Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.sehr dienlich sind: lindern den Stein-Schmertzen/ das scorbutische und gemeine Gliederweh/ Gicht und Podagra/ wann es noch nicht lang gewäret/ noch zu tieff eingewurtzelt/ da sie sonsten mehr schaden und die nodos mehr verhärten könten; und weilen etliche zugleich sehr adstringiren und anhalten/ so curiren sie das Außfallen der Mutter und des Affters/ welches schon lang gewäret und von andern medicamenten nicht hat können gehoben werden/ wie noch vor kurtzen Jahren der Hochfürstliche Hessen-Darmstädtische Leib-Medicus, Herr D. Hert/ an einer hohen Stands-Person auß Norwegen erfahren hat/ welche gegen der gleichen Außfallen des Affters schon alle ersinnliche Mittel von den berümbtesten Aertzten in Teutschland vergebens gebrauchet/ und endlich in dem Embser Bad curiret worden: Allwo sehr merckwürdig/ daß als gedachte vornehme Person zum erstenmahl in das Bad gekommen/ das Wasser ihr den Affter wohl Spannlang mit Gewalt herauß gezogen: Als sie es aber dennoch continuiret / nach und nach wieder so eingezogen und endlich fast an seinem Ort gehalten/ daß sie nachgehends mercklich curiret/ und von solcher Beschwerung befreyet worden. §. 5. Die Art und Weisse die warme Bäder zu gebrauchen/ ist in Beschreibung dieses oder jenes Bades absonderlich von verschiedenen geschickten und erfahrnen Practicis, als Horstio, Geilfusio, Langio, Melchiore, und andern weitläufftig beschrieben worden/ welche alle darinnen einig sind/ daß man vor dem Gebrauch des Bades nicht allein den Leib durch gelinde Laxierungen reinige/ sondern auch durch andere zertheilende und Schweiß treibende Mittel zuvor praeparire / daß die Bäder hernach desto besser würcken können/ sonsten können böse Fieber/ Räudigkeit des Leibes und dergleichen darauß entstehen; weßwegen dann auch die warme Bäder nach vorher gebrauchter Sauerbrunnen Cur weit bessern Effect thun/ als sonsten/ wie D. Ettmüllerus in seinen Anmerckungen über den Schroeder pag. 780. lehret. Wann nun der Leib also zubereitet ist und der Patient etwas außgeruhet hat/ kan er nach Unterscheid des Bades zum erstenmahl nur 1/4. Stund hinein gehen/ und nachgehends nach den vorgeschriebenen Bad-Ordnungen auff und absteigen. Zu Embs und Wißbaden hält man insgemein diese Ordnung: So bald man aber auß dem Bad kommet/ soll man ohngefehr enie halbe Stunde im Bett liegen und den Schweiß/ da er zu leiden/ erwarten und also nach einer Stunde Mahlzeit halten/ gesunde verdauliche Speisse geniessen/ auch nach der Mahlzeit nicht ehe wieder baden/ biß 3. gute Stunde zum wenigsten vorbey/ sintemahl das Baden mit ledigem Magen geschehen soll. Nach vollbrachter Cur pfleget man wieder ein gelind Laxativ zu nehmen und nicht eher/ als bey gutem Wetter abzureissen/ worvon obgemeldte Authores mit mehrerem handeln/ bey welchen auch zu sehen/ wie allen Zufällen bey dem Bad zu begegnen sey. §. 6. Man brauchet auch die warme Bäder offt innerlich und trincket das Wasser/ wie die Sauerbrunnen/ gegen obbeschriebene und viele andere Kranckheiten/ worzu sonsten das Sauerwasser auch gebrauchet wird; wie dann jetziger Zeit sonderlich das Embser Brünngen sehr berümbt ist/ welches die Gäste inßgemein in wehrendem Baden auch zu trincken pflegen: Fangen mit einer Aechtmaß an und steigen auff anderthalb Maaß/ mehr oder weniger/ nach dem es die Natur leiden kan und die Kranckheit erfordert/ worvon obbenambte Büchlein und Beschreibungen zu lesen sind. §. 