Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Nieren, Ureter und Nebennieren. den Schlüssen: 1. Das System der Harngefässe entsteht unab-hängig und getrennt von der Höhlung des Ureter. 2. Eben so unabhängig entsteht das Nierenbecken. 3. Diese Theile bilden sich sämmtlich dadurch, dass sie in der Urmasse der äusseren Form und Begrenzung nach angedeutet werden und dann erst gleichzeitig Flüssigkeit im Innern und grössere Dichtigkeit der Wände sich zeigt. 4. In dem Systeme der Harngefässe bilden sich, wie bei der Genese des Blutes, der Knochen und dgl. grö- ssere Complexe isolirt und unabhängig von einander, Theile, wel- che ungefähr den späteren Pyramiden entsprechen. 5. In jeder Pyramide entstehen die einzelnen Harngefässe, als Ausstülpungen der Begrenzung, gleichsam der Haut oder der Wandung dersel- ben. -- Was nun aber die selbstständig vermuthlich entstehenden Harnkanälchen besonders betrifft, so geben wir auch hier zuerst eine tabellarische Uebersicht einer Auswahl von uns hierüber angestellter mikrometrischer Messungen, ehe wir die äussere Gestaltung so- wohl als die speciellen inneren und äusseren Formen der Nieren im Einzelnen verfolgen: [Tabelle] Bei No. II. b. betrug die Länge der Niere 1 Zoll 4 Linien. Die Harnkanälchen entstehen, wie dieses die Beobachtungen Nieren, Ureter und Nebennieren. den Schlüssen: 1. Das System der Harngefäſse entsteht unab-hängig und getrennt von der Höhlung des Ureter. 2. Eben so unabhängig entsteht das Nierenbecken. 3. Diese Theile bilden sich sämmtlich dadurch, daſs sie in der Urmasse der äuſseren Form und Begrenzung nach angedeutet werden und dann erst gleichzeitig Flüssigkeit im Innern und gröſsere Dichtigkeit der Wände sich zeigt. 4. In dem Systeme der Harngefäſse bilden sich, wie bei der Genese des Blutes, der Knochen und dgl. grö- ſsere Complexe isolirt und unabhängig von einander, Theile, wel- che ungefähr den späteren Pyramiden entsprechen. 5. In jeder Pyramide entstehen die einzelnen Harngefäſse, als Ausstülpungen der Begrenzung, gleichsam der Haut oder der Wandung dersel- ben. — Was nun aber die selbstständig vermuthlich entstehenden Harnkanälchen besonders betrifft, so geben wir auch hier zuerst eine tabellarische Uebersicht einer Auswahl von uns hierüber angestellter mikrometrischer Messungen, ehe wir die äuſsere Gestaltung so- wohl als die speciellen inneren und äuſseren Formen der Nieren im Einzelnen verfolgen: [Tabelle] Bei No. II. b. betrug die Länge der Niere 1 Zoll 4 Linien. Die Harnkanälchen entstehen, wie dieses die Beobachtungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0439" n="411"/><fw place="top" type="header">Nieren, Ureter und Nebennieren.</fw><lb/> den Schlüssen: 1. Das System der Harngefäſse entsteht unab-<lb/> hängig und getrennt von der Höhlung des Ureter. 2. Eben so<lb/> unabhängig entsteht das Nierenbecken. 3. Diese Theile bilden<lb/> sich sämmtlich dadurch, daſs sie in der Urmasse der äuſseren<lb/> Form und Begrenzung nach angedeutet werden und dann erst<lb/> gleichzeitig Flüssigkeit im Innern und gröſsere Dichtigkeit der<lb/> Wände sich zeigt. 4. In dem Systeme der Harngefäſse bilden<lb/> sich, wie bei der Genese des Blutes, der Knochen und dgl. grö-<lb/> ſsere Complexe isolirt und unabhängig von einander, Theile, wel-<lb/> che ungefähr den späteren Pyramiden entsprechen. 