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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Gesehlechts- und Harnorgane.
Bd. 2. S. 236. 237.) glaubt, dass die Nebennieren durch Abschnü-
rung des vordersten Theiles der Wolffschen Körper in Folge der
Entwickelung der Nieren entstehen. Ja die Nebennieren sollen
sogar zuerst unter dem Microscope dieselbe Bildung, wie die
Wolffschen Körper zeigen. Ebenso fliessen Hoden und Ovarien
anfangs mit ihrem oberen (vorderen) Ende in die Substanz der
Wolffschen Körper zusammen, trennen sich aber sehr bald von ihnen.

1832. -- Rathke (Abhandlungen zur Bildungs- und Entwicke-
lungsgeschichte des Menschen und der Thiere. 1832. 4.) verthei-
digt (S. 18.) gegen Joh. Müller, dass der über den ganzen Wolff-
schen Körper verlaufende Kanal der wahre falsche Harnleiter, der
von Müller dagegen als solcher beschriebene nur eine Ansammlung
von Zellstoff sei, dass die Nebenhoden aus einigen Gefässen der
falschen Nieren enstehen (S. 19.) und dass Eierstöcke und Hoden
bestimmt Metamorphosen derselben bei den höheren Amphibien,
Vögeln und Säugethieren seyen. Von den Nieren aber ist dieses
zweifelhaft. -- Die Wolffschen Körper bei Batrachiern hat Rathke,
wie J. Müller sie beschrieben, gefunden. Vergeblich aber haben beide
nach ähnlichen Organen bei Blennius viviparus gesucht (S. 20.).

Rathke liefert eine Arbeit über die Geschlechtswerkzeuge
der Schlangen, Eidechsen und Schildkröten (Abh. I. S. 21--44.),
woraus erhellt, dass die Wolffschen Körper auch hier allgemein
vorkommen, dass Saamen- und Eileiter neben den falschen Harn-
leitern entstehen (S. 27.) und dass auch hier die den malpighschen
Körperchen analogen Gefässconvolute in den Wolffschen Körpern
sich zeigen (S. 30.).

In demselben Werke von Rathke finden sich Untersuchun-
gen über die Geschlechtswerkzeuge der Säugethiere (S. 45--87.),
die folgende Thiere betreffen.

1. Wiederkäuer und zahmes Schwein. Bei sehr jungen
Schafsembryonen, deren Kiemenspalten zum Theil noch offen stan-
den, waren die Wolffschen Körper allein vorzufinden (S. 47.).
Längs ihrer ganzen Ausdehnung verlief ein Gefäss, aus welchem
ihre kleinern Gefässe entsprangen. Nun beugt sich jede falsche
Niere, besonders in ihrer Mitte ein, und verdickt sich vorzüglich
an ihrer hinteren Hälfte (S. 48.). Beide bleiben durch eine Masse
Schleimstoff, in welcher die Aorte und Hohlvene liegen, mit ein-
ander verbunden (S. 49.). Die Kanälchen der falschen Nieren
vergrössern sich, treiben an ihren blinden Enden zarte schlauch-

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Gesehlechts- und Harnorgane.
Bd. 2. S. 236. 237.) glaubt, daſs die Nebennieren durch Abschnü-
rung des vordersten Theiles der Wolffschen Körper in Folge der
Entwickelung der Nieren entstehen. Ja die Nebennieren sollen
sogar zuerst unter dem Microscope dieselbe Bildung, wie die
Wolffschen Körper zeigen. Ebenso flieſsen Hoden und Ovarien
anfangs mit ihrem oberen (vorderen) Ende in die Substanz der
Wolffschen Körper zusammen, trennen sich aber sehr bald von ihnen.

1832. — Rathke (Abhandlungen zur Bildungs- und Entwicke-
lungsgeschichte des Menschen und der Thiere. 1832. 4.) verthei-
digt (S. 18.) gegen Joh. Müller, daſs der über den ganzen Wolff-
schen Körper verlaufende Kanal der wahre falsche Harnleiter, der
von Müller dagegen als solcher beschriebene nur eine Ansammlung
von Zellstoff sei, daſs die Nebenhoden aus einigen Gefäſsen der
falschen Nieren enstehen (S. 19.) und daſs Eierstöcke und Hoden
bestimmt Metamorphosen derselben bei den höheren Amphibien,
Vögeln und Säugethieren seyen. Von den Nieren aber ist dieses
zweifelhaft. — Die Wolffschen Körper bei Batrachiern hat Rathke,
wie J. Müller sie beschrieben, gefunden. Vergeblich aber haben beide
nach ähnlichen Organen bei Blennius viviparus gesucht (S. 20.).

