Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

zu zerstossen/ aber schwer zu schmeltzen ist/ wird in Stücken von verschiedener Grösse auß denen Berg-Wercken gegraben/ welche theils sauber und pur/ theils auch mit Kis und Steinen vermischet sind/ und wann sie von einander gebrochen werden/ so gläntzen sie/ wie das Antimonium, sind auch an der Farb bleich-schwarzt: ist zwar keine Waare von grosser consequence, jedoch müssen sich die Materialisten in dem Verkauf wohl fursehen/ die Häfner alle Stück auffbrechen und sich nachgehends einen Revers, daß sie content damit gewesen seyen / geben lassen/ dann hiermit sie alle gerichtliche Process ablehnen können/ welche die Häfner ihnen sonsten leicht an den Hals werffen möchten/ wann sie irgend dergleichen Stücker darunter solten bekommen/ welche ihr Töpffer- und Glasur-Werck verderben könten. Sonsten werden die grössere Stücker/ welche schwer und gleichsam fetticht und zart zu tractiren sind/ auch schöne gläntzende Schuppen haben/ vor die beste gehalten/ welche dem Wißmuth fast gleich sehen. Diejenige Stücker hergegen/ so viel Kis und Stein in sich haben und mit vielem hartem Bley-Ertz vermischet sind/ taugen nichts. Die harte Kissichte Bley-Ertz aber sind insgemein nicht so schwer/ wie die vorige/ aber viel härter/ und wann sie auffgeschlagen werden / sehen sie Mäuß-fahl und sehr Hartkörnericht auß: sind derowegen bey weitem nicht so gut/ als die vorige/ und werden von den Töpffern wie Brand gemeidet/ weilen sie ihre Hand-Arbeit leichtlich ruiniren können.

§. 3.

Zu diesen Bley-Ertzen gehöret auch das Wasser-Bley

welches sonsten PLUMBAGO, CERUSSA NIGRA, oder schwartz Bleyweise (vid. Marx. p. 78.) und von den Außländischen CRAYON und POTELOT genennet wird: ist nichts anderst/ als was andere Lapidem Molybditen heissen/ welchen Caesalpinus am besten beschrieben hat. Die Alten haben solches Plumbum Marinum und Wasser-Bley genennet/ weilen sie vermeinten es würde auß dem Grund des Meers gelanget; allein die tägliche Erfahrung bezeuget ein anders/ indem es hin und wider in den Berg-Wercken gefunden und besser vor ein Bley-Ertz gehalten wird/ welches die Außländer / absonderlich die Italiäner/ rohe von den Teutschen handeln/ und wann sie das Reiß-Bley davon gemacht/ uns wider verkauffen. Beydes aber ist zweyerley/ feines und gemeines. Die feine Sorte muß leicht/ schwartz und gleichsam versilbert/ gläntzend/ dicht und nicht körnicht / in mittelmässigen Stücken/ doch lang/ nett und leichtlich zu zerschneiden/ und deßwegen nicht zu hart und auch nicht zu weich seyn/ dann dasjenige Wasser-Bley/ woraus das längste Reis-Bley kan geschnitten werden/ am meisten aestimiret wird/ und kan ein Handels-Mann solches so hoch verkauffen/ als er will/ weilen dasselbige von den Ingenieurs, Baumeistern und Mahlern sehr gesuchet wird: kommet gemeiniglich auß Engeland. Das Gemeine hergegen überschicken die Holländer in andere Länder/ welches doch die Nürnberger sehr starck nachkünstlen/ obwohlen/ nach der auffrichtigen Bekantnuß des Nürnberger Materialisten Marxij pag. 78. in seiner Material-Kammer/ der Grund ihnen noch fehlet/ und wird nur die saubere Tafeln damit zu reiben gebrauchet. Die Kessel-Flicker reiben und poliren das alte Eisenwerck damit/ daß es vor neu passire: welcher Betrug doch leicht zu erkennen/ wann man entweder die Finger daran reibet/ welche davon gefärbet werden: oder man lässet nur Wasser darüber lauffen / welches das Wasser-Bley so bald abwischet/ indem fast nichts eher das Wasser an sich nimbt / als dieses Metall. Das beste ist/ welches noch in gantzen Stücken ist/ und keine Schlacken noch Stein oder andere Unreinigkeit in sich hat/ wann es auffgeschlagen wird; un übrigen gilt es gleich viel/ ob es hart oder zart/ grob oder kleinkörnicht sey. Man hat es auch in Pulver gestossen/ welches doch von bekandten und honneten Leuten zu kauffen/ weilen durch Vermischung anderer Sachen grosser Betrug mit unterlauffet. In der Artzney wird es/ wie die andere Saturnina, nur äusserlich in fliessenden Schäden/ Rothlauf und heissem Brand gebrauchet / worvon Hoffmannus in Clav. Pharm. Scbroed. pag. 243. zu sehen.

