dünner Faden (wahrscheinlich die wahre Trompete oder der Saamenstrang) über die hintere Fläche des Ovarium fort und legte sich in dessen Mitte an. Die Tuben (Wolffsche Körper) verengern sich hinter den Ovarien beträchtlich und senken sich in den Uterus ein. Dasselbe gilt von seinem angeblich weibli- chen 2 Zoll und 2 Linien langen Embryo (S. 336.).
1807. -- Oken (Beitr. Bd. 1. Hft. 2. 1807. 4.) beschreibt seine wurmförmigen Organe (die Wolffschen Körper) (S. 17.) nebst ihren Ausführungsgängen aus 11/2 Zoll langen Hundeembryonen, begeht aber mehrere Unrichtigkeiten: 1. Verwechselt er (S. 18.) die Ovarien mit den Nieren (tab. IV. fig. 2. k. k. fig. 1. q.); 2. glaubt er mit Unrecht, dass frühere Beobachter die Wolffschen Körper für Nebennieren gehalten haben (S. 19.), ja neigt sich so- gar selbst zu dieser Ansicht hin (p. 21.). Er injicirte aber zuerst mit Himly zum Theil glücklich sein wurmförmiges Organ (S. 21. 22.). Neue Untersuchungen liessen jedoch den trefflichen Mann bald der Wahrheit näher kommen. In Ziegenembryonen beobach- tete er hinter den wurmförmigen Organen die Nieren und Neben- nieren (S. 23.) in ihren gewöhnlichen Verhältnissen. Die früher als Nieren gedeuteten Theile mussten daher innere, keimbereitende Genitalien seyn; die wurmförmigen Körper dagegen Tuben oder Saamenstrang (S. 24.). Ueberdiess macht er die interessante und wichtige Bemerkung, dass bei den Haussäugethieren die Neben- nieren nicht grösser, sondern kleiner, als die Nieren seyen.
1808. -- J. Fr. Meckel liefert (Beitr. zur vergl. Anat. Bd. 1. Hft 1. S. 56--134.) von Neuem die Beschreibung einer Reihe zergliederter, menschlicher Embryonen. Aus einem 6 Linien lan- gen Embryo (S. 71. 72.) beschreibt er die Wolffschen Körper als eine mit der Länge nach verlaufenden Einschnitten versehene Masse. Ob von den drei Körpern, welche er aus einer 9 Linien langen Frucht erwähnt (S. 81.) und die er als Niere, Nebenniere und keimbereitendes Geschlechtsorgan deutet, der eine der Wolff- sche Körper gewesen sey oder nicht, muss ich dahin gestellt seyn lassen. Dasselbe gilt auch von den Geschlechtstheilen der später beschriebenen Früchte (S. 101. 120. 122.).
1810. -- J. Fr. Meckel erzählt (Cuviers vergl. Anat. IV. 1810. 8. S. 530.) die schon oben angeführte Beobachtung Rosen- müllers, nach dessen Beschreibung aus einem zehnwöchentlichen Kinde, stellt die Organe auch mit den Nebenhoden gleich und
Von dem Embryo.
dünner Faden (wahrscheinlich die wahre Trompete oder der Saamenstrang) über die hintere Fläche des Ovarium fort und legte sich in dessen Mitte an. Die Tuben (Wolffsche Körper) verengern sich hinter den Ovarien beträchtlich und senken sich in den Uterus ein. Dasselbe gilt von seinem angeblich weibli- chen 2 Zoll und 2 Linien langen Embryo (S. 336.).
1807. — Oken (Beitr. Bd. 1. Hft. 2. 1807. 4.) beschreibt seine wurmförmigen Organe (die Wolffschen Körper) (S. 17.) nebst ihren Ausführungsgängen aus 1½ Zoll langen Hundeembryonen, begeht aber mehrere Unrichtigkeiten: 1. Verwechselt er (S. 18.) die Ovarien mit den Nieren (tab. IV. fig. 2. k. k. fig. 1. q.); 2. glaubt er mit Unrecht, daſs frühere Beobachter die Wolffschen Körper für Nebennieren gehalten haben (S. 19.), ja neigt sich so- gar selbst zu dieser Ansicht hin (p. 21.). Er injicirte aber zuerst mit Himly zum Theil glücklich sein wurmförmiges Organ (S. 21. 22.). Neue Untersuchungen lieſsen jedoch den trefflichen Mann bald der Wahrheit näher kommen. In Ziegenembryonen beobach- tete er hinter den wurmförmigen Organen die Nieren und Neben- nieren (S. 23.) in ihren gewöhnlichen Verhältnissen. Die früher als Nieren gedeuteten Theile muſsten daher innere, keimbereitende Genitalien seyn; die wurmförmigen Körper dagegen Tuben oder Saamenstrang (S. 24.). Ueberdieſs macht er die interessante und wichtige Bemerkung, daſs bei den Haussäugethieren die Neben- nieren nicht gröſser, sondern kleiner, als die Nieren seyen.
