Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.Geschlechts- und Harnorgane. dagegen aus der Haut- und Fleischschicht des serösen Blattes.Auf diese Weise kommt die Gesammtheit der Geschlechts- und Harnorgane mit allen drei Blättern der Keimhaut in die innigste Berührung, und wir haben gerade diese Stelle für sie im Verlaufe der Darstellung aus folgenden Gründen gewählt: 1. Die Hauptorgane dieses Complexes entstehen aus dem se- rösen und dem Gefässblatte, deren Metamorphosenzustände wir hier schon als bekannt voraussetzen können. 2. Diejenige Abtheilung, welche mit dem Schleimblatte in Berührung kommt, kann leicht noch vor der Auseinandersetzung der in ihm erfolgenden Veränderungen dargestellt und begriffen werden. 3. Die Organe nach ihrem verschiedenartigen Ursprunge zu zersplittern, könnte nur gewaltsam und am wenigsten gerade na- türlich erscheinen. Ehe wir nun die Entstehung aller zu dem systema uropoe- 1. Nach Oken (Beiträge zur vergleichenden Zoologie, Ana- tomie und Physiologie Bd. I. Hft. II. 1807. p. 19.) haben wahr- scheinlich Haller, Wrisberg, Bidloo, Denysen, Morgagni, Rösslein, Cassebohm, Danz u. A. die Nebennieren, Nierendrüsen mit den Wolffschen Körpern verwechselt. Allein wenigstens von denje- nigen Schriftstellern, welche mir zugänglich waren, muss ich die- ses geradezu verneinen. Bidloo (Anat. c. hi. Tab. 63. Q. R.) hat nichts weiter, als Nieren und Nebennieren, wie sie am Ende des Fruchtlebens und bei dem Neugebornen vorkommen, abgebildet. Morgagni (Ep. anat. XX. p. 391.) spricht nur deutlich von den wahren Nebennieren. Cassebohm (de differentia foetus et adulti 1730. 4. p. 5.) sagt ganz einfach: "Glandulae supra re- nes sitae succenturiatae dictae majores in foetu sunt, ac in adulto." -- Ebenso ist die Aeusserung von Danz (l. c. S. 120.), und Haller (Elem. physiol. VII. p. 287.) verweist bei seiner Be- schreibung auf seine aus dem Kinde gegebene Abbildung. 23*
Geschlechts- und Harnorgane. dagegen aus der Haut- und Fleischschicht des serösen Blattes.Auf diese Weise kommt die Gesammtheit der Geschlechts- und Harnorgane mit allen drei Blättern der Keimhaut in die innigste Berührung, und wir haben gerade diese Stelle für sie im Verlaufe der Darstellung aus folgenden Gründen gewählt: 1. Die Hauptorgane dieses Complexes entstehen aus dem se- rösen und dem Gefäſsblatte, deren Metamorphosenzustände wir hier schon als bekannt voraussetzen können. 2. Diejenige Abtheilung, welche mit dem Schleimblatte in Berührung kommt, kann leicht noch vor der Auseinandersetzung der in ihm erfolgenden Veränderungen dargestellt und begriffen werden. 3. Die Organe nach ihrem verschiedenartigen Ursprunge zu zersplittern, könnte nur gewaltsam und am wenigsten gerade na- türlich erscheinen. Ehe wir nun die Entstehung aller zu dem systema uropoe- 1. Nach Oken (Beiträge zur vergleichenden Zoologie, Ana- tomie und Physiologie Bd. I. Hft. II. 1807. p. 19.) haben wahr- scheinlich Haller, Wrisberg, Bidloo, Denysen, Morgagni, Röſslein, Cassebohm, Danz u. A. die Nebennieren, Nierendrüsen mit den Wolffschen Körpern verwechselt. Allein wenigstens von denje- nigen Schriftstellern, welche mir zugänglich waren, muſs ich die- ses geradezu verneinen. Bidloo (Anat. c. hi. Tab. 63. Q. R.) hat nichts weiter, als Nieren und Nebennieren, wie sie am Ende des Fruchtlebens und bei dem Neugebornen vorkommen, abgebildet. Morgagni (Ep. anat. XX. p. 391.) spricht nur deutlich von den wahren Nebennieren. Cassebohm (de differentia foetus et adulti 1730. 4. p. 5.) sagt ganz einfach: „Glandulae supra re- nes sitae succenturiatae dictae majores in foetu sunt, ac in adulto.“ — Ebenso ist die Aeuſserung von Danz (l. c. S. 120.), und Haller (Elem. physiol. VII. p. 287.) verweist bei seiner Be- schreibung auf seine aus dem Kinde gegebene Abbildung. 23*
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Geschlechts- und Harnorgane.
dagegen aus der Haut- und Fleischschicht des serösen Blattes.
Auf diese Weise kommt die Gesammtheit der Geschlechts- und
Harnorgane mit allen drei Blättern der Keimhaut in die innigste
Berührung, und wir haben gerade diese Stelle für sie im Verlaufe
der Darstellung aus folgenden Gründen gewählt:
1. Die Hauptorgane dieses Complexes entstehen aus dem se-
rösen und dem Gefäſsblatte, deren Metamorphosenzustände wir
hier schon als bekannt voraussetzen können.
2. Diejenige Abtheilung, welche mit dem Schleimblatte in
Berührung kommt, kann leicht noch vor der Auseinandersetzung der
in ihm erfolgenden Veränderungen dargestellt und begriffen werden.
3. Die Organe nach ihrem verschiedenartigen Ursprunge zu
zersplittern, könnte nur gewaltsam und am wenigsten gerade na-
türlich erscheinen.
Ehe wir nun die Entstehung aller zu dem systema uropoe-
ticum und genitale gehörenden Theile einzeln durchgehen, ist es
nothwendig, daſs wir die Geschichte der Wolffschen Körper vor-
ausschicken. Um aber den in sich vielfach verwirrten Gegenstand
zugänglicher zu machen, halten wir es für zweckmäſsig, eine hi-
storische, nach unseren Kräften und Mitteln möglichst vollständige
Uebersicht der Erkenntniſs dieser sonderbaren Organe vorauszu-
schicken und das Weitere theils nach fremden, theils nach eige-
nen Beobachtungen anzureihen:
1. Nach Oken (Beiträge zur vergleichenden Zoologie, Ana-
tomie und Physiologie Bd. I. Hft. II. 1807. p. 19.) haben wahr-
scheinlich Haller, Wrisberg, Bidloo, Denysen, Morgagni, Röſslein,
Cassebohm, Danz u. A. die Nebennieren, Nierendrüsen mit den
Wolffschen Körpern verwechselt. Allein wenigstens von denje-
nigen Schriftstellern, welche mir zugänglich waren, muſs ich die-
ses geradezu verneinen. Bidloo (Anat. c. hi. Tab. 63. Q. R.) hat
nichts weiter, als Nieren und Nebennieren, wie sie am Ende des
Fruchtlebens und bei dem Neugebornen vorkommen, abgebildet.
Morgagni (Ep. anat. XX. p. 391.) spricht nur deutlich von den
wahren Nebennieren. Cassebohm (de differentia foetus et
adulti 1730. 4. p. 5.) sagt ganz einfach: „Glandulae supra re-
nes sitae succenturiatae dictae majores in foetu sunt, ac in
adulto.“ — Ebenso ist die Aeuſserung von Danz (l. c. S. 120.),
und Haller (Elem. physiol. VII. p. 287.) verweist bei seiner Be-
schreibung auf seine aus dem Kinde gegebene Abbildung.
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