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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Keimbereitende und ausführende innere Geschlechtsth.
Descensus testiculorum aus den Wiederkäuern und dem Schweine
(S. 69--74.) und liefert dann folgende Resultate seiner an fünf
menschlichen Früchten aus dem fünften oder sechsten Monate un-
ternommenen Untersuchungen (S. 75. 79.). Von dem hinteren
Ende des Hodens und dem an dieser Stelle liegenden Theile des
Saamenleiters, geht ein fibröser ziemlich dicker Strang, das Leit-
band oder Gubernaculum Hunteri, ab, welches durch den Lei-
stenkanal hindurch nach aussen tritt. Das Bauchfell umhüllt es
nicht gänzlich wie bei den Wiederkäuern und dem Schweine,
sondern nur an seiner vorderen Hälfte und bildet noch keine
Scheide für den Leistenkanal. Das Leitband selbst breitet sich
beinahe flächenförmig gegen den Grund des Hodensackes aus;
der ausserhalb des Leistenkanales befindliche Theil des Guberna-
culum
war nirgends gallertartig und ohne deutlich sichtbare Mus-
kelfasern, sondern bestand aus einem zwischen fibrösem Gewebe
und Zellstoffe das Mittel haltenden Gefüge. Der zellstoffige Kern
des Leitbandes ist wahrscheinlich ein eigenthümliches Gebilde.
Die tunica vaginalis communis ist wahrscheinlich auch bei dem
Menschen in ihrer Anlage früher vorhanden, als der Hoden die
Bauchhöhle verlässt und schliesst hier den inneren Theil des Leit-
bandes ein, und zwar gleich einer an beiden Enden offenen Scheide,
die von den Bauchmuskeln nach innen geht. Verkürzt sich nun
darauf das Leitband, so wird diese dasselbe umgebende Scheide,
deren oberes Ende dicht am Hoden mit dem oberen Ende des
Leitbandes aufs Innigste verwachsen und von ihm gleichsam ver-
stopft ist, wie der Körper eines Handschuhes umgestülpt, und
nimmt darauf an Umfang und Dicke durch Anbildung plastischen
Stoffes immer mehr zu. -- Dadurch, dass der Hoden bei seinem
Heraustreten aus der Bauchhöhle den benachbarten und mit sei-
nem Ueberzuge zusammenhängenden Theil des Bauchfelles mit
sich zieht, entsteht die tunica vaginalis propria (Scheidenka-
nal). -- Nachdem er einige wesentliche Unterschiede über die ver-
schiedenen Verbältnisse der tunica vaginalis propria und com-
munis
angegeben, liefert er noch polemische Bemerkungen gegen
Oesterreichers Dissertation (de gubernaculo s. d. Hunteriano.
1828. 4.), in welcher dieselben Ansichten, wie in der von uns
oben angeführten, späteren Schrift von Oesterreicher enthalten
zu seyn scheinen. Er zeigt, dass die Ortsveränderung der Hoden
eine andere bei den Thieren und eine andere bei dem Menschen sey.

