Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XV. Capitel Von dem Kameel-Stroh und Arabischen Stoechas.
[Abbildung]
§. 1. DAs Kameelstroh oder SCHOENANTHUM bestehet auß gelben und harten Stengeln und Blättern/ wie Stroh anzusehen/ eines scharffen und etwas bittern/ boch Lieblich-aromatischen Geschmacks und sehr annehmlichen Geruchs: Komt theils auß AEgypten/ theils Arabien von Alexandria, über Marseille, in kleinen Potten oder Schachteln/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 173. berichtet. §. 2. Das Gewächs/ worvon es herrühret/ ist eine Art Bintzen-Graß dahero es auch von andern JUNCUS ODORATUS genennet wird: hat eine kleine und zaselichte Wurtzel/ worauß lange / steiffe und außgespitzte Bintzen-Blätter wachsen/ welche untenher dicke/ wie die Wasser-Bintzen sind und wann sie dürr werden/ fahl oder roth-gelb außsehen. Zwischen solchen Blättern wachsen runde Stengel hervor/ fast eines Schuhes lang/ anderen Obertheil kleine geährte wollichte Blümelein zwischen kleinen Blättlein herauß wachsen/ welche Leib-farbicht und sehr schön anzusehen sind/ aber selten mit herausser kommen/ weilen die Kameelen solche mit den öbersten Gipffeln wegfressen sollen/ wie Tabernaemontanus in seinem ersten Buch von den Kräutern pag. 583. geschrieben. Herr Herbertus de Jager hat in Persien auff der Küsie Choromandel gantze Felder davon angetroffen/ auch dessen rechte Gestalt und Nutzen schön beschrieben/ welche im III. Ost-Indianischen Sendschreiben zu lesen sind. §. 3. Man findet dessen zweyerley Sorten in denen Material-Kammer/ nemlich das Feine/ und Gemeine oder Mittel-Gattung. Jenes ist Feuer-röthlich/ mit vielen Blumen wohl bestzet/ welche doch offters auch a part kommen/ dahero an der Mittel-Gattung fast keine zu sehen/ welche auß blossen Stengeln und Blättern bestehen. Beyde aber sollen/ so viel es möglich ist/ noch gantz und frisch seyn/ welches theils auß der röthlichen Farb/ theils auß dem aromatischen und lieblichen Geschmack abzunehmen/ welcher den Blumen gleich kommen soll. Die Blumen aber werden in Jahres Frist unkräfftig/ weilen ihre Krafft in einem sehr flüchtigen Saltz bestehet / dahero sie nichts mehr taugen sollen/ wann sie zwey Jahr alt werden: Wiewohlen Charas in Beschreibung der Theriac-Ingredientien pag. 140. das Gegentheil behaup- Das XV. Capitel Von dem Kameel-Stroh und Arabischen Stoechas.
[Abbildung]
§. 1. DAs Kameelstroh oder SCHOENANTHUM bestehet auß gelben und harten Stengeln und Blättern/ wie Stroh anzusehen/ eines scharffen und etwas bittern/ boch Lieblich-aromatischen Geschmacks und sehr annehmlichen Geruchs: Komt theils auß AEgypten/ theils Arabien von Alexandriâ, über Marseille, in kleinen Potten oder Schachteln/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 173. berichtet. §. 2. Das Gewächs/ worvon es herrühret/ ist eine Art Bintzen-Graß dahero es auch von andern JUNCUS ODORATUS genennet wird: hat eine kleine uñ zaselichte Wurtzel/ worauß lange / steiffe und außgespitzte Bintzen-Blätter wachsen/ welche untenher dicke/ wie die Wasser-Bintzen sind und wann sie dürr werden/ fahl oder roth-gelb außsehen. Zwischen solchen Blättern wachsen runde Stengel hervor/ fast eines Schuhes lang/ anderen Obertheil kleine geährte wollichte Blümelein zwischen kleinen Blättlein herauß wachsen/ welche Leib-farbicht und sehr schön anzusehen sind/ aber selten mit herausser kommen/ weilen die Kameelen solche mit den öbersten Gipffeln wegfressen sollen/ wie Tabernaemontanus in seinem ersten Buch von den Kräutern pag. 583. geschrieben. Herr Herbertus de Jager hat in Persien auff der Küsie Choromandel gantze Felder davon angetroffen/ auch dessen rechte Gestalt und Nutzen schön beschrieben/ welche im III. Ost-Indianischen Sendschreiben zu lesen sind. §. 3. Man findet dessen zweyerley Sorten in denen Material-Kammer/ nemlich das Feine/ und Gemeine oder Mittel-Gattung. Jenes ist Feuer-röthlich/ mit vielen Blumen wohl bestzet/ welche doch offters auch à part kommen/ dahero an der Mittel-Gattung fast keine zu sehen/ welche auß blossen Stengeln und Blättern bestehen. Beyde aber sollen/ so viel es möglich ist/ noch gantz und frisch seyn/ welches theils auß der röthlichen Farb/ theils auß dem aromatischen und lieblichen Geschmack abzunehmen/ welcher den Blumen gleich kommen soll. Die Blumen aber werden in Jahres Frist unkräfftig/ weilen ihre Krafft in einem sehr flüchtigen Saltz bestehet / dahero sie nichts mehr taugen sollen/ wann sie zwey Jahr alt werden: Wiewohlen Charas in Beschreibung der Theriac-Ingredientien pag. 140. das Gegentheil behaup- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0284" n="238"/> </div> <div> <head>Das XV. Capitel</head> <p> <hi rendition="#b">Von dem Kameel-Stroh und Arabischen Stoechas.