unverhältnissmässig grössere Anzahl von Körnchen, welche auch kleiner als die früheren sind. Wahrscheinlich entstehen die Gal- lengefässe auf dieselbe Weise, wie die Gänge in den Speicheldrü- sen, wie ich an einem anderen Orte specieller aus dem Hühnchen auseinandersetzen werde.
10. Die Milz besteht zuerst aus einer gelatinösen, äusserst körnerreichen Masse, einer Mittelform zwischen der der Lungen und der Leber. Als ich die ersten Fäden und Bläschen bei den Säugethieren in ihr erkannte, hatten diese schon ihre faserige Structur aufs deutlichste ausgebildet. Wahrscheinlich entstehen sie wie die äusserste Lage der mittleren Arterienhaut.
11. Das Gefüge der Lungen ist bald das dichteste von allen drüsigten Eingeweiden, wiewohl die Körnchen der Zahl nach weniger gefunden werden, als in der Leber. Auch sind die Gänge durch die dichtere übrige Masse weniger scharf bei der Durch- sicht vermittelst reflectirten Lichtes marquirt und die ihre genaue Beobachtung vermittelnde Durchsichtigkeit geht bald durch Wein- geist verloren, während sie in den Speicheldrüsen z. B. sich noch lange erhält. Die späteren Bildungen unterscheiden sich nicht von den analogen histiologischen Gebilden, so wie die Ringe der Luftröhre und der Bronchien nicht von den übrigen Knorpeln, die Faserhaut von der der Arterien u. dgl. m.
12. Die Nieren haben anfangs einen mässig körnerhaltigen Urstoff, welcher ungefähr dem der Milz am nächsten steht. Die Harnkanälchen enthalten späterhin sehr viele Körnchen und ihre Masse ist so dicht und mit der übrigen Masse der Nieren gleich- artig, dass man sie bei durchfallendem Lichte nie genügend er- kennen und mit Deutlichkeit unterscheiden kann. Am Wenig- sten ist dieses bei solchen Früchten möglich, welche in Wein- geist aufbewahrt werden, wiewohl ich hier noch anfangs die Harn- kanälchen auf dunkelem Grunde mit Bestimmtheit wahrzunehmen vermochte. Wesentlich dasselbe gilt von den Eierstöcken und im Ganzen auch von den Hoden.
13. Die höheren Sinnesorgane bestehen aus einer die Wan- dung bildenden sehr körnerreichen Masse, welche im Wesentli- chen mit der des serösen Blattes überhaupt und der der Rücken- und Bauchplatten insbesondere übereinkommt. Innerhalb dieses Stoffes ist eine helle Flüssigkeit enthalten, in welcher sich kleine Körperchen befinden, welche aber wahrscheinlich erst durch die
VIII. Entstehung der Organtheile und Gewebe.
unverhältniſsmäſsig gröſsere Anzahl von Körnchen, welche auch kleiner als die früheren sind. Wahrscheinlich entstehen die Gal- lengefäſse auf dieselbe Weise, wie die Gänge in den Speicheldrü- sen, wie ich an einem anderen Orte specieller aus dem Hühnchen auseinandersetzen werde.
10. Die Milz besteht zuerst aus einer gelatinösen, äuſserst körnerreichen Masse, einer Mittelform zwischen der der Lungen und der Leber. Als ich die ersten Fäden und Bläschen bei den Säugethieren in ihr erkannte, hatten diese schon ihre faserige Structur aufs deutlichste ausgebildet. Wahrscheinlich entstehen sie wie die äuſserste Lage der mittleren Arterienhaut.
11. Das Gefüge der Lungen ist bald das dichteste von allen drüsigten Eingeweiden, wiewohl die Körnchen der Zahl nach weniger gefunden werden, als in der Leber. Auch sind die Gänge durch die dichtere übrige Masse weniger scharf bei der Durch- sicht vermittelst reflectirten Lichtes marquirt und die ihre genaue Beobachtung vermittelnde Durchsichtigkeit geht bald durch Wein- geist verloren, während sie in den Speicheldrüsen z. B. sich noch lange erhält. Die späteren Bildungen unterscheiden sich nicht von den analogen histiologischen Gebilden, so wie die Ringe der Luftröhre und der Bronchien nicht von den übrigen Knorpeln, die Faserhaut von der der Arterien u. dgl. m.
