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Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

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Das XIV. Capitel

Von der Küchen-Schell Wurgel.

[Abbildung]

§. 1.

INter andern herrlichen medicamenten, welche bey uns häuftig wachsen/ aber nichts geachtet / oder gar nicht auffgesuchet werden/ ist auch die Wurtzel der Küchen-Schell oder Radix Pulsatillae, so gar/ daß/ als einsmahl ein Charlatan, der sie unter seinen Orvietan verlangte / allhier in den Apothecken darnach fragte/ die Apothecker auch deren Nahmen nicht wusten / vielweniger in ihrem Augustano und Schroedero solchen finden kunten; weswegen ich derselbe auch hier gedencken wollen/ zumahlen so wohl die Grösse als eusserliche Gestalt dieser Wurtzel anzeigen/ daß was sonderliches darin verborgen seye/ indem sie fast eines Schuhes-lang / auffgerissen wie die Eber-Wurtzel/ am Geschmack süßlicht/ und einer gelinden Schärffe ist: daß sie also einen rechten medicinischen Geschmack führet.

§. 2.

Diese Wurtzel bringet im angehenden Frühling kleine/ rauhe und zer spaltene Blätter herfür / so/ wann sie grösser worden/ wie der Fenchel/ doch etwas breiter/ sich vertheilen: Darzwischen wächset der Stengel einer Spannen-lang/ worauff im Martio schöne purpur-braune Blumen (auff jedem Stengel eine) floriten/ welche mitten gelbe Fäserlein haben/ und wird solche Blume im Mayen zu einem haarichten Knopff wie ein Jgel/ worinnen der Saame ist/ womit es sich häuffig besaamet und gantze dürre Heiden und Plätze einnimbt/ wie in dem Wald zu Franckfurt am Mayn zusehen ist.

§. 3.

Die Krafft und Eigenschafft der Küchen-Schell kommt mit den Hanenfüsen oder Ranunculis überein (dahero sie auch von einigen zu denselben will gezehlet werden) indem sie also hitzet und brennet/ daß es sogleich Blasen giebt: weswegen das Kraut nur äusserleich in dem Hüfftweh / Podagra, Chiragra und dergleichen/ wie andere vesicatoria, auch die Runtzeln an den Nägeln / Wartzen/ Zittermahlen und Flecken der Haut wegzuetzen/ gebrauchet wird; wie dann die Blumen auch dergleichen Schärffe/ doch etwas gelinder/ bey sich führen/ mit welchen sonsten in der Pfaltz die Oster-Eyer schön grün sollen gefärbet werden/ ob schon die Blume eine viel andere couleur hat.

§. 4.

Mit der Wurtzel aber hat es eine viel andere Bewandtnus/ welche bey weitem nicht so hitzig / sondern viel temperirter ist/ doch aber auch eine erwärmende/ austrucknende/ ja Gifft- und Schweiß-treibende qualität hat; dahero sie innerlich gantz sicher und mit Nutzen gegen die Pestilentz und alles Gifft gebraucht/ auch des wegen von dem berümbten Theodoro Tabernamontano unter das Gülden-Ey gemischet wird /

Das XIV. Capitel

Von der Küchen-Schell Wurgel.

[Abbildung]

§. 1.

INter andern herrlichen medicamenten, welche bey uns häuftig wachsen/ aber nichts geachtet / oder gar nicht auffgesuchet werden/ ist auch die Wurtzel der Küchen-Schell oder Radix Pulsatillae, so gar/ daß/ als einsmahl ein Charlatan, der sie unter seinen Orvietan verlangte / allhier in den Apothecken darnach fragte/ die Apothecker auch deren Nahmen nicht wusten / vielweniger in ihrem Augustano und Schroedero solchen finden kunten; weswegen ich derselbe auch hier gedencken wollen/ zumahlen so wohl die Grösse als eusserliche Gestalt dieser Wurtzel anzeigen/ daß was sonderliches darin verborgen seye/ indem sie fast eines Schuhes-lang / auffgerissen wie die Eber-Wurtzel/ am Geschmack süßlicht/ und einer gelinden Schärffe ist: daß sie also einen rechten medicinischen Geschmack führet.

§. 2.

Diese Wurtzel bringet im angehenden Frühling kleine/ rauhe und zer spaltene Blätter herfür / so/ wann sie grösser worden/ wie der Fenchel/ doch etwas breiter/ sich vertheilen: Darzwischen wächset der Stengel einer Spannen-lang/ worauff im Martio schöne purpur-braune Blumen (auff jedem Stengel eine) floriten/ welche mitten gelbe Fäserlein haben/ und wird solche Blume im Mayen zu einem haarichten Knopff wie ein Jgel/ worinnen der Saame ist/ womit es sich häuffig besaamet und gantze dürre Heiden und Plätze einnimbt/ wie in dem Wald zu Franckfurt am Mayn zusehen ist.