1808. — J. Fr. Meckel liefert (Beitr. zur vergl. Anat. Bd. 1. Hft 1. S. 56—134.) von Neuem die Beschreibung einer Reihe zergliederter, menschlicher Embryonen. Aus einem 6 Linien lan- gen Embryo (S. 71. 72.) beschreibt er die Wolffschen Körper als eine mit der Länge nach verlaufenden Einschnitten versehene Masse. Ob von den drei Körpern, welche er aus einer 9 Linien langen Frucht erwähnt (S. 81.) und die er als Niere, Nebenniere und keimbereitendes Geschlechtsorgan deutet, der eine der Wolff- sche Körper gewesen sey oder nicht, muſs ich dahin gestellt seyn lassen. Dasselbe gilt auch von den Geschlechtstheilen der später beschriebenen Früchte (S. 101. 120. 122.).
1810. — J. Fr. Meckel erzählt (Cuviers vergl. Anat. IV. 1810. 8. S. 530.) die schon oben angeführte Beobachtung Rosen- müllers, nach dessen Beschreibung aus einem zehnwöchentlichen Kinde, stellt die Organe auch mit den Nebenhoden gleich und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0388"n="360"/><fwplace="top"type="header">Von dem Embryo.</fw><lb/>
dünner Faden (wahrscheinlich die wahre Trompete oder der<lb/>
Saamenstrang) über die hintere Fläche des Ovarium fort und<lb/>
legte sich in dessen Mitte an. Die Tuben (Wolffsche Körper)<lb/>
verengern sich hinter den Ovarien beträchtlich und senken sich<lb/>
in den Uterus ein. Dasselbe gilt von seinem angeblich weibli-<lb/>
chen 2 Zoll und 2 Linien langen Embryo (S. 336.).</p><lb/><p>1807. — Oken (Beitr. Bd. 1. Hft. 2. 1807. 4.) beschreibt<lb/>
seine wurmförmigen Organe (die Wolffschen Körper) (S. 17.) nebst<lb/>
ihren Ausführungsgängen aus 1½ Zoll langen Hundeembryonen,<lb/>
begeht aber mehrere Unrichtigkeiten: 1. Verwechselt er (S. 18.)<lb/>
die Ovarien mit den Nieren (tab. IV. fig. 2. k. k. fig. 1. q.);<lb/>
2. glaubt er mit Unrecht, daſs frühere Beobachter die Wolffschen<lb/>
Körper für Nebennieren gehalten haben (S. 19.), ja neigt sich so-<lb/>
gar selbst zu dieser Ansicht hin (p. 21.). Er injicirte aber zuerst<lb/>
mit Himly zum Theil glücklich sein wurmförmiges Organ (S. 21.<lb/>
22.). Neue Untersuchungen lieſsen jedoch den trefflichen Mann<lb/>
bald der Wahrheit näher kommen. In Ziegenembryonen beobach-<lb/>
tete er hinter den wurmförmigen Organen die Nieren und Neben-<lb/>
nieren (S. 23.) in ihren gewöhnlichen Verhältnissen. Die früher als<lb/>
Nieren gedeuteten Theile muſsten daher innere, keimbereitende<lb/>
Genitalien seyn; die wurmförmigen Körper dagegen Tuben oder<lb/>
Saamenstrang (S. 24.). Ueberdieſs macht er die interessante <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice><lb/>
wichtige Bemerkung, daſs bei den Haussäugethieren die Neben-<lb/>
nieren nicht gröſser, sondern kleiner, als die Nieren seyen.</p><lb/><p>1808. — J. Fr. Meckel liefert (Beitr. zur vergl. Anat. Bd.<lb/>
1. Hft 1. S. 56—134.) von Neuem die Beschreibung einer Reihe<lb/>
zergliederter, menschlicher Embryonen. Aus einem 6 Linien lan-<lb/>
gen Embryo (S. 71. 72.) beschreibt er die Wolffschen Körper<lb/>
als eine mit der Länge nach verlaufenden Einschnitten versehene<lb/>
Masse. Ob von den drei Körpern, welche er aus einer 9 Linien<lb/>
langen Frucht erwähnt (S. 81.) und die er als Niere, Nebenniere<lb/>
und keimbereitendes Geschlechtsorgan deutet, der eine der Wolff-<lb/>
sche Körper gewesen sey oder nicht, muſs ich dahin gestellt<lb/>
seyn lassen. Dasselbe gilt auch von den Geschlechtstheilen der<lb/>
später beschriebenen Früchte (S. 101. 120. 122.).</p><lb/><p>1810. — J. Fr. Meckel erzählt (Cuviers vergl. Anat. IV.<lb/>
1810. 8. S. 530.) die schon oben angeführte Beobachtung Rosen-<lb/>
müllers, nach dessen Beschreibung aus einem zehnwöchentlichen<lb/>
Kinde, stellt die Organe auch mit den Nebenhoden gleich und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[360/0388]
Von dem Embryo.