</hi> </p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>DAs Kameelstroh oder SCHOENANTHUM bestehet auß gelben und harten Stengeln und Blättern/ wie Stroh anzusehen/ eines scharffen und etwas bittern/ boch Lieblich-aromatischen Geschmacks und sehr annehmlichen Geruchs: Komt theils auß AEgypten/ theils Arabien von Alexandriâ, über Marseille, in kleinen Potten oder Schachteln/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 173. berichtet.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Das Gewächs/ worvon es herrühret/ ist eine Art Bintzen-Graß dahero es auch von andern JUNCUS ODORATUS genennet wird: hat eine kleine uñ zaselichte Wurtzel/ worauß lange / steiffe und außgespitzte Bintzen-Blätter wachsen/ welche untenher dicke/ wie die Wasser-Bintzen sind und wann sie dürr werden/ fahl oder roth-gelb außsehen. Zwischen solchen Blättern wachsen runde Stengel hervor/ fast eines Schuhes lang/ anderen Obertheil kleine geährte wollichte Blümelein zwischen kleinen Blättlein herauß wachsen/ welche Leib-farbicht und sehr schön anzusehen sind/ aber selten mit herausser kommen/ weilen die Kameelen solche mit den öbersten Gipffeln wegfressen sollen/ wie Tabernaemontanus in seinem ersten Buch von den Kräutern pag. 583. geschrieben. Herr Herbertus de Jager hat in Persien auff der Küsie Choromandel gantze Felder davon angetroffen/ auch dessen rechte Gestalt und Nutzen schön beschrieben/ welche im III. Ost-Indianischen Sendschreiben zu lesen sind.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Man findet dessen zweyerley Sorten in denen Material-Kammer/ nemlich das Feine/ und Gemeine oder Mittel-Gattung. Jenes ist Feuer-röthlich/ mit vielen Blumen wohl bestzet/ welche doch offters auch à part kommen/ dahero an der Mittel-Gattung fast keine zu sehen/ welche auß blossen Stengeln und Blättern bestehen. Beyde aber sollen/ so viel es möglich ist/ noch gantz und frisch seyn/ welches theils auß der röthlichen Farb/ theils auß dem aromatischen und lieblichen Geschmack abzunehmen/ welcher den Blumen gleich kommen soll. Die Blumen aber werden in Jahres Frist unkräfftig/ weilen ihre Krafft in einem sehr flüchtigen Saltz bestehet / dahero sie nichts mehr taugen sollen/ wann sie zwey Jahr alt werden: Wiewohlen Charas in Beschreibung der Theriac-Ingredientien pag. 140. das Gegentheil behaup- </p> </div> </body> </text> </TEI> [238/0284]
Das XV. Capitel Von dem Kameel-Stroh und Arabischen Stoechas.
[Abbildung]
§. 1. DAs Kameelstroh oder SCHOENANTHUM bestehet auß gelben und harten Stengeln und Blättern/ wie Stroh anzusehen/ eines scharffen und etwas bittern/ boch Lieblich-aromatischen Geschmacks und sehr annehmlichen Geruchs: Komt theils auß AEgypten/ theils Arabien von Alexandriâ, über Marseille, in kleinen Potten oder Schachteln/ wie Pomet in seiner Histoire des Drogues pag. 173. berichtet.
§. 2. Das Gewächs/ worvon es herrühret/ ist eine Art Bintzen-Graß dahero es auch von andern JUNCUS ODORATUS genennet wird: hat eine kleine uñ zaselichte Wurtzel/ worauß lange / steiffe und außgespitzte Bintzen-Blätter wachsen/ welche untenher dicke/ wie die Wasser-Bintzen sind und wann sie dürr werden/ fahl oder roth-gelb außsehen. Zwischen solchen Blättern wachsen runde Stengel hervor/ fast eines Schuhes lang/ anderen Obertheil kleine geährte wollichte Blümelein zwischen kleinen Blättlein herauß wachsen/ welche Leib-farbicht und sehr schön anzusehen sind/ aber selten mit herausser kommen/ weilen die Kameelen solche mit den öbersten Gipffeln wegfressen sollen/ wie Tabernaemontanus in seinem ersten Buch von den Kräutern pag. 583. geschrieben. Herr Herbertus de Jager hat in Persien auff der Küsie Choromandel gantze Felder davon angetroffen/ auch dessen rechte Gestalt und Nutzen schön beschrieben/ welche im III. Ost-Indianischen Sendschreiben zu lesen sind.
§. 3. Man findet dessen zweyerley Sorten in denen Material-Kammer/ nemlich das Feine/ und Gemeine oder Mittel-Gattung. Jenes ist Feuer-röthlich/ mit vielen Blumen wohl bestzet/ welche doch offters auch à part kommen/ dahero an der Mittel-Gattung fast keine zu sehen/ welche auß blossen Stengeln und Blättern bestehen. Beyde aber sollen/ so viel es möglich ist/ noch gantz und frisch seyn/ welches theils auß der röthlichen Farb/ theils auß dem aromatischen und lieblichen Geschmack abzunehmen/ welcher den Blumen gleich kommen soll. Die Blumen aber werden in Jahres Frist unkräfftig/ weilen ihre Krafft in einem sehr flüchtigen Saltz bestehet / dahero sie nichts mehr taugen sollen/ wann sie zwey Jahr alt werden: Wiewohlen Charas in Beschreibung der Theriac-Ingredientien pag. 140. das Gegentheil behaup-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/284 |
Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/284>, abgerufen am 04.03.2025. |