Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.Das XXXIV. Capitel Von dem Queck-Silber/ und Zinnober.
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§. 1. DAs Queck-Silber/ oder ARGENTUM VIVUM ist ein sehr schwerer/ flüssig - und flüchtiger metallischer Safft/ gleich als ein gläntzender silbener Fluß anzusehen/ weßwegen es auch Griechisch Hydrargyrum, wegen seiner Unbeständigkeit im Feuer aber [unleserliches Material], oder MERCURIUS genennet wird: kommet heut zu Tags meistentheils auß Oestreich und Hungarn über Holland/ in ledernen Schläuchen von Schaaf-Fellen/ welche in höltzerne Stäncher geschlagen und das übrige spatium mit Sägspänen oder Hexel außgefüllet werden. Ist also der Warheit gantz nicht gemäß/ daß einige davor halten wollen/ es wäre das Quecksilber/ umb solches desto besser in andere Länder zu führen/ erstlich fast alle zu Zinnober gemacht/ aus welchem es nachmahlen wieder resuscitiret und außgeschmoltzen werde; indem wohl ehe 1000. [unleserliches Material] Quecksilber oder so viel praeparirter Zinnober anderstwo verführet werden/ als 50. [unleserliches Material] roher Zinnober/ und würden die Holländer viel eher den [unleserliches Material] coaguliren als zu Zinnober bringen/ wann er nicht in Natura fortzubringen wäre. §. 2. Es findet sich aber das Quecksilber entweder also pur und fliessend in den Bergwercken / welches [unleserliches Material] VIRGINEUS genennet und vor den reinesten geachtet wird; wiewohlen auch derjenige [unleserliches Material]/ welcher entweder aus dem Cinnabari artificiali oder andern Chymischen Praeparatis resuscitiret und [unleserliches Material] RESUSCITATUS geheissen wird/ ihm an Gütigkeit sehr nahe kommet: Oder wird auß seinen eigenen Ertzen und Mineren gebracht/ welche gemeiniglich röthlicht sind/ wie ich dergleichen habe/ oder etwas graulicht/ mit gläntzenden Streiffen/ wie das [unleserliches Material] anzusehen / dergleichen MINERA [unleserliches Material] oben in der Fig. abgebildet ist. Eine solche soll sich fast nur in zweyen Ländern in gantz Europa finden/ nemblich in Spanien und Hungarn. In Spanien zwar wird das beste Quecksilber gefunden/ welches das Silber ubergülden soll und deßwegen von den Alchymisten sehr aestimiret wird: Ist aber sehr rar und übel zu haben/ indem der König in Spanien verbotten solches in andere Königreiche zu führen/ ausser denen Indien/ allwo es zu Scheidung und Reinigung des Goldes und Silbers employiret wird. Muß also fast alle das Quecksilber auß Ungarn und Siebenbürgen/ allwo in Histria, fünff Meilen von Labach/ an den Venedischen Gräntzen/ ein so reiches Ertz zu finden/ daß 4. Centner desselben 3. Centner Quecksilber und Zinnober geben/ wie Marxius in seiner Material Kammer pag 28. schreibet; träget also solches Bergwerck Ihro Majestät dem Römischen Kayser jährlich etliche Millionen ein / von welcher es die Holländer heut zu Tage in Bestand haben/ und weilen ihnen jetzo das Monopolium zukombt/ so haben sie den Preyß darvon umb ein merckliches gesteigert. §. 3. Unter denjenigen Anzeigungen und Signis, wordurch die Quecksilber-Adern entdecket werden / ist hauptsächlich ein dicker Dunst/ welcher sich morgends früh im Aprill und May-Monath kurtz bey der Erden sehen lässet/ und wegen seiner Schwerigkeit nicht weiter in die Höhe Das XXXIV. Capitel Von dem Queck-Silber/ und Zinnober.
