Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.§. 1. DAs Süßholtz/ Lateinisch Radix Liquiritiae, oder Glycirrhizae, ist eine sehr lange rebenmäsige Wurtzel eines Fingers dick/ außwendig braun/ inwendig gelb und hat einen süssen Geschmack: Wird in Candia und in Teutschland umb Bamberg in grosser Menge gezogen und in andere Länder geführet; und wird diese Wurtzel gemeiniglich zu grossen Cräntzen gewunden/ auff welche Art sie auch sicherer als in Püschlein geschnitten/ gekauffet wird/ weilen in diesen viel Unflath/ so nichts taugt/ eingebunden wird/ wie Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer p. 98. wohl anmercket. §. 2. Diese Süßwurtzel oder Süßholtz kommet von einem Strauch her/ so auß runden und holtzichten Gärten oder Stengeln/ 2. oder 3. Ehlen hoch/ mit schwartz-grünen und klebrichten Blättern bekleidet/ bestehet. Die Blumen/ so den Linsen und Wicken Blumen fast ähnlich/ sind Leibfarb / und blühen im Julio/ nach welchen kurtze und länglichte Hülsen folgen/ in welchen drey oder 4. Körner/ wie Linsen/ zu finden: Wurtzelt sehr umb sich/ wo es einmahl gepflantzet worden / kan aber weder Küh-noch Roß-Mist wohl vertragen/ wie Tabernaem. im andern Buch von den Kräutern C. XXXIV. zeiget/ worinnen zweyerley Geschlecht/ nemlich die echinata und siliquosa abgemahlet sind/ unter welchen die erste bey den Alten/ die letzte heut zu Tag gebräuchlich ist/ besthe hiervon Sim. Paulli in Q. B. p. 324. §. 3. Wann man das frische Süßholtz einkauffet/ muß man zusehen/ daß es dicht und glatt/ eines Fingers dick/ außwendig röthlich braun/ inwendig aber schön Gold-gelb/ anbey eines recht süssen und annehmlichen Geschmacks sey/ und leicht zerschnitten werden könne. Unterdessen muß man es wohl inacht nehmen/ damit es nicht verderbe/ dann es gar bald angehet und gleichsam den Brand krigt/ welcher/ so es nur an einem Ort angegriffen wird/ gar bald die Wurtzel verderben kan; und geschiehet dieses leichtlicher/ wann es durch Regen oder Hagel geführet oder im Keller gehalten wird. Weßwegen auch Pomet in seiner Hist. des Drogues L. 1. C. 35. p. 90. Niemanden rathen will/ daß er sich mit dieser Wurtzel zu handeln unterfange/ wofern er nicht alles wohl verstehe/ dann es eine grose Sorgfalt erfordert solche zu conserviren/ und anzubringen. So muß man auch in Kauffung der dürren Wurtzeln zusehen/ daß es keine Außwürffe seyen/ welche gemeiniglich schwartz und verlegen sind. Die beste muß auch schön gelb und recht trucken seyn/ welche sich wohl 2. Jahr halten lässet. §. 4. Der Nutz und Gebrauch dieser Wurtzel ist männiglichen bekandt/ indem sie gegen alle Brust-Beschwerung/ Husten/ Keichen und dergl. ein allgemeines Mittel ist/ und ist deren Süssigkeit auch den Miltz-süchtigen und scharbockischen/ welche alles Zuckerwerck/ wegen der verborgenen Säur/ nicht vertragen können/ unschädlich/ wie Ettmüllerus in Com. Schroed. p. 577. wohl erinnert. Sie dienet auch sehr gegen den Nieren und Lendenstein/ wegen ihrer balsamischen Krafft: kan entweder mit gestossenen Krebs-Augen genommen/ oder mit Venedischem Terpentin zu Pillen gemacht werden/ wie Sim. Paul. l. c. lehret. Die Roß-Täuscher geben das Pulver mit gleichem Theil Schweffel oder Schweffel-Blumen den Pferden zu jii. biß IV. Untzen unter dem Futter/ 8. Tag lang/ täglich zweymal und curiren sie damit/ wann sie Bauchbläsig sind. Es soll auch verhindern/ daß man es in etlich Tagen nicht mercke/ wann sie damit beladen sind/ dafern sie zuvor davon genossen/ weßwegen solches die Pferd-Händler in acht zu nehmen haben. §. 