der Eischaalenhaut, der grösste Theil des Uterus endlich die Ei- schaale, während die Scheide zur Expulsion des Eies bestimmt ist. Das auf diese Weise geborene Vogelei besteht, wenn es frisch und normal ist, aus folgenden Theilen: 1. der Eischaale, 2. der Eischaalenhaut oder Schaalenhaut, 3. dem Eiweisse. Man hat drei Abtheilungen in dem Eiweisse unterschieden und zwar a. eine dünne flüssige Schicht unmittelbar unter der Schaalenhaut, b. eine dickere zähere Schicht zwischen der dünneren Schicht und der Dotteroberfläche und c. einen noch dichteren Theil in der Nähe und um die Chalazen. Was diesen Letzteren betrifft, so dürfte er kaum als eigenthümlich anzunehmen seyn. Die er- stere dagegen entsteht erst nach der Bildung der Schaale und formirt sich durch Verflüssigung der äusseren Schicht des sonst gleich zähen Eiweisses (Purkinje l. c. p. 20.). 4. Den Chalazen, 5. der Dotterhaut, 6. dem Dotter, 7. der in dem Centrum dessel- ben enthaltenen Masse und 8. der Scheibe, Keimanlage, Keimhaut (bei dem Beginne der Brütung) oder nach älterer Benennung dem Hahnentritte. Dieser besteht jedoch, wie es sich in der Folge deutlich erweiset, aus zwei Körnchenlagen, der oberen, der wah- ren Keimhaut und einer unteren, welche auf dem Dotter sitzen bleibt, von untergeordneter Bedeutung zu seyn scheint und bald wahrscheinlich resorbirt wird.
Wenn wir nun zu der Periode des Eilebens der Säugethiere übergehen, welche der eben abgehandelten in dem Vogeleie zum Theil oder gänzlich entspricht, so halten wir es für zweckmässi- ger, da man hier zur Zeit nur aus vereinzelten und grösstentheils unvollständigen Erfahrungen Schlüsse ziehen kann, zuvörderst die hierher gehörenden Beobachtungen historisch nach ihren speciellen Momenten anzuführen und dann erst das aus ihnen sowohl, als der Analogie der übrigen Thiere, besonders des Vogels sich Er- gebende auseinander zu setzen. In das hier zu betrachtende Ge- biet gehören aber die Bemühungen derjenigen Naturforscher, welche die ersten Folgen der Conception und die befruchteten Eier in den frühen Zuständen kennen lernen wollten, wo sie entweder in dem Austritte aus dem Eierstocke oder in ihrem Durchgange durch die Tuben begriffen oder zwar schon in der Gebärmutter angelangt, dort aber nicht fixirt und mit der Innenfläche des Fruchthälters in genaue Berührung getreten sind. Die hierher zu rechnenden Schriftsteller sind folgende:
Ausgang des Eies aus dem Eierstocke.
der Eischaalenhaut, der gröſste Theil des Uterus endlich die Ei- schaale, während die Scheide zur Expulsion des Eies bestimmt ist. Das auf diese Weise geborene Vogelei besteht, wenn es frisch und normal ist, aus folgenden Theilen: 1. der Eischaale, 2. der Eischaalenhaut oder Schaalenhaut, 3. dem Eiweiſse. Man hat drei Abtheilungen in dem Eiweiſse unterschieden und zwar a. eine dünne flüssige Schicht unmittelbar unter der Schaalenhaut, b. eine dickere zähere Schicht zwischen der dünneren Schicht und der Dotteroberfläche und c. einen noch dichteren Theil in der Nähe und um die Chalazen. Was diesen Letzteren betrifft, so dürfte er kaum als eigenthümlich anzunehmen seyn. Die er- stere dagegen entsteht erst nach der Bildung der Schaale und formirt sich durch Verflüssigung der äuſseren Schicht des sonst gleich zähen Eiweiſses (Purkinje l. c. p. 20.). 4. Den Chalazen, 5. der Dotterhaut, 6. dem Dotter, 7. der in dem Centrum dessel- ben enthaltenen Masse und 8. der Scheibe, Keimanlage, Keimhaut (bei dem Beginne der Brütung) oder nach älterer Benennung dem Hahnentritte. Dieser besteht jedoch, wie es sich in der Folge deutlich erweiset, aus zwei Körnchenlagen, der oberen, der wah- ren Keimhaut und einer unteren, welche auf dem Dotter sitzen bleibt, von untergeordneter Bedeutung zu seyn scheint und bald wahrscheinlich resorbirt wird.