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§. 1. DAs Queck-Silber/ oder ARGENTUM VIVUM ist ein sehr schwerer/ flüssig - und flüchtiger metallischer Safft/ gleich als ein gläntzender silbener Fluß anzusehen/ weßwegen es auch Griechisch Hydrargyrum, wegen seiner Unbeständigkeit im Feuer aber [unleserliches Material], oder MERCURIUS genennet wird: kommet heut zu Tags meistentheils auß Oestreich und Hungarn über Holland/ in ledernen Schläuchen von Schaaf-Fellen/ welche in höltzerne Stäncher geschlagen und das übrige spatium mit Sägspänen oder Hexel außgefüllet werden. Ist also der Warheit gantz nicht gemäß/ daß einige davor halten wollen/ es wäre das Quecksilber/ umb solches desto besser in andere Länder zu führen/ erstlich fast alle zu Zinnober gemacht/ aus welchem es nachmahlen wieder resuscitiret und außgeschmoltzen werde; indem wohl ehe 1000. [unleserliches Material] Quecksilber oder so viel praeparirter Zinnober anderstwo verführet werden/ als 50. [unleserliches Material] roher Zinnober/ und würden die Holländer viel eher den [unleserliches Material] coaguliren als zu Zinnober bringen/ wann er nicht in Natura fortzubringen wäre. §. 2. Es findet sich aber das Quecksilber entweder also pur und fliessend in den Bergwercken / welches [unleserliches Material] VIRGINEUS genennet und vor den reinesten geachtet wird; wiewohlen auch derjenige [unleserliches Material]/ welcher entweder aus dem Cinnabari artificiali oder andern Chymischen Praeparatis resuscitiret und [unleserliches Material] RESUSCITATUS geheissen wird/ ihm an Gütigkeit sehr nahe kommet: Oder wird auß seinen eigenen Ertzen und Mineren gebracht/ welche gemeiniglich röthlicht sind/ wie ich dergleichen habe/ oder etwas graulicht/ mit gläntzenden Streiffen/ wie das [unleserliches Material] anzusehen / dergleichen MINERA [unleserliches Material] oben in der Fig. abgebildet ist. Eine solche soll sich fast nur in zweyen Ländern in gantz Europa finden/ nemblich in Spanien und Hungarn. In Spanien zwar wird das beste Quecksilber gefunden/ welches das Silber ubergülden soll und deßwegen von den Alchymisten sehr aestimiret wird: Ist aber sehr rar und übel zu haben/ indem der König in Spanien verbotten solches in andere Königreiche zu führen/ ausser denen Indien/ allwo es zu Scheidung und Reinigung des Goldes und Silbers employiret wird. Muß also fast alle das Quecksilber auß Ungarn und Siebenbürgen/ allwo in Histria, fünff Meilen von Labach/ an den Venedischen Gräntzen/ ein so reiches Ertz zu finden/ daß 4. Centner desselben 3. Centner Quecksilber und Zinnober geben/ wie Marxius in seiner Material Kammer pag 28. schreibet; träget also solches Bergwerck Ihro Majestät dem Römischen Kayser jährlich etliche Millionen ein / von welcher es die Holländer heut zu Tage in Bestand haben/ und weilen ihnen jetzo das Monopolium zukombt/ so haben sie den Preyß darvon umb ein merckliches gesteigert. §. 3. Unter denjenigen Anzeigungen und Signis, wordurch die Quecksilber-Adern entdecket werden / ist hauptsächlich ein dicker Dunst/ welcher sich morgends früh im Aprill und May-Monath kurtz bey der Erden sehen lässet/ und wegen seiner Schwerigkeit nicht weiter in die Höhe <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0137" n="93"/> </div> <div> <head>Das XXXIV. 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Ist also der Warheit gantz nicht gemäß/ daß einige davor halten wollen/ es wäre das Quecksilber/ umb solches desto besser in andere Länder zu führen/ erstlich fast alle zu Zinnober gemacht/ aus welchem es nachmahlen wieder resuscitiret und außgeschmoltzen werde; indem wohl ehe 1000. <gap reason="illegible"/> Quecksilber oder so viel praeparirter Zinnober anderstwo verführet werden/ als 50. <gap reason="illegible"/> roher Zinnober/ und würden die Holländer viel eher den <gap reason="illegible"/> coaguliren als zu Zinnober bringen/ wann er nicht in Natura fortzubringen wäre.</p> </div> <div> <head>§. 2.</head> <p>Es findet sich aber das Quecksilber entweder also pur und fliessend in den Bergwercken / welches <gap reason="illegible"/> VIRGINEUS genennet und vor den reinesten geachtet wird; wiewohlen auch derjenige <gap reason="illegible"/>/ welcher entweder aus dem Cinnabari artificiali oder andern Chymischen Praeparatis resuscitiret und <gap reason="illegible"/> RESUSCITATUS geheissen wird/ ihm an Gütigkeit sehr nahe kommet: Oder wird auß seinen eigenen Ertzen und Mineren gebracht/ welche gemeiniglich röthlicht sind/ wie ich dergleichen habe/ oder etwas graulicht/ mit gläntzenden Streiffen/ wie das <gap reason="illegible"/> anzusehen / dergleichen MINERA <gap reason="illegible"/> oben in der Fig. abgebildet ist. Eine solche soll sich fast nur in zweyen Ländern in gantz Europa finden/ nemblich in Spanien und Hungarn. In Spanien zwar wird das beste Quecksilber gefunden/ welches das Silber ubergülden soll und deßwegen von den Alchymisten sehr aestimiret wird: Ist aber sehr rar und übel zu haben/ indem der König in Spanien verbotten solches in andere Königreiche zu führen/ ausser denen Indien/ allwo es zu Scheidung und Reinigung des Goldes und Silbers employiret wird. Muß also fast alle das Quecksilber auß Ungarn und Siebenbürgen/ allwo in Histria, fünff Meilen von Labach/ an den Venedischen Gräntzen/ ein so reiches Ertz zu finden/ daß 4. Centner desselben 3. Centner Quecksilber und Zinnober geben/ wie Marxius in seiner Material Kammer pag 28. schreibet; träget also solches Bergwerck Ihro Majestät dem Römischen Kayser jährlich etliche Millionen ein / von welcher es die Holländer heut zu Tage in Bestand haben/ und weilen ihnen jetzo das Monopolium zukombt/ so haben sie den Preyß darvon umb ein merckliches gesteigert.</p> </div> <div> <head>§. 3.</head> <p>Unter denjenigen Anzeigungen und Signis, wordurch die Quecksilber-Adern entdecket werden / ist hauptsächlich ein dicker Dunst/ welcher sich morgends früh im Aprill und May-Monath kurtz bey der Erden sehen lässet/ und wegen seiner Schwerigkeit nicht weiter in die Höhe </p> </div> </body> </text> </TEI> [93/0137]
Das XXXIV. Capitel
Von dem Queck-Silber/ und Zinnober.
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§. 1. DAs Queck-Silber/ oder ARGENTUM VIVUM ist ein sehr schwerer/ flüssig - und flüchtiger metallischer Safft/ gleich als ein gläntzender silbener Fluß anzusehen/ weßwegen es auch Griechisch Hydrargyrum, wegen seiner Unbeständigkeit im Feuer aber _ , oder MERCURIUS genennet wird: kommet heut zu Tags meistentheils auß Oestreich und Hungarn über Holland/ in ledernen Schläuchen von Schaaf-Fellen/ welche in höltzerne Stäncher geschlagen und das übrige spatium mit Sägspänen oder Hexel außgefüllet werden. Ist also der Warheit gantz nicht gemäß/ daß einige davor halten wollen/ es wäre das Quecksilber/ umb solches desto besser in andere Länder zu führen/ erstlich fast alle zu Zinnober gemacht/ aus welchem es nachmahlen wieder resuscitiret und außgeschmoltzen werde; indem wohl ehe 1000. _ Quecksilber oder so viel praeparirter Zinnober anderstwo verführet werden/ als 50. _ roher Zinnober/ und würden die Holländer viel eher den _ coaguliren als zu Zinnober bringen/ wann er nicht in Natura fortzubringen wäre.
§. 2. Es findet sich aber das Quecksilber entweder also pur und fliessend in den Bergwercken / welches _ VIRGINEUS genennet und vor den reinesten geachtet wird; wiewohlen auch derjenige _ / welcher entweder aus dem Cinnabari artificiali oder andern Chymischen Praeparatis resuscitiret und _ RESUSCITATUS geheissen wird/ ihm an Gütigkeit sehr nahe kommet: Oder wird auß seinen eigenen Ertzen und Mineren gebracht/ welche gemeiniglich röthlicht sind/ wie ich dergleichen habe/ oder etwas graulicht/ mit gläntzenden Streiffen/ wie das _ anzusehen / dergleichen MINERA _ oben in der Fig. abgebildet ist. Eine solche soll sich fast nur in zweyen Ländern in gantz Europa finden/ nemblich in Spanien und Hungarn. In Spanien zwar wird das beste Quecksilber gefunden/ welches das Silber ubergülden soll und deßwegen von den Alchymisten sehr aestimiret wird: Ist aber sehr rar und übel zu haben/ indem der König in Spanien verbotten solches in andere Königreiche zu führen/ ausser denen Indien/ allwo es zu Scheidung und Reinigung des Goldes und Silbers employiret wird. Muß also fast alle das Quecksilber auß Ungarn und Siebenbürgen/ allwo in Histria, fünff Meilen von Labach/ an den Venedischen Gräntzen/ ein so reiches Ertz zu finden/ daß 4. Centner desselben 3. Centner Quecksilber und Zinnober geben/ wie Marxius in seiner Material Kammer pag 28. schreibet; träget also solches Bergwerck Ihro Majestät dem Römischen Kayser jährlich etliche Millionen ein / von welcher es die Holländer heut zu Tage in Bestand haben/ und weilen ihnen jetzo das Monopolium zukombt/ so haben sie den Preyß darvon umb ein merckliches gesteigert.
§. 3. Unter denjenigen Anzeigungen und Signis, wordurch die Quecksilber-Adern entdecket werden / ist hauptsächlich ein dicker Dunst/ welcher sich morgends früh im Aprill und May-Monath kurtz bey der Erden sehen lässet/ und wegen seiner Schwerigkeit nicht weiter in die Höhe
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Zitationshilfe: | Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/137>, abgerufen am 04.03.2025. |