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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Einfurchungsbildungen. Kiemenspalten u. Kiemenbogen.
bein 1832. 4. hat er viele neue Bemerkungen über die verschie-
denen Stadien der Kiemen bei den vier Wirbelthierklassen mit-
getheilt und mehrere seiner älteren Angaben berichtigt oder wei-
ter ausgeführt. Dann lieferte Thomson (Frorieps Notizen 1833.
Jan. Bd. XXXV. No. 19. fig. 36.) eine instructive Abbildung des
Kiemengerüstes des Menschen. Endlich machte F. M. Ascherson
(de fistulis colli congenitis adjecta fissurarum brauchialium
in mammalibus historia succincta. def. d. XII. Jul
. 1832. 4.)
eine Anwendung der Rathke'schen Entdeckungen auf die patho-
logische Anatomie, indem er ihre Hemmungsbildungen nachzu-
weisen sich bemühte, und veröffentlichte zugleich (l. c. p. 19.),
dass Becker die Kiemenspalten bei einem sechswöchentlichen, Phö-
bus und er aber bei einem zwei Linien (?) langen menschli-
chen Embryo beobachtet habe. Vgl. auch Phöbus Medicin. Ver-
eins.-Zeit. 1834. No. 27. Wir selbst haben sie bei unseren viel-
fachen Untersuchungen über Entwickelungsgeschichte an den Em-
bryonen der Eidechsen, der Schlangen, des Haushuhnes, der Gans,
der Ente, des Sperlings, des Rindes, des Schaafes, des Schwei-
nes, des Hundes, des Kaninchens und des Menschen (acht
Mal) zu sehen Gelegenheit gehabt. Während nun so von vie-
len Seiten die Entdeckung von Rathke bestätigt und ausser
allen Zweifel gesetzt wurde, haben merkwürdiger Weise mehrere
ältere Coryphäen der Wissenschaft die Anwesenheit der Kiemen
in den Embryonen der Vögel und der Säugethiere entweder ganz
geläugnet, oder nicht in ihrer vollen Bedeutung anerkannt. Ru-
dolphi versprach (Physiol. II. 2. Abth. 1828. S. 358), dass er in
dem Buche von der Zeugung die angebliche Deutung Rathke's
widerlegen werde und muss wahrscheinlich an die Existenz der
Kiemen gar nicht geglaubt haben, da Joh. Müller, welcher ihn
persönlich genau kannte, ausdrücklich bei dieser Gelegenheit sagt
(Meck. Arch. 1830. S. 419.): "unbegreiflich aber ist mir, wie Ru-
dolphi eine unbestreitbare Beobachtung nicht anerkennen will,
bloss, weil ihm diese Analogie missfällt." Leider ist durch
den Tod des trefflichen Rudolphi jede Aussicht, hierüber fer-
ner ins Klare gesetzt zu werden, abgeschnitten. E. H. Weber
(Hildebrandts Anat. I. S. 127.) bezweifelt geradezu die von
Rathke, Bär und Huschke beschriebenen Kiemen. Durch einen
Irrthum des nun auch der Wissenschaft schon entrissenen J. Fr.
Meckel könnte es den Anschein haben, als ob G. R. Treviranus
auch hierher zu rechnen sey. Nachdem Meckel in seinem letz-

Einfurchungsbildungen. Kiemenspalten u. Kiemenbogen.
bein 1832. 4. hat er viele neue Bemerkungen über die verschie-
denen Stadien der Kiemen bei den vier Wirbelthierklassen mit-
getheilt und mehrere seiner älteren Angaben berichtigt oder wei-
ter ausgeführt. Dann lieferte Thomson (Frorieps Notizen 1833.
Jan. Bd. XXXV. No. 19. fig. 36.) eine instructive Abbildung des
Kiemengerüstes des Menschen. Endlich machte F. M. Ascherson
(de fistulis colli congenitis adjecta fissurarum brauchialium
in mammalibus historia succincta. def. d. XII. Jul
. 1832. 4.)