§. 4.

Auß diesen obbeschriebenen Bley-Ertzen/ besonders aber den ersteren/ wird das Bley selbsten gegossen/ und wann es entweder durch offteres abschäumen oder durch Seife und andere Fettigkeit gereiniget wird/ so giesset man es in gewisse Formen zu den Bley-Glumben und Kennel-Bley/ von unterschiedlicher Grösse und Gewicht/ welche am meisten aestimiret werden / wann sie leicht zu schneiden/ schön weiß und gläntzend sind. Der Schaum aber/ welchen diesenige/ so das Bley giessen und reinigen/ oder auch Mußqueten-Kugeln und andere Sachen darvon machen/ den Materialisten überschicken/ wird den Häfnern unter dem Nahmen der Bley-Aschen oder Bley-Schaumes verkauffet.

§. 5.

Wann aber obgedachtes Bley-Ertz oder Glantz zu Pulver gestossen und durch ein starckes Feuer calciniret wird/ so entstehet anfangs die OCHRA PLUMBARIA FACTITIA oder das so genandte Bley-gelb/ welches ein Mahler-Farb ist/ darauß: nachgehends aber wird durch ferneres brennen das

zu zerstossen/ aber schwer zu schmeltzen ist/ wird in Stücken von verschiedener Grösse auß denen Berg-Wercken gegraben/ welche theils sauber und pur/ theils auch mit Kis und Steinen vermischet sind/ und wann sie von einander gebrochen werden/ so gläntzen sie/ wie das Antimonium, sind auch an der Farb bleich-schwarzt: ist zwar keine Waare von grosser consequence, jedoch müssen sich die Materialisten in dem Verkauf wohl fursehen/ die Häfner alle Stück auffbrechen und sich nachgehends einen Revers, daß sie content damit gewesen seyen / geben lassen/ dann hiermit sie alle gerichtliche Process ablehnen können/ welche die Häfner ihnen sonsten leicht an den Hals werffen möchten/ wann sie irgend dergleichen Stücker darunter solten bekommen/ welche ihr Töpffer- und Glasur-Werck verderben könten. Sonsten werden die grössere Stücker/ welche schwer und gleichsam fetticht und zart zu tractiren sind/ auch schöne gläntzende Schuppen haben/ vor die beste gehalten/ welche dem Wißmuth fast gleich sehen. Diejenige Stücker hergegen/ so viel Kis und Stein in sich haben und mit vielem hartem Bley-Ertz vermischet sind/ taugen nichts. Die harte Kissichte Bley-Ertz aber sind insgemein nicht so schwer/ wie die vorige/ aber viel härter/ und wann sie auffgeschlagen werden / sehen sie Mäuß-fahl und sehr Hartkörnericht auß: sind derowegen bey weitem nicht so gut/ als die vorige/ und werden von den Töpffern wie Brand gemeidet/ weilen sie ihre Hand-Arbeit leichtlich ruiniren können.

§. 3.

Zu diesen Bley-Ertzen gehöret auch das Wasser-Bley

welches sonsten PLUMBAGO, CERUSSA NIGRA, oder schwartz Bleyweise (vid. Marx. p. 78.) und von den Außländischen CRAYON und POTELOT genennet wird: ist nichts anderst/ als was andere Lapidem Molybditen heissen/ welchen Caesalpinus am besten beschrieben hat. Die Alten haben solches Plumbum Marinum und Wasser-Bley genennet/ weilen sie vermeinten es würde auß dem Grund des Meers gelanget; allein die tägliche Erfahrung bezeuget ein anders/ indem es hin und wider in den Berg-Wercken gefunden und besser vor ein Bley-Ertz gehalten wird/ welches die Außländer / absonderlich die Italiäner/ rohe von den Teutschen handeln/ und wann sie das Reiß-Bley davon gemacht/ uns wider verkauffen. Beydes aber ist zweyerley/ feines und gemeines. Die feine Sorte muß leicht/ schwartz und gleichsam versilbert/ gläntzend/ dicht und nicht körnicht / in mittelmässigen Stücken/ doch lang/ nett und leichtlich zu zerschneiden/ und deßwegen nicht zu hart und auch nicht zu weich seyn/ dann dasjenige Wasser-Bley/ woraus das längste Reis-Bley kan geschnitten werden/ am meisten aestimiret wird/ und kan ein Handels-Mann solches so hoch verkauffen/ als er will/ weilen dasselbige von den Ingenieurs, Baumeistern und Mahlern sehr gesuchet wird: kommet gemeiniglich auß Engeland. Das Gemeine hergegen überschicken die Holländer in andere Länder/ welches doch die Nürnberger sehr starck nachkünstlen/ obwohlen/ nach der auffrichtigen Bekantnuß des Nürnberger Materialisten Marxij pag. 78. in seiner Material-Kammer/ der Grund ihnen noch fehlet/ und wird nur die saubere Tafeln damit zu reiben gebrauchet. Die Kessel-Flicker reiben und poliren das alte Eisenwerck damit/ daß es vor neu passire: welcher Betrug doch leicht zu erkennen/ wann man entweder die Finger daran reibet/ welche davon gefärbet werden: oder man lässet nur Wasser darüber lauffen / welches das Wasser-Bley so bald abwischet/ indem fast nichts eher das Wasser an sich nimbt / als dieses Metall. Das beste ist/ welches noch in gantzen Stücken ist/ und keine Schlacken noch Stein oder andere Unreinigkeit in sich hat/ wann es auffgeschlagen wird; un übrigen gilt es gleich viel/ ob es hart oder zart/ grob oder kleinkörnicht sey. Man hat es auch in Pulver gestossen/ welches doch von bekandten und honnêten Leuten zu kauffen/ weilen durch Vermischung anderer Sachen grosser Betrug mit unterlauffet. In der Artzney wird es/ wie die andere Saturnina, nur äusserlich in fliessenden Schäden/ Rothlauf und heissem Brand gebrauchet / worvon Hoffmannus in Clav. Pharm. Scbroed. pag. 243. zu sehen.

§. 4.

Auß diesen obbeschriebenen Bley-Ertzen/ besonders aber den ersteren/ wird das Bley selbsten gegossen/ und wann es entweder durch offteres abschäumen oder durch Seife und andere Fettigkeit gereiniget wird/ so giesset man es in gewisse Formen zu den Bley-Glumben und Kennel-Bley/ von unterschiedlicher Grösse und Gewicht/ welche am meisten aestimiret werden / wann sie leicht zu schneiden/ schön weiß und gläntzend sind. Der Schaum aber/ welchen diesenige/ so das Bley giessen und reinigen/ oder auch Mußqueten-Kugeln und andere Sachen darvon machen/ den Materialisten überschicken/ wird den Häfnern unter dem Nahmen der Bley-Aschen oder Bley-Schaumes verkauffet.

§. 5.

