Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
tät, die Uridee des Thieres überhaupt aufdrückt. Dieses scheint aber nach den bis jetzt bekannten Erfahrungen in folgenden Momenten zu bestehen.
1. Wie jeder höhere Organismus aus Theilorganismen besteht, diese aber wiederum in einem mehr oder minder innigen Zusam- menhange stehen, so theilt sich auch die Keimhaut in mehrere Theile und Blätter, welche bestimmten Complexen von Organsy- stemen entsprechen.
2. Der Hauptgegensatz in jedem Thiere ist das Verhältniss der rein animalen Theile zu den vegetativen. Dieser Gegensatz spricht sich in der Spaltung des Keimblattes in ein seröses und mucöses Blatt aus. Wie das Blut beiden Sphären auf gleiche Weise angehört, so liegt das Gefässblatt, wo es gesondert existirt, zwischen ihnen, bald mehr an das Eine, bald mehr an das Andere sich anschliessend.
3. Das Schleimblatt, als der Repräsentant der vegetativen Sphäre kommt mit der Hauptnahrungsmasse, dem Dotter in die innigste Berührung. Sein peripherischer Theil umfasst denselben, während sein centraler zunächst in die primäre Bildung des Darmrohres eingeht.
4. Die Idee der thierischen Individualität ist ein Einfaches, von Anderen sich Unterscheidendes, welches zwar zwei entgegen- gesetzte Momente in sich enthält, deshalb aber nicht nothwendig aus ihnen, wie aus zwei gleichen Hälften zusammengesetzt ist. Diesen allerersten Act der Individualisation des Embryo stellt vielleicht der Primitivsteifen zum Theil dar, welcher bei allen Thieren vorzukommen scheint. Er mag als der Repräsentant des selbstständig thierischen Wesens überhaupt auch deshalb in dem rein animalischen Blatte desselben erscheinen, während um die- selbe Zeit oder bald nachher das Schleimblatt seinen ersten Schritt zur Embryonalbildung, die Entfernung von dem Dotter, realisirt.
5. Wie die rein animalischen Organe und Functionen die Thiere vor den anderen organischen Wesen auszeichnen, während sie z. B. die vegetativen (der Idee nach) mit den Pflanzen gemein haben, so ist auch die Entwickelung derselben der Zeit nach frü- her, als die der vegetativen Theile. Ja es ist hier der erste Act eine selbstständige Entwickelung, die Erzeugung eines neuen Gebil- des, während es dort nur die Position eines Gegensatzes, eine rein locale Entfernung ist, während das centrale Schleimblatt sich bloss
Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
tät, die Uridee des Thieres überhaupt aufdrückt. Dieses scheint aber nach den bis jetzt bekannten Erfahrungen in folgenden Momenten zu bestehen.
1. Wie jeder höhere Organismus aus Theilorganismen besteht, diese aber wiederum in einem mehr oder minder innigen Zusam- menhange stehen, so theilt sich auch die Keimhaut in mehrere Theile und Blätter, welche bestimmten Complexen von Organsy- stemen entsprechen.
2. Der Hauptgegensatz in jedem Thiere ist das Verhältniſs der rein animalen Theile zu den vegetativen. Dieser Gegensatz spricht sich in der Spaltung des Keimblattes in ein seröses und mucöses Blatt aus. Wie das Blut beiden Sphären auf gleiche Weise angehört, so liegt das Gefäſsblatt, wo es gesondert existirt, zwischen ihnen, bald mehr an das Eine, bald mehr an das Andere sich anschlieſsend.
3. Das Schleimblatt, als der Repräsentant der vegetativen Sphäre kommt mit der Hauptnahrungsmasse, dem Dotter in die innigste Berührung. Sein peripherischer Theil umfaſst denselben, während sein centraler zunächst in die primäre Bildung des Darmrohres eingeht.