5. Auß diesen Wurtzeln wird der Succus Liquiritiae oder Süßholtz-Safft gemacht/ wann man entweder die Wurtzel kocht oder nur eine Zeit lang in Wasser einweicht / den Safft außprest/ und auff dem Ofen oder an der Sonn außrauchen lässet: wird Theils auß Spanien und Candien über Venedig, theils auß den Bamberger-Land in andere Länder verführet/ wiewohlen man bey uns des Frembden nicht vonnöthen hätte/ indem zu Bamberg ein solcher Vorrath gemacht wird/ daß von dar eben soviel dieses Bamberger Saffts über Nürnberg nach Venedig geschicket wird/ als dessen von Candia nach Venedig kommet/ allwo sie ihn in grosse Kuchen von I. [unleserliches Material] machen/ da hergegen der Bamberger in kleinen runden Küchlein kommet / oder doch in kleinen Stücken von etlich Untzen. §. 6. Der beste muß außwendig recht schwartz und inwendig recht gläntzend schwartz/ auch leicht zerbrichlich seyn und ein angenehmen Geschmack haben. Der weich-röthlichte taugt nichts / absonderlich wann er inwendig zäserlicht und sandicht ist/ auch nach dem Brand schmäcket. Wird in eben den Zuständen gebraucht als das Süßholtz selbsten: umb mehrer Sicherheit aber zerlassen ihn einige in Hyssop-Wasser/ damit alle Unreinigkeiten davon kommen mü- §. 1. DAs Süßholtz/ Lateinisch Radix Liquiritiae, oder Glycirrhizae, ist eine sehr lange rebenmäsige Wurtzel eines Fingers dick/ außwendig braun/ inwendig gelb und hat einen süssen Geschmack: Wird in Candiâ und in Teutschland umb Bamberg in grosser Menge gezogen und in andere Länder geführet; und wird diese Wurtzel gemeiniglich zu grossen Cräntzen gewunden/ auff welche Art sie auch sicherer als in Püschlein geschnitten/ gekauffet wird/ weilen in diesen viel Unflath/ so nichts taugt/ eingebunden wird/ wie Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer p. 98. wohl anmercket. §. 2. Diese Süßwurtzel oder Süßholtz kommet von einem Strauch her/ so auß runden und holtzichten Gärten oder Stengeln/ 2. oder 3. Ehlen hoch/ mit schwartz-grünen und klebrichten Blättern bekleidet/ bestehet. Die Blumen/ so den Linsen und Wicken Blumen fast ähnlich/ sind Leibfarb / und blühen im Julio/ nach welchen kurtze und länglichte Hülsen folgen/ in welchen drey oder 4. Körner/ wie Linsen/ zu finden: Wurtzelt sehr umb sich/ wo es einmahl gepflantzet worden / kan aber weder Küh-noch Roß-Mist wohl vertragen/ wie Tabernaem. im andern Buch von den Kräutern C. XXXIV. zeiget/ worinnen zweyerley Geschlecht/ nemlich die echinata und siliquosa abgemahlet sind/ unter welchen die erste bey den Alten/ die letzte heut zu Tag gebräuchlich ist/ besthe hiervon Sim. Paulli in Q. B. p. 324. §. 