dünner Faden (wahrscheinlich die wahre Trompete oder der
Saamenstrang) über die hintere Fläche des Ovarium fort und
legte sich in dessen Mitte an. Die Tuben (Wolffsche Körper)
verengern sich hinter den Ovarien beträchtlich und senken sich
in den Uterus ein. Dasselbe gilt von seinem angeblich weibli-
chen 2 Zoll und 2 Linien langen Embryo (S. 336.).
1807. — Oken (Beitr. Bd. 1. Hft. 2. 1807. 4.) beschreibt
seine wurmförmigen Organe (die Wolffschen Körper) (S. 17.) nebst
ihren Ausführungsgängen aus 1½ Zoll langen Hundeembryonen,
begeht aber mehrere Unrichtigkeiten: 1. Verwechselt er (S. 18.)
die Ovarien mit den Nieren (tab. IV. fig. 2. k. k. fig. 1. q.);
2. glaubt er mit Unrecht, daſs frühere Beobachter die Wolffschen
Körper für Nebennieren gehalten haben (S. 19.), ja neigt sich so-
gar selbst zu dieser Ansicht hin (p. 21.). Er injicirte aber zuerst
mit Himly zum Theil glücklich sein wurmförmiges Organ (S. 21.
22.). Neue Untersuchungen lieſsen jedoch den trefflichen Mann
bald der Wahrheit näher kommen. In Ziegenembryonen beobach-
tete er hinter den wurmförmigen Organen die Nieren und Neben-
nieren (S. 23.) in ihren gewöhnlichen Verhältnissen. Die früher als
Nieren gedeuteten Theile muſsten daher innere, keimbereitende
Genitalien seyn; die wurmförmigen Körper dagegen Tuben oder
Saamenstrang (S. 24.). Ueberdieſs macht er die interessante und
wichtige Bemerkung, daſs bei den Haussäugethieren die Neben-
nieren nicht gröſser, sondern kleiner, als die Nieren seyen.
1808. — J. Fr. Meckel liefert (Beitr. zur vergl. Anat. Bd.
1. Hft 1. S. 56—134.) von Neuem die Beschreibung einer Reihe
zergliederter, menschlicher Embryonen. Aus einem 6 Linien lan-
gen Embryo (S. 71. 72.) beschreibt er die Wolffschen Körper
als eine mit der Länge nach verlaufenden Einschnitten versehene
Masse. Ob von den drei Körpern, welche er aus einer 9 Linien
langen Frucht erwähnt (S. 81.) und die er als Niere, Nebenniere
und keimbereitendes Geschlechtsorgan deutet, der eine der Wolff-
sche Körper gewesen sey oder nicht, muſs ich dahin gestellt
seyn lassen. Dasselbe gilt auch von den Geschlechtstheilen der
später beschriebenen Früchte (S. 101. 120. 122.).
1810. — J. Fr. Meckel erzählt (Cuviers vergl. Anat. IV.
1810. 8. S. 530.) die schon oben angeführte Beobachtung Rosen-
müllers, nach dessen Beschreibung aus einem zehnwöchentlichen
Kinde, stellt die Organe auch mit den Nebenhoden gleich und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/388>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.