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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
cherand bei. Für eine lymphatische Drüse hielt sie schon Cow-
per, Lucä dagegen für ein vielleicht den mesaraischen Drüsen
entsprechendes Drüsenconvolut (p. 247.). Nach Hewson dient die
Thymus dazu, die Kerne der Blutkörperchen zu bereiten. Seiner
Theorie nach sind, worauf in neuester Zeit Joh. Müller und R.
Wagner zurückkommen, die Kerne der Blutkörperchen in der
Lymphe enthalten und erhalten erst im Blute ihre Hüllen (p.
249.). Nach Diemerbrök dient der Saft der Thymus dazu, um
das Blut zu erregen und das Herz zu reizen. Aehnlich ist die
Ansicht Lobsteins. Vercelloni lässt durch die Brustdrüse die in
dem Fötusblute in grösserer Quantität angehäuften serösen Säfte
einsaugen und durch eigene Gänge in die Luftröhre und die Lun-
gen überführen (p. 251.). Nach Pallas dient sie zur Aneignung
der Nahrungsflüssigkeiten der Frucht. Nach Wrisberg und Mi-
chälis gehen die einsaugenden Gefässe der Placenta und des Na-
belstranges in die Thymus. Hier wird ihr Saft ausgearbeitet und
fliesst von da in den ductus thoracicus oder in die subclavia,
um sich mit dem Blute zu mischen. Dieser Ansicht stimmt im
Allgemeinen auch Schreger bei (p. 251.). Boekler glaubte, Thy-
mus, Schilddrüse und Nebennieren dienten dazu, das von der
Mutter durch die Nabelvenen empfangene Blut zur Assimilation
und Ernährung der Frucht vorzubereiten. Nach Caldani sondert
die Leber, welche in der Frucht so sehr entwickelt ist, in dieser
noch keine Galle ab (welches aber durchaus unwahr ist. S. oben
Darmkanal), sondern verändert das in dasselbe geführte Blut und
secernirt daraus Lymphe. Diese wird durch lymphatische Ge-
fässe in die Thymus geleitet, dort verarbeitet und gelangt dann
in den Brustgang (p. 255.). Nach Osiander soll der durch die
Brustwarzen absorbirte liquor amnii in die Thymus übergeführt,
dort verändert und assimilirt werden. Nach Treviranus wird das
im Zellgewebe Aufgesogene in die Thymus, die Schilddrüse, die
Nebennieren und ähnliche Organe übergeführt, welche jenen Saft
in Blut umwandeln (p. 258.). Sabatier, Baudelocque, Bichat und
Richerand glauben, dass, da der Kreislauf für die obere Körper-
perhälfte (s. oben Gefässsystem S. 315.) im Fötus verhältnissmässig zu
viel Nahrungsstoffe zuführe, die Thymus einen Theil derselben
aufzunehmen bestimmt sey. Bartholinus, Verheyen, Cowper u.
A. hielten sie für ein receptaculum oder diverticulum chyli.
Hoffmann dagegen glaubte, sie nehme den Chylus deshalb auf,

damit

Von dem Embryo.
cherand bei. Für eine lymphatische Drüse hielt sie schon Cow-
per, Lucä dagegen für ein vielleicht den mesaraischen Drüsen
entsprechendes Drüsenconvolut (p. 247.). Nach Hewson dient die
Thymus dazu, die Kerne der Blutkörperchen zu bereiten. Seiner
Theorie nach sind, worauf in neuester Zeit Joh. Müller und R.
Wagner zurückkommen, die Kerne der Blutkörperchen in der
Lymphe enthalten und erhalten erst im Blute ihre Hüllen (p.
249.). Nach Diemerbrök dient der Saft der Thymus dazu, um
das Blut zu erregen und das Herz zu reizen. Aehnlich ist die
Ansicht Lobsteins. Vercelloni läſst durch die Brustdrüse die in
dem Fötusblute in gröſserer Quantität angehäuften serösen Säfte
einsaugen und durch eigene Gänge in die Luftröhre und die Lun-
gen überführen (p. 251.). Nach Pallas dient sie zur Aneignung
der Nahrungsflüssigkeiten der Frucht. Nach Wrisberg und Mi-
chälis gehen die einsaugenden Gefäſse der Placenta und des Na-
belstranges in die Thymus. Hier wird ihr Saft ausgearbeitet und
flieſst von da in den ductus thoracicus oder in die subclavia,
um sich mit dem Blute zu mischen. Dieser Ansicht stimmt im
Allgemeinen auch Schreger bei (p. 251.). Boekler glaubte, Thy-
mus, Schilddrüse und Nebennieren dienten dazu, das von der
Mutter durch die Nabelvenen empfangene Blut zur Assimilation
und Ernährung der Frucht vorzubereiten. Nach Caldani sondert
die Leber, welche in der Frucht so sehr entwickelt ist, in dieser
noch keine Galle ab (welches aber durchaus unwahr ist. S. oben
Darmkanal), sondern verändert das in dasselbe geführte Blut und
secernirt daraus Lymphe. Diese wird durch lymphatische Ge-
fäſse in die Thymus geleitet, dort verarbeitet und gelangt dann
in den Brustgang (p. 255.). Nach Osiander soll der durch die
Brustwarzen absorbirte liquor amnii in die Thymus übergeführt,
dort verändert und assimilirt werden. Nach Treviranus wird das
im Zellgewebe Aufgesogene in die Thymus, die Schilddrüse, die
Nebennieren und ähnliche Organe übergeführt, welche jenen Saft
in Blut umwandeln (p. 258.). Sabatier, Baudelocque, Bichat und
Richerand glauben, daſs, da der Kreislauf für die obere Körper-
perhälfte (s. oben Gefäſssystem S. 315.) im Fötus verhältniſsmäſsig zu
viel Nahrungsstoffe zuführe, die Thymus einen Theil derselben
aufzunehmen bestimmt sey. Bartholinus, Verheyen, Cowper u.
A. hielten sie für ein receptaculum oder diverticulum chyli.
Hoffmann dagegen glaubte, sie nehme den Chylus deshalb auf,