7. In Ermangelung dieser natürlichen warmen Bäder können die von allerhand mineralien nachgemachte Bäder oder THERMAE ARTIFICIALES auch nützlich gebrauchet werden/ von welchen man verschiedene Beschreibungen in des Fuchsii, Capivaccii, D. Michels und andern vornehmen sehr dienlich sind: lindern den Stein-Schmertzen/ das scorbutische und gemeine Gliederweh/ Gicht und Podagra/ wann es noch nicht lang gewäret/ noch zu tieff eingewurtzelt/ da sie sonsten mehr schaden und die nodos mehr verhärten könten; und weilen etliche zugleich sehr adstringiren und anhalten/ so curiren sie das Außfallen der Mutter und des Affters/ welches schon lang gewäret und von andern medicamenten nicht hat können gehoben werden/ wie noch vor kurtzen Jahren der Hochfürstliche Hessen-Darmstädtische Leib-Medicus, Herr D. Hert/ an einer hohen Stands-Person auß Norwegen erfahren hat/ welche gegen der gleichen Außfallen des Affters schon alle ersinnliche Mittel von den berümbtesten Aertzten in Teutschland vergebens gebrauchet/ und endlich in dem Embser Bad curiret worden: Allwo sehr merckwürdig/ daß als gedachte vornehme Person zum erstenmahl in das Bad gekommen/ das Wasser ihr den Affter wohl Spannlang mit Gewalt herauß gezogen: Als sie es aber dennoch continuiret / nach und nach wieder so eingezogen und endlich fast an seinem Ort gehalten/ daß sie nachgehends mercklich curiret/ und von solcher Beschwerung befreyet worden. §. 5. Die Art und Weisse die warme Bäder zu gebrauchen/ ist in Beschreibung dieses oder jenes Bades absonderlich von verschiedenen geschickten und erfahrnen Practicis, als Horstio, Geilfusio, Langio, Melchiore, und andern weitläufftig beschrieben worden/ welche alle darinnen einig sind/ daß man vor dem Gebrauch des Bades nicht allein den Leib durch gelinde Laxierungen reinige/ sondern auch durch andere zertheilende und Schweiß treibende Mittel zuvor praeparire / daß die Bäder hernach desto besser würcken können/ sonsten können böse Fieber/ Räudigkeit des Leibes und dergleichen darauß entstehen; weßwegen dann auch die warme Bäder nach vorher gebrauchter Sauerbrunnen Cur weit bessern Effect thun/ als sonsten/ wie D. Ettmüllerus in seinen Anmerckungen über den Schroeder pag. 780. lehret. Wann nun der Leib also zubereitet ist und der Patient etwas außgeruhet hat/ kan er nach Unterscheid des Bades zum erstenmahl nur ¼. Stund hinein gehen/ und nachgehends nach den vorgeschriebenen Bad-Ordnungen auff und absteigen. Zu Embs und Wißbaden hält man insgemein diese Ordnung: So bald man aber auß dem Bad kommet/ soll man ohngefehr enie halbe Stunde im Bett liegen und den Schweiß/ da er zu leiden/ erwarten und also nach einer Stunde Mahlzeit halten/ gesunde verdauliche Speisse geniessen/ auch nach der Mahlzeit nicht ehe wieder baden/ biß 3. gute Stunde zum wenigsten vorbey/ sintemahl das Baden mit ledigem Magen geschehen soll. Nach vollbrachter Cur pfleget man wieder ein gelind Laxativ zu nehmen und nicht eher/ als bey gutem Wetter abzureissen/ worvon obgemeldte Authores mit mehrerem handeln/ bey welchen auch zu sehen/ wie allen Zufällen bey dem Bad zu begegnen sey. §. 6. Man brauchet auch die warme Bäder offt innerlich und trincket das Wasser/ wie die Sauerbrunnen/ gegen obbeschriebene und viele andere Kranckheiten/ worzu sonsten das Sauerwasser auch gebrauchet wird; wie dann jetziger Zeit sonderlich das Embser Brünngen sehr berümbt ist/ welches die Gäste inßgemein in wehrendem Baden auch zu trincken pflegen: Fangen mit einer Aechtmaß an und steigen auff anderthalb Maaß/ mehr oder weniger/ nach dem es die Natur leiden kan und die Kranckheit erfordert/ worvon obbenambte Büchlein und Beschreibungen zu lesen sind. §. 7. In Ermangelung dieser natürlichen warmen Bäder können die von allerhand mineralien nachgemachte Bäder oder THERMAE ARTIFICIALES auch nützlich gebrauchet werden/ von welchen man verschiedene Beschreibungen in des Fuchsii, Capivaccii, D. Michels und andern vornehmen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0145" n="101"/> sehr dienlich sind: lindern den Stein-Schmertzen/ das scorbutische und gemeine Gliederweh/ Gicht und Podagra/ wann es noch nicht lang gewäret/ noch zu tieff eingewurtzelt/ da sie sonsten mehr schaden und die nodos mehr verhärten könten; und