3. Wann man das frische Süßholtz einkauffet/ muß man zusehen/ daß es dicht und glatt/ eines Fingers dick/ außwendig röthlich braun/ inwendig aber schön Gold-gelb/ anbey eines recht süssen und annehmlichen Geschmacks sey/ und leicht zerschnitten werden könne. Unterdessen muß man es wohl inacht nehmen/ damit es nicht verderbe/ dann es gar bald angehet und gleichsam den Brand krigt/ welcher/ so es nur an einem Ort angegriffen wird/ gar bald die Wurtzel verderben kan; und geschiehet dieses leichtlicher/ wann es durch Regen oder Hagel geführet oder im Keller gehalten wird. Weßwegen auch Pomet in seiner Hist. des Drogues L. 1. C. 35. p. 90. Niemanden rathen will/ daß er sich mit dieser Wurtzel zu handeln unterfange/ wofern er nicht alles wohl verstehe/ dann es eine grose Sorgfalt erfordert solche zu conserviren/ und anzubringen. So muß man auch in Kauffung der dürren Wurtzeln zusehen/ daß es keine Außwürffe seyen/ welche gemeiniglich schwartz und verlegen sind. Die beste muß auch schön gelb und recht trucken seyn/ welche sich wohl 2. Jahr halten lässet. §. 4. Der Nutz und Gebrauch dieser Wurtzel ist männiglichen bekandt/ indem sie gegen alle Brust-Beschwerung/ Husten/ Keichen und dergl. ein allgemeines Mittel ist/ und ist deren Süssigkeit auch den Miltz-süchtigen und scharbockischen/ welche alles Zuckerwerck/ wegen der verborgenen Säur/ nicht vertragen können/ unschädlich/ wie Ettmüllerus in Com. Schroed. p. 577. wohl erinnert. Sie dienet auch sehr gegen den Nieren und Lendenstein/ wegen ihrer balsamischen Krafft: kan entweder mit gestossenen Krebs-Augen genommen/ oder mit Venedischem Terpentin zu Pillen gemacht werden/ wie Sim. Paul. l. c. lehret. Die Roß-Täuscher geben das Pulver mit gleichem Theil Schweffel oder Schweffel-Blumen den Pferden zu jii. biß IV. Untzen unter dem Futter/ 8. Tag lang/ täglich zweymal und curiren sie damit/ wann sie Bauchbläsig sind. Es soll auch verhindern/ daß man es in etlich Tagen nicht mercke/ wann sie damit beladen sind/ dafern sie zuvor davon genossen/ weßwegen solches die Pferd-Händler in acht zu nehmen haben. §. 5. Auß diesen Wurtzeln wird der Succus Liquiritiae oder Süßholtz-Safft gemacht/ wann man entweder die Wurtzel kocht oder nur eine Zeit lang in Wasser einweicht / den Safft außprest/ und auff dem Ofen oder an der Sonn außrauchen lässet: wird Theils auß Spanien und Candien über Venedig, theils auß dẽ Bamberger-Land in andere Länder verführet/ wiewohlen man bey uns des Frembden nicht vonnöthen hätte/ indem zu Bamberg ein solcher Vorrath gemacht wird/ daß von dar eben soviel dieses Bamberger Saffts über Nürnberg nach Venedig geschicket wird/ als dessen von Candiâ nach Venedig kommet/ allwo sie ihn in grosse Kuchen von I. [unleserliches Material] machen/ da hergegen der Bamberger in kleinen runden Küchlein kommet / oder doch in kleinen Stücken von etlich Untzen. §. 6. Der beste muß außwendig recht schwartz und inwendig recht gläntzend schwartz/ auch leicht zerbrichlich seyn und ein angenehmen Geschmack haben. Der weich-röthlichte taugt nichts / absonderlich wann er inwendig zäserlicht und sandicht ist/ auch nach dem Brand schmäcket. Wird in eben den Zuständen gebraucht als das Süßholtz selbsten: umb mehrer Sicherheit aber zerlassen ihn einige in Hyssop-Wasser/ damit alle Unreinigkeiten davon kommen mü- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0224" n="178"/> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>DAs