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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.
rungen eingehe, welche wir bald näher zu betrachten Gelegen-
heit haben werden.

Alle Angaben, welche wir über die Verhältnisse der Mem-
brana decidua
besitzen, sind nicht, wie es bei anderen vollständig
beobachteten und durch alle Momente verfolgten Naturgegenstän-
den der Fall ist, blosse Relationen von Erfahrungen. Man sieht
es fast sämmtlichen Darstellungen an, dass eine gewisse Theorie,
die subjective Annahme eines gewissen Vorgangs auch die besten
Naturforscher leitete, weil Alle statt der einzelnen Beobachtung
zusammengestellte Entwickelungsvorgänge zu liefern sich bemüh-
ten. Wenn es daher auch keinen Punkt in der Geschichte der
decidua giebt, über den Alle einig wären, so lässt sich doch bei
Vielen wenigstens eine gewisse Parallele zwischen ihren einzel-
nen consequenten Behauptungen keinesweges verkennen. Wir
wollen es daher versuchen die Hauptpunkte unter gewissen Ru-
briken abzuhandeln. Einige bei dieser Methode ebenfalls noth-
wendige Wiederholungen muss die Natur des Gegenstandes selbst
entschuldigen.

a. Anwesenheit der decidua.
1. In dem Thierreiche überhaupt.

Nach dem eben Gesagten müssen wir die Idee festhalten,
dass die Membrana decidua ein Sekret der Gebärmutter und
kein primärer Theil des Eies sey. Sie kann daher vollständig
nur in der Klasse der Säugethiere vorkommen, wo sie, wir Bur-
dach (Physiol. II. S. 72. fgg.) sagt, einen Theil des Genistes ver-
tritt. Mertens (Meck. Arch. 1827. 6. 315.) hat desshalb gewiss Un-
recht, wenn er sie in dem bebrüteten Hühnereie sucht. Dutro-
chet (Meck. Arch. V. S. 570.) vergleicht die hinfällige Haut mit
der Schaalenhaut auf eine nicht minder willkührliche, als einsei-
tige Weise. Was aber die Berichte über die Existenz der deci-
dua
in der Klasse der Säugethiere betrifft, so lassen sich die
hierüber bekannt gewordenen Ansichten unter folgende Rubriken
bringen. a. Einige hatten die als dicke Membran bei dem Men-
schen vorkommende, hinfällige Haut kennen gelernt und such-
ten eine Hülle von gleicher Qualität in der Klasse der Säu-
gethiere, die sie aber hier entweder gar nicht oder nur in den
dem Menschen am nächsten stehenden Thieren beobachteten. So
schrieb J. Hunter (Bemerkungen über die thierische Ökonomie

V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk.
rungen eingehe, welche wir bald näher zu betrachten Gelegen-
heit haben werden.

Alle Angaben, welche wir über die Verhältnisse der Mem-
brana decidua
besitzen, sind nicht, wie es bei anderen vollständig
beobachteten und durch alle Momente verfolgten Naturgegenstän-
den der Fall ist, bloſse Relationen von Erfahrungen. Man sieht
es fast sämmtlichen Darstellungen an, daſs eine gewisse Theorie,
die subjective Annahme eines gewissen Vorgangs auch die besten
Naturforscher leitete, weil Alle statt der einzelnen Beobachtung
zusammengestellte Entwickelungsvorgänge zu liefern sich bemüh-
ten. Wenn es daher auch keinen Punkt in der Geschichte der
decidua giebt, über den Alle einig wären, so läſst sich doch bei
Vielen wenigstens eine gewisse Parallele zwischen ihren einzel-
nen consequenten Behauptungen keinesweges verkennen. Wir
wollen es daher versuchen die Hauptpunkte unter gewissen Ru-
briken abzuhandeln. Einige bei dieser Methode ebenfalls noth-
wendige Wiederholungen muſs die Natur des Gegenstandes selbst
entschuldigen.

a. Anwesenheit der decidua.
1. In dem Thierreiche überhaupt.

