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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Geschlechts- und Harnorgane.
zum Schwanze des Nebenhodens und, indem er sich an seinem
hinteren Ende erweitert, zum vas deferens. Der Insertionspunkt
des Gubernaculum Hunteri ist nun scheinbar vermöge dieser
Kräuselung an den Schwanz des Nebenhodens gerückt (S. 61.).
Die Einmündungsstelle des vas deferens ist jederseits getrennt.
Beide rücken nur nahe an einander. -- Bei dem Weibchen dage-
gen reicht der Gang etwas über den Wolffschen Körper hinauf
und endigt oben (vorn) mit einer kegelförmigen Anschwellung,
die später eine Oeffnung erhält. Der über den Wolffschen Kör-
per verlaufende Theil desselben bleibt gerade und wird zur
Trompete, während der untere Theil desselben sich in das Horn
des Uterus umwandelt. Nach unten verschmelzen sie hier bei-
derseits zu einem einfachen Stücke, dem Uterus (S. 60. 61.). --
Die Nieren erscheinen bei Vögeln und Säugethieren hinter den
Wolffschen Körpern (S. 24. 55. 98. de glandulis p. 91. 94.)
sind bei den Vögeln im Anfange eine Menge in eine Masse mit ein-
ander verbundener Blinddärmchen, welche sich zu Blättchen verei-
nigen (de glandulis. tab. XIII. fig. 1. 2. 4.). Bei den Säugethieren
enthalten sie zuerst gewundene Kanäle mit kolbigen Enden (de
gland
. p. 94. tab. XIV. fig. I.) und durch Krümmung und Verwicke-
lung dieser Harnkanäle entsteht dann die Rindersubstanz der Nieren.
-- 3. Der Mensch. -- Er hat in frühester Zeit ebenfalls Woffsche
Körper, die sich aber schnell verkleinern (Bildungsgeseh. S. 74. 76.).
-- Am spätesten verkümmern sie bei den Fröschen, früher bei den
Vögeln und noch früher bei den Säugethieren (S. 95. 96.), am
frühesten aber bei dem Menschen, da sie bei einen Zoll langen
menschlichen Früchten schon sehr klein und undeutlich sind (S.
97.). -- Die Nebennieren sind nur beim Menschen anfangs grösser,
als die Nieren (S. 98.). -- Die Wolffschen Körper sind Absonde-
rungsorgane, stehen in einem vicären Verhältnisse zu den Nieren,
wie die Kiemen zu den Lungen, und excerniren einen harnähnli-
chen Stoff (S. 109.), haben aber nicht die innige Beziehung zu
den Genitalien, wie Rathke glaubte (S. 110.).

L. Jacobson (die Okenschen Körper oder die Primordialnie-
ren. 1830. 4.) hat seine Untersuchungen an einer Reihe Schwei-
neembryonen angestellt. Die Okenschen Körper sind nach ihm
bei Embryonen von 11/2 Zoll in ihrer höchsten Ausbildung vorzu-
finden (S. 3.). Sie liegen in der Höhle des Bauchfelles, von wel-
chem sie gänzlich umgeben werden, bestehen aus einer Masse

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Geschlechts- und Harnorgane.
zum Schwanze des Nebenhodens und, indem er sich an seinem
hinteren Ende erweitert, zum vas deferens. Der Insertionspunkt
des Gubernaculum Hunteri ist nun scheinbar vermöge dieser
Kräuselung an den Schwanz des Nebenhodens gerückt (S. 61.).
Die Einmündungsstelle des vas deferens ist jederseits getrennt.
Beide rücken nur nahe an einander. — Bei dem Weibchen dage-
gen reicht der Gang etwas über den Wolffschen Körper hinauf
und endigt oben (vorn) mit einer kegelförmigen Anschwellung,
die später eine Oeffnung erhält. Der über den Wolffschen Kör-
per verlaufende Theil desselben bleibt gerade und wird zur
Trompete, während der untere Theil desselben sich in das Horn
des Uterus umwandelt. Nach unten verschmelzen sie hier bei-
derseits zu einem einfachen Stücke, dem Uterus (S. 60. 61.). —
Die Nieren erscheinen bei Vögeln und Säugethieren hinter den
Wolffschen Körpern (S. 24. 55. 98. de glandulis p. 91. 94.)
sind bei den Vögeln im Anfange eine Menge in eine Masse mit ein-
ander verbundener Blinddärmchen, welche sich zu Blättchen verei-
nigen (de glandulis. tab. XIII. fig. 1. 2. 4.). Bei den Säugethieren
enthalten sie zuerst gewundene Kanäle mit kolbigen Enden (de
gland
. p. 94. tab. XIV. fig. I.) und durch Krümmung und Verwicke-
lung dieser Harnkanäle entsteht dann die Rindersubstanz der Nieren.
— 3. Der Mensch. — Er hat in frühester Zeit ebenfalls Woffsche
Körper, die sich aber schnell verkleinern (Bildungsgeseh. S. 74. 76.).
— Am spätesten verkümmern sie bei den Fröschen, früher bei den
Vögeln und noch früher bei den Säugethieren (S. 95. 96.), am
frühesten aber bei dem Menschen, da sie bei einen Zoll langen
menschlichen Früchten schon sehr klein und undeutlich sind (S.
97.). — Die Nebennieren sind nur beim Menschen anfangs gröſser,
als die Nieren (S. 98.). — Die Wolffschen Körper sind Absonde-
rungsorgane, stehen in einem vicären Verhältnisse zu den Nieren,
wie die Kiemen zu den Lungen, und excerniren einen harnähnli-
chen Stoff (S. 109.), haben aber nicht die innige Beziehung zu
den Genitalien, wie Rathke glaubte (S. 110.).

