men hier aber folgende Momente in Betracht. a. Der Inhalt des Dotters. b. Die Verbindung mit dem Fötus und c. die Natur der Wandungen oder Hüllen.
a. Der Inhalt des Nabelbläschens, der Dotter. -- Die mei- sten Naturforscher, welche sehr frühe Eier der Säugethiere und des Menschen zu untersuchen Gelegenheit hatten, haben doch in ihrer Ausbildung schon zu weit vorgerückte Früchte vor sich gehabt, als dass sie den Embryo mit dem Dotter in unmittelba- rem Zusammenhange noch befindlich hätten sehen können. K. E. v. Bär war hierin der glücklichste und auch bis jetzt der ein- zige, der das den Vögeln völlig analoge Verhalten des Säugethier- embryo in allerfrühester Zeit zu beobachten Gelegenheit hatte Er sah nämlich (de ovi mammalium et hominis Genesi. 1827. 4. p. 2.) bei vier Linien langen Hundeembryonen den Embryo auf dem grossen Dottersacke, Darmsacke, Vesicula umbilicalis s. erythroides völlig aufliegen, gerade so wie es bei dem Hühn- chen am zweiten bis dritten Tage der Fall ist. Der Dotter selbst war gelblich, die denselben umkleidende und einschliessende Haut war gelblich und an ihrer inneren Oberfläche ungleich zottig (Bur- dachs Physiol. II. S. 484.) und mit Körnern bestreut (Bär de ovo l. c.). Früher noch, als die Dottermasse selbst sich bedeutend verrin- gert, scheint schon die Trennung des Embryo von dem Dotter- sacke, wenigstens bei mehreren Säugethieren, zu beginnen. Die Masse selbst ist dann dem Aeusseren nach dem Dotter zwar nicht unähnlich, scheint aber ausser der vielleicht schon ursprünglich existirenden Differenz neue rasche und bedeutende Veränderungen einzugehen. So bemerken Emmert und Burgätzky (Meck. Arch. IV. S. 18.), dass die Flüssigkeit der Darmblase arm an thierischen Stoffen sey und keine dem Dotter ähnliche Substanz enthalte, während in dem Dottersacke der Vögel gerade das Entgegenge- setzte der Fall ist. Emmert und Hochstetter fanden in einem Katzenembryo von acht Linien Länge den flüssigen Inhalt der Darmblase gelb von Farbe und von salzigem Geschmacke. Mit Weingeist trübte er sich und nach dem Abdampfen liess er einen bräunlichen Rückstand zurück (Reils Arch. X. S. 54.). Auch bei Hunden war er gelblich und gerinnbar. Jedenfalls aber weicht die Flüssigkeit der Darmblase von dem der übrigen Ei- und Frucht- hüllen wesentlich ab (ebendas. S. 53.). J. Hunter (Anat. des schwangeren Uterus übers. von Froriep 1802. S. 68.) fand in der späteren Periode des menschlichen Darmbläschens eine rahmähn-
Von dem Embryo.
men hier aber folgende Momente in Betracht. a. Der Inhalt des Dotters. b. Die Verbindung mit dem Fötus und c. die Natur der Wandungen oder Hüllen.
a. Der Inhalt des Nabelbläschens, der Dotter. — Die mei- sten Naturforscher, welche sehr frühe Eier der Säugethiere und des Menschen zu untersuchen Gelegenheit hatten, haben doch in ihrer Ausbildung schon zu weit vorgerückte Früchte vor sich gehabt, als daſs sie den Embryo mit dem Dotter in unmittelba- rem Zusammenhange noch befindlich hätten sehen können. K. E. v. Bär war hierin der glücklichste und auch bis jetzt der ein- zige, der das den Vögeln völlig analoge Verhalten des Säugethier- embryo in allerfrühester Zeit zu beobachten Gelegenheit hatte Er sah nämlich (de ovi mammalium et hominis Genesi. 1827. 