Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung.
von den ohne künstliche Behandlung wahrzunehmenden einfachen Theilen als eine morphologische Wissenschaft (im allgemeinen Sinne des Wortes) handele. Hierdurch ist jede wieder aus Ge- weben zusammengesetzte höhere Abtheilung eines Organes von ihr ausgeschlossen. Wir wollen aber diese ersteren zwischen dem Ganzen des Organes und seinen Geweben in der Mitte ste- henden Dinge Organtheile nennen.
Jedes Organ hat nothwendiger Weise Organtheile, welche nur dann mit dem Gewebe zusammenfallen, wenn sie einfach und gleichartig durch und durch, wie z. B. in den Haaren, oder nur durch andere, auch dem übrigen Systeme überhaupt eigene Or- gantheile, wie Blutgefässe, Nerven u. dgl. durchzogen, wie in den Muskeln, Sehnen u. dgl., oder einem oder mehreren Nachbarthei- len gemeinschaftlich sind, z. B. in der Oberhaupt, welche die auch die Lederhaut durchdringenden Haare, Hautdrüsen, Spiralfäden u. dgl. hat. Je differenter aber die Organtheile eines Organes sind, um so differenter sind auch im Allgemeinen die Gewebe dersel- ben unter einander. Die Organtheile selbst zerfallen aber
1. In allgemeine, d. h. solche, welche sich in derselben Qua- lität in den meisten Organen des Körpers finden, z. B. die Ge- fässe, die Nerven u. dgl.
2. In charakteristische, d. h. in solche, welche nothwendig sich finden müssen, sobald das Organ diesen oder jenen bestimm- ten Charakter hat. So muss sich in dem drüsigen Organe ein Complex von Organtheilen finden, welche die Stoffe aussondern, die Drüsengänge.
3. In besondere, d. h. solche, welche einem einzelnen oder einigen wenigen eigenthümlich sind, wie die Spiralfäden der Ober- haut und Lederhaut, die eigenen Höhlungen der Knochen und Knorpel u. dgl. m.
Die Schemen, nach welchen die Organe in ihre besondere Organtheile zerfallen, lassen sich aber in folgende Rubriken bringen:
1. Sie zerfallen nach der Dimension der Linie in Bündel, so z. B. die Muskeln, die Sehnen.
2. Sie zerfallen nach der Dimension der Fläche in Membra- nen, welche einander circulär einschliessen, z. B. in dem Darme.
3. Das Verhältniss der Organtheile zu den Organen ist wie das eines Contentum zu einem Continens überhaupt, und zwar sind die einzelnen Organtheile selbst
Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung.
von den ohne künstliche Behandlung wahrzunehmenden einfachen Theilen als eine morphologische Wissenschaft (im allgemeinen Sinne des Wortes) handele. Hierdurch ist jede wieder aus Ge- weben zusammengesetzte höhere Abtheilung eines Organes von ihr ausgeschlossen. Wir wollen aber diese ersteren zwischen dem Ganzen des Organes und seinen Geweben in der Mitte ste- henden Dinge Organtheile nennen.
Jedes Organ hat nothwendiger Weise Organtheile, welche nur dann mit dem Gewebe zusammenfallen, wenn sie einfach und gleichartig durch und durch, wie z. B. in den Haaren, oder nur durch andere, auch dem übrigen Systeme überhaupt eigene Or- gantheile, wie Blutgefäſse, Nerven u. dgl. durchzogen, wie in den Muskeln, Sehnen u. dgl., oder einem oder mehreren Nachbarthei- len gemeinschaftlich sind, z. B. in der Oberhaupt, welche die auch die Lederhaut durchdringenden Haare, Hautdrüsen, Spiralfäden u. dgl. hat. Je differenter aber die Organtheile eines Organes sind, um so differenter sind auch im Allgemeinen die Gewebe dersel- ben unter einander. Die Organtheile selbst zerfallen aber
1. In allgemeine, d. h. solche, welche sich in derselben Qua- lität in den meisten Organen des Körpers finden, z. B. die Ge- fäſse, die Nerven u. dgl.
