doch viel süsser machr / als der kostbahre/ indem fast jederman bekandt/ daß jemehr der Zucker rafiniret werde/ je mehr er an Süssigkeit verliehre.
§. 9. Auß diesen obgesetzten Zuckern werden nachmahlen durch wiederhohltes rafiniren die kleinere Zucker-Hüte verfertiget und in 2. 3. 4. biß 6. Pfündige sortiret. Je kleiner die Hüte sind/ je besser der Zucker ist/ und wird der allerfeineste von den Frantzosen Sucre Royal genennet / nach welchem der Demy-Royal, welches bey uns die beste Canarien-Zucker sind. Die andere werden bey uns Refinat genennet und haben wieder verschiedene Sorten. Es wird nunmehr in Holland / Hamburg und dergleichen Orthen auch viel Zucker refiniret/ und findet sich der Hamburger viel härter als der Amsterdammer: so ist er auch viel weiser als der Italianische/ weßwegen er auch mehr aestimirt wird; dann je härter und weiser der Zucker ist/ je besser er ist/ absonderlich wann er zugleich dicht/ gläntzet und gleichsam wie ein Glaß klingt/ so man mit den Fingern daran schläget.
§. 10. Sonsten pfleget man den Zucker auch nach den Orten/ woher er kommet/ zu unterscheiden / nach welchen
I. SACCHARUM MADERIENSE
oder der Madery-Zucker den Vorzug hat/ und also von der Insul Madera, worauß er kommet / genennet wird: ist der beste und feineste Zucker/ welcher noch über den Canarien-Zucker ist / aber langsam an uns kommet. Diesem kommet
II. SACCHARUM CANARIENSE
oder der Canarien-Zucker sehr nah/ dessen doch die Specerey-Händler auch verschiedene Sorten haben: wird von den Canarien-Insuln so genennet/ obwohlen nicht zu zweifflen/ daß sie auch andern Zucker also zubereiten können. Also hat man auch
III. SACCHARUM MELITENSE
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/289>, abgerufen am 16.02.2025. |