Durchgange durch die Fallopischen Röhren dafür. Eine Andeu- tung von Chalazen aber könnte man vielleicht in den von Pre- vost und Dumas gefundenen, seitlichen Verlängerungen sehr zar- ter Eier des Hundes finden. Eben so ist auch zu vermuthen, dass die Schaalenhaut oder das Chorion in den Tuben erst ent- stehe, ganz wie die Schaalenhaut des Vogels in dem Isthmus erst gebildet wird. Zwar glaubt v. Bär (Heusinger's Zeitschr. II. S. 177.), dass die äussere Membran des in dem Folliculus enthalte- nen Eichens zum Chorion werde. Allein einerseits widerstrebt dieses aller Analogie, da überdiess sich dann, wie er auch behaup- tet (l. c. p. 23.), die Dotterhaut in den Tuben erst bilden müsste, anderseits war eine andere, äussere Membran von ihm selbst nur nach der Maceration deutlich wahrgenommen worden (p. 11.) -- eine Erscheinung, die sich an Hühnereiern, welche noch keine Schaalenhaut haben, ebenfalls wiederholt. Auch wäre es von In- teresse zu bestimmen, ob zur Sekretion dieser verschiedenen Ge- bilde auch verschiedene Conformationen der Schleimhaut in den Tuben sich vorfinden.
Wenn nun das Eichen aus dem Folliculus herausgetreten ist, so wuchert nach v. Bär (l. c. p. 20. 21.) und z. Th. nach Regner de Graaf die innere Lage des Folliculus zu dem sogenannten Cor- pus luteum. Der Anfang hierzu geschieht schon, während das Eichen in dem Folliculus noch enthalten ist. Sobald jenes aber diesen verlassen, ist der grösste Theil des Letzteren mit einer röthlichen, fleischigten Masse gefüllt. Nur in der Mitte unter der Oeff- nung findet sich eine leere oder eine mit einer albuminösen Masse ausgefüllte Höhle, die bei dem Menschen am grössten zu seyn scheint (l. c. p. 22.) Nun schliesst sich, wie es scheint, zuvör- derst die Mündung, während später die Höhle immer kleiner wird, bis sie endlich ganz schwindet. So finden sich dann in dem Eierstocke mehr oder minder grosse, gelbe, röthliche oder bläuliche Körper, welche unter dem Namen der Corpora lutea bekannt sind.
Diese fälschlich sogenannten gelben Körper (denn in den verschiedenen Thieren haben sie constante, verschiedene Farben) werden mit Recht in jetziger Zeit allgemein als das sicherste Zeichen eines zerstörten Folliculus und herausgetretenen Eichen, also der geschehenen Befruchtung angesehen. Obgleich ihre Bil- dung und Entstehung schon von früheren Beobachtern richtig an-
Bildung der gelben Körper.
Durchgange durch die Fallopischen Röhren dafür. Eine Andeu- tung von Chalazen aber könnte man vielleicht in den von Pre- vost und Dumas gefundenen, seitlichen Verlängerungen sehr zar- ter Eier des Hundes finden. Eben so ist auch zu vermuthen, daſs die Schaalenhaut oder das Chorion in den Tuben erst ent- stehe, ganz wie die Schaalenhaut des Vogels in dem Isthmus erst gebildet wird. Zwar glaubt v. Bär (Heusinger’s Zeitschr. II. S. 177.), daſs die äuſsere Membran des in dem Folliculus enthalte- nen Eichens zum Chorion werde. Allein einerseits widerstrebt dieses aller Analogie, da überdieſs sich dann, wie er auch behaup- tet (l. c. p. 23.), die Dotterhaut in den Tuben erst bilden müſste, anderseits war eine andere, äuſsere Membran von ihm selbst nur nach der Maceration deutlich wahrgenommen worden (p. 11.) — eine Erscheinung, die sich an Hühnereiern, welche noch keine Schaalenhaut haben, ebenfalls wiederholt. Auch wäre es von In- teresse zu bestimmen, ob zur Sekretion dieser verschiedenen Ge- bilde auch verschiedene Conformationen der Schleimhaut in den Tuben sich vorfinden.
