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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.

a. Von verschiedenem Ursprunge und Werthe. Die decidua
vera
ist kein neues Gebilde, sondern die aufgelockerte und me-
tamorphosirte Gebärmutterschleimhaut, von welcher dann die re-
flexa
um das Ei herum abgeschieden wird. Seiler (die Gebär-
mutter und das Ei des Menschen S. 30.) spricht diese mit seiner
Ansicht von der wahren hinfälligen Haut in völliger Consequenz
stehende Vorstellung am deutlichsten aus.

b. Von verschiedenem zeitlichen Ursprunge. Joh. Müller
(s. Arch. Hft. 1. S. 6.) stellt die Vorstellung zur Prüfung auf,
dass das Exsudat der decidua vera vor dem Eintritte des Eies
in den Uterus entstehe, dass aber das einmal schon organisirte
Exsudat eben bei dem Eintritte des Eies ein neues Exsudat um
die Eintrittsstelle von jenem bilde. --

c. Nicht bloss von verschiedenem zeitlichen, sondern auch
von verschiedenem örtlichen Ursprunge. Nach Breschet (l. c. p.
103.) hat das Eichen während seines Durchganges durch die Tube
sich mit einer plastischen Masse umgeben und gelangt, wenn es
in den Uterus gekommen, in die Substanz der hinfälligen Haut
selbst. Durch die Vergrösserung nun entsteht auf diese Weise
eine hinfällige Haut an dem Eichen selbst, die decidua reflexa,
ohne dass die decidua vera an irgend einer Stelle umgestülpt
oder die innere Schleimhaut des Uterus an irgend einem Ort ent-
blösst worden wäre. Diese Theorie bildet den unmittelbaren
Uebergang zu den folgenden Ansichten.

4. Die Theorien der Propulsion und Einsaat. Die decidua
reflexa
entsteht dadurch, dass das Eichen einen Theil der deci-
dua vera
vor sich hertreibt. Sie findet sich auf folgende Weise
modificirt.

a. Die Vorstellung von J. Burns. Nach ihm (Hunter ana-
tom. Beschreib. d. schwang. Uterus S. 80. 81.) besteht die deci-
dua
aus zwei Lamellen. Die äussere ist an den Mündungen der
Trompeten und dem Gebärmutterhalse offen. Die innere Lamelle
ist überall geschlossen, erstreckt sich an den Oeffnungsstellen über
die äussere Lamelle hinaus und verschliesst auf diese Weise die Lük-
ken der äusseren Schicht. Das Eichen wird nun durch die innere
Lamelle gleichsam aufgehalten, wenn es in den Uterus kommt,
treibt diese vor sich her und stellt so die decidua reflexa dar.
Zuletzt endlich, im dritten Monate, kommen beide Lamellen in
innige Berührung.

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V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.

a. Von verschiedenem Ursprunge und Werthe. Die decidua
vera
ist kein neues Gebilde, sondern die aufgelockerte und me-
tamorphosirte Gebärmutterschleimhaut, von welcher dann die re-
flexa
um das Ei herum abgeschieden wird. Seiler (die Gebär-
mutter und das Ei des Menschen S. 30.) spricht diese mit seiner
Ansicht von der wahren hinfälligen Haut in völliger Consequenz
stehende Vorstellung am deutlichsten aus.

b. Von verschiedenem zeitlichen Ursprunge. Joh. Müller
(s. Arch. Hft. 1. S. 6.) stellt die Vorstellung zur Prüfung auf,
daſs das Exsudat der decidua vera vor dem Eintritte des Eies
in den Uterus entstehe, daſs aber das einmal schon organisirte
Exsudat eben bei dem Eintritte des Eies ein neues Exsudat um
die Eintrittsstelle von jenem bilde. —

c. Nicht bloſs von verschiedenem zeitlichen, sondern auch
von verschiedenem örtlichen Ursprunge. Nach Breschet (l. c. p.
103.) hat das Eichen während seines Durchganges durch die Tube
sich mit einer plastischen Masse umgeben und gelangt, wenn es
in den Uterus gekommen, in die Substanz der hinfälligen Haut
selbst. Durch die Vergröſserung nun entsteht auf diese Weise
eine hinfällige Haut an dem Eichen selbst, die decidua reflexa,
ohne daſs die decidua vera an irgend einer Stelle umgestülpt
oder die innere Schleimhaut des Uterus an irgend einem Ort ent-
blöſst worden wäre. Diese Theorie bildet den unmittelbaren
Uebergang zu den folgenden Ansichten.

4. Die Theorien der Propulsion und Einsaat. Die decidua
reflexa
entsteht dadurch, daſs das Eichen einen Theil der deci-
dua vera
vor sich hertreibt. Sie findet sich auf folgende Weise
modificirt.

a. Die Vorstellung von J. Burns. Nach ihm (Hunter ana-
tom. Beschreib. d. schwang. Uterus S. 80. 81.) besteht die deci-
dua
aus zwei Lamellen. Die äuſsere ist an den Mündungen der
Trompeten und dem Gebärmutterhalse offen. Die innere Lamelle
ist überall geschlossen, erstreckt sich an den Oeffnungsstellen über
die äuſsere Lamelle hinaus und verschlieſst auf diese Weise die Lük-
ken der äuſseren Schicht. Das Eichen wird nun durch die innere
Lamelle gleichsam aufgehalten, wenn es in den Uterus kommt,
treibt diese vor sich her und stellt so die decidua reflexa dar.
Zuletzt endlich, im dritten Monate, kommen beide Lamellen in
innige Berührung.

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[67/0095] V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk. a. Von verschiedenem Ursprunge und Werthe. Die decidua vera ist kein neues Gebilde, sondern die aufgelockerte und me- tamorphosirte Gebärmutterschleimhaut, von welcher dann die re- flexa um das Ei herum abgeschieden wird. Seiler (die Gebär- mutter und das Ei des Menschen S. 30.) spricht diese mit seiner Ansicht von der wahren hinfälligen Haut in völliger Consequenz stehende Vorstellung am deutlichsten aus. b. Von verschiedenem zeitlichen Ursprunge. Joh. Müller (s. Arch. Hft. 1. S. 6.) stellt die Vorstellung zur Prüfung auf, daſs das Exsudat der decidua vera vor dem Eintritte des Eies in den Uterus entstehe, daſs aber das einmal schon organisirte Exsudat eben bei dem Eintritte des Eies ein neues Exsudat um die Eintrittsstelle von jenem bilde. — c. Nicht bloſs von verschiedenem zeitlichen, sondern auch von verschiedenem örtlichen Ursprunge. Nach Breschet (l. c. p. 103.) hat das Eichen während seines Durchganges durch die Tube sich mit einer plastischen Masse umgeben und gelangt, wenn es in den Uterus gekommen, in die Substanz der hinfälligen Haut selbst. Durch die Vergröſserung nun entsteht auf diese Weise eine hinfällige Haut an dem Eichen selbst, die decidua reflexa, ohne daſs die decidua vera an irgend einer Stelle umgestülpt oder die innere Schleimhaut des Uterus an irgend einem Ort ent- blöſst worden wäre. Diese Theorie bildet den unmittelbaren Uebergang zu den folgenden Ansichten. 4. Die Theorien der Propulsion und Einsaat. Die decidua reflexa entsteht dadurch, daſs das Eichen einen Theil der deci- dua vera vor sich hertreibt. Sie findet sich auf folgende Weise modificirt. a. Die Vorstellung von J. Burns. Nach ihm (Hunter ana- tom. Beschreib. d. schwang. Uterus S. 80. 81.) besteht die deci- dua aus zwei Lamellen. Die äuſsere ist an den Mündungen der Trompeten und dem Gebärmutterhalse offen. Die innere Lamelle ist überall geschlossen, erstreckt sich an den Oeffnungsstellen über die äuſsere Lamelle hinaus und verschlieſst auf diese Weise die Lük- ken der äuſseren Schicht. Das Eichen wird nun durch die innere Lamelle gleichsam aufgehalten, wenn es in den Uterus kommt, treibt diese vor sich her und stellt so die decidua reflexa dar. Zuletzt endlich, im dritten Monate, kommen beide Lamellen in innige Berührung. 5*

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/95>, abgerufen am 25.11.2024.