Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XXXVI. Capitel Von den warmen Bädern.
[Abbildung]
§. 1. DIe warme Bäder/ THERMAE genandt/ bestehen auß einem Mineralischen Wasser/ so von Natur entweder laulicht oder gantz warm ist/ und weilen sie allerhand mineralische Säffte und Theilgens mit sich führen/ werden sie zu vielerley Gebrechen des menschlichen Leibes gebrauchet: find nicht allein in Teutschland an vielen Orten/ als zu Aachen/ Embs/ Wißbaden sc. sondern auch in Ungarn und Türckey/ als zu Ofen: wie auch in Engeland und anderstwo häuffig zu finden. §. 2. Nun fragts sichs/ wo die Wärme dieses Wassers herkomme? worvon nicht einerley Meynung unter den Gelährten geheget wird. Viele leiten solche Wärme von dem unter-irrdischen Feuer her: welches doch andere nicht zulassen/ indem ohne Lufft/ und wo diese nicht hinkommen kan / nicht leicht ein Feuer oder Flamme entstehen kan. Weßwegen andere die Hitze der warmen Bäder von einer unter-irrdischen Gärung und Bewegung der Mineralien herleiten/ welche entweder von verschiedenen und wiedrigen metallischen Säfften und wann der saure Erdschwefel die Metallen naget/ entstehet/ wie Helmont. de Febr. cap. 9. §. 25. meinet/ oder wann ein Kalckmässige Marcasit in dem Wasser auffgeldset und wie der gemeine Kalck gelöschet wird/ dergleichen ein gelahrter Engeländer/ Etmundus Meara umb die warme Bäder in Engeland angetroffen/ wie auß dessen Send-Brief an D. Brugam in des Childray Histor. singul. Natur. Angl. zuersehen ist; dahero es dann kein wunder ist/ daß offters mitten in einem kalten Fluß dergleichen warme Quelle springet/ wie zu Embs in der Lahne zu sehen ist/ weilen an solchem Ort dergleichen Gärung nur entstehet: Wiewohlen auch andere Mineralien/ als Alaun/ Salpeter/ Schwefel / Vitriol, Saltz/ Eisen und dergleichen auff subtile Art und Weiß das ihrige beytragen können / wie D. Horstius in Beschreibung des Embser-Bades/ pag. 1. meinet. §. 3. Hierauß ist nun leicht zu schliessen/ daß in Ansehen dieser viel- und mancherley ingredientien auch unter den warmen Bädern ein grosser Unterscheid sey/ welcher nicht allein von einer gelinderen oder stärckeren Wärme/ sondern auch hauptsächlich von obgemeldten Mineralien herrühret/ deren etliche mehr in diesen/ etliche mehr in andern warmen Bädern zu finden sind. Weilen dann zum Exempel in dem Carls-Bad nicht allein eine dergleichen Kalckmässige und schwefelichte Ader/ sondern auch etwas von dem [unleserliches Material]. oder Eisen enthalten / wie Langius de Therm. Carolin. cap. 3. bezeuget: Andere aber als die Thermae Teplicenses, das Embser- und Wißbad/ auch Alaun und Salpeter bey sich führen/ wie D. Geilfus Seel. auß gewissen davon genommenen Proben im klärlichen Unterricht vom Wißbad pag. 9. erwiesen hat: Als kan es nicht wohl anderst seyn/ sie müssen nothwendig auch andere Würckungen thun; wiewohlen fast in allen der Schwefel den Vorzug hat/ krafft dessen sie eine zertheilende/ reinigende / heilende/ anziehende und erwärmende Tugend haben/ und auch mehr den feuchten und melancholischen/ als hitzigen Naturen dienlich find. §. 4. Dem Nutzen und Gebrauch nach heilen sie alle Gebrechen und Käudigkeit der Haut/ Krätze / Aussatz und dergleichen: stärcken die erkältete und zitterende Glieder/ sambt deren Lähmigkeit und Contracture/ absonderlich wann sie auff die Colic erfolget/ gegen welche sie zugleich Das XXXVI. Capitel Von den warmen Bädern.
