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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung.
zelne Theile dem Raume und z. Th. der Zeit nach völlig von
einander geschieden aus und jeder von ihnen formirt oder schei-
det sich nach eigenthümlichen Gesetzen, welche durch seine ei-
gene Individualität, wie die seines Organes, bedingt werden.

3. Das Gesetz der Vereinigung. Die isolirten Theile treten
zu den bestimmten Theilen zusammen entweder nach der Dimen-
sion der Linie parallel neben einander oder netzförmig oder ein-
seitig (Verästelungsform) u. dgl.

4. Das Gesetz der Zerfällung. Von den isolirt entstandenen
Theilen zerfällt jedes in untergeordnete Theile, sey es in Form
der Linie neben einander oder netzförmig mit einander oder als
Ramificationen aus den Alten.

5. Endlich das Gesetz der Charakterisirung. Die so zuletzt
entstandenen entferntesten Organtheile charakterisiren sich nach
ihren bestimmten Individualitäten. Meist trifft diese letztere die
Mischung, Cohäsion u. dgl., bisweilen aber auch das Morpholo-
gische.

Wir wollen nun die einzelnen Gesetze specieller durchgehen.

1. Das Gesetz der vorbereitenden Umänderung. Wie die
äussere Gestalt des Urstoffes seine bestimmten Metamorphosen ein-
geht, um zu dem individuellen Organe zu werden, so erzeugen
sich auch bestimmte Metamorphosen desselben, um seine Organ-
theile und Gewebe darzustellen. Ihre innere Mischung wird hier
wahrscheinlich im Wesentlichen eine andere. Ebenso aber auch
ihre morphologische Form, ihr Gewebe. Beide Bestandtheile ge-
hen gleich wichtige Umbildungen ein. Sie müssen sich selbst in
ein Drittes umändern, ehe sie in die bestimmte Bildung sich me-
tamorphosiren. Wenn man daher auch bisweilen sieht, dass die
Körnchen des Urstoffes unmittelbar in die eigenthümlichen Kör-
perchen eines Theiles übergehen, so muss man sich diesen Pro-
cess nur als ein beständiges Werden, d. h. ein mittelbares Hervorge-
hen eines Neuen aus dem in eine Reihe von Veränderungen eingegan-
genen Alten, denken. Gerade dieser Theil der Entwickelungsge-
schichte ist ohne Zweifel derjenige, welcher am Unerforschtesten ist
und seyn wird, da uns die Hauptkriterien der Distinction, die Unter-
schiede der Mischung durch chemische Mittel zu erforschen un-
möglich sind. Nur physikalische Zeichen leiten uns bisweilen
auf diesem Wege, so z. B. a. die Cohasion. So sehen wir, be-
vor wahres rothes Blut sich bildet, eine zähe halbflüssige Masse

aus

Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung.
zelne Theile dem Raume und z. Th. der Zeit nach völlig von
einander geschieden aus und jeder von ihnen formirt oder schei-
det sich nach eigenthümlichen Gesetzen, welche durch seine ei-
gene Individualität, wie die seines Organes, bedingt werden.

3. Das Gesetz der Vereinigung. Die isolirten Theile treten
zu den bestimmten Theilen zusammen entweder nach der Dimen-
sion der Linie parallel neben einander oder netzförmig oder ein-
seitig (Verästelungsform) u. dgl.

4. Das Gesetz der Zerfällung. Von den isolirt entstandenen
Theilen zerfällt jedes in untergeordnete Theile, sey es in Form
der Linie neben einander oder netzförmig mit einander oder als
Ramificationen aus den Alten.

5. Endlich das Gesetz der Charakterisirung. Die so zuletzt
entstandenen entferntesten Organtheile charakterisiren sich nach
ihren bestimmten Individualitäten. Meist trifft diese letztere die
Mischung, Cohäsion u. dgl., bisweilen aber auch das Morpholo-
gische.

Wir wollen nun die einzelnen Gesetze specieller durchgehen.