Süßholtz/ Lateinisch Radix Liquiritiae, oder Glycirrhizae, ist eine sehr lange rebenmäsige Wurtzel eines Fingers dick/ außwendig braun/ inwendig gelb und hat einen süssen Geschmack: Wird in Candiâ und in Teutschland umb Bamberg in grosser Menge gezogen und in andere Länder geführet; und wird diese Wurtzel gemeiniglich zu grossen Cräntzen gewunden/ auff welche Art sie auch sicherer als in Püschlein geschnitten/ gekauffet wird/ weilen in diesen viel Unflath/ so nichts taugt/ eingebunden wird/ wie Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer p. 98. wohl anmercket.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Diese Süßwurtzel oder Süßholtz kommet von einem Strauch her/ so auß runden und holtzichten Gärten oder Stengeln/ 2. oder 3. Ehlen hoch/ mit schwartz-grünen und klebrichten Blättern bekleidet/ bestehet. Die Blumen/ so den Linsen und Wicken Blumen fast ähnlich/ sind Leibfarb / und blühen im Julio/ nach welchen kurtze und länglichte Hülsen folgen/ in welchen drey oder 4. Körner/ wie Linsen/ zu finden: Wurtzelt sehr umb sich/ wo es einmahl gepflantzet worden / kan aber weder Küh-noch Roß-Mist wohl vertragen/ wie Tabernaem. im andern Buch von den Kräutern C. XXXIV. zeiget/ worinnen zweyerley Geschlecht/ nemlich die echinata und siliquosa abgemahlet sind/ unter welchen die erste bey den Alten/ die letzte heut zu Tag gebräuchlich ist/ besthe hiervon Sim. Paulli in Q. B. p. 324.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Wann man das frische Süßholtz einkauffet/ muß man zusehen/ daß es dicht und glatt/ eines Fingers dick/ außwendig röthlich braun/ inwendig aber schön Gold-gelb/ anbey eines recht süssen und annehmlichen Geschmacks sey/ und leicht zerschnitten werden könne. Unterdessen muß man es wohl inacht nehmen/ damit es nicht verderbe/ dann es gar bald angehet und gleichsam den Brand krigt/ welcher/ so es nur an einem Ort angegriffen wird/ gar bald die Wurtzel verderben kan; und geschiehet dieses leichtlicher/ wann es durch Regen oder Hagel geführet oder im Keller gehalten wird. Weßwegen auch Pomet in seiner Hist. des Drogues L. 1. C. 35. p. 90. Niemanden rathen will/ daß er sich mit dieser Wurtzel zu handeln unterfange/ wofern er nicht alles wohl verstehe/ dann es eine grose Sorgfalt erfordert solche zu conserviren/ und anzubringen. So muß man auch in Kauffung der dürren Wurtzeln zusehen/ daß es keine Außwürffe seyen/ welche gemeiniglich schwartz und verlegen sind. Die beste muß auch schön gelb und recht trucken seyn/ welche sich wohl 2. Jahr halten lässet.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Der Nutz und Gebrauch dieser Wurtzel ist männiglichen bekandt/ indem sie gegen alle Brust-Beschwerung/ Husten/ Keichen und dergl. ein allgemeines Mittel ist/ und ist deren Süssigkeit auch den Miltz-süchtigen und scharbockischen/ welche alles Zuckerwerck/ wegen der verborgenen Säur/ nicht vertragen können/ unschädlich/ wie Ettmüllerus in Com. Schroed. p. 577. wohl erinnert. Sie dienet auch sehr gegen den Nieren und Lendenstein/ wegen ihrer balsamischen Krafft: kan entweder mit gestossenen Krebs-Augen genommen/ oder mit Venedischem Terpentin zu Pillen gemacht werden/ wie Sim. Paul. l. c. lehret. Die Roß-Täuscher geben das Pulver mit gleichem Theil Schweffel oder Schweffel-Blumen den Pferden zu jii. biß IV. Untzen unter dem Futter/ 8. Tag lang/ täglich zweymal und curiren sie damit/ wann sie Bauchbläsig sind. Es soll auch verhindern/ daß man es in etlich Tagen nicht mercke/ wann sie damit beladen sind/ dafern sie zuvor davon genossen/ weßwegen solches die Pferd-Händler in acht zu nehmen haben.