2. In charakteristische, d. h. in solche, welche nothwendig sich finden müssen, sobald das Organ diesen oder jenen bestimm- ten Charakter hat. So muſs sich in dem drüsigen Organe ein Complex von Organtheilen finden, welche die Stoffe aussondern, die Drüsengänge.
3. In besondere, d. h. solche, welche einem einzelnen oder einigen wenigen eigenthümlich sind, wie die Spiralfäden der Ober- haut und Lederhaut, die eigenen Höhlungen der Knochen und Knorpel u. dgl. m.
Die Schemen, nach welchen die Organe in ihre besondere Organtheile zerfallen, lassen sich aber in folgende Rubriken bringen:
1. Sie zerfallen nach der Dimension der Linie in Bündel, so z. B. die Muskeln, die Sehnen.
2. Sie zerfallen nach der Dimension der Fläche in Membra- nen, welche einander circulär einschlieſsen, z. B. in dem Darme.
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Fragmente z. Gesetzlehre der individuellen Entwickelung.
von den ohne künstliche Behandlung wahrzunehmenden einfachen
Theilen als eine morphologische Wissenschaft (im allgemeinen
Sinne des Wortes) handele. Hierdurch ist jede wieder aus Ge-
weben zusammengesetzte höhere Abtheilung eines Organes von
ihr ausgeschlossen. Wir wollen aber diese ersteren zwischen
dem Ganzen des Organes und seinen Geweben in der Mitte ste-
henden Dinge Organtheile nennen.
Jedes Organ hat nothwendiger Weise Organtheile, welche
nur dann mit dem Gewebe zusammenfallen, wenn sie einfach und
gleichartig durch und durch, wie z. B. in den Haaren, oder nur
durch andere, auch dem übrigen Systeme überhaupt eigene Or-
gantheile, wie Blutgefäſse, Nerven u. dgl. durchzogen, wie in den
Muskeln, Sehnen u. dgl., oder einem oder mehreren Nachbarthei-
len gemeinschaftlich sind, z. B. in der Oberhaupt, welche die auch
die Lederhaut durchdringenden Haare, Hautdrüsen, Spiralfäden u.
dgl. hat. Je differenter aber die Organtheile eines Organes sind,
um so differenter sind auch im Allgemeinen die Gewebe dersel-
ben unter einander. Die Organtheile selbst zerfallen aber
1. In allgemeine, d. h. solche, welche sich in derselben Qua-
lität in den meisten Organen des Körpers finden, z. B. die Ge-
fäſse, die Nerven u. dgl.
2. In charakteristische, d. h. in solche, welche nothwendig
sich finden müssen, sobald das Organ diesen oder jenen bestimm-
ten Charakter hat. So muſs sich in dem drüsigen Organe ein
Complex von Organtheilen finden, welche die Stoffe aussondern,
die Drüsengänge.
3. In besondere, d. h. solche, welche einem einzelnen oder
einigen wenigen eigenthümlich sind, wie die Spiralfäden der Ober-
haut und Lederhaut, die eigenen Höhlungen der Knochen und
Knorpel u. dgl. m.
Die Schemen, nach welchen die Organe in ihre besondere
Organtheile zerfallen, lassen sich aber in folgende Rubriken bringen:
1. Sie zerfallen nach der Dimension der Linie in Bündel,
so z. B. die Muskeln, die Sehnen.
2. Sie zerfallen nach der Dimension der Fläche in Membra-
nen, welche einander circulär einschlieſsen, z. B. in dem Darme.
3. Das Verhältniſs der Organtheile zu den Organen ist wie
das eines Contentum zu einem Continens überhaupt, und zwar
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 636. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/664>, abgerufen am 24.11.2024.
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