Wenn wir nun zu der Periode des Eilebens der Säugethiere übergehen, welche der eben abgehandelten in dem Vogeleie zum Theil oder gänzlich entspricht, so halten wir es für zweckmäſsi- ger, da man hier zur Zeit nur aus vereinzelten und gröſstentheils unvollständigen Erfahrungen Schlüsse ziehen kann, zuvörderst die hierher gehörenden Beobachtungen historisch nach ihren speciellen Momenten anzuführen und dann erst das aus ihnen sowohl, als der Analogie der übrigen Thiere, besonders des Vogels sich Er- gebende auseinander zu setzen. In das hier zu betrachtende Ge- biet gehören aber die Bemühungen derjenigen Naturforscher, welche die ersten Folgen der Conception und die befruchteten Eier in den frühen Zuständen kennen lernen wollten, wo sie entweder in dem Austritte aus dem Eierstocke oder in ihrem Durchgange durch die Tuben begriffen oder zwar schon in der Gebärmutter angelangt, dort aber nicht fixirt und mit der Innenfläche des Fruchthälters in genaue Berührung getreten sind. Die hierher zu rechnenden Schriftsteller sind folgende:
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[31/0059]
Ausgang des Eies aus dem Eierstocke.
der Eischaalenhaut, der gröſste Theil des Uterus endlich die Ei-
schaale, während die Scheide zur Expulsion des Eies bestimmt
ist. Das auf diese Weise geborene Vogelei besteht, wenn es
frisch und normal ist, aus folgenden Theilen: 1. der Eischaale,
2. der Eischaalenhaut oder Schaalenhaut, 3. dem Eiweiſse. Man
hat drei Abtheilungen in dem Eiweiſse unterschieden und zwar
a. eine dünne flüssige Schicht unmittelbar unter der Schaalenhaut,
b. eine dickere zähere Schicht zwischen der dünneren Schicht
und der Dotteroberfläche und c. einen noch dichteren Theil in
der Nähe und um die Chalazen. Was diesen Letzteren betrifft,
so dürfte er kaum als eigenthümlich anzunehmen seyn. Die er-
stere dagegen entsteht erst nach der Bildung der Schaale und
formirt sich durch Verflüssigung der äuſseren Schicht des sonst
gleich zähen Eiweiſses (Purkinje l. c. p. 20.). 4. Den Chalazen,
5. der Dotterhaut, 6. dem Dotter, 7. der in dem Centrum dessel-
ben enthaltenen Masse und 8. der Scheibe, Keimanlage, Keimhaut
(bei dem Beginne der Brütung) oder nach älterer Benennung dem
Hahnentritte. Dieser besteht jedoch, wie es sich in der Folge
deutlich erweiset, aus zwei Körnchenlagen, der oberen, der wah-
ren Keimhaut und einer unteren, welche auf dem Dotter sitzen
bleibt, von untergeordneter Bedeutung zu seyn scheint und bald
wahrscheinlich resorbirt wird.
Wenn wir nun zu der Periode des Eilebens der Säugethiere
übergehen, welche der eben abgehandelten in dem Vogeleie zum
Theil oder gänzlich entspricht, so halten wir es für zweckmäſsi-
ger, da man hier zur Zeit nur aus vereinzelten und gröſstentheils
unvollständigen Erfahrungen Schlüsse ziehen kann, zuvörderst die
hierher gehörenden Beobachtungen historisch nach ihren speciellen
Momenten anzuführen und dann erst das aus ihnen sowohl, als
der Analogie der übrigen Thiere, besonders des Vogels sich Er-
gebende auseinander zu setzen. In das hier zu betrachtende Ge-
biet gehören aber die Bemühungen derjenigen Naturforscher,
welche die ersten Folgen der Conception und die befruchteten Eier in
den frühen Zuständen kennen lernen wollten, wo sie entweder in
dem Austritte aus dem Eierstocke oder in ihrem Durchgange
durch die Tuben begriffen oder zwar schon in der Gebärmutter
angelangt, dort aber nicht fixirt und mit der Innenfläche des
Fruchthälters in genaue Berührung getreten sind. Die hierher
zu rechnenden Schriftsteller sind folgende:
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/59>, abgerufen am 16.02.2025.
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