</p> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p> <hi rendition="#b">Auß diesen Wurtzeln wird der Succus Liquiritiae oder Süßholtz-Safft</hi> </p> <p>gemacht/ wann man entweder die Wurtzel kocht oder nur eine Zeit lang in Wasser einweicht / den Safft außprest/ und auff dem Ofen oder an der Sonn außrauchen lässet: wird Theils auß Spanien und Candien über Venedig, theils auß dẽ Bamberger-Land in andere Länder verführet/ wiewohlen man bey uns des Frembden nicht vonnöthen hätte/ indem zu Bamberg ein solcher Vorrath gemacht wird/ daß von dar eben soviel dieses Bamberger Saffts über Nürnberg nach Venedig geschicket wird/ als dessen von Candiâ nach Venedig kommet/ allwo sie ihn in grosse Kuchen von I. <gap reason="illegible"/> machen/ da hergegen der Bamberger in kleinen runden Küchlein kommet / oder doch in kleinen Stücken von etlich Untzen.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Der beste muß außwendig recht schwartz und inwendig recht gläntzend schwartz/ auch leicht zerbrichlich seyn und ein angenehmen Geschmack haben. Der weich-röthlichte taugt nichts / absonderlich wann er inwendig zäserlicht und sandicht ist/ auch nach dem Brand schmäcket. Wird in eben den Zuständen gebraucht als das Süßholtz selbsten: umb mehrer Sicherheit aber zerlassen ihn einige in Hyssop-Wasser/ damit alle Unreinigkeiten davon kommen mü- </p> </div> </body> </text> </TEI> [178/0224]
§. 1. DAs Süßholtz/ Lateinisch Radix Liquiritiae, oder Glycirrhizae, ist eine sehr lange rebenmäsige Wurtzel eines Fingers dick/ außwendig braun/ inwendig gelb und hat einen süssen Geschmack: Wird in Candiâ und in Teutschland umb Bamberg in grosser Menge gezogen und in andere Länder geführet; und wird diese Wurtzel gemeiniglich zu grossen Cräntzen gewunden/ auff welche Art sie auch sicherer als in Püschlein geschnitten/ gekauffet wird/ weilen in diesen viel Unflath/ so nichts taugt/ eingebunden wird/ wie Marxius in seiner Teutschen Material-Kammer p. 98. wohl anmercket.
§. 2. Diese Süßwurtzel oder Süßholtz kommet von einem Strauch her/ so auß runden und holtzichten Gärten oder Stengeln/ 2. oder 3. Ehlen hoch/ mit schwartz-grünen und klebrichten Blättern bekleidet/ bestehet. Die Blumen/ so den Linsen und Wicken Blumen fast ähnlich/ sind Leibfarb / und blühen im Julio/ nach welchen kurtze und länglichte Hülsen folgen/ in welchen drey oder 4. Körner/ wie Linsen/ zu finden: Wurtzelt sehr umb sich/ wo es einmahl gepflantzet worden / kan aber weder Küh-noch Roß-Mist wohl vertragen/ wie Tabernaem. im andern Buch von den Kräutern C. XXXIV. zeiget/ worinnen zweyerley Geschlecht/ nemlich die echinata und siliquosa abgemahlet sind/ unter welchen die erste bey den Alten/ die letzte heut zu Tag gebräuchlich ist/ besthe hiervon Sim. Paulli in Q. B. p. 324.
