durch ihre Form, sondern auch durch ihre Grösse von den Blut- körperchen und sind durchaus eine eigenthümliche und selbststän- dige Bildung, wie die eines jeden anderen Theiles des Körpers.
2. Secundäre Metamorphosen des Schleimblattes.
Mit dieser Benennung belegen wir eine Reihe von Verände- rungen, welche zwar zum Theil oder gänzlich dem Schleimblatte angehören, erst dann aber zum Vorschein kommen können und in der That kommen, wenn die primäre Bildung des Schleimblattes längere oder kürzere Zeit schon aufgetreten ist. Die secundären Umänderungen basiren sich mittelbar oder unmittelbar hierauf; die Urbildung des Darmkanales dienet ihnen entweder als Ziel, wel- ches sie erreichen müssen oder als Grundlage, von welcher sie ausgehen. Dieses zwiefache Verhältniss bedingt auch zwei, ihrem Charakter nach verschiedene, ja gewissermassen entgegengesetzte Abtheilungen, nämlich die Klasse der Einfurchungen und die der Ausstülpungen. Wenn wir nach dem scheinbaren Vorgange diese beiden Abtheilungen benennen, so müssen wir ausdrücklich be- merken, dass wir diese gebräuchlichen Redensarten vorzüglich ge- wählt haben, um die Sache anschaulicher zu machen, nicht um sie zu erklären. Am Ende ist ja unsere ganze Sprache, unser ganzes Auffassen der äusseren Natur eine solche metaphorische Be- handlungsweise ihrem Wesen nach einseitig und deshalb z. Thl. un- richtig, da wir die speciellsten Hergänge nie begreifen, viel weniger ausdrücken können, da unsere für sie benutzten Benennungen im- mer allgemeiner und daher nicht ganz wahrer (abstracterer und nicht völlig concreter) Natur sind. Der Charakter der Einfur- chung ist der, dass von aussen nach innen eine Vertiefung sich bildet. Diese gehört, da sie von der äusseren Oberfläche des Embryo ausgeht, dem serösen Blatte an und dringt von ihm in das Schleimblatt. Bei der Ausstülpung ist es umgekehrt. Hier geht die Höhlung von dem Rohre des Schleimblattes aus und be- giebt sich entweder in eine schon gebildete Verdickung dessel- ben, in ein Blastema oder hebt die Wandung des Rohres des Schleimblattes empor, so dass in diesem Falle die Ausstülpung das primäre, in jenem dagegen das secundäre ist. Diese bei- den letzteren Unterabtheilungen sind aber natürlich keineswegs so sehr streng von einander geschieden, als die Hauptabtheilungen selbst.
Von dem Embryo.
durch ihre Form, sondern auch durch ihre Gröſse von den Blut- körperchen und sind durchaus eine eigenthümliche und selbststän- dige Bildung, wie die eines jeden anderen Theiles des Körpers.
