Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616.

Bild:
<< vorherige Seite

Chymische Hochzeit:
fordert: welches auch beschehen. Da wurden
wir höchlich bekümmert: Denn in die mitten
wurde ein Altärlin gestellet/ allerdings/
wie ich es oben in deß Königs Saal beschrieben.
Darauff stunden die sechs ermelte stuck/ vnd er
selbs der Vogel/ war der Siebendt: Erstlich
wurde jhm daß kleine Brünnlein fürgestelt/ dar-
auß tranck er/ ein guten trunck. Darnach bicket
er in die weiße Schlange/ biß sie hefftig blutet.
Diß Blut musten wir in ein Guldin Schalen
empfangen/ vnd dem Vogel/ der sich hefftig we-
gert/ in den Halß hinab schütten/ darauff steckten
wir der Schlangen den Kopff in das Brünnlin/
darvon wurde sie wider Lebendig/ vnnd kroch in
jhren todten Kopff hinein/ daß ich sie lang nim-
mer sahe. Vnter deß beweget sich die Sphaera
jmmer fort/ biß sie die begerte Conjunction
machet. Alsbald schlug das Vhrlin eins: Hier-
auff geschahe aber ein Coniunction/ da schlug das
Glöcklin zwey. Entlich wie die dritte conjunction
von vns observiert/ vnd vom Glöcklin gemeldet
wurde: Leget der arme Vogel seinen Kragen
selbst Demütig auff das Buch dar/ vnd last jhm
Avis decol-
latur.
den Kopff von vnsern einem/ so hierzu durchs Loß
erwälet worden gutwillig abschlagen: Doch
gab er keinen tropffen Bluts/ biß er an der Brust
geöffnet wurde/ da sprang das Blut so frisch vnd
hell daher/ als ob es ein Rubinen Brünnlin wer:
Sein Todt gieng vns zu Hertzen/ vnd kondten
doch wol gedencken/ Es wurde vns mit einem
blossen Vogel nit geholffen sein/ liessens deßwe-

gen

Chymiſche Hochzeit:
fordert: welches auch beſchehen. Da wurden
wir hoͤchlich bekuͤmmert: Denn in die mitten
wurde ein Altaͤrlin geſtellet/ allerdings/
wie ich es oben in deß Koͤnigs Saal beſchrieben.
Darauff ſtunden die ſechs ermelte ſtuck/ vnd er
ſelbs der Vogel/ war der Siebendt: Erſtlich
wurde jhm daß kleine Bruͤnnlein fuͤrgeſtelt/ dar-
auß tranck er/ ein guten trunck. Darnach bicket
er in die weiße Schlange/ biß ſie hefftig blutet.
Diß Blut muſten wir in ein Guldin Schalen
empfangen/ vnd dem Vogel/ der ſich hefftig we-
gert/ in den Halß hinab ſchuͤtten/ darauff ſteckten
wir der Schlangen den Kopff in das Bruͤnnlin/
darvon wurde ſie wider Lebendig/ vnnd kroch in
jhren todten Kopff hinein/ daß ich ſie lang nim-
mer ſahe. Vnter deß beweget ſich die Sphæra
jmmer fort/ biß ſie die begerte Conjunction
machet. Alsbald ſchlug das Vhrlin eins: Hier-
auff geſchahe aber ein Coniunction/ da ſchlug das
Gloͤcklin zwey. Entlich wie die dritte conjunction
von vns obſerviert/ vnd vom Gloͤcklin gemeldet
wurde: Leget der arme Vogel ſeinen Kragen
ſelbſt Demuͤtig auff das Buch dar/ vnd laſt jhm
Avis decol-
latur.
den Kopff von vnſern einem/ ſo hierzu durchs Loß
erwaͤlet worden gutwillig abſchlagen: Doch
gab er keinen tropffen Bluts/ biß er an der Bruſt
geoͤffnet wurde/ da ſprang das Blut ſo friſch vnd
hell daher/ als ob es ein Rubinen Bruͤnnlin wer:
Sein Todt gieng vns zu Hertzen/ vnd kondten
doch wol gedencken/ Es wurde vns mit einem
bloſſen Vogel nit geholffen ſein/ lieſſens deßwe-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0126" n="122"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Chymi&#x017F;che</hi> Hochzeit:</fw><lb/>
fordert: welches auch be&#x017F;chehen. Da wurden<lb/>
wir ho&#x0364;chlich beku&#x0364;mmert: Denn in die mitten<lb/>
wurde ein Alta&#x0364;rlin ge&#x017F;tellet/ allerdings/<lb/>
wie ich es oben in deß Ko&#x0364;nigs Saal be&#x017F;chrieben.<lb/>
Darauff &#x017F;tunden die &#x017F;echs ermelte &#x017F;tuck/ vnd er<lb/>
&#x017F;elbs der Vogel/ war der Siebendt: Er&#x017F;tlich<lb/>
wurde jhm daß kleine Bru&#x0364;nnlein fu&#x0364;rge&#x017F;telt/ dar-<lb/>
auß tranck er/ ein guten trunck. Darnach bicket<lb/>
er in die weiße Schlange/ biß &#x017F;ie hefftig blutet.<lb/>
Diß Blut mu&#x017F;ten wir in ein Guldin Schalen<lb/>
empfangen/ vnd dem Vogel/ der &#x017F;ich hefftig we-<lb/>
gert/ in den Halß hinab &#x017F;chu&#x0364;tten/ darauff &#x017F;teckten<lb/>
wir der Schlangen den Kopff in das Bru&#x0364;nnlin/<lb/>
darvon wurde &#x017F;ie wider Lebendig/ vnnd kroch in<lb/>
jhren todten Kopff hinein/ daß ich &#x017F;ie lang nim-<lb/>
mer &#x017F;ahe. Vnter deß beweget &#x017F;ich die Sph<hi rendition="#aq">æ</hi>ra<lb/>
jmmer fort/ biß &#x017F;ie die begerte Conjunction<lb/>
machet. Alsbald &#x017F;chlug das Vhrlin eins: Hier-<lb/>
auff ge&#x017F;chahe aber ein Coniunction/ da &#x017F;chlug das<lb/>
Glo&#x0364;cklin zwey. Entlich wie die dritte conjunction<lb/>
von vns ob&#x017F;erviert/ vnd vom Glo&#x0364;cklin gemeldet<lb/>
wurde: Leget der arme Vogel &#x017F;einen Kragen<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t Demu&#x0364;tig auff das Buch dar/ vnd la&#x017F;t jhm<lb/><note place="left"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Avis decol-<lb/>
latur.</hi></hi></note>den Kopff von vn&#x017F;ern einem/ &#x017F;o hierzu durchs Loß<lb/>
erwa&#x0364;let worden gutwillig ab&#x017F;chlagen: Doch<lb/>
gab er keinen tropffen Bluts/ biß er an der Bru&#x017F;t<lb/>
geo&#x0364;ffnet wurde/ da &#x017F;prang das Blut &#x017F;o fri&#x017F;ch vnd<lb/>
hell daher/ als ob es ein Rubinen Bru&#x0364;nnlin wer:<lb/>
Sein Todt gieng vns zu Hertzen/ vnd kondten<lb/>
doch wol gedencken/ Es wurde vns mit einem<lb/>
blo&#x017F;&#x017F;en Vogel nit geholffen &#x017F;ein/ lie&#x017F;&#x017F;ens deßwe-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0126] Chymiſche Hochzeit: fordert: welches auch beſchehen. Da wurden wir hoͤchlich bekuͤmmert: Denn in die mitten wurde ein Altaͤrlin geſtellet/ allerdings/ wie ich es oben in deß Koͤnigs Saal beſchrieben. Darauff ſtunden die ſechs ermelte ſtuck/ vnd er ſelbs der Vogel/ war der Siebendt: Erſtlich wurde jhm daß kleine Bruͤnnlein fuͤrgeſtelt/ dar- auß tranck er/ ein guten trunck. Darnach bicket er in die weiße Schlange/ biß ſie hefftig blutet. Diß Blut muſten wir in ein Guldin Schalen empfangen/ vnd dem Vogel/ der ſich hefftig we- gert/ in den Halß hinab ſchuͤtten/ darauff ſteckten wir der Schlangen den Kopff in das Bruͤnnlin/ darvon wurde ſie wider Lebendig/ vnnd kroch in jhren todten Kopff hinein/ daß ich ſie lang nim- mer ſahe. Vnter deß beweget ſich die Sphæra jmmer fort/ biß ſie die begerte Conjunction machet. Alsbald ſchlug das Vhrlin eins: Hier- auff geſchahe aber ein Coniunction/ da ſchlug das Gloͤcklin zwey. Entlich wie die dritte conjunction von vns obſerviert/ vnd vom Gloͤcklin gemeldet wurde: Leget der arme Vogel ſeinen Kragen ſelbſt Demuͤtig auff das Buch dar/ vnd laſt jhm den Kopff von vnſern einem/ ſo hierzu durchs Loß erwaͤlet worden gutwillig abſchlagen: Doch gab er keinen tropffen Bluts/ biß er an der Bruſt geoͤffnet wurde/ da ſprang das Blut ſo friſch vnd hell daher/ als ob es ein Rubinen Bruͤnnlin wer: Sein Todt gieng vns zu Hertzen/ vnd kondten doch wol gedencken/ Es wurde vns mit einem bloſſen Vogel nit geholffen ſein/ lieſſens deßwe- gen Avis decol- latur.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/126
Zitationshilfe: Andreä, Johann Valentin: Chymische Hochzeit Christiani Rosencreutz Anno 1459. Straßburg, 1616, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_hochzeit_1616/126>, abgerufen am 26.11.2024.