Nach dem eben Gesagten müssen wir die Idee festhalten,
daſs die Membrana decidua ein Sekret der Gebärmutter und
kein primärer Theil des Eies sey. Sie kann daher vollständig
nur in der Klasse der Säugethiere vorkommen, wo sie, wir Bur-
dach (Physiol. II. S. 72. fgg.) sagt, einen Theil des Genistes ver-
tritt. Mertens (Meck. Arch. 1827. 6. 315.) hat deſshalb gewiſs Un-
recht, wenn er sie in dem bebrüteten Hühnereie sucht. Dutro-
chet (Meck. Arch. V. S. 570.) vergleicht die hinfällige Haut mit
der Schaalenhaut auf eine nicht minder willkührliche, als einsei-
tige Weise. Was aber die Berichte über die Existenz der deci-
dua
in der Klasse der Säugethiere betrifft, so lassen sich die
hierüber bekannt gewordenen Ansichten unter folgende Rubriken
bringen. a. Einige hatten die als dicke Membran bei dem Men-
schen vorkommende, hinfällige Haut kennen gelernt und such-
ten eine Hülle von gleicher Qualität in der Klasse der Säu-
gethiere, die sie aber hier entweder gar nicht oder nur in den
dem Menschen am nächsten stehenden Thieren beobachteten. So
schrieb J. Hunter (Bemerkungen über die thierische Ökonomie

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[47/0075] V. d. Fruchthälter ausgesch. Membranen u. Flüssigk. rungen eingehe, welche wir bald näher zu betrachten Gelegen- heit haben werden. Alle Angaben, welche wir über die Verhältnisse der Mem- brana decidua besitzen, sind nicht, wie es bei anderen vollständig beobachteten und durch alle Momente verfolgten Naturgegenstän- den der Fall ist, bloſse Relationen von Erfahrungen. Man sieht es fast sämmtlichen Darstellungen an, daſs eine gewisse Theorie, die subjective Annahme eines gewissen Vorgangs auch die besten Naturforscher leitete, weil Alle statt der einzelnen Beobachtung zusammengestellte Entwickelungsvorgänge zu liefern sich bemüh- ten. Wenn es daher auch keinen Punkt in der Geschichte der decidua giebt, über den Alle einig wären, so läſst sich doch bei Vielen wenigstens eine gewisse Parallele zwischen ihren einzel- nen consequenten Behauptungen keinesweges verkennen. Wir wollen es daher versuchen die Hauptpunkte unter gewissen Ru- briken abzuhandeln. Einige bei dieser Methode ebenfalls noth- wendige Wiederholungen muſs die Natur des Gegenstandes selbst entschuldigen. a. Anwesenheit der decidua. 1. In dem Thierreiche überhaupt. Nach dem eben Gesagten müssen wir die Idee festhalten, daſs die Membrana decidua ein Sekret der Gebärmutter und kein primärer Theil des Eies sey. Sie kann daher vollständig nur in der Klasse der Säugethiere vorkommen, wo sie, wir Bur- dach (Physiol. II. S. 72. fgg.) sagt, einen Theil des Genistes ver- tritt. Mertens (Meck. Arch. 1827. 6. 315.) hat deſshalb gewiſs Un- recht, wenn er sie in dem bebrüteten Hühnereie sucht. Dutro- chet (Meck. Arch. V. S. 570.) vergleicht die hinfällige Haut mit der Schaalenhaut auf eine nicht minder willkührliche, als einsei- tige Weise. Was aber die Berichte über die Existenz der deci- dua in der Klasse der Säugethiere betrifft, so lassen sich die hierüber bekannt gewordenen Ansichten unter folgende Rubriken bringen. a. Einige hatten die als dicke Membran bei dem Men- schen vorkommende, hinfällige Haut kennen gelernt und such- ten eine Hülle von gleicher Qualität in der Klasse der Säu- gethiere, die sie aber hier entweder gar nicht oder nur in den dem Menschen am nächsten stehenden Thieren beobachteten. So schrieb J. Hunter (Bemerkungen über die thierische Ökonomie

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/75>, abgerufen am 25.11.2024.