Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das V. Capitel Von der TURBITH-Wurtzel.
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§. 1. DAs Vegetabilische TURBITH ist das äussere Theil einer länglichten dicken und resinosen Wurtzel/ äusserlich grau und inwendig weißlicht anzusehen/ eines scharffichten und eckelhafften Geschmacks/ wird Lateinisch Turpethum Vegetabile genennet: damit es von dem Mineralischen Turbith, welches die Chymici auß dem [unleserliches Material]. zubereiten/ unterschieden würde. §. 2. Von welchem Gewächs diese Wurtzel herkomme/ sind gar verschiedene Meynungen/ welche Hernandez de Rebus Med. Nov. Hisp. pag. 178. und auß demselben Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 636. weitläufftig erzehlen. Unterdessen hat D. Paulus Hermanni, weyland Prof. und Inspector des Horti Medici zu Leyden/ welcher vor diesem dasselbige in Ost - Indien selbsten gesehen/ den Außschlag gegeben und in seinem Catalog. Horti Lugd. pag. 78. gezeiget/ daß es ein Indianische Winde sey/ welche er Convolvulum Indicum alatum maximum folio Ibisci, daß ist / die grosse geflügelte Indianische Winde nennet/ weilen sie sowohl in Ost-als West-Indien wächset und die Blätter/ so dem Eibischkraut gleich kommen/ gleichsam wie Flügel anzusehen sind/ wie auß der Figur zu ersehen: wächset gern an feuchten Oertern/ nahe an dem Meer/ hat Fleisch-farbichte glatte Blumen wie die Winde/ und wann es außgeblühet/ trägt es in seinen Hülssen vier schwartze Körner/ so halb rund/ und an der Grösse dem Pfeffer gleich sind. §. 3. Die Materialisten führen dieser Wurtzel zweyerley Sorten/ deren eine sie Turpethum finum oder die beste Turbith: die andere aber medium oder auch die graue Turbith nennen/ wie in Herrn Bansae Catologo Francof. zu sehen. Die erstere ist diejenige/ welche wir oben beschrieben. Die andere ist nichts anderst als die Thapsten- oder Fenchelgert Wurtzel/ welche auß der Insul Sicilien kommet und offters von betrüglichen Leuten unter die Turbith gemischet wird/ besihe Schurzii neu-eingerichtete Material-Kammer pag. 77. §. 4. Wie aber der Betrug zu entdecken und beyde zu unterscheiden seyen/ zeiget Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 1. pag. 59. Die rechte Turbith nemblich ist außwendig röthlich-grau / inwendig aber graulicht/ ziemlich schwer und zähe/ daß sie nicht leicht zu erbrechen ist. Die Thap- Das V. Capitel Von der TURBITH-Wurtzel.
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§. 1. DAs Vegetabilische TURBITH ist das äussere Theil einer länglichten dicken und resinosen Wurtzel/ äusserlich grau und inwendig weißlicht anzusehen/ eines scharffichten und eckelhafften Geschmacks/ wird Lateinisch Turpethum Vegetabile genennet: damit es von dem Mineralischen Turbith, welches die Chymici auß dem [unleserliches Material]. zubereiten/ unterschieden würde. §. 2. Von welchem Gewächs diese Wurtzel herkomme/ sind gar verschiedene Meynungen/ welche Hernandez de Rebus Med. Nov. Hisp. pag. 178. und auß demselben Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 636. weitläufftig erzehlen. Unterdessen hat D. Paulus Hermanni, weyland Prof. und Inspector des Horti Medici zu Leyden/ welcher vor diesem dasselbige in Ost - Indien selbsten gesehen/ den Außschlag gegeben und in seinem Catalog. Horti Lugd. pag. 78. gezeiget/ daß es ein Indianische Winde sey/ welche er Convolvulum Indicum alatum maximum folio Ibisci, daß ist / die grosse geflügelte Indianische Winde nennet/ weilen sie sowohl in Ost-als West-Indien wächset und die Blätter/ so dem Eibischkraut gleich kommen/ gleichsam wie Flügel anzusehen sind/ wie auß der Figur zu ersehen: wächset gern an feuchten Oertern/ nahe an dem Meer/ hat Fleisch-farbichte glatte Blumen wie die Winde/ und wann es außgeblühet/ trägt es in seinen Hülssen vier schwartze Körner/ so halb rund/ und an der Grösse dem Pfeffer gleich sind. §. 3. Die Materialisten führen dieser Wurtzel zweyerley Sorten/ deren eine sie Turpethum finum oder die beste Turbith: die andere aber medium oder auch die graue Turbith nennen/ wie in Herrn Bansae Catologo Francof. zu sehen. Die erstere ist diejenige/ welche wir oben beschrieben. Die andere ist nichts anderst als die Thapsten- oder Fenchelgert Wurtzel/ welche auß der Insul Sicilien kommet und offters von betrüglichen Leuten unter die Turbith gemischet wird/ besihe Schurzii neu-eingerichtete Material-Kammer pag. 77. §. 4. Wie aber der Betrug zu entdecken und beyde zu unterscheiden seyen/ zeiget Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 1. pag. 59. Die rechte Turbith nemblich ist außwendig röthlich-grau / inwendig aber graulicht/ ziemlich schwer und zähe/ daß sie nicht leicht zu erbrechen ist. Die Thap- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0202" n="156"/> </div> <div> <head>Das V. Capitel</head> <p> <hi rendition="#b">Von der TURBITH-Wurtzel.