4. Die Idee der thierischen Individualität ist ein Einfaches, von Anderen sich Unterscheidendes, welches zwar zwei entgegen- gesetzte Momente in sich enthält, deshalb aber nicht nothwendig aus ihnen, wie aus zwei gleichen Hälften zusammengesetzt ist. Diesen allerersten Act der Individualisation des Embryo stellt vielleicht der Primitivsteifen zum Theil dar, welcher bei allen Thieren vorzukommen scheint. Er mag als der Repräsentant des selbstständig thierischen Wesens überhaupt auch deshalb in dem rein animalischen Blatte desselben erscheinen, während um die- selbe Zeit oder bald nachher das Schleimblatt seinen ersten Schritt zur Embryonalbildung, die Entfernung von dem Dotter, realisirt.
5. Wie die rein animalischen Organe und Functionen die Thiere vor den anderen organischen Wesen auszeichnen, während sie z. B. die vegetativen (der Idee nach) mit den Pflanzen gemein haben, so ist auch die Entwickelung derselben der Zeit nach frü- her, als die der vegetativen Theile. Ja es ist hier der erste Act eine selbstständige Entwickelung, die Erzeugung eines neuen Gebil- des, während es dort nur die Position eines Gegensatzes, eine rein locale Entfernung ist, während das centrale Schleimblatt sich bloſs
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Fragmente z. Gesetzlehre d. individuellen Entwickelung.
tät, die Uridee des Thieres überhaupt aufdrückt. Dieses scheint aber
nach den bis jetzt bekannten Erfahrungen in folgenden Momenten
zu bestehen.
1. Wie jeder höhere Organismus aus Theilorganismen besteht,
diese aber wiederum in einem mehr oder minder innigen Zusam-
menhange stehen, so theilt sich auch die Keimhaut in mehrere
Theile und Blätter, welche bestimmten Complexen von Organsy-
stemen entsprechen.
2. Der Hauptgegensatz in jedem Thiere ist das Verhältniſs
der rein animalen Theile zu den vegetativen. Dieser Gegensatz
spricht sich in der Spaltung des Keimblattes in ein seröses und
mucöses Blatt aus. Wie das Blut beiden Sphären auf gleiche
Weise angehört, so liegt das Gefäſsblatt, wo es gesondert existirt,
zwischen ihnen, bald mehr an das Eine, bald mehr an das Andere
sich anschlieſsend.
3. Das Schleimblatt, als der Repräsentant der vegetativen
Sphäre kommt mit der Hauptnahrungsmasse, dem Dotter in die
innigste Berührung. Sein peripherischer Theil umfaſst denselben,
während sein centraler zunächst in die primäre Bildung des
Darmrohres eingeht.
4. Die Idee der thierischen Individualität ist ein Einfaches,
von Anderen sich Unterscheidendes, welches zwar zwei entgegen-
gesetzte Momente in sich enthält, deshalb aber nicht nothwendig
aus ihnen, wie aus zwei gleichen Hälften zusammengesetzt ist.
Diesen allerersten Act der Individualisation des Embryo stellt
vielleicht der Primitivsteifen zum Theil dar, welcher bei allen
Thieren vorzukommen scheint. Er mag als der Repräsentant des
selbstständig thierischen Wesens überhaupt auch deshalb in dem
rein animalischen Blatte desselben erscheinen, während um die-
selbe Zeit oder bald nachher das Schleimblatt seinen ersten Schritt
zur Embryonalbildung, die Entfernung von dem Dotter, realisirt.
5. Wie die rein animalischen Organe und Functionen die
Thiere vor den anderen organischen Wesen auszeichnen, während
sie z. B. die vegetativen (der Idee nach) mit den Pflanzen gemein
haben, so ist auch die Entwickelung derselben der Zeit nach frü-
her, als die der vegetativen Theile. Ja es ist hier der erste Act
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des, während es dort nur die Position eines Gegensatzes, eine rein
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/628>, abgerufen am 23.11.2024.
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