Wenn nun das Eichen aus dem Folliculus herausgetreten ist, so wuchert nach v. Bär (l. c. p. 20. 21.) und z. Th. nach Regner de Graaf die innere Lage des Folliculus zu dem sogenannten Cor- pus luteum. Der Anfang hierzu geschieht schon, während das Eichen in dem Folliculus noch enthalten ist. Sobald jenes aber diesen verlassen, ist der gröſste Theil des Letzteren mit einer röthlichen, fleischigten Masse gefüllt. Nur in der Mitte unter der Oeff- nung findet sich eine leere oder eine mit einer albuminösen Masse ausgefüllte Höhle, die bei dem Menschen am gröſsten zu seyn scheint (l. c. p. 22.) Nun schlieſst sich, wie es scheint, zuvör- derst die Mündung, während später die Höhle immer kleiner wird, bis sie endlich ganz schwindet. So finden sich dann in dem Eierstocke mehr oder minder groſse, gelbe, röthliche oder bläuliche Körper, welche unter dem Namen der Corpora lutea bekannt sind.
Diese fälschlich sogenannten gelben Körper (denn in den verschiedenen Thieren haben sie constante, verschiedene Farben) werden mit Recht in jetziger Zeit allgemein als das sicherste Zeichen eines zerstörten Folliculus und herausgetretenen Eichen, also der geschehenen Befruchtung angesehen. Obgleich ihre Bil- dung und Entstehung schon von früheren Beobachtern richtig an-
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Bildung der gelben Körper.
Durchgange durch die Fallopischen Röhren dafür. Eine Andeu-
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vost und Dumas gefundenen, seitlichen Verlängerungen sehr zar-
ter Eier des Hundes finden. Eben so ist auch zu vermuthen,
daſs die Schaalenhaut oder das Chorion in den Tuben erst ent-
stehe, ganz wie die Schaalenhaut des Vogels in dem Isthmus erst
gebildet wird. Zwar glaubt v. Bär (Heusinger’s Zeitschr. II. S.
177.), daſs die äuſsere Membran des in dem Folliculus enthalte-
nen Eichens zum Chorion werde. Allein einerseits widerstrebt
dieses aller Analogie, da überdieſs sich dann, wie er auch behaup-
tet (l. c. p. 23.), die Dotterhaut in den Tuben erst bilden müſste,
anderseits war eine andere, äuſsere Membran von ihm selbst nur
nach der Maceration deutlich wahrgenommen worden (p. 11.) —
eine Erscheinung, die sich an Hühnereiern, welche noch keine
Schaalenhaut haben, ebenfalls wiederholt. Auch wäre es von In-
teresse zu bestimmen, ob zur Sekretion dieser verschiedenen Ge-
bilde auch verschiedene Conformationen der Schleimhaut in den
Tuben sich vorfinden.
Wenn nun das Eichen aus dem Folliculus herausgetreten ist,
so wuchert nach v. Bär (l. c. p. 20. 21.) und z. Th. nach Regner
de Graaf die innere Lage des Folliculus zu dem sogenannten Cor-
pus luteum. Der Anfang hierzu geschieht schon, während das
Eichen in dem Folliculus noch enthalten ist. Sobald jenes aber diesen
verlassen, ist der gröſste Theil des Letzteren mit einer röthlichen,
fleischigten Masse gefüllt. Nur in der Mitte unter der Oeff-
nung findet sich eine leere oder eine mit einer albuminösen Masse
ausgefüllte Höhle, die bei dem Menschen am gröſsten zu seyn
scheint (l. c. p. 22.) Nun schlieſst sich, wie es scheint, zuvör-
derst die Mündung, während später die Höhle immer kleiner
wird, bis sie endlich ganz schwindet. So finden sich dann in
dem Eierstocke mehr oder minder groſse, gelbe, röthliche oder
bläuliche Körper, welche unter dem Namen der Corpora lutea
bekannt sind.
Diese fälschlich sogenannten gelben Körper (denn in den
verschiedenen Thieren haben sie constante, verschiedene Farben)
werden mit Recht in jetziger Zeit allgemein als das sicherste
Zeichen eines zerstörten Folliculus und herausgetretenen Eichen,
also der geschehenen Befruchtung angesehen. Obgleich ihre Bil-
dung und Entstehung schon von früheren Beobachtern richtig an-
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/67>, abgerufen am 16.02.2025.
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