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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Ausstülpungsbildungen. Speicheldrüsen.
zen dünner. Hierdurch nähern sie sich anderseits ihrem inneren
Charakter nach der Parotis. Ihr steht die Drüse auch in Bezug
auf die äussere Form näher. Sie ist, wie diese, besonders in frü-
hester Zeit ihrer Entwickelung, minder genau begrenzt, hat eine
mehr längliche Conformation, grössere Helle und Zartheit, als
die Unterkieferdrüsen. Die zeitliche Entwickelung ihrer Drüsen-
gänge steht ebenfalls zwischen Glandula submaxillaris und
Parotis. 4. Die Parotis. Da sie verhältnissmässig am spätesten
sich ausbildet, so ist ihre früheste Form am leichtesten zu beob-
achten. Der treffliche E. H. Weber war der erste, welcher hier-
über eine eben so interessante, als richtige Beobachtung bekannt
gemacht hat (Meck. Arch. 1827. S. 278.). Die Parotis bestand
bei einem zwei Zoll sieben Linien langen Kalbsembryo aus einem
mit blossen Augen sichtbaren Ausführungsgange ohne alles ihn
verbergende Parenchym. Dieser theilte sich in sieben Zweige, von
denen jeder in ein bis drei an ihrem Ende angeschwollenen Aest-
chen aufhörte. Nur ein Ast theilte sich in zwei grössere Aeste,
von denen jeder seine in Bläschen endigende Nebenäste hatte.
Die Unterkieferdrüse war schon in ihrer Ausbildung weiter vor-
geschritten, hatte ihre eigene Haut und eine schon verwickeltere
Zertheilung ihrer Ausführungsgänge. Dennoch waren auch diese
im Verhältniss zur ganzen Drüse dicker und weniger verzweigt,
als es später der Fall ist. Er schloss aus dieser Beobachtung
(S. 279. 280.), dass die Stämme der Ausführungsgänge sich zuerst
bilden, dass an diesen neue sich immer mehr verästelnde Knospen
entstehen und so die Drüse wachse, und dass vielleicht die Ge-
fässe und Nervenstämme der Drüse sich nach der Zerästelung
der Ausführungsgänge so vergrössern, dass sie diese selbst mit
verbergen helfen. Joh. Müller (de glandulis p. 60.) sah in einem
zwei Zoll langen Schaaffötus die Ohrspeicheldrüse als einen weiss-
lichen halb durchsichtigen Kanal, der sich in viele, kaum kleinere,
sehr kurze Aeste spaltete. Die einfachen Aestchen schwollen
entweder zu einfachen Bläschen an oder zertheilten sich zuvor
in zwei kleinere Aeste. (Vgl. tab. VI. fig. 9.). Später ziehen
sich die Protuberanzen in gestielte Bläschen aus, alle Stiele und
Aeste aber endigen sich in etwas grössere Bläschen (vgl. die Copie
von Webers Abbild. tab. VI. fig. 10.). In einem vier Zoll lan-
gen Schaaffötus (p. 61.) fand er das Blastema der Drüse schon
vielfach gelappt, undurchsichtiger und dichter, als früher, die Ver-

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Ausstülpungsbildungen. Speicheldrüsen.
zen dünner. Hierdurch nähern sie sich anderseits ihrem inneren
Charakter nach der Parotis. Ihr steht die Drüse auch in Bezug
auf die äuſsere Form näher. Sie ist, wie diese, besonders in frü-
hester Zeit ihrer Entwickelung, minder genau begrenzt, hat eine
mehr längliche Conformation, gröſsere Helle und Zartheit, als
die Unterkieferdrüsen. Die zeitliche Entwickelung ihrer Drüsen-
gänge steht ebenfalls zwischen Glandula submaxillaris und
Parotis. 4. Die Parotis. Da sie verhältniſsmäſsig am spätesten
sich ausbildet, so ist ihre früheste Form am leichtesten zu beob-
achten. Der treffliche E. H. Weber war der erste, welcher hier-
über eine eben so interessante, als richtige Beobachtung bekannt
gemacht hat (Meck. Arch. 1827. S. 278.). Die Parotis bestand
bei einem zwei Zoll sieben Linien langen Kalbsembryo aus einem
mit bloſsen Augen sichtbaren Ausführungsgange ohne alles ihn
verbergende Parenchym. Dieser theilte sich in sieben Zweige, von
denen jeder in ein bis drei an ihrem Ende angeschwollenen Aest-
chen aufhörte. Nur ein Ast theilte sich in zwei gröſsere Aeste,
von denen jeder seine in Bläschen endigende Nebenäste hatte.
Die Unterkieferdrüse war schon in ihrer Ausbildung weiter vor-
geschritten, hatte ihre eigene Haut und eine schon verwickeltere
Zertheilung ihrer Ausführungsgänge. Dennoch waren auch diese
im Verhältniſs zur ganzen Drüse dicker und weniger verzweigt,
als es später der Fall ist. Er schloſs aus dieser Beobachtung
(S. 279. 280.), daſs die Stämme der Ausführungsgänge sich zuerst
bilden, daſs an diesen neue sich immer mehr verästelnde Knospen
entstehen und so die Drüse wachse, und daſs vielleicht die Ge-
fäſse und Nervenstämme der Drüse sich nach der Zerästelung
der Ausführungsgänge so vergröſsern, daſs sie diese selbst mit
verbergen helfen. Joh. Müller (de glandulis p. 60.) sah in einem
zwei Zoll langen Schaaffötus die Ohrspeicheldrüse als einen weiſs-
lichen halb durchsichtigen Kanal, der sich in viele, kaum kleinere,
sehr kurze Aeste spaltete. Die einfachen Aestchen schwollen
entweder zu einfachen Bläschen an oder zertheilten sich zuvor
in zwei kleinere Aeste. (Vgl. tab. VI. fig. 9.). Später ziehen
sich die Protuberanzen in gestielte Bläschen aus, alle Stiele und
Aeste aber endigen sich in etwas gröſsere Bläschen (vgl. die Copie
von Webers Abbild. tab. VI. fig. 10.). In einem vier Zoll lan-
gen Schaaffötus (p. 61.) fand er das Blastema der Drüse schon
vielfach gelappt, undurchsichtiger und dichter, als früher, die Ver-

