Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Von dem Embryo. noch keine Spur von Folliculis an ihnen wahrnehmen. Eben so wenighabe ich solche an neugeborenen Säugethieren gefunden. Die Trom- peten bleiben nach vorn gerade und geöffnet, so dass zuerst ihre vor- dere Mündung den vordersten Rand des Eierstockes überragt. Später- hin krümmen sie sich von aussen nach innen immer mehr und rücken zugleich etwas von unten nach oben vor. Sie verändern daher ihr Verhältniss zu dem Eierstocke sowohl, als zu den Wolffschen Körpern bedeutend. Nach vorn umfassen sie mit ih- rer Mündung den Eierstock, doch so, dass sie im Allgemeinen mit ihrem vordersten Ende über den Rand desselben hinausragen. Der Wolffsche Körper kommt aber mehr neben ihnen zu liegen, zwischen ihren eigenthümlichen Bauchfellpartien, und befindet sich daher in seinen letzten Ueberresten dicht vor dem Eierstocke. (S. zur Erläuterung besonders die Abbildungen bei Rosenmüller tab. 1. fig. 5--8.). Die Mündungen der Trompeten zeigen sich nach Meckel (Anat. IV. S. 489.) zuerst im fünften Monate bei dem Menschen und sind im achten Monate, bei dem Neugebore- nen und in den ersten Lebensjahren stärker, als im Erwachsenen. Die vordere Oeffnung der Trompeten setzt Meckel (Anat. IV. S. 590.), jedoch ohne Zweifel zu spät, in den vierten Monat, die Entstehung der Einschnitte aber noch später. Ihre Höhle ist nach ihm desto grösser, je jünger der Embryo. Seine Vermu- thung, dass das Rosenmüllersche Organ, die Ueberreste der Wolff- schen Körper, mit dem Eierstocke in frühester Zeit unmittelbar zusammenhänge, dürfte sich aus dem Obigen von selbst als un- richtig ergeben. -- Das Rosenmüllersche Organ, d. h. der Ueber- rest der Wolffschen Körper bei weiblichen Früchten, besteht bei dem Menschen zu Ende des dritten Monates aus Kanälchen (die wahrscheinlich nicht mehr hohl sind), welche parallel von vorn nach hinten verlaufen und zwischen sich runde Körperchen, wahr- scheinlich metamorphosirte Knäuel, haben. Nach innen dagegen besteht das Gewebe aus einem Apparate von rundlichen Kugeln, die sich dem Aeussern nach wenigstens von den metamorphosir- ten Knäueln gar nicht unterscheiden. Ueber ihre Grössenverhält- nisse s. oben die Tabelle. -- Endlich verdient noch bemerkt zu werden, dass bei den Vögeln immer zuerst doppelte Eierstöcke und Eileiter angelegt werden, von denen der eine, meist der rechte, wiederum schwindet. Doch verharrt er selbst hier in weit öfteren Fällen, als man gewöhnlich glaubt. Von dem Embryo. noch keine Spur von Folliculis an ihnen wahrnehmen. Eben so wenighabe ich solche an neugeborenen Säugethieren gefunden. Die Trom- peten bleiben nach vorn gerade und geöffnet, so daſs zuerst ihre vor- dere Mündung den vordersten Rand des Eierstockes überragt. Später- hin krümmen sie sich von auſsen nach innen immer mehr und rücken zugleich etwas von unten nach oben vor. Sie verändern daher ihr Verhältniſs zu dem Eierstocke sowohl, als zu den Wolffschen Körpern bedeutend. Nach vorn umfassen sie mit ih- rer Mündung den Eierstock, doch so, daſs sie im Allgemeinen mit ihrem vordersten Ende über den Rand desselben hinausragen. Der Wolffsche Körper kommt aber mehr neben ihnen zu liegen, zwischen ihren eigenthümlichen Bauchfellpartien, und befindet sich daher in seinen letzten Ueberresten dicht vor dem Eierstocke. (S. zur Erläuterung besonders die Abbildungen bei Rosenmüller tab. 1. fig. 5—8.). Die Mündungen der Trompeten zeigen sich nach Meckel (Anat. IV. S. 489.) zuerst im fünften Monate bei dem Menschen und sind im achten Monate, bei dem Neugebore- nen und in den ersten Lebensjahren stärker, als im Erwachsenen. Die vordere Oeffnung der Trompeten setzt Meckel (Anat. IV. S. 590.), jedoch ohne Zweifel zu spät, in den vierten Monat, die Entstehung der Einschnitte aber noch später. Ihre Höhle ist nach ihm desto gröſser, je jünger der Embryo. Seine