Wann aber obgedachtes Bley-Ertz oder Glantz zu Pulver gestossen und durch ein starckes Feuer calciniret wird/ so entstehet anfangs die OCHRA PLUMBARIA FACTITIA oder das so genandte Bley-gelb/ welches ein Mahler-Farb ist/ darauß: nachgehends aber wird durch ferneres brennen das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0124" n="80"/>
zu       zerstossen/ aber schwer zu schmeltzen ist/ wird in Stücken von verschiedener Grösse auß denen       Berg-Wercken gegraben/ welche theils sauber und pur/ theils auch mit Kis und Steinen       vermischet sind/ und wann sie von einander gebrochen werden/ so gläntzen sie/ wie das       Antimonium, sind auch an der Farb bleich-schwarzt: ist zwar keine Waare von grosser       consequence, jedoch müssen sich die Materialisten in dem Verkauf wohl fursehen/ die Häfner       alle Stück auffbrechen und sich nachgehends einen Revers, daß sie content damit gewesen seyen /       geben lassen/ dann hiermit sie alle gerichtliche Process ablehnen können/ welche die Häfner       ihnen sonsten leicht an den Hals werffen möchten/ wann sie irgend dergleichen Stücker darunter       solten bekommen/ welche ihr Töpffer- und Glasur-Werck verderben könten. Sonsten werden die       grössere Stücker/ welche schwer und gleichsam fetticht und zart zu tractiren sind/ auch       schöne gläntzende Schuppen haben/ vor die beste gehalten/ welche dem Wißmuth fast gleich       sehen. Diejenige Stücker hergegen/ so viel Kis und Stein in sich haben und mit vielem hartem       Bley-Ertz vermischet sind/ taugen nichts. Die harte Kissichte Bley-Ertz aber sind insgemein       nicht so schwer/ wie die vorige/ aber viel härter/ und wann sie auffgeschlagen werden /       sehen sie Mäuß-fahl und sehr Hartkörnericht auß: sind derowegen bey weitem nicht so gut/ als       die vorige/ und werden von den Töpffern wie Brand gemeidet/ weilen sie ihre Hand-Arbeit       leichtlich ruiniren können.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 3.</head>
        <p> <hi rendition="#b">Zu diesen Bley-Ertzen gehöret auch das Wasser-Bley</hi> </p>
        <p>welches sonsten PLUMBAGO, CERUSSA NIGRA, oder schwartz Bleyweise (vid. Marx. p. 78.) und von       den Außländischen CRAYON und POTELOT genennet wird: ist nichts anderst/ als was andere Lapidem       Molybditen heissen/ welchen Caesalpinus am besten beschrieben hat. Die Alten haben solches       Plumbum Marinum und Wasser-Bley genennet/ weilen sie vermeinten es würde auß dem Grund des       Meers gelanget; allein die tägliche Erfahrung bezeuget ein anders/ indem es hin und wider in       den Berg-Wercken gefunden und besser vor ein Bley-Ertz gehalten wird/ welches die Außländer /       absonderlich die Italiäner/ rohe von den Teutschen handeln/ und wann sie das Reiß-Bley davon       gemacht/ uns wider verkauffen. Beydes aber ist zweyerley/ feines und gemeines. Die feine       Sorte muß leicht/ schwartz und gleichsam versilbert/ gläntzend/ dicht und nicht körnicht /       in mittelmässigen Stücken/ doch lang/ nett und leichtlich zu zerschneiden/ und deßwegen       nicht zu hart und auch nicht zu weich seyn/ dann dasjenige Wasser-Bley/ woraus das längste       Reis-Bley kan geschnitten werden/ am meisten aestimiret wird/ und kan ein Handels-Mann       solches so hoch verkauffen/ als er will/ weilen dasselbige von den Ingenieurs, Baumeistern       und Mahlern sehr gesuchet wird: kommet gemeiniglich auß Engeland. Das Gemeine hergegen       überschicken die Holländer in andere Länder/ welches doch die Nürnberger sehr starck       nachkünstlen/ obwohlen/ nach der auffrichtigen Bekantnuß des Nürnberger Materialisten Marxij       pag. 78. in seiner Material-Kammer/ der Grund ihnen noch fehlet/ und wird nur die saubere       Tafeln damit zu reiben