Rathke liefert eine Arbeit über die Geschlechtswerkzeuge
der Schlangen, Eidechsen und Schildkröten (Abh. I. S. 21—44.),
woraus erhellt, daſs die Wolffschen Körper auch hier allgemein
vorkommen, daſs Saamen- und Eileiter neben den falschen Harn-
leitern entstehen (S. 27.) und daſs auch hier die den malpighschen
Körperchen analogen Gefäſsconvolute in den Wolffschen Körpern
sich zeigen (S. 30.).

In demselben Werke von Rathke finden sich Untersuchun-
gen über die Geschlechtswerkzeuge der Säugethiere (S. 45—87.),
die folgende Thiere betreffen.

1. Wiederkäuer und zahmes Schwein. Bei sehr jungen
Schafsembryonen, deren Kiemenspalten zum Theil noch offen stan-
den, waren die Wolffschen Körper allein vorzufinden (S. 47.).
Längs ihrer ganzen Ausdehnung verlief ein Gefäſs, aus welchem
ihre kleinern Gefäſse entsprangen. Nun beugt sich jede falsche
Niere, besonders in ihrer Mitte ein, und verdickt sich vorzüglich
an ihrer hinteren Hälfte (S. 48.). Beide bleiben durch eine Masse
Schleimstoff, in welcher die Aorte und Hohlvene liegen, mit ein-
ander verbunden (S. 49.). Die Kanälchen der falschen Nieren
vergröſsern sich, treiben an ihren blinden Enden zarte schlauch-

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[371/0399] Gesehlechts- und Harnorgane. Bd. 2. S. 236. 237.) glaubt, daſs die Nebennieren durch Abschnü- rung des vordersten Theiles der Wolffschen Körper in Folge der Entwickelung der Nieren entstehen. Ja die Nebennieren sollen sogar zuerst unter dem Microscope dieselbe Bildung, wie die Wolffschen Körper zeigen. Ebenso flieſsen Hoden und Ovarien anfangs mit ihrem oberen (vorderen) Ende in die Substanz der Wolffschen Körper zusammen, trennen sich aber sehr bald von ihnen. 1832. — Rathke (Abhandlungen zur Bildungs- und Entwicke- lungsgeschichte des Menschen und der Thiere. 1832. 4.) verthei- digt (S. 18.) gegen Joh. Müller, daſs der über den ganzen Wolff- schen Körper verlaufende Kanal der wahre falsche Harnleiter, der von Müller dagegen als solcher beschriebene nur eine Ansammlung von Zellstoff sei, daſs die Nebenhoden aus einigen Gefäſsen der falschen Nieren enstehen (S. 19.) und daſs Eierstöcke und Hoden bestimmt Metamorphosen derselben bei den höheren Amphibien, Vögeln und Säugethieren seyen. Von den Nieren aber ist dieses zweifelhaft. — Die Wolffschen Körper bei Batrachiern hat Rathke, wie J. Müller sie beschrieben, gefunden. Vergeblich aber haben beide nach ähnlichen Organen bei Blennius viviparus gesucht (S. 20.). Rathke liefert eine Arbeit über die Geschlechtswerkzeuge der Schlangen, Eidechsen und Schildkröten (Abh. I. S. 21—44.), woraus erhellt, daſs die Wolffschen Körper auch hier allgemein vorkommen, daſs Saamen- und Eileiter neben den falschen Harn- leitern entstehen (S. 27.) und daſs auch hier die den malpighschen Körperchen analogen Gefäſsconvolute in den Wolffschen Körpern sich zeigen (S. 30.). In demselben Werke von Rathke finden sich Untersuchun- gen über die Geschlechtswerkzeuge der Säugethiere (S. 45—87.), die folgende Thiere betreffen. 1. Wiederkäuer und zahmes Schwein. Bei sehr jungen Schafsembryonen, deren Kiemenspalten zum Theil noch offen stan- den, waren die Wolffschen Körper allein vorzufinden (S. 47.). Längs ihrer ganzen Ausdehnung verlief ein Gefäſs, aus welchem ihre kleinern Gefäſse entsprangen. Nun beugt sich jede falsche Niere, besonders in ihrer Mitte ein, und verdickt sich vorzüglich an ihrer hinteren Hälfte (S. 48.). Beide bleiben durch eine Masse Schleimstoff, in welcher die Aorte und Hohlvene liegen, mit ein- ander verbunden (S. 49.). Die Kanälchen der falschen Nieren vergröſsern sich, treiben an ihren blinden Enden zarte schlauch- 24*

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/399>, abgerufen am 22.11.2024.