L. Jacobson (die Okenschen Körper oder die Primordialnie-
ren. 1830. 4.) hat seine Untersuchungen an einer Reihe Schwei-
neembryonen angestellt. Die Okenschen Körper sind nach ihm
bei Embryonen von 1½ Zoll in ihrer höchsten Ausbildung vorzu-
finden (S. 3.). Sie liegen in der Höhle des Bauchfelles, von wel-
chem sie gänzlich umgeben werden, bestehen aus einer Masse

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[369/0397] Geschlechts- und Harnorgane. zum Schwanze des Nebenhodens und, indem er sich an seinem hinteren Ende erweitert, zum vas deferens. Der Insertionspunkt des Gubernaculum Hunteri ist nun scheinbar vermöge dieser Kräuselung an den Schwanz des Nebenhodens gerückt (S. 61.). Die Einmündungsstelle des vas deferens ist jederseits getrennt. Beide rücken nur nahe an einander. — Bei dem Weibchen dage- gen reicht der Gang etwas über den Wolffschen Körper hinauf und endigt oben (vorn) mit einer kegelförmigen Anschwellung, die später eine Oeffnung erhält. Der über den Wolffschen Kör- per verlaufende Theil desselben bleibt gerade und wird zur Trompete, während der untere Theil desselben sich in das Horn des Uterus umwandelt. Nach unten verschmelzen sie hier bei- derseits zu einem einfachen Stücke, dem Uterus (S. 60. 61.). — Die Nieren erscheinen bei Vögeln und Säugethieren hinter den Wolffschen Körpern (S. 24. 55. 98. de glandulis p. 91. 94.) sind bei den Vögeln im Anfange eine Menge in eine Masse mit ein- ander verbundener Blinddärmchen, welche sich zu Blättchen verei- nigen (de glandulis. tab. XIII. fig. 1. 2. 4.). Bei den Säugethieren enthalten sie zuerst gewundene Kanäle mit kolbigen Enden (de gland. p. 94. tab. XIV. fig. I.) und durch Krümmung und Verwicke- lung dieser Harnkanäle entsteht dann die Rindersubstanz der Nieren. — 3. Der Mensch. — Er hat in frühester Zeit ebenfalls Woffsche Körper, die sich aber schnell verkleinern (Bildungsgeseh. S. 74. 76.). — Am spätesten verkümmern sie bei den Fröschen, früher bei den Vögeln und noch früher bei den Säugethieren (S. 95. 96.), am frühesten aber bei dem Menschen, da sie bei einen Zoll langen menschlichen Früchten schon sehr klein und undeutlich sind (S. 97.). — Die Nebennieren sind nur beim Menschen anfangs gröſser, als die Nieren (S. 98.). — Die Wolffschen Körper sind Absonde- rungsorgane, stehen in einem vicären Verhältnisse zu den Nieren, wie die Kiemen zu den Lungen, und excerniren einen harnähnli- chen Stoff (S. 109.), haben aber nicht die innige Beziehung zu den Genitalien, wie Rathke glaubte (S. 110.). L. Jacobson (die Okenschen Körper oder die Primordialnie- ren. 1830. 4.) hat seine Untersuchungen an einer Reihe Schwei- neembryonen angestellt. Die Okenschen Körper sind nach ihm bei Embryonen von 1½ Zoll in ihrer höchsten Ausbildung vorzu- finden (S. 3.). Sie liegen in der Höhle des Bauchfelles, von wel- chem sie gänzlich umgeben werden, bestehen aus einer Masse 24

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/397>, abgerufen am 22.11.2024.