weilen etliche zugleich sehr adstringiren und anhalten/ so curiren sie das Außfallen der Mutter und des Affters/ welches schon lang gewäret und von andern medicamenten nicht hat können gehoben werden/ wie noch vor kurtzen Jahren der Hochfürstliche Hessen-Darmstädtische Leib-Medicus, Herr D. Hert/ an einer hohen Stands-Person auß Norwegen erfahren hat/ welche gegen der gleichen Außfallen des Affters schon alle ersinnliche Mittel von den berümbtesten Aertzten in Teutschland vergebens gebrauchet/ und endlich in dem Embser Bad curiret worden: Allwo sehr merckwürdig/ daß als gedachte vornehme Person zum erstenmahl in das Bad gekommen/ das Wasser ihr den Affter wohl Spannlang mit Gewalt herauß gezogen: Als sie es aber dennoch continuiret / nach und nach wieder so eingezogen und endlich fast an seinem Ort gehalten/ daß sie nachgehends mercklich curiret/ und von solcher Beschwerung befreyet worden.</p> <table> <head> <hi rendition="#b">Zarte Personen</hi> </head> <row> <cell/> </row> </table> </div> <div> <head>§. 5.</head> <p>Die Art und Weisse die warme Bäder zu gebrauchen/ ist in Beschreibung dieses oder jenes Bades absonderlich von verschiedenen geschickten und erfahrnen Practicis, als Horstio, Geilfusio, Langio, Melchiore, und andern weitläufftig beschrieben worden/ welche alle darinnen einig sind/ daß man vor dem Gebrauch des Bades nicht allein den Leib durch gelinde Laxierungen reinige/ sondern auch durch andere zertheilende und Schweiß treibende Mittel zuvor praeparire / daß die Bäder hernach desto besser würcken können/ sonsten können böse Fieber/ Räudigkeit des Leibes und dergleichen darauß entstehen; weßwegen dann auch die warme Bäder nach vorher gebrauchter Sauerbrunnen Cur weit bessern Effect thun/ als sonsten/ wie D. Ettmüllerus in seinen Anmerckungen über den Schroeder pag. 780. lehret. Wann nun der Leib also zubereitet ist und der Patient etwas außgeruhet hat/ kan er nach Unterscheid des Bades zum erstenmahl nur ¼. Stund hinein gehen/ und nachgehends nach den vorgeschriebenen Bad-Ordnungen auff und absteigen. Zu Embs und Wißbaden hält man insgemein diese Ordnung:</p> <table> <head> <hi rendition="#b">Starcke Personen</hi> </head> <row> <cell/> </row> </table> <p>So bald man aber auß dem Bad kommet/ soll man ohngefehr enie halbe Stunde im Bett liegen und den Schweiß/ da er zu leiden/ erwarten und also nach einer Stunde Mahlzeit halten/ gesunde verdauliche Speisse geniessen/ auch nach der Mahlzeit nicht ehe wieder baden/ biß 3. gute Stunde zum wenigsten vorbey/ sintemahl das Baden mit ledigem Magen geschehen soll. Nach vollbrachter Cur pfleget man wieder ein gelind Laxativ zu nehmen und nicht eher/ als bey gutem Wetter abzureissen/ worvon obgemeldte Authores mit mehrerem handeln/ bey welchen auch zu sehen/ wie allen Zufällen bey dem Bad zu begegnen sey.</p> </div> <div> <head>§. 6.</head> <p>Man brauchet auch die warme Bäder offt innerlich und trincket das Wasser/ wie die Sauerbrunnen/ gegen obbeschriebene und viele andere Kranckheiten/ worzu sonsten das Sauerwasser auch gebrauchet wird; wie dann jetziger Zeit sonderlich das</p> <p> <hi rendition="#b">Embser Brünngen</hi> </p> <p>sehr berümbt ist/ welches die Gäste inßgemein in wehrendem Baden auch zu trincken pflegen: Fangen mit einer Aechtmaß an und steigen auff anderthalb Maaß/ mehr oder weniger/ nach dem es die Natur leiden kan und die Kranckheit erfordert/ worvon obbenambte Büchlein und Beschreibungen zu lesen sind.</p> </div> <div> <head>§. 7.</head> <p>In Ermangelung dieser natürlichen warmen Bäder können die von allerhand mineralien nachgemachte Bäder oder</p> <p> <hi rendition="#k">THERMAE ARTIFICIALES</hi> </p> <p>auch nützlich gebrauchet werden/ von welchen man verschiedene Beschreibungen in des Fuchsii, Capivaccii, D. Michels und andern vornehmen </p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0145]