Keimbereitende und ausführende innere Geschlechtsth.
Descensus testiculorum aus den Wiederkäuern und dem Schweine
(S. 69—74.) und liefert dann folgende Resultate seiner an fünf
menschlichen Früchten aus dem fünften oder sechsten Monate un-
ternommenen Untersuchungen (S. 75. 79.). Von dem hinteren
Ende des Hodens und dem an dieser Stelle liegenden Theile des
Saamenleiters, geht ein fibröser ziemlich dicker Strang, das Leit-
band oder Gubernaculum Hunteri, ab, welches durch den Lei-
stenkanal hindurch nach auſsen tritt. Das Bauchfell umhüllt es
nicht gänzlich wie bei den Wiederkäuern und dem Schweine,
sondern nur an seiner vorderen Hälfte und bildet noch keine
Scheide für den Leistenkanal. Das Leitband selbst breitet sich
beinahe flächenförmig gegen den Grund des Hodensackes aus;
der auſserhalb des Leistenkanales befindliche Theil des Guberna-
culum
war nirgends gallertartig und ohne deutlich sichtbare Mus-
kelfasern, sondern bestand aus einem zwischen fibrösem Gewebe
und Zellstoffe das Mittel haltenden Gefüge. Der zellstoffige Kern
des Leitbandes ist wahrscheinlich ein eigenthümliches Gebilde.
Die tunica vaginalis communis ist wahrscheinlich auch bei dem
Menschen in ihrer Anlage früher vorhanden, als der Hoden die
Bauchhöhle verläſst und schlieſst hier den inneren Theil des Leit-
bandes ein, und zwar gleich einer an beiden Enden offenen Scheide,
die von den Bauchmuskeln nach innen geht. Verkürzt sich nun
darauf das Leitband, so wird diese dasselbe umgebende Scheide,
deren oberes Ende dicht am Hoden mit dem oberen Ende des
Leitbandes aufs Innigste verwachsen und von ihm gleichsam ver-
stopft ist, wie der Körper eines Handschuhes umgestülpt, und
nimmt darauf an Umfang und Dicke durch Anbildung plastischen
Stoffes immer mehr zu. — Dadurch, daſs der Hoden bei seinem
Heraustreten aus der Bauchhöhle den benachbarten und mit sei-
nem Ueberzuge zusammenhängenden Theil des Bauchfelles mit
sich zieht, entsteht die tunica vaginalis propria (Scheidenka-
nal). — Nachdem er einige wesentliche Unterschiede über die ver-
schiedenen Verbältnisse der tunica vaginalis propria und com-
munis
angegeben, liefert er noch polemische Bemerkungen gegen
Oesterreichers Dissertation (de gubernaculo s. d. Hunteriano.
1828. 4.), in welcher dieselben Ansichten, wie in der von uns
oben angeführten, späteren Schrift von Oesterreicher enthalten
zu seyn scheinen. Er zeigt, daſs die Ortsveränderung der Hoden
eine andere bei den Thieren und eine andere bei dem Menschen sey.

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[407/0435] Keimbereitende und ausführende innere Geschlechtsth. Descensus testiculorum aus den Wiederkäuern und dem Schweine (S. 69—74.) und liefert dann folgende Resultate seiner an fünf menschlichen Früchten aus dem fünften oder sechsten Monate un- ternommenen Untersuchungen (S. 75. 79.). Von dem hinteren Ende des Hodens und dem an dieser Stelle liegenden Theile des Saamenleiters, geht ein fibröser ziemlich dicker Strang, das Leit- band oder Gubernaculum Hunteri, ab, welches durch den Lei- stenkanal hindurch nach auſsen tritt. Das Bauchfell umhüllt es nicht gänzlich wie bei den Wiederkäuern und dem Schweine, sondern nur an seiner vorderen Hälfte und bildet noch keine Scheide für den Leistenkanal. Das Leitband selbst breitet sich beinahe flächenförmig gegen den Grund des Hodensackes aus; der auſserhalb des Leistenkanales befindliche Theil des Guberna- culum war nirgends gallertartig und ohne deutlich sichtbare Mus- kelfasern, sondern bestand aus einem zwischen fibrösem Gewebe und Zellstoffe das Mittel haltenden Gefüge. Der zellstoffige Kern des Leitbandes ist wahrscheinlich ein eigenthümliches Gebilde. Die tunica vaginalis communis ist wahrscheinlich auch bei dem Menschen in ihrer Anlage früher vorhanden, als der Hoden die Bauchhöhle verläſst und schlieſst hier den inneren Theil des Leit- bandes ein, und zwar gleich einer an beiden Enden offenen Scheide, die von den Bauchmuskeln nach innen geht. Verkürzt sich nun darauf das Leitband, so wird diese dasselbe umgebende Scheide, deren oberes Ende dicht am Hoden mit dem oberen Ende des Leitbandes aufs Innigste verwachsen und von ihm gleichsam ver- stopft ist, wie der Körper eines Handschuhes umgestülpt, und nimmt darauf an Umfang und Dicke durch Anbildung plastischen Stoffes immer mehr zu. — Dadurch, daſs der Hoden bei seinem Heraustreten aus der Bauchhöhle den benachbarten und mit sei- nem Ueberzuge zusammenhängenden Theil des Bauchfelles mit sich zieht, entsteht die tunica vaginalis propria (Scheidenka- nal). — Nachdem er einige wesentliche Unterschiede über die ver- schiedenen Verbältnisse der tunica vaginalis propria und com- munis angegeben, liefert er noch polemische Bemerkungen gegen Oesterreichers Dissertation (de gubernaculo s. d. Hunteriano. 1828. 4.), in welcher dieselben Ansichten, wie in der von uns oben angeführten, späteren Schrift von Oesterreicher enthalten zu seyn scheinen. Er zeigt, daſs die Ortsveränderung der Hoden eine andere bei den Thieren und eine andere bei dem Menschen sey.

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/435>, abgerufen am 22.11.2024.