Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.
Dies I.

AN einem Abend vor dem
Ostertag/ saß ich an einem Tisch/
vnd wie ich mich meiner gewon-
heit nach mit meinem Schöpf-Meditati[o].
fer/ in meinem demütigen Ge-
bett gnugsam ersprachet: Vnd vielen grossen Ge-
heimnussen: (deren mich der Vatter deß Liechts
seine Majestät nit wenig sehen lassen) nachge-
dacht. Auch nuhn mir mit meinem lieben Oster-
lämblein/ ein ohngesäurt/ vnbeflecktes Küchlein
in meinem Hertzen zubereitten wöllen/ kommet
einsmals ein solcher grausamer Wind daher/ das
ich nit anders meinte/ dann es wurde der Berg/
darein mein Häußlein gegraben/ vor grossem ge-
walt zerspringen müssen. Weil mir aber solches
vnd dergleichen an dem Teuffel (der mir manch
leyds gethan) nit ant that/ fasset ich einen muth/
vnd blieb in meiner Meditation, biß mich/ wider
mein gewonheit jemand auff den Rucken anre-
get/ darvon ich dermassen erschrocken/ das ich
mich kaum vmbsehen dörffen/ noch stellet ich mich
so frewdig/ als Menschliche schwachheit zu der-
gleichen sachen sein kan. Vnd wie mich solch dingPraeconissa,
zu etlich mahlen beim Rock zupffet/ sihe ich hin-
vmb/ da war es ein schön herrlich Weibsbild/ de-
ren Kleid gantz blaw/ vnd mit gulden Sternen/

A ij
Das Erſte Buch.
Dies I.

AN einem Abend vor dem
Oſtertag/ ſaß ich an einem Tiſch/
vnd wie ich mich meiner gewon-
heit nach mit meinem Schoͤpf-Meditati[o].
fer/ in meinem demuͤtigen Ge-
bett gnugſam erſprachet: Vnd vielen groſſen Ge-
heimnuſſen: (deren mich der Vatter deß Liechts
ſeine Majeſtaͤt nit wenig ſehen laſſen) nachge-
dacht. Auch nuhn mir mit meinem lieben Oſter-
laͤmblein/ ein ohngeſaͤurt/ vnbeflecktes Kuͤchlein
in meinem Hertzen zubereitten woͤllen/ kommet
einsmals ein ſolcher grauſamer Wind daher/ das
ich nit anders meinte/ dann es wurde der Berg/
darein mein Haͤußlein gegraben/ vor groſſem ge-
walt zerſpringen muͤſſen. Weil mir aber ſolches
vnd dergleichen an dem Teuffel (der mir manch
leyds gethan) nit ant that/ faſſet ich einen muth/
vnd blieb in meiner Meditation, biß mich/ wider
mein gewonheit jemand auff den Rucken anre-
get/ darvon ich dermaſſen erſchrocken/ das ich
mich kaum vmbſehen doͤrffen/ noch ſtellet ich mich
ſo frewdig/ als Menſchliche ſchwachheit zu der-
gleichen ſachen ſein kan. Vnd wie mich ſolch dingPræconiſſa,
zu etlich mahlen beim Rock zupffet/ ſihe ich hin-
vmb/ da war es ein ſchoͤn herꝛlich Weibsbild/ de-
ren Kleid gantz blaw/ vnd mit gulden Sternen/

A ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0007" n="3"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Das Er&#x017F;te Buch.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Dies I.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#b"><hi rendition="#in">A</hi>N einem Abend vor dem</hi><lb/>
O&#x017F;tertag/ &#x017F;aß ich an einem Ti&#x017F;ch/<lb/>
vnd wie ich mich meiner gewon-<lb/>
heit nach mit meinem Scho&#x0364;pf-<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Meditati<supplied>o</supplied>.</hi></hi></note><lb/>
fer/ in meinem demu&#x0364;tigen Ge-<lb/>
bett gnug&#x017F;am er&#x017F;prachet: Vnd vielen gro&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
heimnu&#x017F;&#x017F;en: <hi rendition="#i">(</hi>deren mich der Vatter deß Liechts<lb/>
&#x017F;eine Maje&#x017F;ta&#x0364;t nit wenig &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en) nachge-<lb/>
dacht. Auch nuhn mir mit meinem lieben O&#x017F;ter-<lb/>
la&#x0364;mblein/ ein ohnge&#x017F;a&#x0364;urt/ vnbeflecktes Ku&#x0364;chlein<lb/>
in meinem Hertzen zubereitten wo&#x0364;llen/ kommet<lb/>
einsmals ein &#x017F;olcher grau&#x017F;amer Wind daher/ das<lb/>
ich nit anders meinte/ dann es wurde der Berg/<lb/>
darein mein Ha&#x0364;ußlein gegraben/ vor gro&#x017F;&#x017F;em ge-<lb/>
walt zer&#x017F;pringen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Weil mir aber &#x017F;olches<lb/>
vnd dergleichen an dem Teuffel <hi rendition="#i">(</hi>der mir manch<lb/>
leyds gethan) nit ant that/ fa&#x017F;&#x017F;et ich einen muth/<lb/>
vnd blieb in meiner <hi rendition="#aq">Meditation,</hi> biß mich/ wider<lb/>
mein gewonheit jemand auff den Rucken anre-<lb/>
get/ darvon ich derma&#x017F;&#x017F;en er&#x017F;chrocken/ das ich<lb/>
mich kaum vmb&#x017F;ehen do&#x0364;rffen/ noch &#x017F;tellet ich mich<lb/>
&#x017F;o frewdig/ als Men&#x017F;chliche &#x017F;chwachheit zu der-<lb/>
gleichen &#x017F;achen &#x017F;ein kan. Vnd wie mich &#x017F;olch ding<note place="right"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Præconi&#x017F;&#x017F;a,</hi></hi></note><lb/>
zu etlich mahlen beim Rock zupffet/ &#x017F;ihe ich hin-<lb/>
vmb/ da war es ein &#x017F;cho&#x0364;n her&#xA75B;lich Weibsbild/ de-<lb/>
ren Kleid gantz blaw/ vnd mit gulden Sternen/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A ij</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0007] Das Erſte Buch. Dies I. AN einem Abend vor dem Oſtertag/ ſaß ich an einem Tiſch/ vnd wie ich mich meiner gewon- heit nach mit meinem Schoͤpf- fer/ in meinem demuͤtigen Ge- bett gnugſam erſprachet: Vnd vielen groſſen Ge- heimnuſſen: (deren mich der Vatter deß Liechts ſeine Majeſtaͤt nit wenig ſehen laſſen) nachge- dacht. Auch nuhn mir mit meinem lieben Oſter- laͤmblein/ ein ohngeſaͤurt/ vnbeflecktes Kuͤchlein in meinem Hertzen zubereitten woͤllen/ kommet einsmals ein ſolcher grauſamer Wind daher/ das ich nit anders meinte/ dann es wurde der Berg/ darein mein Haͤußlein gegraben/ vor groſſem ge- walt zerſpringen muͤſſen. Weil mir aber ſolches vnd dergleichen an dem Teuffel (der mir manch leyds gethan) nit ant that/ faſſet ich einen muth/ vnd blieb in meiner Meditation, biß mich/ wider mein gewonheit jemand auff den Rucken anre- get/ darvon ich dermaſſen erſchrocken/ das ich mich kaum vmbſehen doͤrffen/ noch ſtellet ich mich ſo frewdig/ als Menſchliche ſchwachheit zu der- gleichen ſachen ſein kan. Vnd wie mich ſolch ding zu etlich mahlen beim Rock zupffet/ ſihe ich hin- vmb/ da war es ein ſchoͤn herꝛlich Weibsbild/ de- ren Kleid gantz blaw/ vnd mit gulden Sternen/ Meditatio. Præconiſſa, A ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/7
Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/7>, abgerufen am 20.11.2024.