eine Anwendung der Rathke’schen Entdeckungen auf die patho-
logische Anatomie, indem er ihre Hemmungsbildungen nachzu-
weisen sich bemühte, und veröffentlichte zugleich (l. c. p. 19.),
daſs Becker die Kiemenspalten bei einem sechswöchentlichen, Phö-
bus und er aber bei einem zwei Linien (?) langen menschli-
chen Embryo beobachtet habe. Vgl. auch Phöbus Medicin. Ver-
eins.-Zeit. 1834. No. 27. Wir selbst haben sie bei unseren viel-
fachen Untersuchungen über Entwickelungsgeschichte an den Em-
bryonen der Eidechsen, der Schlangen, des Haushuhnes, der Gans,
der Ente, des Sperlings, des Rindes, des Schaafes, des Schwei-
nes, des Hundes, des Kaninchens und des Menschen (acht
Mal) zu sehen Gelegenheit gehabt. Während nun so von vie-
len Seiten die Entdeckung von Rathke bestätigt und auſser
allen Zweifel gesetzt wurde, haben merkwürdiger Weise mehrere
ältere Coryphäen der Wissenschaft die Anwesenheit der Kiemen
in den Embryonen der Vögel und der Säugethiere entweder ganz
geläugnet, oder nicht in ihrer vollen Bedeutung anerkannt. Ru-
dolphi versprach (Physiol. II. 2. Abth. 1828. S. 358), daſs er in
dem Buche von der Zeugung die angebliche Deutung Rathke’s
widerlegen werde und muſs wahrscheinlich an die Existenz der
Kiemen gar nicht geglaubt haben, da Joh. Müller, welcher ihn
persönlich genau kannte, ausdrücklich bei dieser Gelegenheit sagt
(Meck. Arch. 1830. S. 419.): „unbegreiflich aber ist mir, wie Ru-
dolphi eine unbestreitbare Beobachtung nicht anerkennen will,
bloſs, weil ihm diese Analogie miſsfällt.“ Leider ist durch
den Tod des trefflichen Rudolphi jede Aussicht, hierüber fer-
ner ins Klare gesetzt zu werden, abgeschnitten. E. H. Weber
(Hildebrandts Anat. I. S. 127.) bezweifelt geradezu die von
Rathke, Bär und Huschke beschriebenen Kiemen. Durch einen
Irrthum des nun auch der Wissenschaft schon entrissenen J. Fr.
Meckel könnte es den Anschein haben, als ob G. R. Treviranus
auch hierher zu rechnen sey. Nachdem Meckel in seinem letz-

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[489/0517] Einfurchungsbildungen. Kiemenspalten u. Kiemenbogen. bein 1832. 4. hat er viele neue Bemerkungen über die verschie- denen Stadien der Kiemen bei den vier Wirbelthierklassen mit- getheilt und mehrere seiner älteren Angaben berichtigt oder wei- ter ausgeführt. Dann lieferte Thomson (Frorieps Notizen 1833. Jan. Bd. XXXV. No. 19. fig. 36.) eine instructive Abbildung des Kiemengerüstes des Menschen. Endlich machte F. M. Ascherson (de fistulis colli congenitis adjecta fissurarum brauchialium in mammalibus historia succincta. def. d. XII. Jul. 1832. 4.) eine Anwendung der Rathke’schen Entdeckungen auf die patho- logische Anatomie, indem er ihre Hemmungsbildungen nachzu- weisen sich bemühte, und veröffentlichte zugleich (l. c. p. 19.), daſs Becker die Kiemenspalten bei einem sechswöchentlichen, Phö- bus und er aber bei einem zwei Linien (?) langen menschli- chen Embryo beobachtet habe. Vgl. auch Phöbus Medicin. Ver- eins.-Zeit. 1834. No. 27. Wir selbst haben sie bei unseren viel- fachen Untersuchungen über Entwickelungsgeschichte an den Em- bryonen der Eidechsen, der Schlangen, des Haushuhnes, der Gans, der Ente, des Sperlings, des Rindes, des Schaafes, des Schwei- nes, des Hundes, des Kaninchens und des Menschen (acht Mal) zu sehen Gelegenheit gehabt. Während nun so von vie- len Seiten die Entdeckung von Rathke bestätigt und auſser allen Zweifel gesetzt wurde, haben merkwürdiger Weise mehrere ältere Coryphäen der Wissenschaft die Anwesenheit der Kiemen in den Embryonen der Vögel und der Säugethiere entweder ganz geläugnet, oder nicht in ihrer vollen Bedeutung anerkannt. Ru- dolphi versprach (Physiol. II. 2. Abth. 1828. S. 358), daſs er in dem Buche von der Zeugung die angebliche Deutung Rathke’s widerlegen werde und muſs wahrscheinlich an die Existenz der Kiemen gar nicht geglaubt haben, da Joh. Müller, welcher ihn persönlich genau kannte, ausdrücklich bei dieser Gelegenheit sagt (Meck. Arch. 1830. S. 419.): „unbegreiflich aber ist mir, wie Ru- dolphi eine unbestreitbare Beobachtung nicht anerkennen will, bloſs, weil ihm diese Analogie miſsfällt.“ Leider ist durch den Tod des trefflichen Rudolphi jede Aussicht, hierüber fer- ner ins Klare gesetzt zu werden, abgeschnitten. E. H. Weber (Hildebrandts Anat. I. S. 127.) bezweifelt geradezu die von Rathke, Bär und Huschke beschriebenen Kiemen. Durch einen Irrthum des nun auch der Wissenschaft schon entrissenen J. Fr. Meckel könnte es den Anschein haben, als ob G. R. Treviranus auch hierher zu rechnen sey. Nachdem Meckel in seinem letz-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/517>, abgerufen am 23.11.2024.