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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
Gegentheile dadurch, dass man dieselben mehr in die Tiefe zu
verfolgen sich bemüht. Jedoch gelingt dieses wegen der unge-
meinen Verwickelung der Kanälchen nur selten, und nie in bedeu-
tenderer Ausdehnung. Man kann sich daher hiervon auch auf
eine weit leichtere und eben so sichere Weise überzeugen. Be-
trachtet man nämlich einen solchen Wolff'schen Körper unter
stärkerer Vergrösserung, z. B. unter Ocular No. 2. und Objectiv
No. 1. des grossen Plössl'schen Microscopes, besonders wenn er
sich auf schwarzem Grunde befindet und von oben mittelst des
Selligueschen oder eines diesem ähnlichen Prisma beleuchtet wird,
so sieht man, dass der deutlich wahrnehmbare Kanal in den Wolff-
schen Körpern, welcher sich als ein breiter dunkeler Streif von
den schmalen weissen Wänden genugsam unterscheidet, nicht, wie
es bei solchen blinden Enden, z. B. in den Drüsen, den Lungen,
den Nieren und dgl. der Fall ist, von eben solchen schmalen wei-
ssen Linien begrenzt wird, sondern ohne solche aufhört -- ein
Factum, welches jeden geübten microscopischen Beobachter, wie
ich es an Purkinje, als er dieses Verhältniss sah, selbst erfuhr,
zu demselben Schlusse leiten wird. Dass die Kanälchen der
Wolff'schen Körper in ihrem Innern hohl seyen, erkennt man schon
von aussen. Man kann sich aber leicht, wie Joh. Müller und
Rathke schon bemerkt haben, hiervon überzeugen, wenn man den
Wolff'schen Körper durchschneidet und die Durchschnittsfläche be-
trachtet. Ihre Wandungen sind so rigide, dass sie nach der Tren-
nung nicht zusammenfallen, sondern das Lumen des Kanales offen
bleibt. Ja ich habe bisweilen die Wandung eines solchen Ka-
nales nur angeschnitten, ohne die weitere Continuität seines Ver-
laufes zu unterbrechen, und die Seitenwände dann so klaffen gesehen,
dass mit Leichtigkeit ein Haar hineingebracht werden konnte. --
Die Grösse der Kanälchen ist in jedem Thiere in derselben Epoche
der Entwickelung ziemlich constant. Wir heben aus sehr vielen
von uns angestellten micrometrischen Messungen die vorzüglich-
sten hervor, bemerken aber zuvor ausdrücklich, dass hier noth-
wendig zwei Zustände zu berücksichtigen sind. Wir haben näm-
lich gar nicht selten bedeutende Differenzen gefunden, je nachdem
wir die durch das Bauchfell hindurch scheinenden oder die von
demselben getrennten Kanälchen zu messen unternahmen, beson-
ders wenn dieses nicht ganz frische, sondern längere oder kür-
zere Zeit in Weingeist aufbewahrte Früchte betraf. Der Grund

Von dem Embryo.
Gegentheile dadurch, daſs man dieselben mehr in die Tiefe zu
verfolgen sich bemüht. Jedoch gelingt dieses wegen der unge-
meinen Verwickelung der Kanälchen nur selten, und nie in bedeu-
tenderer Ausdehnung. Man kann sich daher hiervon auch auf
eine weit leichtere und eben so sichere Weise überzeugen. Be-
trachtet man nämlich einen solchen Wolff’schen Körper unter
stärkerer Vergröſserung, z. B. unter Ocular No. 2. und Objectiv
No. 1. des groſsen Plöſsl’schen Microscopes, besonders wenn er
sich auf schwarzem Grunde befindet und von oben mittelst des
Selligueschen oder eines diesem ähnlichen Prisma beleuchtet wird,
so sieht man, daſs der deutlich wahrnehmbare Kanal in den Wolff-
schen Körpern, welcher sich als ein breiter dunkeler Streif von
den schmalen weiſsen Wänden genugsam unterscheidet, nicht, wie
es bei solchen blinden Enden, z. B. in den Drüsen, den Lungen,
den Nieren und dgl. der Fall ist, von eben solchen schmalen wei-
ſsen Linien begrenzt wird, sondern ohne solche aufhört — ein
Factum, welches jeden geübten microscopischen Beobachter, wie
ich es an Purkinje, als er dieses Verhältniſs sah, selbst erfuhr,
zu demselben Schlusse leiten wird. Daſs die Kanälchen der
Wolff’schen Körper in ihrem Innern hohl seyen, erkennt man schon
von auſsen. Man kann sich aber leicht, wie Joh. Müller und
Rathke schon bemerkt haben, hiervon überzeugen, wenn man den
Wolff’schen Körper durchschneidet und die Durchschnittsfläche be-
trachtet. Ihre Wandungen sind so rigide, daſs sie nach der Tren-
nung nicht zusammenfallen, sondern das Lumen des Kanales offen
bleibt. Ja ich habe bisweilen die Wandung eines solchen Ka-
nales nur angeschnitten, ohne die weitere Continuität seines Ver-
laufes zu unterbrechen, und die Seitenwände dann so klaffen gesehen,
daſs mit Leichtigkeit ein Haar hineingebracht werden konnte. —
Die Gröſse der Kanälchen ist in jedem Thiere in derselben Epoche
der Entwickelung ziemlich constant. Wir heben aus sehr vielen
von uns angestellten micrometrischen Messungen die vorzüglich-
sten hervor, bemerken aber zuvor ausdrücklich, daſs hier noth-
wendig zwei Zustände zu berücksichtigen sind. Wir haben näm-
lich gar nicht selten bedeutende Differenzen gefunden, je nachdem
wir die durch das Bauchfell hindurch scheinenden oder die von
demselben getrennten Kanälchen zu messen unternahmen, beson-
ders wenn dieses nicht ganz frische, sondern längere oder kür-
zere Zeit in Weingeist aufbewahrte Früchte betraf. Der Grund