</hi> </p> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>DAs Vegetabilische TURBITH ist das äussere Theil einer länglichten dicken und resinosen Wurtzel/ äusserlich grau und inwendig weißlicht anzusehen/ eines scharffichten und eckelhafften Geschmacks/ wird Lateinisch Turpethum Vegetabile genennet: damit es von dem Mineralischen Turbith, welches die Chymici auß dem <gap reason="illegible"/>. zubereiten/ unterschieden würde.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Von welchem Gewächs diese Wurtzel herkomme/ sind gar verschiedene Meynungen/ welche Hernandez de Rebus Med. Nov. Hisp. pag. 178. und auß demselben Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 636. weitläufftig erzehlen. Unterdessen hat D. Paulus Hermanni, weyland Prof. und Inspector des Horti Medici zu Leyden/ welcher vor diesem dasselbige in Ost - Indien selbsten gesehen/ den Außschlag gegeben und in seinem Catalog. Horti Lugd. pag. 78. gezeiget/ daß es ein Indianische Winde sey/ welche er Convolvulum Indicum alatum maximum folio Ibisci, daß ist / die grosse geflügelte Indianische Winde nennet/ weilen sie sowohl in Ost-als West-Indien wächset und die Blätter/ so dem Eibischkraut gleich kommen/ gleichsam wie Flügel anzusehen sind/ wie auß der Figur zu ersehen: wächset gern an feuchten Oertern/ nahe an dem Meer/ hat Fleisch-farbichte glatte Blumen wie die Winde/ und wann es außgeblühet/ trägt es in seinen Hülssen vier schwartze Körner/ so halb rund/ und an der Grösse dem Pfeffer gleich sind.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Die Materialisten führen dieser Wurtzel zweyerley Sorten/ deren eine sie Turpethum finum oder die beste Turbith: die andere aber medium oder auch die graue Turbith nennen/ wie in Herrn Bansae Catologo Francof. zu sehen. Die erstere ist diejenige/ welche wir oben beschrieben. Die andere ist nichts anderst als die Thapsten- oder Fenchelgert Wurtzel/ welche auß der Insul Sicilien kommet und offters von betrüglichen Leuten unter die Turbith gemischet wird/ besihe Schurzii neu-eingerichtete Material-Kammer pag. 77.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Wie aber der Betrug zu entdecken und beyde zu unterscheiden seyen/ zeiget Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 1. pag. 59. Die rechte Turbith nemblich ist außwendig röthlich-grau / inwendig aber graulicht/ ziemlich schwer und zähe/ daß sie nicht leicht zu erbrechen ist. Die Thap- </p> </div> </body> </text> </TEI> [156/0202]
Das V. Capitel Von der TURBITH-Wurtzel.
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§. 1. DAs Vegetabilische TURBITH ist das äussere Theil einer länglichten dicken und resinosen Wurtzel/ äusserlich grau und inwendig weißlicht anzusehen/ eines scharffichten und eckelhafften Geschmacks/ wird Lateinisch Turpethum Vegetabile genennet: damit es von dem Mineralischen Turbith, welches die Chymici auß dem _ . zubereiten/ unterschieden würde.
§. 2. Von welchem Gewächs diese Wurtzel herkomme/ sind gar verschiedene Meynungen/ welche Hernandez de Rebus Med. Nov. Hisp. pag. 178. und auß demselben Frid. Hoffmannus in Clav. Schroed. pag. 636. weitläufftig erzehlen. Unterdessen hat D. Paulus Hermanni, weyland Prof. und Inspector des Horti Medici zu Leyden/ welcher vor diesem dasselbige in Ost - Indien selbsten gesehen/ den Außschlag gegeben und in seinem Catalog. Horti Lugd. pag. 78. gezeiget/ daß es ein Indianische Winde sey/ welche er Convolvulum Indicum alatum maximum folio Ibisci, daß ist / die grosse geflügelte Indianische Winde nennet/ weilen sie sowohl in Ost-als West-Indien wächset und die Blätter/ so dem Eibischkraut gleich kommen/ gleichsam wie Flügel anzusehen sind/ wie auß der Figur zu ersehen: wächset gern an feuchten Oertern/ nahe an dem Meer/ hat Fleisch-farbichte glatte Blumen wie die Winde/ und wann es außgeblühet/ trägt es in seinen Hülssen vier schwartze Körner/ so halb rund/ und an der Grösse dem Pfeffer gleich sind.
§. 3. Die Materialisten führen dieser Wurtzel zweyerley Sorten/ deren eine sie Turpethum finum oder die beste Turbith: die andere aber medium oder auch die graue Turbith nennen/ wie in Herrn Bansae Catologo Francof. zu sehen. Die erstere ist diejenige/ welche wir oben beschrieben. Die andere ist nichts anderst als die Thapsten- oder Fenchelgert Wurtzel/ welche auß der Insul Sicilien kommet und offters von betrüglichen Leuten unter die Turbith gemischet wird/ besihe Schurzii neu-eingerichtete Material-Kammer pag. 77.
§. 4. Wie aber der Betrug zu entdecken und beyde zu unterscheiden seyen/ zeiget Pomet in seiner Histoire des Drogues Lib. 1. pag. 59. Die rechte Turbith nemblich ist außwendig röthlich-grau / inwendig aber graulicht/ ziemlich schwer und zähe/ daß sie nicht leicht zu erbrechen ist. Die Thap-
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/202>, abgerufen am 04.03.2025. |