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[512/0540] Von dem Embryo. cherand bei. Für eine lymphatische Drüse hielt sie schon Cow- per, Lucä dagegen für ein vielleicht den mesaraischen Drüsen entsprechendes Drüsenconvolut (p. 247.). Nach Hewson dient die Thymus dazu, die Kerne der Blutkörperchen zu bereiten. Seiner Theorie nach sind, worauf in neuester Zeit Joh. Müller und R. Wagner zurückkommen, die Kerne der Blutkörperchen in der Lymphe enthalten und erhalten erst im Blute ihre Hüllen (p. 249.). Nach Diemerbrök dient der Saft der Thymus dazu, um das Blut zu erregen und das Herz zu reizen. Aehnlich ist die Ansicht Lobsteins. Vercelloni läſst durch die Brustdrüse die in dem Fötusblute in gröſserer Quantität angehäuften serösen Säfte einsaugen und durch eigene Gänge in die Luftröhre und die Lun- gen überführen (p. 251.). Nach Pallas dient sie zur Aneignung der Nahrungsflüssigkeiten der Frucht. Nach Wrisberg und Mi- chälis gehen die einsaugenden Gefäſse der Placenta und des Na- belstranges in die Thymus. Hier wird ihr Saft ausgearbeitet und flieſst von da in den ductus thoracicus oder in die subclavia, um sich mit dem Blute zu mischen. Dieser Ansicht stimmt im Allgemeinen auch Schreger bei (p. 251.). Boekler glaubte, Thy- mus, Schilddrüse und Nebennieren dienten dazu, das von der Mutter durch die Nabelvenen empfangene Blut zur Assimilation und Ernährung der Frucht vorzubereiten. Nach Caldani sondert die Leber, welche in der Frucht so sehr entwickelt ist, in dieser noch keine Galle ab (welches aber durchaus unwahr ist. S. oben Darmkanal), sondern verändert das in dasselbe geführte Blut und secernirt daraus Lymphe. Diese wird durch lymphatische Ge- fäſse in die Thymus geleitet, dort verarbeitet und gelangt dann in den Brustgang (p. 255.). Nach Osiander soll der durch die Brustwarzen absorbirte liquor amnii in die Thymus übergeführt, dort verändert und assimilirt werden. Nach Treviranus wird das im Zellgewebe Aufgesogene in die Thymus, die Schilddrüse, die Nebennieren und ähnliche Organe übergeführt, welche jenen Saft in Blut umwandeln (p. 258.). Sabatier, Baudelocque, Bichat und Richerand glauben, daſs, da der Kreislauf für die obere Körper- perhälfte (s. oben Gefäſssystem S. 315.) im Fötus verhältniſsmäſsig zu viel Nahrungsstoffe zuführe, die Thymus einen Theil derselben aufzunehmen bestimmt sey. Bartholinus, Verheyen, Cowper u. A. hielten sie für ein receptaculum oder diverticulum chyli. Hoffmann dagegen glaubte, sie nehme den Chylus deshalb auf, damit

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/540>, abgerufen am 23.11.2024.