[Abbildung]
§. 1. DIe warme Bäder/ THERMAE genandt/ bestehen auß einem Mineralischen Wasser/ so von Natur entweder laulicht oder gantz warm ist/ und weilen sie allerhand mineralische Säffte und Theilgens mit sich führen/ werden sie zu vielerley Gebrechen des menschlichen Leibes gebrauchet: find nicht allein in Teutschland an vielen Orten/ als zu Aachen/ Embs/ Wißbaden sc. sondern auch in Ungarn und Türckey/ als zu Ofen: wie auch in Engeland und anderstwo häuffig zu finden. §. 2. Nun fragts sichs/ wo die Wärme dieses Wassers herkomme? worvon nicht einerley Meynung unter den Gelährten geheget wird. Viele leiten solche Wärme von dem unter-irrdischen Feuer her: welches doch andere nicht zulassen/ indem ohne Lufft/ und wo diese nicht hinkommen kan / nicht leicht ein Feuer oder Flamme entstehen kan. Weßwegen andere die Hitze der warmen Bäder von einer unter-irrdischen Gärung und Bewegung der Mineralien herleiten/ welche entweder von verschiedenen und wiedrigen metallischen Säfften und wann der saure Erdschwefel die Metallen naget/ entstehet/ wie Helmont. de Febr. cap. 9. §. 25. meinet/ oder wann ein Kalckmässige Marcasit in dem Wasser auffgeldset und wie der gemeine Kalck gelöschet wird/ dergleichen ein gelahrter Engeländer/ Etmundus Meara umb die warme Bäder in Engeland angetroffen/ wie auß dessen Send-Brief an D. Brugam in des Childray Histor. singul. Natur. Angl. zuersehen ist; dahero es dann kein wunder ist/ daß offters mitten in einem kalten Fluß dergleichen warme Quelle springet/ wie zu Embs in der Lahne zu sehen ist/ weilen an solchem Ort dergleichen Gärung nur entstehet: Wiewohlen auch andere Mineralien/ als Alaun/ Salpeter/ Schwefel / Vitriol, Saltz/ Eisen und dergleichen auff subtile Art und Weiß das ihrige beytragen können / wie D. Horstius in Beschreibung des Embser-Bades/ pag. 1. meinet. §. 3. Hierauß ist nun leicht zu schliessen/ daß in Ansehen dieser viel- und mancherley ingredientien auch unter den warmen Bädern ein grosser Unterscheid sey/ welcher nicht allein von einer gelinderen oder stärckeren Wärme/ sondern auch hauptsächlich von obgemeldten Mineralien herrühret/ deren etliche mehr in diesen/ etliche mehr in andern warmen Bädern zu finden sind. Weilen dann zum Exempel in dem Carls-Bad nicht allein eine dergleichen Kalckmässige und schwefelichte Ader/ sondern auch etwas von dem [unleserliches Material]. oder Eisen enthalten / wie Langius de Therm. Carolin. cap. 3. bezeuget: Andere aber als die Thermae Teplicenses, das Embser- und Wißbad/ auch Alaun und Salpeter bey sich führen/ wie D. Geilfus Seel. auß gewissen davon genommenen Proben im klärlichen Unterricht vom Wißbad pag. 9. erwiesen hat: Als kan es nicht wohl anderst seyn/ sie müssen nothwendig auch andere Würckungen thun; wiewohlen fast in allen der Schwefel den Vorzug hat/ krafft dessen sie eine zertheilende/ reinigende / heilende/ anziehende und erwärmende Tugend haben/ und auch mehr den feuchten und melancholischen/ als hitzigen Naturen dienlich find. §. 4. Dem Nutzen und Gebrauch nach heilen sie alle Gebrechen und Käudigkeit der Haut/ Krätze / Aussatz und dergleichen: stärcken die erkältete und zitterende Glieder/ sambt deren Lähmigkeit und Contracture/ absonderlich wann sie auff die Colic erfolget/ gegen welche sie zugleich <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0144" n="100"/> </div> <div> <head>Das XXXVI. Capitel<lb/> Von den warmen Bädern.</head> <p> <figure/> </p> </div> <div> <head>§. 1.