12. Die Nieren haben anfangs einen mäſsig körnerhaltigen Urstoff, welcher ungefähr dem der Milz am nächsten steht. Die Harnkanälchen enthalten späterhin sehr viele Körnchen und ihre Masse ist so dicht und mit der übrigen Masse der Nieren gleich- artig, daſs man sie bei durchfallendem Lichte nie genügend er- kennen und mit Deutlichkeit unterscheiden kann. Am Wenig- sten ist dieses bei solchen Früchten möglich, welche in Wein- geist aufbewahrt werden, wiewohl ich hier noch anfangs die Harn- kanälchen auf dunkelem Grunde mit Bestimmtheit wahrzunehmen vermochte. Wesentlich dasselbe gilt von den Eierstöcken und im Ganzen auch von den Hoden.
13. Die höheren Sinnesorgane bestehen aus einer die Wan- dung bildenden sehr körnerreichen Masse, welche im Wesentli- chen mit der des serösen Blattes überhaupt und der der Rücken- und Bauchplatten insbesondere übereinkommt. Innerhalb dieses Stoffes ist eine helle Flüssigkeit enthalten, in welcher sich kleine Körperchen befinden, welche aber wahrscheinlich erst durch die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0661"n="633"/><fwplace="top"type="header">VIII. Entstehung der Organtheile und Gewebe.</fw><lb/>
unverhältniſsmäſsig gröſsere Anzahl von Körnchen, welche auch<lb/>
kleiner als die früheren sind. Wahrscheinlich entstehen die Gal-<lb/>
lengefäſse auf dieselbe Weise, wie die Gänge in den Speicheldrü-<lb/>
sen, wie ich an einem anderen Orte specieller aus dem Hühnchen<lb/>
auseinandersetzen werde.</p><lb/><p>10. Die Milz besteht zuerst aus einer gelatinösen, äuſserst<lb/>
körnerreichen Masse, einer Mittelform zwischen der der Lungen<lb/>
und der Leber. Als ich die ersten Fäden und Bläschen bei den<lb/>
Säugethieren in ihr erkannte, hatten diese schon ihre faserige<lb/>
Structur aufs deutlichste ausgebildet. Wahrscheinlich entstehen<lb/>
sie wie die äuſserste Lage der mittleren Arterienhaut.</p><lb/><p>11. Das Gefüge der Lungen ist bald das dichteste von allen<lb/>
drüsigten Eingeweiden, wiewohl die Körnchen der Zahl nach<lb/>
weniger gefunden werden, als in der Leber. Auch sind die Gänge<lb/>
durch die dichtere übrige Masse weniger scharf bei der Durch-<lb/>
sicht vermittelst reflectirten Lichtes marquirt und die ihre genaue<lb/>
Beobachtung vermittelnde Durchsichtigkeit geht bald durch Wein-<lb/>
geist verloren, während sie in den Speicheldrüsen z. B. sich noch<lb/>
lange erhält. Die späteren Bildungen unterscheiden sich nicht<lb/>
von den analogen histiologischen Gebilden, so wie die Ringe der<lb/>
Luftröhre und der Bronchien nicht von den übrigen Knorpeln,<lb/>
die Faserhaut von der der Arterien u. dgl. m.</p><lb/><p>12. Die Nieren haben anfangs einen mäſsig körnerhaltigen<lb/>
Urstoff, welcher ungefähr dem der Milz am nächsten steht. Die<lb/>
Harnkanälchen enthalten späterhin sehr viele Körnchen und ihre<lb/>
Masse ist so dicht und mit der übrigen Masse der Nieren gleich-<lb/>
artig, daſs man sie bei durchfallendem Lichte nie genügend er-<lb/>
kennen und mit Deutlichkeit unterscheiden kann. Am Wenig-<lb/>
sten ist dieses bei solchen Früchten möglich, welche in Wein-<lb/>
geist aufbewahrt werden, wiewohl ich hier noch anfangs die Harn-<lb/>
kanälchen auf dunkelem Grunde mit Bestimmtheit wahrzunehmen<lb/>
vermochte. Wesentlich dasselbe gilt von den Eierstöcken und<lb/>
im Ganzen auch von den Hoden.</p><lb/><p>13. Die höheren Sinnesorgane bestehen aus einer die Wan-<lb/>
dung bildenden sehr körnerreichen Masse, welche im Wesentli-<lb/>
chen mit der des serösen Blattes überhaupt und der der Rücken-<lb/>
und Bauchplatten insbesondere übereinkommt. Innerhalb dieses<lb/>
Stoffes ist eine helle Flüssigkeit enthalten, in welcher sich kleine<lb/>
Körperchen befinden, welche aber wahrscheinlich erst durch die<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[633/0661]