Vermu- thung, daſs das Rosenmüllersche Organ, die Ueberreste der Wolff- schen Körper, mit dem Eierstocke in frühester Zeit unmittelbar zusammenhänge, dürfte sich aus dem Obigen von selbst als un- richtig ergeben. — Das Rosenmüllersche Organ, d. h. der Ueber- rest der Wolffschen Körper bei weiblichen Früchten, besteht bei dem Menschen zu Ende des dritten Monates aus Kanälchen (die wahrscheinlich nicht mehr hohl sind), welche parallel von vorn nach hinten verlaufen und zwischen sich runde Körperchen, wahr- scheinlich metamorphosirte Knäuel, haben. Nach innen dagegen besteht das Gewebe aus einem Apparate von rundlichen Kugeln, die sich dem Aeuſsern nach wenigstens von den metamorphosir- ten Knäueln gar nicht unterscheiden. Ueber ihre Gröſsenverhält- nisse s. oben die Tabelle. — Endlich verdient noch bemerkt zu werden, daſs bei den Vögeln immer zuerst doppelte Eierstöcke und Eileiter angelegt werden, von denen der eine, meist der rechte, wiederum schwindet. Doch verharrt er selbst hier in weit öfteren Fällen, als man gewöhnlich glaubt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0418" n="390"/><fw place="top" type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/> noch keine Spur von Folliculis an ihnen wahrnehmen. Eben so wenig<lb/> habe ich solche an neugeborenen Säugethieren gefunden. Die Trom-<lb/> peten bleiben nach vorn gerade und geöffnet, so daſs zuerst ihre vor-<lb/> dere Mündung den vordersten Rand des Eierstockes überragt. Später-<lb/> hin krümmen sie sich von auſsen nach innen immer mehr und<lb/> rücken zugleich etwas von unten nach oben vor. Sie verändern<lb/> daher ihr Verhältniſs zu dem Eierstocke sowohl, als zu den<lb/> Wolffschen Körpern bedeutend. Nach vorn umfassen sie mit ih-<lb/> rer Mündung den Eierstock, doch so, daſs sie im Allgemeinen mit<lb/> ihrem vordersten Ende über den Rand desselben hinausragen.<lb/> Der Wolffsche Körper kommt aber mehr neben ihnen zu liegen,<lb/> zwischen ihren eigenthümlichen Bauchfellpartien, und befindet sich<lb/> daher in seinen letzten Ueberresten dicht vor dem Eierstocke.<lb/> (S. zur Erläuterung besonders die Abbildungen bei Rosenmüller<lb/> tab. 1. fig. 5—8.). Die Mündungen der Trompeten zeigen sich<lb/> nach Meckel (Anat. IV. S. 489.) zuerst im fünften Monate bei<lb/> dem Menschen und sind im achten Monate, bei dem Neugebore-<lb/> nen und in den ersten Lebensjahren stärker, als im Erwachsenen.<lb/> Die vordere Oeffnung der Trompeten setzt Meckel (Anat. IV. S.<lb/> 590.), jedoch ohne Zweifel zu spät, in den vierten Monat, die<lb/> Entstehung der Einschnitte aber noch später. Ihre Höhle ist<lb/> nach ihm desto gröſser, je jünger der Embryo. Seine Vermu-<lb/> thung, daſs das Rosenmüllersche Organ, die Ueberreste der Wolff-<lb/> schen Körper, mit dem Eierstocke in frühester Zeit unmittelbar<lb/> zusammenhänge, dürfte sich aus dem Obigen von selbst als un-<lb/> richtig ergeben. — Das Rosenmüllersche Organ, d. h. der Ueber-<lb/> rest der Wolffschen Körper bei weiblichen Früchten, besteht bei<lb/> dem Menschen zu Ende des dritten Monates aus Kanälchen (die<lb/> wahrscheinlich nicht mehr hohl sind), welche parallel von vorn<lb/> nach hinten verlaufen und zwischen sich runde Körperchen, wahr-<lb/> scheinlich metamorphosirte Knäuel, haben. Nach innen dagegen<lb/> besteht das Gewebe aus einem Apparate von rundlichen Kugeln,<lb/> die sich dem Aeuſsern nach wenigstens von den metamorphosir-<lb/> ten Knäueln gar nicht unterscheiden. Ueber ihre Gröſsenverhält-<lb/> nisse s. oben die Tabelle. — Endlich verdient noch bemerkt zu<lb/> werden, daſs bei den Vögeln immer zuerst doppelte Eierstöcke<lb/> und Eileiter angelegt werden, von denen der eine, meist der<lb/> rechte, wiederum schwindet. Doch verharrt er selbst hier in<lb/> weit öfteren Fällen, als man gewöhnlich glaubt.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [390/0418]
Von dem Embryo.