§. 3. Wann man das frische Süßholtz einkauffet/ muß man zusehen/ daß es dicht und glatt/ eines Fingers dick/ außwendig röthlich braun/ inwendig aber schön Gold-gelb/ anbey eines recht süssen und annehmlichen Geschmacks sey/ und leicht zerschnitten werden könne. Unterdessen muß man es wohl inacht nehmen/ damit es nicht verderbe/ dann es gar bald angehet und gleichsam den Brand krigt/ welcher/ so es nur an einem Ort angegriffen wird/ gar bald die Wurtzel verderben kan; und geschiehet dieses leichtlicher/ wann es durch Regen oder Hagel geführet oder im Keller gehalten wird. Weßwegen auch Pomet in seiner Hist. des Drogues L. 1. C. 35. p. 90. Niemanden rathen will/ daß er sich mit dieser Wurtzel zu handeln unterfange/ wofern er nicht alles wohl verstehe/ dann es eine grose Sorgfalt erfordert solche zu conserviren/ und anzubringen. So muß man auch in Kauffung der dürren Wurtzeln zusehen/ daß es keine Außwürffe seyen/ welche gemeiniglich schwartz und verlegen sind. Die beste muß auch schön gelb und recht trucken seyn/ welche sich wohl 2. Jahr halten lässet.
§. 4. Der Nutz und Gebrauch dieser Wurtzel ist männiglichen bekandt/ indem sie gegen alle Brust-Beschwerung/ Husten/ Keichen und dergl. ein allgemeines Mittel ist/ und ist deren Süssigkeit auch den Miltz-süchtigen und scharbockischen/ welche alles Zuckerwerck/ wegen der verborgenen Säur/ nicht vertragen können/ unschädlich/ wie Ettmüllerus in Com. Schroed. p. 577. wohl erinnert. Sie dienet auch sehr gegen den Nieren und Lendenstein/ wegen ihrer balsamischen Krafft: kan entweder mit gestossenen Krebs-Augen genommen/ oder mit Venedischem Terpentin zu Pillen gemacht werden/ wie Sim. Paul. l. c. lehret. Die Roß-Täuscher geben das Pulver mit gleichem Theil Schweffel oder Schweffel-Blumen den Pferden zu jii. biß IV. Untzen unter dem Futter/ 8. Tag lang/ täglich zweymal und curiren sie damit/ wann sie Bauchbläsig sind. Es soll auch verhindern/ daß man es in etlich Tagen nicht mercke/ wann sie damit beladen sind/ dafern sie zuvor davon genossen/ weßwegen solches die Pferd-Händler in acht zu nehmen haben.
§. 5. Auß diesen Wurtzeln wird der Succus Liquiritiae oder Süßholtz-Safft
gemacht/ wann man entweder die Wurtzel kocht oder nur eine Zeit lang in Wasser einweicht / den Safft außprest/ und auff dem Ofen oder an der Sonn außrauchen lässet: wird Theils auß Spanien und Candien über Venedig, theils auß dẽ Bamberger-Land in andere Länder verführet/ wiewohlen man bey uns des Frembden nicht vonnöthen hätte/ indem zu Bamberg ein solcher Vorrath gemacht wird/ daß von dar eben soviel dieses Bamberger Saffts über Nürnberg nach Venedig geschicket wird/ als dessen von Candiâ nach Venedig kommet/ allwo sie ihn in grosse Kuchen von I. _ machen/ da hergegen der Bamberger in kleinen runden Küchlein kommet / oder doch in kleinen Stücken von etlich Untzen.
§. 6. Der beste muß außwendig recht schwartz und inwendig recht gläntzend schwartz/ auch leicht zerbrichlich seyn und ein angenehmen Geschmack haben. Der weich-röthlichte taugt nichts / absonderlich wann er inwendig zäserlicht und sandicht ist/ auch nach dem Brand schmäcket. Wird in eben den Zuständen gebraucht als das Süßholtz selbsten: umb mehrer Sicherheit aber zerlassen ihn einige in Hyssop-Wasser/ damit alle Unreinigkeiten davon kommen mü-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/224>, abgerufen am 22.07.2024. |