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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
Körnchen befindet, je jünger jene Fäden sind. Diese Form ist
im Allgemeinen den unwillkührlichen Muskeln, vorzüglich denen
des Herzens eigen. Doch haben alle diese Fäden mehr oder min-
der das Eigenthümliche, dass sie keinen so hohen Grad von Fe-
stigkeit erlangen, als die der willkührlichen Muskeln, und stets
jedoch mit Ausnahme der Herzmuskulatur ein mehr oder min-
der granulirtes Aussehen behalten.

d. Es schwindet jede Spur von Körnchen und die einfache
Gewebemasse besteht aus gleichartigen, durchsichtigen mehr oder
minder soliden Fibern, welche aber um so weicher und um so
granulirter sind, je früher die Stufe der Ausbildung ist, auf wel-
cher sie sich befinden, wie die Quer- und Längenfasern der Ar-
terien, die Fasern der Sklerotika u. dgl.

e. Zwischen den Fasern fehlt jede Spur von Körnchen oder
eigenthümlichen Körperchen. Jene selbst bestehen entweder aus
aneinander gereiheten Kügelchen oder aus einem granulirten We-
sen. Hornhaut, Lederhaut, seröse Häute u. dgl.

f. Die ganze Masse wird flüssig. Als solche für sich besteht
sie aus Kugeln, welche durch das umhüllende Schleimgewebe,
die Blutgefässe u. dgl. eingeschlossen werden. Fett.

g. Die Masse ist halbflüssig, breiartig. Vermöge ihrer un-
gemeinen Liquidität nimmt sie isolirt sehr leicht die Gestalt von
Tropfen an. Sie hat aber ihrer Natur gemäss die Tendenz zur
Faserbildung, und das Ganze erscheint daher in Form gewöhnli-
cher Fäden oder Fasern oder angeschwollenen, varicösen Fasern
(Kugel- und Faserbildung in und mit einander), wie in der Ner-
vensubstanz.

h. Die Masse ist dicht. Sie besteht aus einem mehr festen
durchsichtigen fast opalartigen weissen oder röthlichen Stoffe und
einer Menge regelmässig geordneter Körperchen von einer meist
rundlichen Form. Knorpel.

i. Die ganze Masse geht aus der vorigen hervor. Ein Theil
der Körperchen verschmilzt mit der verbindenden Masse, verän-
dert im Laufe der Metamorphose seine Consistenz, Farbe, Durch-
sichtigkeit, chemischen Bestandtheile u. dgl. und scheidet sich zu-
letzt in contiguirliche, dicht verschmolzene durchsichtige einfache
Lamellen und Fasern, zwischen welchen ein Theil der früheren
Knorpelkörperchen nach bestimmten Veränderungen der Gestalt,
Härte u. dgl. als eigenthümliche Körperchen zurückbleiben. Knochen.

k. Die ganze Masse verändert sich zwar; sie besteht aber,

Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
Körnchen befindet, je jünger jene Fäden sind. Diese Form ist
im Allgemeinen den unwillkührlichen Muskeln, vorzüglich denen
des Herzens eigen. Doch haben alle diese Fäden mehr oder min-
der das Eigenthümliche, daſs sie keinen so hohen Grad von Fe-
stigkeit erlangen, als die der willkührlichen Muskeln, und stets
jedoch mit Ausnahme der Herzmuskulatur ein mehr oder min-
der granulirtes Aussehen behalten.

d. Es schwindet jede Spur von Körnchen und die einfache
Gewebemasse besteht aus gleichartigen, durchsichtigen mehr oder
minder soliden Fibern, welche aber um so weicher und um so
granulirter sind, je früher die Stufe der Ausbildung ist, auf wel-
cher sie sich befinden, wie die Quer- und Längenfasern der Ar-
terien, die Fasern der Sklerotika u. dgl.

e. Zwischen den Fasern fehlt jede Spur von Körnchen oder
eigenthümlichen Körperchen. Jene selbst bestehen entweder aus
aneinander gereiheten Kügelchen oder aus einem granulirten We-
sen. Hornhaut, Lederhaut, seröse Häute u. dgl.

f. Die ganze Masse wird flüssig. Als solche für sich besteht
sie aus Kugeln, welche durch das umhüllende Schleimgewebe,
die Blutgefäſse u. dgl. eingeschlossen werden. Fett.