sehr dienlich sind: lindern den Stein-Schmertzen/ das scorbutische und gemeine Gliederweh/ Gicht und Podagra/ wann es noch nicht lang gewäret/ noch zu tieff eingewurtzelt/ da sie sonsten mehr schaden und die nodos mehr verhärten könten; und weilen etliche zugleich sehr adstringiren und anhalten/ so curiren sie das Außfallen der Mutter und des Affters/ welches schon lang gewäret und von andern medicamenten nicht hat können gehoben werden/ wie noch vor kurtzen Jahren der Hochfürstliche Hessen-Darmstädtische Leib-Medicus, Herr D. Hert/ an einer hohen Stands-Person auß Norwegen erfahren hat/ welche gegen der gleichen Außfallen des Affters schon alle ersinnliche Mittel von den berümbtesten Aertzten in Teutschland vergebens gebrauchet/ und endlich in dem Embser Bad curiret worden: Allwo sehr merckwürdig/ daß als gedachte vornehme Person zum erstenmahl in das Bad gekommen/ das Wasser ihr den Affter wohl Spannlang mit Gewalt herauß gezogen: Als sie es aber dennoch continuiret / nach und nach wieder so eingezogen und endlich fast an seinem Ort gehalten/ daß sie nachgehends mercklich curiret/ und von solcher Beschwerung befreyet worden.
Zarte Personen
§. 5. Die Art und Weisse die warme Bäder zu gebrauchen/ ist in Beschreibung dieses oder jenes Bades absonderlich von verschiedenen geschickten und erfahrnen Practicis, als Horstio, Geilfusio, Langio, Melchiore, und andern weitläufftig beschrieben worden/ welche alle darinnen einig sind/ daß man vor dem Gebrauch des Bades nicht allein den Leib durch gelinde Laxierungen reinige/ sondern auch durch andere zertheilende und Schweiß treibende Mittel zuvor praeparire / daß die Bäder hernach desto besser würcken können/ sonsten können böse Fieber/ Räudigkeit des Leibes und dergleichen darauß entstehen; weßwegen dann auch die warme Bäder nach vorher gebrauchter Sauerbrunnen Cur weit bessern Effect thun/ als sonsten/ wie D. Ettmüllerus in seinen Anmerckungen über den Schroeder pag. 780. lehret. Wann nun der Leib also zubereitet ist und der Patient etwas außgeruhet hat/ kan er nach Unterscheid des Bades zum erstenmahl nur ¼. Stund hinein gehen/ und nachgehends nach den vorgeschriebenen Bad-Ordnungen auff und absteigen. Zu Embs und Wißbaden hält man insgemein diese Ordnung:
Starcke Personen
So bald man aber auß dem Bad kommet/ soll man ohngefehr enie halbe Stunde im Bett liegen und den Schweiß/ da er zu leiden/ erwarten und also nach einer Stunde Mahlzeit halten/ gesunde verdauliche Speisse geniessen/ auch nach der Mahlzeit nicht ehe wieder baden/ biß 3. gute Stunde zum wenigsten vorbey/ sintemahl das Baden mit ledigem Magen geschehen soll. Nach vollbrachter Cur pfleget man wieder ein gelind Laxativ zu nehmen und nicht eher/ als bey gutem Wetter abzureissen/ worvon obgemeldte Authores mit mehrerem handeln/ bey welchen auch zu sehen/ wie allen Zufällen bey dem Bad zu begegnen sey.
§. 6. Man brauchet auch die warme Bäder offt innerlich und trincket das Wasser/ wie die Sauerbrunnen/ gegen obbeschriebene und viele andere Kranckheiten/ worzu sonsten das Sauerwasser auch gebrauchet wird; wie dann jetziger Zeit sonderlich das
Embser Brünngen
sehr berümbt ist/ welches die Gäste inßgemein in wehrendem Baden auch zu trincken pflegen: Fangen mit einer Aechtmaß an und steigen auff anderthalb Maaß/ mehr oder weniger/ nach dem es die Natur leiden kan und die Kranckheit erfordert/ worvon obbenambte Büchlein und Beschreibungen zu lesen sind.
§. 7. In Ermangelung dieser natürlichen warmen Bäder können die von allerhand mineralien nachgemachte Bäder oder
THERMAE ARTIFICIALES
auch nützlich gebrauchet werden/ von welchen man verschiedene Beschreibungen in des Fuchsii, Capivaccii, D. Michels und andern vornehmen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/145 |
Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/145>, abgerufen am 17.02.2025. |