1. Das Gesetz der vorbereitenden Umänderung. Wie die
äuſsere Gestalt des Urstoffes seine bestimmten Metamorphosen ein-
geht, um zu dem individuellen Organe zu werden, so erzeugen
sich auch bestimmte Metamorphosen desselben, um seine Organ-
theile und Gewebe darzustellen. Ihre innere Mischung wird hier
wahrscheinlich im Wesentlichen eine andere. Ebenso aber auch
ihre morphologische Form, ihr Gewebe. Beide Bestandtheile ge-
hen gleich wichtige Umbildungen ein. Sie müssen sich selbst in
ein Drittes umändern, ehe sie in die bestimmte Bildung sich me-
tamorphosiren. Wenn man daher auch bisweilen sieht, daſs die
Körnchen des Urstoffes unmittelbar in die eigenthümlichen Kör-
perchen eines Theiles übergehen, so muſs man sich diesen Pro-
ceſs nur als ein beständiges Werden, d. h. ein mittelbares Hervorge-
hen eines Neuen aus dem in eine Reihe von Veränderungen eingegan-
genen Alten, denken. Gerade dieser Theil der Entwickelungsge-
schichte ist ohne Zweifel derjenige, welcher am Unerforschtesten ist
und seyn wird, da uns die Hauptkriterien der Distinction, die Unter-
schiede der Mischung durch chemische Mittel zu erforschen un-
möglich sind. Nur physikalische Zeichen leiten uns bisweilen
auf diesem Wege, so z. B. a. die Cohasion. So sehen wir, be-
vor wahres rothes Blut sich bildet, eine zähe halbflüssige Masse

aus
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[640/0668] Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung. zelne Theile dem Raume und z. Th. der Zeit nach völlig von einander geschieden aus und jeder von ihnen formirt oder schei- det sich nach eigenthümlichen Gesetzen, welche durch seine ei- gene Individualität, wie die seines Organes, bedingt werden. 3. Das Gesetz der Vereinigung. Die isolirten Theile treten zu den bestimmten Theilen zusammen entweder nach der Dimen- sion der Linie parallel neben einander oder netzförmig oder ein- seitig (Verästelungsform) u. dgl. 4. Das Gesetz der Zerfällung. Von den isolirt entstandenen Theilen zerfällt jedes in untergeordnete Theile, sey es in Form der Linie neben einander oder netzförmig mit einander oder als Ramificationen aus den Alten. 5. Endlich das Gesetz der Charakterisirung. Die so zuletzt entstandenen entferntesten Organtheile charakterisiren sich nach ihren bestimmten Individualitäten. Meist trifft diese letztere die Mischung, Cohäsion u. dgl., bisweilen aber auch das Morpholo- gische. Wir wollen nun die einzelnen Gesetze specieller durchgehen. 1. Das Gesetz der vorbereitenden Umänderung. Wie die äuſsere Gestalt des Urstoffes seine bestimmten Metamorphosen ein- geht, um zu dem individuellen Organe zu werden, so erzeugen sich auch bestimmte Metamorphosen desselben, um seine Organ- theile und Gewebe darzustellen. Ihre innere Mischung wird hier wahrscheinlich im Wesentlichen eine andere. Ebenso aber auch ihre morphologische Form, ihr Gewebe. Beide Bestandtheile ge- hen gleich wichtige Umbildungen ein. Sie müssen sich selbst in ein Drittes umändern, ehe sie in die bestimmte Bildung sich me- tamorphosiren. Wenn man daher auch bisweilen sieht, daſs die Körnchen des Urstoffes unmittelbar in die eigenthümlichen Kör- perchen eines Theiles übergehen, so muſs man sich diesen Pro- ceſs nur als ein beständiges Werden, d. h. ein mittelbares Hervorge- hen eines Neuen aus dem in eine Reihe von Veränderungen eingegan- genen Alten, denken. Gerade dieser Theil der Entwickelungsge- schichte ist ohne Zweifel derjenige, welcher am Unerforschtesten ist und seyn wird, da uns die Hauptkriterien der Distinction, die Unter- schiede der Mischung durch chemische Mittel zu erforschen un- möglich sind. Nur physikalische Zeichen leiten uns bisweilen auf diesem Wege, so z. B. a. die Cohasion. So sehen wir, be- vor wahres rothes Blut sich bildet, eine zähe halbflüssige Masse aus

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 640. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/668>, abgerufen am 28.11.2024.