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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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schet l. c. p. 33. 34.) lässt das Ei zwischen die innere Oberfläche
des Uterus und die decidua gelangen und so an dieser Stelle die
decidua vera zur reflexa sich einstülpen. Die dadurch in der
decidua entstandene Lücke füllt sich durch eine eiweissartige
Substanz, welche sich in die decidua fortsetzt, mit ihr aber nicht
identisch ist, weil sie später entsteht und besondere, ihr eigen-
thümliche Veränderungen eingeht. Sie fehlt in den ersten Tagen
nach dem Eintritte des Eies, entwickelt sich erst zu Ende des
ersten Monates, wird im Verlaufe des zweiten dicker, als die de-
cidua
selbst, im dritten Monate dagegen durchsichtiger, um die
Gebärmuttergefässe in die Placenta zu lassen, nimmt im vierten
Monate ein grauliches, zellulöses Ansehen an und scheint sich
zwischen die Lappen der Placenta einzusenken. Im sehsten Mo-
nate wird sie röthlich und im siebenten in wahres Zellgewebe
umgewandelt.

b. Bojanus (Isis 1821. S. 268.) scheint, weniger durch Beob-
achtung, als durch die Consequenz der Theorie geleitet, zuerst
unter den Deutschen die Idee der Einstülpung ausgesprochen zu
haben, wiewohl er merkwürdiger Weise die Existenz der Oeff-
nungen in der hinfälligen Haut als bekannt und erwiesen voraus-
setzt. Er stellt die Umstülpung durch eine ziemlich gute, sche-
matische Abbildung dar und schlägt für die Membran, welche die
Oeffnung der decidua wiederum schliesst, den Namen der deci-
dua serotina
vor, welche Bezeichnung auch von den meisten
Nachfolgern angenommen wurde.

c. Burdach (Physiologie II. S. 76. 77.) bestättigt die Theorie
der Einstülpung und bemerkt, dass er sogar eigene Präparate habe,
in welchen die durch die Einstülpung entstandene Lücke noch offen
ist. Die Ausfüllung derselben entsteht durch Sekretion des durch
die Einstülpung entblössten Theiles des Fruchthälters und bezeich-
net das Rudiment des Mutterkuchens. Die Einstülpung selbst er-
folgt in der dritten Woche der Schwangerschaft.

d. R. Wagner (Meck. Arch. S. 94.) stimmt in seiner Ueber-
zeugung mit der von den Vorgängern gegebenen Darstellungs-
weise überein.

e. S. Bock (l. c. p. 30.) glaubt aus seinem durch Abortus
abgegangenen Eie einen genügenden Beweis für die Einstülpung
liefern zu können, da das Ei in einer Grube der decidua einge-
senkt war. Zugleich folgert er daraus, dass die Umbiegungsstelle

V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.
schet l. c. p. 33. 34.) läſst das Ei zwischen die innere Oberfläche
des Uterus und die decidua gelangen und so an dieser Stelle die
decidua vera zur reflexa sich einstülpen. Die dadurch in der
decidua entstandene Lücke füllt sich durch eine eiweiſsartige
Substanz, welche sich in die decidua fortsetzt, mit ihr aber nicht
identisch ist, weil sie später entsteht und besondere, ihr eigen-
thümliche Veränderungen eingeht. Sie fehlt in den ersten Tagen
nach dem Eintritte des Eies, entwickelt sich erst zu Ende des
ersten Monates, wird im Verlaufe des zweiten dicker, als die de-
cidua
selbst, im dritten Monate dagegen durchsichtiger, um die
Gebärmuttergefäſse in die Placenta zu lassen, nimmt im vierten
Monate ein grauliches, zellulöses Ansehen an und scheint sich
zwischen die Lappen der Placenta einzusenken. Im sehsten Mo-
nate wird sie röthlich und im siebenten in wahres Zellgewebe
umgewandelt.

b. Bojanus (Isis 1821. S. 268.) scheint, weniger durch Beob-
achtung, als durch die Consequenz der Theorie geleitet, zuerst
unter den Deutschen die Idee der Einstülpung ausgesprochen zu
haben, wiewohl er merkwürdiger Weise die Existenz der Oeff-
nungen in der hinfälligen Haut als bekannt und erwiesen voraus-
setzt. Er stellt die Umstülpung durch eine ziemlich gute, sche-
matische Abbildung dar und schlägt für die Membran, welche die
Oeffnung der decidua wiederum schlieſst, den Namen der deci-
dua serotina
vor, welche Bezeichnung auch von den meisten
Nachfolgern angenommen wurde.

c. Burdach (Physiologie II. S. 76. 77.) bestättigt die Theorie
der Einstülpung und bemerkt, daſs er sogar eigene Präparate habe,
in welchen die durch die Einstülpung entstandene Lücke noch offen
ist. Die Ausfüllung derselben entsteht durch Sekretion des durch
die Einstülpung entblöſsten Theiles des Fruchthälters und bezeich-
net das Rudiment des Mutterkuchens. Die Einstülpung selbst er-
folgt in der dritten Woche der Schwangerschaft.

d. R. Wagner (Meck. Arch. S. 94.) stimmt in seiner Ueber-
zeugung mit der von den Vorgängern gegebenen Darstellungs-
weise überein.

e. S. Bock (l. c. p. 30.) glaubt aus seinem durch Abortus
abgegangenen Eie einen genügenden Beweis für die Einstülpung
liefern zu können, da das Ei in einer Grube der decidua einge-
senkt war. Zugleich folgert er daraus, daſs die Umbiegungsstelle

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[69/0097] V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk. schet l. c. p. 33. 34.) läſst das Ei zwischen die innere Oberfläche des Uterus und die decidua gelangen und so an dieser Stelle die decidua vera zur reflexa sich einstülpen. Die dadurch in der decidua entstandene Lücke füllt sich durch eine eiweiſsartige Substanz, welche sich in die decidua fortsetzt, mit ihr aber nicht identisch ist, weil sie später entsteht und besondere, ihr eigen- thümliche Veränderungen eingeht. Sie fehlt in den ersten Tagen nach dem Eintritte des Eies, entwickelt sich erst zu Ende des ersten Monates, wird im Verlaufe des zweiten dicker, als die de- cidua selbst, im dritten Monate dagegen durchsichtiger, um die Gebärmuttergefäſse in die Placenta zu lassen, nimmt im vierten Monate ein grauliches, zellulöses Ansehen an und scheint sich zwischen die Lappen der Placenta einzusenken. Im sehsten Mo- nate wird sie röthlich und im siebenten in wahres Zellgewebe umgewandelt. b. Bojanus (Isis 1821. S. 268.) scheint, weniger durch Beob- achtung, als durch die Consequenz der Theorie geleitet, zuerst unter den Deutschen die Idee der Einstülpung ausgesprochen zu haben, wiewohl er merkwürdiger Weise die Existenz der Oeff- nungen in der hinfälligen Haut als bekannt und erwiesen voraus- setzt. Er stellt die Umstülpung durch eine ziemlich gute, sche- matische Abbildung dar und schlägt für die Membran, welche die Oeffnung der decidua wiederum schlieſst, den Namen der deci- dua serotina vor, welche Bezeichnung auch von den meisten Nachfolgern angenommen wurde. c. Burdach (Physiologie II. S. 76. 77.) bestättigt die Theorie der Einstülpung und bemerkt, daſs er sogar eigene Präparate habe, in welchen die durch die Einstülpung entstandene Lücke noch offen ist. Die Ausfüllung derselben entsteht durch Sekretion des durch die Einstülpung entblöſsten Theiles des Fruchthälters und bezeich- net das Rudiment des Mutterkuchens. Die Einstülpung selbst er- folgt in der dritten Woche der Schwangerschaft. d. R. Wagner (Meck. Arch. S. 94.) stimmt in seiner Ueber- zeugung mit der von den Vorgängern gegebenen Darstellungs- weise überein. e. S. Bock (l. c. p. 30.) glaubt aus seinem durch Abortus abgegangenen Eie einen genügenden Beweis für die Einstülpung liefern zu können, da das Ei in einer Grube der decidua einge- senkt war. Zugleich folgert er daraus, daſs die Umbiegungsstelle

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/97>, abgerufen am 22.11.2024.