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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
hierdurch erst eine wahre, der Mund- und Rachenhöhle entspre-
chende Höhlung. Diese hat, wenn die Mittellinie auch schon ge-
schlossen ist, noch eine wesentlich verschiedene Form. Denn sie
ist kürzer und breiter, von mehr trichterförmiger Gestalt; nach
vorn ist sie wegen des mangelnden Gaumengewölbes noch nicht von
der Nasenhöhle getrennt oder diese liegt vielmehr in ihrem Berei-
che. Nach aussen öffnet sie sich aber jederseits durch die noch nicht
geschlossenen Kiemenspalten. Da Vieles über ihre Form- und Ge-
staltveränderungen schon bei Gelegenheit des Speisekanales, des
Ohres und der Nase vorgekommen ist und Manches bald bei den
Kiemenspalten, den Lungen, den Speicheldrüsen u. dgl. noch vor-
kommen wird, so beschränken wir uns hier, um jede unnöthige
und ermüdende Wiederholung zu vermeiden, auf die Entwicke-
lungsgeschichte zweier in der Mundhöhle enthaltenen wichtigen
Gebilde, welche am Füglichsten hier abgehandelt werden können,
nämlich der Zähne (so weit sie aber nur das Fruchtleben ange-
hen) und der Zunge. 1. Die Zähne. Wir folgen hier theils den
Darstellungen von J. Fr. Meckel (Arch. III. S. 256--574. und
Anat. IV. S. 212--219.), Burdach (Physiol. II. S. 472--475.),
Arnold (Salzb. mediz. chir. Zeit. 1831. S. 236.), E H. Weber
(in Hildebr. Anat. I. 1830. 8. S. 212. 213.), theils eigenen Er-
fahrungen. Der Zahnrand des Oberkiefers und Unterkiefers ver-
dickt sich sehr frühzeitig, bei den Wiederkäuern und Schweinen,
wenn die Frucht länger, als einen Zoll geworden, bei dem Men-
schen schon in der ersten Hälfte des dritten Monates. In jenem Rande
entstehen eine Reihe rundlicher, fibröser Bläschen, welche zuerst
nahe an einander liegen und durch eine dichte, körnige Substanz
von einander getrennt werden. Diese vergrössert und sondert sich
immer mehr, und durchläuft die oben schon angeführten Stadien
der Verknöcherung, um als Alveolen zu ossificiren, wo sich die
Bläschen dann an sie genau anlegen. Innerhalb jeden Bläschens
bildet sich, wahrscheinlich etwas später, als dieses, das Säckchen
des Zahnes, welches nach der allgemeinen Angabe durchaus nicht
mit der Schleimhaut des Mundes in Verbindung steht. Nach Ar-
nold dagegen (l. c. S. 236.) soll das ganze Säckchen dadurch gebil-
det werden, dass diese Schleimhaut sich in die Rinne des Ober- und
Unterkiefers einstülpt. Das Säckchen selbst besteht aus zwei
Häuten. Nach Hunter ist nur die innere, nach Blake nur die äu-
ssere gefässreich; nach Fox, Meckel (Anat. IV. S. 213.) und E.

