Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
ssen nach innen, die letzteren von innen nach aussen sich bilden, ist durch Beobachtung erwiesen.
f. Im Blute. Von der isolirten Entstehung der Blutinseln haben wir oben ausführlich gehandelt.
g. Im Darmkanal. An der Stelle der netzförmig verbunde- nen Falten entstehen isolirte Zotten in dem Magen und den dik- ken Gedärmen, wie oben berichtet wurde.
h. In den Nieren. Hier haben wir durch unsere Beobach- tung mit Bestimmheit erwiesen, dass die entfernteren Organtheile isolirt entstehen. Denn jede dort gefundene getrennte und für sich bestehende Bildung hat, wie es der Erfolg der Entwickelung zeigt, nicht die Bedeutung eines Harnkanales, sondern eines be- stimmten Conglomerates derselben, oder, um mich eines in der Folge gebrauchten Ausdruckes zu bedienen, einer Pyramide.
i. In den Drüsen. Wenn es uns bis jetzt noch nicht auch mit aller Bestimmtheit gelang, die isolirte Urbildung nachzuwei- sen, so haben wir doch von einem diesem analogen Processe aus späterer Zeit oben gesprochen.
k. In dem Hoden. Wir haben es oben gesehen, dass die erste Andeutung der Saamenkanälchen breite parallel neben ein- ander liegende Leisten waren, welche im Anfange wahrscheinlich nur contiguirlich mit einander verbunden waren.
Es ist schon oben bemerkt worden, dass den entfernteren Organtheilen oder den bestimmten Verbindungen der entfernte- sten gewisse äussere Abtheilungen correspondirend entsprechen. Anhangsweise wollen wir daher Einiges hierüber anführen. Or- gan und Organtheil scheinen auf den ersten Blick von einander unabhängig und getrennt zu seyn, und doch zeigt es sich im fer- neren Verlaufe der Entwickelung, dass beide zu einem Ziele ten- diren. Wir wollen hier, um für diese Erscheinung einen höhe- ren Grund zu finden, uns eines scheinbaren Vergleiches bedienen, welcher aber eben das Wesen dieses so merkwürdigen Processes ausmacht, und bei näherer Betrachtung daher aus einem Verglei- che zu einer Erklärung wird. Wir haben es oben gesehen, dass in der ganzen Natur die Uridee als Allgemeines der Individuali- tät als Besonderes gegenübersteht, dass beide für sich Nichts sind, sondern einander durchdringen müssen, um das Einzelwesen dar- zustellen, und dass daher specialisirteste Uridee und speciellste Individualität in dem besonderen Einzelwesen zusammenfallen.
Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
ſsen nach innen, die letzteren von innen nach auſsen sich bilden, ist durch Beobachtung erwiesen.
f. Im Blute. Von der isolirten Entstehung der Blutinseln haben wir oben ausführlich gehandelt.
g. Im Darmkanal. An der Stelle der netzförmig verbunde- nen Falten entstehen isolirte Zotten in dem Magen und den dik- ken Gedärmen, wie oben berichtet wurde.
h. In den Nieren. Hier haben wir durch unsere Beobach- tung mit Bestimmheit erwiesen, daſs die entfernteren Organtheile isolirt entstehen. Denn jede dort gefundene getrennte und für sich bestehende Bildung hat, wie es der Erfolg der Entwickelung zeigt, nicht die Bedeutung eines Harnkanales, sondern eines be- stimmten Conglomerates derselben, oder, um mich eines in der Folge gebrauchten Ausdruckes zu bedienen, einer Pyramide.
i. In den Drüsen. Wenn es uns bis jetzt noch nicht auch mit aller Bestimmtheit gelang, die isolirte Urbildung nachzuwei- sen, so haben wir doch von einem diesem analogen Processe aus späterer Zeit oben gesprochen.
k. In dem Hoden. Wir haben es oben gesehen, daſs die erste Andeutung der Saamenkanälchen breite parallel neben ein- ander liegende Leisten waren, welche im Anfange wahrscheinlich nur contiguirlich mit einander verbunden waren.
Es ist schon oben bemerkt worden, daſs den entfernteren Organtheilen oder den bestimmten Verbindungen der entfernte- sten gewisse äuſsere Abtheilungen correspondirend entsprechen. Anhangsweise wollen wir daher Einiges hierüber anführen. Or- gan und Organtheil scheinen auf den ersten Blick von einander unabhängig und getrennt zu seyn, und doch zeigt es sich im fer- neren Verlaufe der Entwickelung, daſs beide zu einem Ziele ten- diren. Wir wollen hier, um für diese Erscheinung einen höhe- ren Grund zu finden, uns eines scheinbaren Vergleiches bedienen, welcher aber eben das Wesen dieses so merkwürdigen Processes ausmacht, und bei näherer Betrachtung daher aus einem Verglei- che zu einer Erklärung wird. Wir haben es oben gesehen, daſs in der ganzen Natur die Uridee als Allgemeines der Individuali- tät als Besonderes gegenübersteht, daſs beide für sich Nichts sind, sondern einander durchdringen müssen, um das Einzelwesen dar- zustellen, und daſs daher specialisirteste Uridee und speciellste Individualität in dem besonderen Einzelwesen zusammenfallen.
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Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
ſsen nach innen, die letzteren von innen nach auſsen sich bilden,
ist durch Beobachtung erwiesen.
f. Im Blute. Von der isolirten Entstehung der Blutinseln
haben wir oben ausführlich gehandelt.
g. Im Darmkanal. An der Stelle der netzförmig verbunde-
nen Falten entstehen isolirte Zotten in dem Magen und den dik-
ken Gedärmen, wie oben berichtet wurde.
h. In den Nieren. Hier haben wir durch unsere Beobach-
tung mit Bestimmheit erwiesen, daſs die entfernteren Organtheile
isolirt entstehen. Denn jede dort gefundene getrennte und für
sich bestehende Bildung hat, wie es der Erfolg der Entwickelung
zeigt, nicht die Bedeutung eines Harnkanales, sondern eines be-
stimmten Conglomerates derselben, oder, um mich eines in der
Folge gebrauchten Ausdruckes zu bedienen, einer Pyramide.
i. In den Drüsen. Wenn es uns bis jetzt noch nicht auch
mit aller Bestimmtheit gelang, die isolirte Urbildung nachzuwei-
sen, so haben wir doch von einem diesem analogen Processe aus
späterer Zeit oben gesprochen.
k. In dem Hoden. Wir haben es oben gesehen, daſs die
erste Andeutung der Saamenkanälchen breite parallel neben ein-
ander liegende Leisten waren, welche im Anfange wahrscheinlich
nur contiguirlich mit einander verbunden waren.
Es ist schon oben bemerkt worden, daſs den entfernteren
Organtheilen oder den bestimmten Verbindungen der entfernte-
sten gewisse äuſsere Abtheilungen correspondirend entsprechen.
Anhangsweise wollen wir daher Einiges hierüber anführen. Or-
gan und Organtheil scheinen auf den ersten Blick von einander
unabhängig und getrennt zu seyn, und doch zeigt es sich im fer-
neren Verlaufe der Entwickelung, daſs beide zu einem Ziele ten-
diren. Wir wollen hier, um für diese Erscheinung einen höhe-
ren Grund zu finden, uns eines scheinbaren Vergleiches bedienen,
welcher aber eben das Wesen dieses so merkwürdigen Processes
ausmacht, und bei näherer Betrachtung daher aus einem Verglei-
che zu einer Erklärung wird. Wir haben es oben gesehen, daſs
in der ganzen Natur die Uridee als Allgemeines der Individuali-
tät als Besonderes gegenübersteht, daſs beide für sich Nichts sind,
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 642. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/670>, abgerufen am 24.11.2024.
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