</head> <p>DIe warme Bäder/ THERMAE genandt/ bestehen auß einem Mineralischen Wasser/ so von Natur entweder laulicht oder gantz warm ist/ und weilen sie allerhand mineralische Säffte und Theilgens mit sich führen/ werden sie zu vielerley Gebrechen des menschlichen Leibes gebrauchet: find nicht allein in Teutschland an vielen Orten/ als zu Aachen/ Embs/ Wißbaden sc. sondern auch in Ungarn und Türckey/ als zu Ofen: wie auch in Engeland und anderstwo häuffig zu finden.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Nun fragts sichs/ wo die Wärme dieses Wassers herkomme? worvon nicht einerley Meynung unter den Gelährten geheget wird. Viele leiten solche Wärme von dem unter-irrdischen Feuer her: welches doch andere nicht zulassen/ indem ohne Lufft/ und wo diese nicht hinkommen kan / nicht leicht ein Feuer oder Flamme entstehen kan. Weßwegen andere die Hitze der warmen Bäder von einer unter-irrdischen Gärung und Bewegung der Mineralien herleiten/ welche entweder von verschiedenen und wiedrigen metallischen Säfften und wann der saure Erdschwefel die Metallen naget/ entstehet/ wie Helmont. de Febr. cap. 9. §. 25. meinet/ oder wann ein Kalckmässige Marcasit in dem Wasser auffgeldset und wie der gemeine Kalck gelöschet wird/ dergleichen ein gelahrter Engeländer/ Etmundus Meara umb die warme Bäder in Engeland angetroffen/ wie auß dessen Send-Brief an D. Brugam in des Childray Histor. singul. Natur. Angl. zuersehen ist; dahero es dann kein wunder ist/ daß offters mitten in einem kalten Fluß dergleichen warme Quelle springet/ wie zu Embs in der Lahne zu sehen ist/ weilen an solchem Ort dergleichen Gärung nur entstehet: Wiewohlen auch andere Mineralien/ als Alaun/ Salpeter/ Schwefel / Vitriol, Saltz/ Eisen und dergleichen auff subtile Art und Weiß das ihrige beytragen können / wie D. Horstius in Beschreibung des Embser-Bades/ pag. 1. meinet.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Hierauß ist nun leicht zu schliessen/ daß in Ansehen dieser viel- und mancherley ingredientien auch unter den warmen Bädern ein grosser Unterscheid sey/ welcher nicht allein von einer gelinderen oder stärckeren Wärme/ sondern auch hauptsächlich von obgemeldten Mineralien herrühret/ deren etliche mehr in diesen/ etliche mehr in andern warmen Bädern zu finden sind. Weilen dann zum Exempel in dem Carls-Bad nicht allein eine dergleichen Kalckmässige und schwefelichte Ader/ sondern auch etwas von dem <gap reason="illegible"/>. oder Eisen enthalten / wie Langius de Therm. Carolin. cap. 3. bezeuget: Andere aber als die Thermae Teplicenses, das Embser- und Wißbad/ auch Alaun und Salpeter bey sich führen/ wie D. Geilfus Seel. auß gewissen davon genommenen Proben im klärlichen Unterricht vom Wißbad pag. 9. erwiesen hat: Als kan es nicht wohl anderst seyn/ sie müssen nothwendig auch andere Würckungen thun; wiewohlen fast in allen der Schwefel den Vorzug hat/ krafft dessen sie eine zertheilende/ reinigende / heilende/ anziehende und erwärmende Tugend haben/ und auch mehr den feuchten und melancholischen/ als hitzigen Naturen dienlich find.</p> </div> <div> <head>§. 4.</head> <p>Dem Nutzen und Gebrauch nach heilen sie alle Gebrechen und Käudigkeit der Haut/ Krätze / Aussatz und dergleichen: stärcken die erkältete und zitterende Glieder/ sambt deren Lähmigkeit und Contracture/ absonderlich wann sie auff die Colic erfolget/ gegen welche sie zugleich </p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0144]
Das XXXVI. Capitel
Von den warmen Bädern.