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[529/0557] Ausstülpungsbildungen. Speicheldrüsen. zen dünner. Hierdurch nähern sie sich anderseits ihrem inneren Charakter nach der Parotis. Ihr steht die Drüse auch in Bezug auf die äuſsere Form näher. Sie ist, wie diese, besonders in frü- hester Zeit ihrer Entwickelung, minder genau begrenzt, hat eine mehr längliche Conformation, gröſsere Helle und Zartheit, als die Unterkieferdrüsen. Die zeitliche Entwickelung ihrer Drüsen- gänge steht ebenfalls zwischen Glandula submaxillaris und Parotis. 4. Die Parotis. Da sie verhältniſsmäſsig am spätesten sich ausbildet, so ist ihre früheste Form am leichtesten zu beob- achten. Der treffliche E. H. Weber war der erste, welcher hier- über eine eben so interessante, als richtige Beobachtung bekannt gemacht hat (Meck. Arch. 1827. S. 278.). Die Parotis bestand bei einem zwei Zoll sieben Linien langen Kalbsembryo aus einem mit bloſsen Augen sichtbaren Ausführungsgange ohne alles ihn verbergende Parenchym. Dieser theilte sich in sieben Zweige, von denen jeder in ein bis drei an ihrem Ende angeschwollenen Aest- chen aufhörte. Nur ein Ast theilte sich in zwei gröſsere Aeste, von denen jeder seine in Bläschen endigende Nebenäste hatte. Die Unterkieferdrüse war schon in ihrer Ausbildung weiter vor- geschritten, hatte ihre eigene Haut und eine schon verwickeltere Zertheilung ihrer Ausführungsgänge. Dennoch waren auch diese im Verhältniſs zur ganzen Drüse dicker und weniger verzweigt, als es später der Fall ist. Er schloſs aus dieser Beobachtung (S. 279. 280.), daſs die Stämme der Ausführungsgänge sich zuerst bilden, daſs an diesen neue sich immer mehr verästelnde Knospen entstehen und so die Drüse wachse, und daſs vielleicht die Ge- fäſse und Nervenstämme der Drüse sich nach der Zerästelung der Ausführungsgänge so vergröſsern, daſs sie diese selbst mit verbergen helfen. Joh. Müller (de glandulis p. 60.) sah in einem zwei Zoll langen Schaaffötus die Ohrspeicheldrüse als einen weiſs- lichen halb durchsichtigen Kanal, der sich in viele, kaum kleinere, sehr kurze Aeste spaltete. Die einfachen Aestchen schwollen entweder zu einfachen Bläschen an oder zertheilten sich zuvor in zwei kleinere Aeste. (Vgl. tab. VI. fig. 9.). Später ziehen sich die Protuberanzen in gestielte Bläschen aus, alle Stiele und Aeste aber endigen sich in etwas gröſsere Bläschen (vgl. die Copie von Webers Abbild. tab. VI. fig. 10.). In einem vier Zoll lan- gen Schaaffötus (p. 61.) fand er das Blastema der Drüse schon vielfach gelappt, undurchsichtiger und dichter, als früher, die Ver- 34

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/557>, abgerufen am 23.11.2024.