2. Secundäre Metamorphosen des Schleimblattes.
Mit dieser Benennung belegen wir eine Reihe von Verände- rungen, welche zwar zum Theil oder gänzlich dem Schleimblatte angehören, erst dann aber zum Vorschein kommen können und in der That kommen, wenn die primäre Bildung des Schleimblattes längere oder kürzere Zeit schon aufgetreten ist. Die secundären Umänderungen basiren sich mittelbar oder unmittelbar hierauf; die Urbildung des Darmkanales dienet ihnen entweder als Ziel, wel- ches sie erreichen müssen oder als Grundlage, von welcher sie ausgehen. Dieses zwiefache Verhältniſs bedingt auch zwei, ihrem Charakter nach verschiedene, ja gewissermaſsen entgegengesetzte Abtheilungen, nämlich die Klasse der Einfurchungen und die der Ausstülpungen. Wenn wir nach dem scheinbaren Vorgange diese beiden Abtheilungen benennen, so müssen wir ausdrücklich be- merken, daſs wir diese gebräuchlichen Redensarten vorzüglich ge- wählt haben, um die Sache anschaulicher zu machen, nicht um sie zu erklären. Am Ende ist ja unsere ganze Sprache, unser ganzes Auffassen der äuſseren Natur eine solche metaphorische Be- handlungsweise ihrem Wesen nach einseitig und deshalb z. Thl. un- richtig, da wir die speciellsten Hergänge nie begreifen, viel weniger ausdrücken können, da unsere für sie benutzten Benennungen im- mer allgemeiner und daher nicht ganz wahrer (abstracterer und nicht völlig concreter) Natur sind. Der Charakter der Einfur- chung ist der, daſs von auſsen nach innen eine Vertiefung sich bildet. Diese gehört, da sie von der äuſseren Oberfläche des Embryo ausgeht, dem serösen Blatte an und dringt von ihm in das Schleimblatt. Bei der Ausstülpung ist es umgekehrt. Hier geht die Höhlung von dem Rohre des Schleimblattes aus und be- giebt sich entweder in eine schon gebildete Verdickung dessel- ben, in ein Blastema oder hebt die Wandung des Rohres des Schleimblattes empor, so daſs in diesem Falle die Ausstülpung das primäre, in jenem dagegen das secundäre ist. Diese bei- den letzteren Unterabtheilungen sind aber natürlich keineswegs so sehr streng von einander geschieden, als die Hauptabtheilungen selbst.
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[474/0502]
Von dem Embryo.
durch ihre Form, sondern auch durch ihre Gröſse von den Blut-
körperchen und sind durchaus eine eigenthümliche und selbststän-
dige Bildung, wie die eines jeden anderen Theiles des Körpers.
2. Secundäre Metamorphosen des Schleimblattes.
Mit dieser Benennung belegen wir eine Reihe von Verände-
rungen, welche zwar zum Theil oder gänzlich dem Schleimblatte
angehören, erst dann aber zum Vorschein kommen können und in
der That kommen, wenn die primäre Bildung des Schleimblattes
längere oder kürzere Zeit schon aufgetreten ist. Die secundären
Umänderungen basiren sich mittelbar oder unmittelbar hierauf; die
Urbildung des Darmkanales dienet ihnen entweder als Ziel, wel-
ches sie erreichen müssen oder als Grundlage, von welcher sie
ausgehen. Dieses zwiefache Verhältniſs bedingt auch zwei, ihrem
Charakter nach verschiedene, ja gewissermaſsen entgegengesetzte
Abtheilungen, nämlich die Klasse der Einfurchungen und die der
Ausstülpungen. Wenn wir nach dem scheinbaren Vorgange diese
beiden Abtheilungen benennen, so müssen wir ausdrücklich be-
merken, daſs wir diese gebräuchlichen Redensarten vorzüglich ge-
wählt haben, um die Sache anschaulicher zu machen, nicht um
sie zu erklären. Am Ende ist ja unsere ganze Sprache, unser
ganzes Auffassen der äuſseren Natur eine solche metaphorische Be-
handlungsweise ihrem Wesen nach einseitig und deshalb z. Thl. un-
richtig, da wir die speciellsten Hergänge nie begreifen, viel weniger
ausdrücken können, da unsere für sie benutzten Benennungen im-
mer allgemeiner und daher nicht ganz wahrer (abstracterer und
nicht völlig concreter) Natur sind. Der Charakter der Einfur-
chung ist der, daſs von auſsen nach innen eine Vertiefung sich
bildet. Diese gehört, da sie von der äuſseren Oberfläche des
Embryo ausgeht, dem serösen Blatte an und dringt von ihm in
das Schleimblatt. Bei der Ausstülpung ist es umgekehrt. Hier
geht die Höhlung von dem Rohre des Schleimblattes aus und be-
giebt sich entweder in eine schon gebildete Verdickung dessel-
ben, in ein Blastema oder hebt die Wandung des Rohres des
Schleimblattes empor, so daſs in diesem Falle die Ausstülpung
das primäre, in jenem dagegen das secundäre ist. Diese bei-
den letzteren Unterabtheilungen sind aber natürlich keineswegs
so sehr streng von einander geschieden, als die Hauptabtheilungen
selbst.
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/502>, abgerufen am 23.11.2024.
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