[Abbildung]
§. 1. DIe warme Bäder/ THERMAE genandt/ bestehen auß einem Mineralischen Wasser/ so von Natur entweder laulicht oder gantz warm ist/ und weilen sie allerhand mineralische Säffte und Theilgens mit sich führen/ werden sie zu vielerley Gebrechen des menschlichen Leibes gebrauchet: find nicht allein in Teutschland an vielen Orten/ als zu Aachen/ Embs/ Wißbaden sc. sondern auch in Ungarn und Türckey/ als zu Ofen: wie auch in Engeland und anderstwo häuffig zu finden.
§. 2. Nun fragts sichs/ wo die Wärme dieses Wassers herkomme? worvon nicht einerley Meynung unter den Gelährten geheget wird. Viele leiten solche Wärme von dem unter-irrdischen Feuer her: welches doch andere nicht zulassen/ indem ohne Lufft/ und wo diese nicht hinkommen kan / nicht leicht ein Feuer oder Flamme entstehen kan. Weßwegen andere die Hitze der warmen Bäder von einer unter-irrdischen Gärung und Bewegung der Mineralien herleiten/ welche entweder von verschiedenen und wiedrigen metallischen Säfften und wann der saure Erdschwefel die Metallen naget/ entstehet/ wie Helmont. de Febr. cap. 9. §. 25. meinet/ oder wann ein Kalckmässige Marcasit in dem Wasser auffgeldset und wie der gemeine Kalck gelöschet wird/ dergleichen ein gelahrter Engeländer/ Etmundus Meara umb die warme Bäder in Engeland angetroffen/ wie auß dessen Send-Brief an D. Brugam in des Childray Histor. singul. Natur. Angl. zuersehen ist; dahero es dann kein wunder ist/ daß offters mitten in einem kalten Fluß dergleichen warme Quelle springet/ wie zu Embs in der Lahne zu sehen ist/ weilen an solchem Ort dergleichen Gärung nur entstehet: Wiewohlen auch andere Mineralien/ als Alaun/ Salpeter/ Schwefel / Vitriol, Saltz/ Eisen und dergleichen auff subtile Art und Weiß das ihrige beytragen können / wie D. Horstius in Beschreibung des Embser-Bades/ pag. 1. meinet.
§. 3. Hierauß ist nun leicht zu schliessen/ daß in Ansehen dieser viel- und mancherley ingredientien auch unter den warmen Bädern ein grosser Unterscheid sey/ welcher nicht allein von einer gelinderen oder stärckeren Wärme/ sondern auch hauptsächlich von obgemeldten Mineralien herrühret/ deren etliche mehr in diesen/ etliche mehr in andern warmen Bädern zu finden sind. Weilen dann zum Exempel in dem Carls-Bad nicht allein eine dergleichen Kalckmässige und schwefelichte Ader/ sondern auch etwas von dem _ . oder Eisen enthalten / wie Langius de Therm. Carolin. cap. 3. bezeuget: Andere aber als die Thermae Teplicenses, das Embser- und Wißbad/ auch Alaun und Salpeter bey sich führen/ wie D. Geilfus Seel. auß gewissen davon genommenen Proben im klärlichen Unterricht vom Wißbad pag. 9. erwiesen hat: Als kan es nicht wohl anderst seyn/ sie müssen nothwendig auch andere Würckungen thun; wiewohlen fast in allen der Schwefel den Vorzug hat/ krafft dessen sie eine zertheilende/ reinigende / heilende/ anziehende und erwärmende Tugend haben/ und auch mehr den feuchten und melancholischen/ als hitzigen Naturen dienlich find.
§. 4. Dem Nutzen und Gebrauch nach heilen sie alle Gebrechen und Käudigkeit der Haut/ Krätze / Aussatz und dergleichen: stärcken die erkältete und zitterende Glieder/ sambt deren Lähmigkeit und Contracture/ absonderlich wann sie auff die Colic erfolget/ gegen welche sie zugleich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |