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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
übersetzt von Scheller 1802. 8. S. 198.) eine decidua nur dem
Affen- und Menschengeschlechte zu. Oken (S. s. und Kieser's
Beiträge zur vergleichenden Zoologie Anatomie und Physiologie
Bd. I. Hft. I. S. 9.) hatte zuerst in dem Uterus von Schweinen, in
welchem Junge enthalten waren, denen nur drei Wochen zur Reife
fehlten, eine zarte durchsichtige und farblose Membran gefunden,
welche sich nur durch Einblasen erheben liess und in einzelnen
Stücken zu trennen war. Er glaubte aber mit Recht (p. 10.),
dass dieses durchaus nicht der decidua des Menschen gleich wäre.
Durch die Anatomie von Hunde-Embryonen und ihrer Eitheile kam
er alsdann zu dem Schlusse (l. c. Hft. 2. p. 2) dass die innere oder
Gefässhaut des Uterus fehle und an ihrer Stelle eine decidua sich
bilde. Späterhin (Ilsis XX. p. 371.) wiederholte er dieselbe
Behauptung mit dem Unterschiede, dass die decidua vera allen
Säugethieren zukäme; die reflexa dagegen nur dem Menschen
eigenthümlich sey. Auch Samuel (de ovorum mammalium ve-
lamentis. Wirceburgi p
. 18.) läugnet auf diese Weise ihre Exi-
stenz bei den Säugethieren. b. Andere gingen von der Idee aus,
dass ein gallertartiger, mehr oder minder fester Stoff, welcher sich
zwischen der inneren Oberfläche des Uterus und dem Chorion in der
Klasse der Säugethiere findet, der Membrana decidua entspräche
und dass auf diese Weise die hinfällige Haut allen Säugethieren
allgemein zukomme. So hat schon Needham (disquisitio anato-
mica de formato foetu. Lond
. 1667. 8. p. 177.) aus dem
Schweine eine Masse eigenthümlicher Art beschrieben, welche
von Einigen als decidua gedeutet wird. Eben so berichtet von
ihr aus den Säugethieren in's Besondere aber aus der Kuh mit
mehr oder minder Ausführlichkeit Stalpart van der Wiel (S. Lob-
stein über die Ernährung des Fötus übers. von Kestner. Halle 1804.
8. S. 14.). Wenn die äussere Haut, von welcher Haller (Elem.
physiol. VIII. p
. 185) spricht und für die er den angeblich alten
Namen Chorion beibehält, die decidua in der That ist, welches
sich wenigstens nicht mit Evidenz erweisen lässt, so findet sie
sich nach seinem Zeugnisse bei allen Säugethieren, selbst denen, wel-
che keine höher gebildete Placenta haben, wie z. B. dem Schweine.
Lobstein (l. c. S. 14.) hat sie bei der Kuh und dem Schaafe als
eine weiche, breiartige Masse gefunden und ihre Gefässe (S. 15.)
durch Injectionen dargestellt. Bojanus spricht einerseits bei der
Beschreibung sehr zarter Hundeembryonen gar nicht von der de-

cidua,

III. Das Ei während der Fruchtentwickelung.
übersetzt von Scheller 1802. 8. S. 198.) eine decidua nur dem
Affen- und Menschengeschlechte zu. Oken (S. s. und Kieser’s
Beiträge zur vergleichenden Zoologie Anatomie und Physiologie
Bd. I. Hft. I. S. 9.) hatte zuerst in dem Uterus von Schweinen, in
welchem Junge enthalten waren, denen nur drei Wochen zur Reife
fehlten, eine zarte durchsichtige und farblose Membran gefunden,
welche sich nur durch Einblasen erheben lieſs und in einzelnen
Stücken zu trennen war. Er glaubte aber mit Recht (p. 10.),
daſs dieses durchaus nicht der decidua des Menschen gleich wäre.
Durch die Anatomie von Hunde-Embryonen und ihrer Eitheile kam
er alsdann zu dem Schlusse (l. c. Hft. 2. p. 2) daſs die innere oder
Gefäſshaut des Uterus fehle und an ihrer Stelle eine decidua sich
bilde. Späterhin (Ilsis XX. p. 371.) wiederholte er dieselbe
Behauptung mit dem Unterschiede, daſs die decidua vera allen
Säugethieren zukäme; die reflexa dagegen nur dem Menschen
eigenthümlich sey. Auch Samuel (de ovorum mammalium ve-
lamentis. Wirceburgi p
. 18.) läugnet auf diese Weise ihre Exi-
stenz bei den Säugethieren. b. Andere gingen von der Idee aus,
daſs ein gallertartiger, mehr oder minder fester Stoff, welcher sich
zwischen der inneren Oberfläche des Uterus und dem Chorion in der
Klasse der Säugethiere findet, der Membrana decidua entspräche
und daſs auf diese Weise die hinfällige Haut allen Säugethieren
allgemein zukomme. So hat schon Needham (disquisitio anato-
mica de formato foetu. Lond
. 1667. 8. p. 177.) aus dem
Schweine eine Masse eigenthümlicher Art beschrieben, welche
von Einigen als decidua gedeutet wird. Eben so berichtet von
ihr aus den Säugethieren in’s Besondere aber aus der Kuh mit
mehr oder minder Ausführlichkeit Stalpart van der Wiel (S. Lob-
stein über die Ernährung des Fötus übers. von Kestner. Halle 1804.
8. S. 14.). Wenn die äuſsere Haut, von welcher Haller (Elem.
physiol. VIII. p
. 185) spricht und für die er den angeblich alten
Namen Chorion beibehält, die decidua in der That ist, welches
sich wenigstens nicht mit Evidenz erweisen läſst, so findet sie
sich nach seinem Zeugnisse bei allen Säugethieren, selbst denen, wel-
che keine höher gebildete Placenta haben, wie z. B. dem Schweine.
Lobstein (l. c. S. 14.) hat sie bei der Kuh und dem Schaafe als
eine weiche, breiartige Masse gefunden und ihre Gefäſse (S. 15.)
durch Injectionen dargestellt. Bojanus spricht einerseits bei der
Beschreibung sehr zarter Hundeembryonen gar nicht von der de-

cidua,
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[84[48]/0076] III. Das Ei während der Fruchtentwickelung. übersetzt von Scheller 1802. 8. S. 198.) eine decidua nur dem Affen- und Menschengeschlechte zu. Oken (S. s. und Kieser’s Beiträge zur vergleichenden Zoologie Anatomie und Physiologie Bd. I. Hft. I. S. 9.) hatte zuerst in dem Uterus von Schweinen, in welchem Junge enthalten waren, denen nur drei Wochen zur Reife fehlten, eine zarte durchsichtige und farblose Membran gefunden, welche sich nur durch Einblasen erheben lieſs und in einzelnen Stücken zu trennen war. Er glaubte aber mit Recht (p. 10.), daſs dieses durchaus nicht der decidua des Menschen gleich wäre. Durch die Anatomie von Hunde-Embryonen und ihrer Eitheile kam er alsdann zu dem Schlusse (l. c. Hft. 2. p. 2) daſs die innere oder Gefäſshaut des Uterus fehle und an ihrer Stelle eine decidua sich bilde. Späterhin (Ilsis XX. p. 371.) wiederholte er dieselbe Behauptung mit dem Unterschiede, daſs die decidua vera allen Säugethieren zukäme; die reflexa dagegen nur dem Menschen eigenthümlich sey. Auch Samuel (de ovorum mammalium ve- lamentis. Wirceburgi p. 18.) läugnet auf diese Weise ihre Exi- stenz bei den Säugethieren. b. Andere gingen von der Idee aus, daſs ein gallertartiger, mehr oder minder fester Stoff, welcher sich zwischen der inneren Oberfläche des Uterus und dem Chorion in der Klasse der Säugethiere findet, der Membrana decidua entspräche und daſs auf diese Weise die hinfällige Haut allen Säugethieren allgemein zukomme. So hat schon Needham (disquisitio anato- mica de formato foetu. Lond. 1667. 8. p. 177.) aus dem Schweine eine Masse eigenthümlicher Art beschrieben, welche von Einigen als decidua gedeutet wird. Eben so berichtet von ihr aus den Säugethieren in’s Besondere aber aus der Kuh mit mehr oder minder Ausführlichkeit Stalpart van der Wiel (S. Lob- stein über die Ernährung des Fötus übers. von Kestner. Halle 1804. 8. S. 14.). Wenn die äuſsere Haut, von welcher Haller (Elem. physiol. VIII. p. 185) spricht und für die er den angeblich alten Namen Chorion beibehält, die decidua in der That ist, welches sich wenigstens nicht mit Evidenz erweisen läſst, so findet sie sich nach seinem Zeugnisse bei allen Säugethieren, selbst denen, wel- che keine höher gebildete Placenta haben, wie z. B. dem Schweine. Lobstein (l. c. S. 14.) hat sie bei der Kuh und dem Schaafe als eine weiche, breiartige Masse gefunden und ihre Gefäſse (S. 15.) durch Injectionen dargestellt. Bojanus spricht einerseits bei der Beschreibung sehr zarter Hundeembryonen gar nicht von der de- cidua,

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 84[48]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/76>, abgerufen am 22.11.2024.