g. Die Masse ist halbflüssig, breiartig. Vermöge ihrer un-
gemeinen Liquidität nimmt sie isolirt sehr leicht die Gestalt von
Tropfen an. Sie hat aber ihrer Natur gemäſs die Tendenz zur
Faserbildung, und das Ganze erscheint daher in Form gewöhnli-
cher Fäden oder Fasern oder angeschwollenen, varicösen Fasern
(Kugel- und Faserbildung in und mit einander), wie in der Ner-
vensubstanz.

h. Die Masse ist dicht. Sie besteht aus einem mehr festen
durchsichtigen fast opalartigen weiſsen oder röthlichen Stoffe und
einer Menge regelmäſsig geordneter Körperchen von einer meist
rundlichen Form. Knorpel.

i. Die ganze Masse geht aus der vorigen hervor. Ein Theil
der Körperchen verschmilzt mit der verbindenden Masse, verän-
dert im Laufe der Metamorphose seine Consistenz, Farbe, Durch-
sichtigkeit, chemischen Bestandtheile u. dgl. und scheidet sich zu-
letzt in contiguirliche, dicht verschmolzene durchsichtige einfache
Lamellen und Fasern, zwischen welchen ein Theil der früheren
Knorpelkörperchen nach bestimmten Veränderungen der Gestalt,
Härte u. dgl. als eigenthümliche Körperchen zurückbleiben. Knochen.

k. Die ganze Masse verändert sich zwar; sie besteht aber,

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[648/0676] Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung. Körnchen befindet, je jünger jene Fäden sind. Diese Form ist im Allgemeinen den unwillkührlichen Muskeln, vorzüglich denen des Herzens eigen. Doch haben alle diese Fäden mehr oder min- der das Eigenthümliche, daſs sie keinen so hohen Grad von Fe- stigkeit erlangen, als die der willkührlichen Muskeln, und stets jedoch mit Ausnahme der Herzmuskulatur ein mehr oder min- der granulirtes Aussehen behalten. d. Es schwindet jede Spur von Körnchen und die einfache Gewebemasse besteht aus gleichartigen, durchsichtigen mehr oder minder soliden Fibern, welche aber um so weicher und um so granulirter sind, je früher die Stufe der Ausbildung ist, auf wel- cher sie sich befinden, wie die Quer- und Längenfasern der Ar- terien, die Fasern der Sklerotika u. dgl. e. Zwischen den Fasern fehlt jede Spur von Körnchen oder eigenthümlichen Körperchen. Jene selbst bestehen entweder aus aneinander gereiheten Kügelchen oder aus einem granulirten We- sen. Hornhaut, Lederhaut, seröse Häute u. dgl. f. Die ganze Masse wird flüssig. Als solche für sich besteht sie aus Kugeln, welche durch das umhüllende Schleimgewebe, die Blutgefäſse u. dgl. eingeschlossen werden. Fett. g. Die Masse ist halbflüssig, breiartig. Vermöge ihrer un- gemeinen Liquidität nimmt sie isolirt sehr leicht die Gestalt von Tropfen an. Sie hat aber ihrer Natur gemäſs die Tendenz zur Faserbildung, und das Ganze erscheint daher in Form gewöhnli- cher Fäden oder Fasern oder angeschwollenen, varicösen Fasern (Kugel- und Faserbildung in und mit einander), wie in der Ner- vensubstanz. h. Die Masse ist dicht. Sie besteht aus einem mehr festen durchsichtigen fast opalartigen weiſsen oder röthlichen Stoffe und einer Menge regelmäſsig geordneter Körperchen von einer meist rundlichen Form. Knorpel. i. Die ganze Masse geht aus der vorigen hervor. Ein Theil der Körperchen verschmilzt mit der verbindenden Masse, verän- dert im Laufe der Metamorphose seine Consistenz, Farbe, Durch- sichtigkeit, chemischen Bestandtheile u. dgl. und scheidet sich zu- letzt in contiguirliche, dicht verschmolzene durchsichtige einfache Lamellen und Fasern, zwischen welchen ein Theil der früheren Knorpelkörperchen nach bestimmten Veränderungen der Gestalt, Härte u. dgl. als eigenthümliche Körperchen zurückbleiben. Knochen. k. Die ganze Masse verändert sich zwar; sie besteht aber,

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/676>, abgerufen am 24.11.2024.