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[382/0410] Von dem Embryo. Gegentheile dadurch, daſs man dieselben mehr in die Tiefe zu verfolgen sich bemüht. Jedoch gelingt dieses wegen der unge- meinen Verwickelung der Kanälchen nur selten, und nie in bedeu- tenderer Ausdehnung. Man kann sich daher hiervon auch auf eine weit leichtere und eben so sichere Weise überzeugen. Be- trachtet man nämlich einen solchen Wolff’schen Körper unter stärkerer Vergröſserung, z. B. unter Ocular No. 2. und Objectiv No. 1. des groſsen Plöſsl’schen Microscopes, besonders wenn er sich auf schwarzem Grunde befindet und von oben mittelst des Selligueschen oder eines diesem ähnlichen Prisma beleuchtet wird, so sieht man, daſs der deutlich wahrnehmbare Kanal in den Wolff- schen Körpern, welcher sich als ein breiter dunkeler Streif von den schmalen weiſsen Wänden genugsam unterscheidet, nicht, wie es bei solchen blinden Enden, z. B. in den Drüsen, den Lungen, den Nieren und dgl. der Fall ist, von eben solchen schmalen wei- ſsen Linien begrenzt wird, sondern ohne solche aufhört — ein Factum, welches jeden geübten microscopischen Beobachter, wie ich es an Purkinje, als er dieses Verhältniſs sah, selbst erfuhr, zu demselben Schlusse leiten wird. Daſs die Kanälchen der Wolff’schen Körper in ihrem Innern hohl seyen, erkennt man schon von auſsen. Man kann sich aber leicht, wie Joh. Müller und Rathke schon bemerkt haben, hiervon überzeugen, wenn man den Wolff’schen Körper durchschneidet und die Durchschnittsfläche be- trachtet. Ihre Wandungen sind so rigide, daſs sie nach der Tren- nung nicht zusammenfallen, sondern das Lumen des Kanales offen bleibt. Ja ich habe bisweilen die Wandung eines solchen Ka- nales nur angeschnitten, ohne die weitere Continuität seines Ver- laufes zu unterbrechen, und die Seitenwände dann so klaffen gesehen, daſs mit Leichtigkeit ein Haar hineingebracht werden konnte. — Die Gröſse der Kanälchen ist in jedem Thiere in derselben Epoche der Entwickelung ziemlich constant. Wir heben aus sehr vielen von uns angestellten micrometrischen Messungen die vorzüglich- sten hervor, bemerken aber zuvor ausdrücklich, daſs hier noth- wendig zwei Zustände zu berücksichtigen sind. Wir haben näm- lich gar nicht selten bedeutende Differenzen gefunden, je nachdem wir die durch das Bauchfell hindurch scheinenden oder die von demselben getrennten Kanälchen zu messen unternahmen, beson- ders wenn dieses nicht ganz frische, sondern längere oder kür- zere Zeit in Weingeist aufbewahrte Früchte betraf. Der Grund

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/410>, abgerufen am 22.11.2024.