gebrauchet. Die Kessel-Flicker reiben und poliren das alte Eisenwerck       damit/ daß es vor neu passire: welcher Betrug doch leicht zu erkennen/ wann man entweder die       Finger daran reibet/ welche davon gefärbet werden: oder man lässet nur Wasser darüber lauffen      / welches das Wasser-Bley so bald abwischet/ indem fast nichts eher das Wasser an sich nimbt /       als dieses Metall. Das beste ist/ welches noch in gantzen Stücken ist/ und keine Schlacken       noch Stein oder andere Unreinigkeit in sich hat/ wann es auffgeschlagen wird; un übrigen gilt       es gleich viel/ ob es hart oder zart/ grob oder kleinkörnicht sey. Man hat es auch in Pulver       gestossen/ welches doch von bekandten und honnêten Leuten zu kauffen/ weilen durch       Vermischung anderer Sachen grosser Betrug mit unterlauffet. In der Artzney wird es/ wie die       andere Saturnina, nur äusserlich in fliessenden Schäden/ Rothlauf und heissem Brand gebrauchet      / worvon Hoffmannus in Clav. Pharm. Scbroed. pag. 243. zu sehen.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 4.</head>
        <p>Auß diesen obbeschriebenen Bley-Ertzen/ besonders aber den ersteren/ wird das Bley selbsten       gegossen/ und wann es entweder durch offteres abschäumen oder durch Seife und andere       Fettigkeit gereiniget wird/ so giesset man es in gewisse Formen zu den Bley-Glumben und       Kennel-Bley/ von unterschiedlicher Grösse und Gewicht/ welche am meisten aestimiret werden /       wann sie leicht zu schneiden/ schön weiß und gläntzend sind. Der Schaum aber/ welchen       diesenige/ so das Bley giessen und reinigen/ oder auch Mußqueten-Kugeln und andere Sachen       darvon machen/ den Materialisten überschicken/ wird den Häfnern unter dem Nahmen der       Bley-Aschen oder Bley-Schaumes verkauffet.</p>
      </div>
      <div>
        <head>§. 5.</head>
        <p>Wann aber obgedachtes Bley-Ertz oder Glantz zu Pulver gestossen und durch ein starckes Feuer       calciniret wird/ so entstehet anfangs die OCHRA PLUMBARIA FACTITIA oder das so genandte       Bley-gelb/ welches ein Mahler-Farb ist/ darauß: nachgehends aber wird durch ferneres brennen       das</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0124] zu zerstossen/ aber schwer zu schmeltzen ist/ wird in Stücken von verschiedener Grösse auß denen Berg-Wercken gegraben/ welche theils sauber und pur/ theils auch mit Kis und Steinen vermischet sind/ und wann sie von einander gebrochen werden/ so gläntzen sie/ wie das Antimonium, sind auch an der Farb bleich-schwarzt: ist zwar keine Waare von grosser consequence, jedoch müssen sich die Materialisten in dem Verkauf wohl fursehen/ die Häfner alle Stück auffbrechen und sich nachgehends einen Revers, daß sie content damit gewesen seyen / geben lassen/ dann hiermit sie alle gerichtliche Process ablehnen können/ welche die Häfner ihnen sonsten leicht an den Hals werffen möchten/ wann sie irgend dergleichen Stücker darunter solten bekommen/ welche ihr Töpffer- und Glasur-Werck verderben könten. Sonsten werden die grössere Stücker/ welche schwer und gleichsam fetticht und zart zu tractiren sind/ auch schöne gläntzende Schuppen haben/ vor die beste gehalten/ welche dem Wißmuth fast gleich sehen. Diejenige Stücker hergegen/ so viel Kis und Stein in sich haben und mit vielem hartem Bley-Ertz vermischet sind/ taugen nichts. Die harte Kissichte Bley-Ertz aber sind insgemein nicht so schwer/ wie die vorige/ aber viel härter/ und wann sie auffgeschlagen werden / sehen sie Mäuß-fahl und sehr Hartkörnericht auß: sind derowegen bey weitem nicht so gut/ als die vorige/ und werden von den Töpffern wie Brand gemeidet/ weilen sie ihre Hand-Arbeit leichtlich ruiniren können. §. 