§. 3.

Die Krafft und Eigenschafft der Küchen-Schell kommt mit den Hanenfüsen oder Ranunculis überein (dahero sie auch von einigen zu denselben will gezehlet werden) indem sie also hitzet und brennet/ daß es sogleich Blasen giebt: weswegen das Kraut nur äusserleich in dem Hüfftweh / Podagra, Chiragra und dergleichen/ wie andere vesicatoria, auch die Runtzeln an den Nägeln / Wartzen/ Zittermahlen und Flecken der Haut wegzuetzen/ gebrauchet wird; wie dann die Blumen auch dergleichen Schärffe/ doch etwas gelinder/ bey sich führen/ mit welchen sonsten in der Pfaltz die Oster-Eyer schön grün sollen gefärbet werden/ ob schon die Blume eine viel andere couleur hat.

§. 4.

Mit der Wurtzel aber hat es eine viel andere Bewandtnus/ welche bey weitem nicht so hitzig / sondern viel temperirter ist/ doch aber auch eine erwärmende/ austrucknende/ ja Gifft- und Schweiß-treibende qualität hat; dahero sie innerlich gantz sicher und mit Nutzen gegen die Pestilentz und alles Gifft gebraucht/ auch des wegen von dem berümbten Theodoro Tabernamontano unter das Gülden-Ey gemischet wird /

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[171/0217] Das XIV. Capitel Von der Küchen-Schell Wurgel. [Abbildung] §. 1. INter andern herrlichen medicamenten, welche bey uns häuftig wachsen/ aber nichts geachtet / oder gar nicht auffgesuchet werden/ ist auch die Wurtzel der Küchen-Schell oder Radix Pulsatillae, so gar/ daß/ als einsmahl ein Charlatan, der sie unter seinen Orvietan verlangte / allhier in den Apothecken darnach fragte/ die Apothecker auch deren Nahmen nicht wusten / vielweniger in ihrem Augustano und Schroedero solchen finden kunten; weswegen ich derselbe auch hier gedencken wollen/ zumahlen so wohl die Grösse als eusserliche Gestalt dieser Wurtzel anzeigen/ daß was sonderliches darin verborgen seye/ indem sie fast eines Schuhes-lang / auffgerissen wie die Eber-Wurtzel/ am Geschmack süßlicht/ und einer gelinden Schärffe ist: daß sie also einen rechten medicinischen Geschmack führet. §. 2. Diese Wurtzel bringet im angehenden Frühling kleine/ rauhe und zer spaltene Blätter herfür / so/ wann sie grösser worden/ wie der Fenchel/ doch etwas breiter/ sich vertheilen: Darzwischen wächset der Stengel einer Spannen-lang/ worauff im Martio schöne purpur-braune Blumen (auff jedem Stengel eine) floriten/ welche mitten gelbe Fäserlein haben/ und wird solche Blume im Mayen zu einem haarichten Knopff wie ein Jgel/ worinnen der Saame ist/ womit es sich häuffig besaamet und gantze dürre Heiden und Plätze einnimbt/ wie in dem Wald zu Franckfurt am Mayn zusehen ist. §. 3. Die Krafft und Eigenschafft der Küchen-Schell kommt mit den Hanenfüsen oder Ranunculis überein (dahero sie auch von einigen zu denselben will gezehlet werden) indem sie also hitzet und brennet/ daß es sogleich Blasen giebt: weswegen das Kraut nur äusserleich in dem Hüfftweh / Podagra, Chiragra und dergleichen/ wie andere vesicatoria, auch die Runtzeln an den Nägeln / Wartzen/ Zittermahlen und Flecken der Haut wegzuetzen/ gebrauchet wird; wie dann die Blumen auch dergleichen Schärffe/ doch etwas gelinder/ bey sich führen/ mit welchen sonsten in der Pfaltz die Oster-Eyer schön grün sollen gefärbet werden/ ob schon die Blume eine viel andere couleur hat. §. 4. Mit der Wurtzel aber hat es eine viel andere Bewandtnus/ welche bey weitem nicht so hitzig / sondern viel temperirter ist/ doch aber auch eine erwärmende/ austrucknende/ ja Gifft- und Schweiß-treibende qualität hat; dahero sie innerlich gantz sicher und mit Nutzen gegen die Pestilentz und alles Gifft gebraucht/ auch des wegen von dem berümbten Theodoro Tabernamontano unter das Gülden-Ey gemischet wird /

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Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/217>, abgerufen am 26.11.2024.