5. In jeder<lb/> Pyramide entstehen die einzelnen Harngefäſse, als Ausstülpungen<lb/> der Begrenzung, gleichsam der Haut oder der Wandung dersel-<lb/> ben. — Was nun aber die selbstständig vermuthlich entstehenden<lb/> Harnkanälchen besonders betrifft, so geben wir auch hier zuerst eine<lb/> tabellarische Uebersicht einer Auswahl von uns hierüber angestellter<lb/> mikrometrischer Messungen, ehe wir die äuſsere Gestaltung so-<lb/> wohl als die speciellen inneren und äuſseren Formen der Nieren<lb/> im Einzelnen verfolgen:<lb/><table><row><cell/></row></table></p> <p>Bei No. II. b. betrug die Länge der Niere 1 Zoll 4 Linien.<lb/> Bei No. III. a. 0,0131560 P. Z. Bei No. III. a. fand ich den<lb/> Durchmesser des Harnleiters 0,011940 P. Z. Bei No. III. c. be-<lb/> trug der Durchmesser der Malpighischen Körperchen 0,007590 P.<lb/> Z. und bei No. III. e. berechnete ich die verknäuelten Enden der<lb/> Harngefäſse auf der Oberfläche der Niere 0,006072 P. Z. bis<lb/> 0,004048 P. Z. im Durchmesser. Bei No. III. c. aber betrug er<lb/> 0,007590 P. Z.</p><lb/> <p>Die Harnkanälchen entstehen, wie dieses die Beobachtungen<lb/> von Joh. Müller, Rathke und mir gezeigt haben, als längliche mit<lb/> blinden kolbigen Enden sich schlieſsende Gefäſse, welche nach<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [411/0439]
Nieren, Ureter und Nebennieren.
den Schlüssen: 1. Das System der Harngefäſse entsteht unab-
hängig und getrennt von der Höhlung des Ureter. 2. Eben so
unabhängig entsteht das Nierenbecken. 3. Diese Theile bilden
sich sämmtlich dadurch, daſs sie in der Urmasse der äuſseren
Form und Begrenzung nach angedeutet werden und dann erst
gleichzeitig Flüssigkeit im Innern und gröſsere Dichtigkeit der
Wände sich zeigt. 4. In dem Systeme der Harngefäſse bilden
sich, wie bei der Genese des Blutes, der Knochen und dgl. grö-
ſsere Complexe isolirt und unabhängig von einander, Theile, wel-
che ungefähr den späteren Pyramiden entsprechen. 5. In jeder
Pyramide entstehen die einzelnen Harngefäſse, als Ausstülpungen
der Begrenzung, gleichsam der Haut oder der Wandung dersel-
ben. — Was nun aber die selbstständig vermuthlich entstehenden
Harnkanälchen besonders betrifft, so geben wir auch hier zuerst eine
tabellarische Uebersicht einer Auswahl von uns hierüber angestellter
mikrometrischer Messungen, ehe wir die äuſsere Gestaltung so-
wohl als die speciellen inneren und äuſseren Formen der Nieren
im Einzelnen verfolgen:
Bei No. II. b. betrug die Länge der Niere 1 Zoll 4 Linien.
Bei No. III. a. 0,0131560 P. Z. Bei No. III. a. fand ich den
Durchmesser des Harnleiters 0,011940 P. Z. Bei No. III. c. be-
trug der Durchmesser der Malpighischen Körperchen 0,007590 P.
Z. und bei No. III. e. berechnete ich die verknäuelten Enden der
Harngefäſse auf der Oberfläche der Niere 0,006072 P. Z. bis
0,004048 P. Z. im Durchmesser. Bei No. III. c. aber betrug er
0,007590 P. Z.
Die Harnkanälchen entstehen, wie dieses die Beobachtungen
von Joh. Müller, Rathke und mir gezeigt haben, als längliche mit
blinden kolbigen Enden sich schlieſsende Gefäſse, welche nach
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