Von dem Embryo.
hierdurch erst eine wahre, der Mund- und Rachenhöhle entspre-
chende Höhlung. Diese hat, wenn die Mittellinie auch schon ge-
schlossen ist, noch eine wesentlich verschiedene Form. Denn sie
ist kürzer und breiter, von mehr trichterförmiger Gestalt; nach
vorn ist sie wegen des mangelnden Gaumengewölbes noch nicht von
der Nasenhöhle getrennt oder diese liegt vielmehr in ihrem Berei-
che. Nach auſsen öffnet sie sich aber jederseits durch die noch nicht
geschlossenen Kiemenspalten. Da Vieles über ihre Form- und Ge-
staltveränderungen schon bei Gelegenheit des Speisekanales, des
Ohres und der Nase vorgekommen ist und Manches bald bei den
Kiemenspalten, den Lungen, den Speicheldrüsen u. dgl. noch vor-
kommen wird, so beschränken wir uns hier, um jede unnöthige
und ermüdende Wiederholung zu vermeiden, auf die Entwicke-
lungsgeschichte zweier in der Mundhöhle enthaltenen wichtigen
Gebilde, welche am Füglichsten hier abgehandelt werden können,
nämlich der Zähne (so weit sie aber nur das Fruchtleben ange-
hen) und der Zunge. 1. Die Zähne. Wir folgen hier theils den
Darstellungen von J. Fr. Meckel (Arch. III. S. 256—574. und
Anat. IV. S. 212—219.), Burdach (Physiol. II. S. 472—475.),
Arnold (Salzb. mediz. chir. Zeit. 1831. S. 236.), E H. Weber
(in Hildebr. Anat. I. 1830. 8. S. 212. 213.), theils eigenen Er-
fahrungen. Der Zahnrand des Oberkiefers und Unterkiefers ver-
dickt sich sehr frühzeitig, bei den Wiederkäuern und Schweinen,
wenn die Frucht länger, als einen Zoll geworden, bei dem Men-
schen schon in der ersten Hälfte des dritten Monates. In jenem Rande
entstehen eine Reihe rundlicher, fibröser Bläschen, welche zuerst
nahe an einander liegen und durch eine dichte, körnige Substanz
von einander getrennt werden. Diese vergröſsert und sondert sich
immer mehr, und durchläuft die oben schon angeführten Stadien
der Verknöcherung, um als Alveolen zu ossificiren, wo sich die
Bläschen dann an sie genau anlegen. Innerhalb jeden Bläschens
bildet sich, wahrscheinlich etwas später, als dieses, das Säckchen
des Zahnes, welches nach der allgemeinen Angabe durchaus nicht
mit der Schleimhaut des Mundes in Verbindung steht. Nach Ar-
nold dagegen (l. c. S. 236.) soll das ganze Säckchen dadurch gebil-
det werden, daſs diese Schleimhaut sich in die Rinne des Ober- und
Unterkiefers einstülpt. Das Säckchen selbst besteht aus zwei
Häuten. Nach Hunter ist nur die innere, nach Blake nur die äu-
ſsere gefäſsreich; nach Fox, Meckel (Anat. IV. S. 213.) und E.

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[482/0510] Von dem Embryo. hierdurch erst eine wahre, der Mund- und Rachenhöhle entspre- chende Höhlung. Diese hat, wenn die Mittellinie auch schon ge- schlossen ist, noch eine wesentlich verschiedene Form. Denn sie ist kürzer und breiter, von mehr trichterförmiger Gestalt; nach vorn ist sie wegen des mangelnden Gaumengewölbes noch nicht von der Nasenhöhle getrennt oder diese liegt vielmehr in ihrem Berei- che. Nach auſsen öffnet sie sich aber jederseits durch die noch nicht geschlossenen Kiemenspalten. Da Vieles über ihre Form- und Ge- staltveränderungen schon bei Gelegenheit des Speisekanales, des Ohres und der Nase vorgekommen ist und Manches bald bei den Kiemenspalten, den Lungen, den Speicheldrüsen u. dgl. noch vor- kommen wird, so beschränken wir uns hier, um jede unnöthige und ermüdende Wiederholung zu vermeiden, auf die Entwicke- lungsgeschichte zweier in der Mundhöhle enthaltenen wichtigen Gebilde, welche am Füglichsten hier abgehandelt werden können, nämlich der Zähne (so weit sie aber nur das Fruchtleben ange- hen) und der Zunge. 1. Die Zähne. Wir folgen hier theils den Darstellungen von J. Fr. Meckel (Arch. III. S. 256—574. und Anat. IV. S. 212—219.), Burdach (Physiol. II. S. 472—475.), Arnold (Salzb. mediz. chir. Zeit. 1831. S. 236.), E H. Weber (in Hildebr. Anat. I. 1830. 8. S. 212. 213.), theils eigenen Er- fahrungen. Der Zahnrand des Oberkiefers und Unterkiefers ver- dickt sich sehr frühzeitig, bei den Wiederkäuern und Schweinen, wenn die Frucht länger, als einen Zoll geworden, bei dem Men- schen schon in der ersten Hälfte des dritten Monates. In jenem Rande entstehen eine Reihe rundlicher, fibröser Bläschen, welche zuerst nahe an einander liegen und durch eine dichte, körnige Substanz von einander getrennt werden. Diese vergröſsert und sondert sich immer mehr, und durchläuft die oben schon angeführten Stadien der Verknöcherung, um als Alveolen zu ossificiren, wo sich die Bläschen dann an sie genau anlegen. Innerhalb jeden Bläschens bildet sich, wahrscheinlich etwas später, als dieses, das Säckchen des Zahnes, welches nach der allgemeinen Angabe durchaus nicht mit der Schleimhaut des Mundes in Verbindung steht. Nach Ar- nold dagegen (l. c. S. 236.) soll das ganze Säckchen dadurch gebil- det werden, daſs diese Schleimhaut sich in die Rinne des Ober- und Unterkiefers einstülpt. Das Säckchen selbst besteht aus zwei Häuten. Nach Hunter ist nur die innere, nach Blake nur die äu- ſsere gefäſsreich; nach Fox, Meckel (Anat. IV. S. 213.) und E.

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/510>, abgerufen am 23.11.2024.