4. p. 2.) bei vier Linien langen Hundeembryonen den Embryo auf dem groſsen Dottersacke, Darmsacke, Vesicula umbilicalis s. erythroides völlig aufliegen, gerade so wie es bei dem Hühn- chen am zweiten bis dritten Tage der Fall ist. Der Dotter selbst war gelblich, die denselben umkleidende und einschlieſsende Haut war gelblich und an ihrer inneren Oberfläche ungleich zottig (Bur- dachs Physiol. II. S. 484.) und mit Körnern bestreut (Bär de ovo l. c.). Früher noch, als die Dottermasse selbst sich bedeutend verrin- gert, scheint schon die Trennung des Embryo von dem Dotter- sacke, wenigstens bei mehreren Säugethieren, zu beginnen. Die Masse selbst ist dann dem Aeuſseren nach dem Dotter zwar nicht unähnlich, scheint aber auſser der vielleicht schon ursprünglich existirenden Differenz neue rasche und bedeutende Veränderungen einzugehen. So bemerken Emmert und Burgätzky (Meck. Arch. IV. S. 18.), daſs die Flüssigkeit der Darmblase arm an thierischen Stoffen sey und keine dem Dotter ähnliche Substanz enthalte, während in dem Dottersacke der Vögel gerade das Entgegenge- setzte der Fall ist. Emmert und Hochstetter fanden in einem Katzenembryo von acht Linien Länge den flüssigen Inhalt der Darmblase gelb von Farbe und von salzigem Geschmacke. Mit Weingeist trübte er sich und nach dem Abdampfen lieſs er einen bräunlichen Rückstand zurück (Reils Arch. X. S. 54.). Auch bei Hunden war er gelblich und gerinnbar. Jedenfalls aber weicht die Flüssigkeit der Darmblase von dem der übrigen Ei- und Frucht- hüllen wesentlich ab (ebendas. S. 53.). J. Hunter (Anat. des schwangeren Uterus übers. von Froriep 1802. S. 68.) fand in der späteren Periode des menschlichen Darmbläschens eine rahmähn-
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Von dem Embryo.
men hier aber folgende Momente in Betracht. a. Der Inhalt des
Dotters. b. Die Verbindung mit dem Fötus und c. die Natur
der Wandungen oder Hüllen.
a. Der Inhalt des Nabelbläschens, der Dotter. — Die mei-
sten Naturforscher, welche sehr frühe Eier der Säugethiere und
des Menschen zu untersuchen Gelegenheit hatten, haben doch in
ihrer Ausbildung schon zu weit vorgerückte Früchte vor sich
gehabt, als daſs sie den Embryo mit dem Dotter in unmittelba-
rem Zusammenhange noch befindlich hätten sehen können. K.
E. v. Bär war hierin der glücklichste und auch bis jetzt der ein-
zige, der das den Vögeln völlig analoge Verhalten des Säugethier-
embryo in allerfrühester Zeit zu beobachten Gelegenheit hatte
Er sah nämlich (de ovi mammalium et hominis Genesi. 1827.
4. p. 2.) bei vier Linien langen Hundeembryonen den Embryo
auf dem groſsen Dottersacke, Darmsacke, Vesicula umbilicalis
s. erythroides völlig aufliegen, gerade so wie es bei dem Hühn-
chen am zweiten bis dritten Tage der Fall ist. Der Dotter selbst
war gelblich, die denselben umkleidende und einschlieſsende Haut
war gelblich und an ihrer inneren Oberfläche ungleich zottig (Bur-
dachs Physiol. II. S. 484.) und mit Körnern bestreut (Bär de ovo l.
c.). Früher noch, als die Dottermasse selbst sich bedeutend verrin-
gert, scheint schon die Trennung des Embryo von dem Dotter-
sacke, wenigstens bei mehreren Säugethieren, zu beginnen. Die
Masse selbst ist dann dem Aeuſseren nach dem Dotter zwar nicht
unähnlich, scheint aber auſser der vielleicht schon ursprünglich
existirenden Differenz neue rasche und bedeutende Veränderungen
einzugehen. So bemerken Emmert und Burgätzky (Meck. Arch. IV.
S. 18.), daſs die Flüssigkeit der Darmblase arm an thierischen
Stoffen sey und keine dem Dotter ähnliche Substanz enthalte,
während in dem Dottersacke der Vögel gerade das Entgegenge-
setzte der Fall ist. Emmert und Hochstetter fanden in einem
Katzenembryo von acht Linien Länge den flüssigen Inhalt der
Darmblase gelb von Farbe und von salzigem Geschmacke. Mit
Weingeist trübte er sich und nach dem Abdampfen lieſs er einen
bräunlichen Rückstand zurück (Reils Arch. X. S. 54.). Auch bei
Hunden war er gelblich und gerinnbar. Jedenfalls aber weicht die
Flüssigkeit der Darmblase von dem der übrigen Ei- und Frucht-
hüllen wesentlich ab (ebendas. S. 53.). J. Hunter (Anat. des
schwangeren Uterus übers. von Froriep 1802. S. 68.) fand in der
späteren Periode des menschlichen Darmbläschens eine rahmähn-
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/462>, abgerufen am 22.11.2024.
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