3. Zu diesen Bley-Ertzen gehöret auch das Wasser-Bley welches sonsten PLUMBAGO, CERUSSA NIGRA, oder schwartz Bleyweise (vid. Marx. p. 78.) und von den Außländischen CRAYON und POTELOT genennet wird: ist nichts anderst/ als was andere Lapidem Molybditen heissen/ welchen Caesalpinus am besten beschrieben hat. Die Alten haben solches Plumbum Marinum und Wasser-Bley genennet/ weilen sie vermeinten es würde auß dem Grund des Meers gelanget; allein die tägliche Erfahrung bezeuget ein anders/ indem es hin und wider in den Berg-Wercken gefunden und besser vor ein Bley-Ertz gehalten wird/ welches die Außländer / absonderlich die Italiäner/ rohe von den Teutschen handeln/ und wann sie das Reiß-Bley davon gemacht/ uns wider verkauffen. Beydes aber ist zweyerley/ feines und gemeines. Die feine Sorte muß leicht/ schwartz und gleichsam versilbert/ gläntzend/ dicht und nicht körnicht / in mittelmässigen Stücken/ doch lang/ nett und leichtlich zu zerschneiden/ und deßwegen nicht zu hart und auch nicht zu weich seyn/ dann dasjenige Wasser-Bley/ woraus das längste Reis-Bley kan geschnitten werden/ am meisten aestimiret wird/ und kan ein Handels-Mann solches so hoch verkauffen/ als er will/ weilen dasselbige von den Ingenieurs, Baumeistern und Mahlern sehr gesuchet wird: kommet gemeiniglich auß Engeland. Das Gemeine hergegen überschicken die Holländer in andere Länder/ welches doch die Nürnberger sehr starck nachkünstlen/ obwohlen/ nach der auffrichtigen Bekantnuß des Nürnberger Materialisten Marxij pag. 78. in seiner Material-Kammer/ der Grund ihnen noch fehlet/ und wird nur die saubere Tafeln damit zu reiben gebrauchet. Die Kessel-Flicker reiben und poliren das alte Eisenwerck damit/ daß es vor neu passire: welcher Betrug doch leicht zu erkennen/ wann man entweder die Finger daran reibet/ welche davon gefärbet werden: oder man lässet nur Wasser darüber lauffen / welches das Wasser-Bley so bald abwischet/ indem fast nichts eher das Wasser an sich nimbt / als dieses Metall. Das beste ist/ welches noch in gantzen Stücken ist/ und keine Schlacken noch Stein oder andere Unreinigkeit in sich hat/ wann es auffgeschlagen wird; un übrigen gilt es gleich viel/ ob es hart oder zart/ grob oder kleinkörnicht sey. Man hat es auch in Pulver gestossen/ welches doch von bekandten und honnêten Leuten zu kauffen/ weilen durch Vermischung anderer Sachen grosser Betrug mit unterlauffet. In der Artzney wird es/ wie die andere Saturnina, nur äusserlich in fliessenden Schäden/ Rothlauf und heissem Brand gebrauchet / worvon Hoffmannus in Clav. Pharm. Scbroed. pag. 243. zu sehen. §. 4. Auß diesen obbeschriebenen Bley-Ertzen/ besonders aber den ersteren/ wird das Bley selbsten gegossen/ und wann es entweder durch offteres abschäumen oder durch Seife und andere Fettigkeit gereiniget wird/ so giesset man es in gewisse Formen zu den Bley-Glumben und Kennel-Bley/ von unterschiedlicher Grösse und Gewicht/ welche am meisten aestimiret werden / wann sie leicht zu schneiden/ schön weiß und gläntzend sind. Der Schaum aber/ welchen diesenige/ so das Bley giessen und reinigen/ oder auch Mußqueten-Kugeln und andere Sachen darvon machen/ den Materialisten überschicken/ wird den Häfnern unter dem Nahmen der Bley-Aschen oder Bley-Schaumes verkauffet. §. 5. Wann aber obgedachtes Bley-Ertz oder Glantz zu Pulver gestossen und durch ein starckes Feuer calciniret wird/ so entstehet anfangs die OCHRA PLUMBARIA FACTITIA oder das so genandte Bley-gelb/ welches ein Mahler-Farb ist/ darauß: nachgehends aber wird durch ferneres brennen das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/124
Zitationshilfe: Valentini, Michael Bernhard: Museum Museorum [...] Schau-Bühne Aller Materialien und Specereyen. Frankfurt (Main), 1704, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentini_museum_1704/124>, abgerufen am 25.11.2024.