VIII. Entstehung der Organtheile und Gewebe.
unverhältniſsmäſsig gröſsere Anzahl von Körnchen, welche auch
kleiner als die früheren sind. Wahrscheinlich entstehen die Gal-
lengefäſse auf dieselbe Weise, wie die Gänge in den Speicheldrü-
sen, wie ich an einem anderen Orte specieller aus dem Hühnchen
auseinandersetzen werde.
10. Die Milz besteht zuerst aus einer gelatinösen, äuſserst
körnerreichen Masse, einer Mittelform zwischen der der Lungen
und der Leber. Als ich die ersten Fäden und Bläschen bei den
Säugethieren in ihr erkannte, hatten diese schon ihre faserige
Structur aufs deutlichste ausgebildet. Wahrscheinlich entstehen
sie wie die äuſserste Lage der mittleren Arterienhaut.
11. Das Gefüge der Lungen ist bald das dichteste von allen
drüsigten Eingeweiden, wiewohl die Körnchen der Zahl nach
weniger gefunden werden, als in der Leber. Auch sind die Gänge
durch die dichtere übrige Masse weniger scharf bei der Durch-
sicht vermittelst reflectirten Lichtes marquirt und die ihre genaue
Beobachtung vermittelnde Durchsichtigkeit geht bald durch Wein-
geist verloren, während sie in den Speicheldrüsen z. B. sich noch
lange erhält. Die späteren Bildungen unterscheiden sich nicht
von den analogen histiologischen Gebilden, so wie die Ringe der
Luftröhre und der Bronchien nicht von den übrigen Knorpeln,
die Faserhaut von der der Arterien u. dgl. m.
12. Die Nieren haben anfangs einen mäſsig körnerhaltigen
Urstoff, welcher ungefähr dem der Milz am nächsten steht. Die
Harnkanälchen enthalten späterhin sehr viele Körnchen und ihre
Masse ist so dicht und mit der übrigen Masse der Nieren gleich-
artig, daſs man sie bei durchfallendem Lichte nie genügend er-
kennen und mit Deutlichkeit unterscheiden kann. Am Wenig-
sten ist dieses bei solchen Früchten möglich, welche in Wein-
geist aufbewahrt werden, wiewohl ich hier noch anfangs die Harn-
kanälchen auf dunkelem Grunde mit Bestimmtheit wahrzunehmen
vermochte. Wesentlich dasselbe gilt von den Eierstöcken und
im Ganzen auch von den Hoden.
13. Die höheren Sinnesorgane bestehen aus einer die Wan-
dung bildenden sehr körnerreichen Masse, welche im Wesentli-
chen mit der des serösen Blattes überhaupt und der der Rücken-
und Bauchplatten insbesondere übereinkommt. Innerhalb dieses
Stoffes ist eine helle Flüssigkeit enthalten, in welcher sich kleine
Körperchen befinden, welche aber wahrscheinlich erst durch die
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/661>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.