noch keine Spur von Folliculis an ihnen wahrnehmen. Eben so wenig
habe ich solche an neugeborenen Säugethieren gefunden. Die Trom-
peten bleiben nach vorn gerade und geöffnet, so daſs zuerst ihre vor-
dere Mündung den vordersten Rand des Eierstockes überragt. Später-
hin krümmen sie sich von auſsen nach innen immer mehr und
rücken zugleich etwas von unten nach oben vor. Sie verändern
daher ihr Verhältniſs zu dem Eierstocke sowohl, als zu den
Wolffschen Körpern bedeutend. Nach vorn umfassen sie mit ih-
rer Mündung den Eierstock, doch so, daſs sie im Allgemeinen mit
ihrem vordersten Ende über den Rand desselben hinausragen.
Der Wolffsche Körper kommt aber mehr neben ihnen zu liegen,
zwischen ihren eigenthümlichen Bauchfellpartien, und befindet sich
daher in seinen letzten Ueberresten dicht vor dem Eierstocke.
(S. zur Erläuterung besonders die Abbildungen bei Rosenmüller
tab. 1. fig. 5—8.). Die Mündungen der Trompeten zeigen sich
nach Meckel (Anat. IV. S. 489.) zuerst im fünften Monate bei
dem Menschen und sind im achten Monate, bei dem Neugebore-
nen und in den ersten Lebensjahren stärker, als im Erwachsenen.
Die vordere Oeffnung der Trompeten setzt Meckel (Anat. IV. S.
590.), jedoch ohne Zweifel zu spät, in den vierten Monat, die
Entstehung der Einschnitte aber noch später. Ihre Höhle ist
nach ihm desto gröſser, je jünger der Embryo. Seine Vermu-
thung, daſs das Rosenmüllersche Organ, die Ueberreste der Wolff-
schen Körper, mit dem Eierstocke in frühester Zeit unmittelbar
zusammenhänge, dürfte sich aus dem Obigen von selbst als un-
richtig ergeben. — Das Rosenmüllersche Organ, d. h. der Ueber-
rest der Wolffschen Körper bei weiblichen Früchten, besteht bei
dem Menschen zu Ende des dritten Monates aus Kanälchen (die
wahrscheinlich nicht mehr hohl sind), welche parallel von vorn
nach hinten verlaufen und zwischen sich runde Körperchen, wahr-
scheinlich metamorphosirte Knäuel, haben. Nach innen dagegen
besteht das Gewebe aus einem Apparate von rundlichen Kugeln,
die sich dem Aeuſsern nach wenigstens von den metamorphosir-
ten Knäueln gar nicht unterscheiden. Ueber ihre Gröſsenverhält-
nisse s. oben die Tabelle. — Endlich verdient noch bemerkt zu
werden, daſs bei den Vögeln immer zuerst doppelte Eierstöcke
und Eileiter angelegt werden, von denen der eine, meist der
rechte, wiederum schwindet. Doch verharrt er selbst hier in
weit öfteren Fällen, als man gewöhnlich glaubt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |