vor, die Functionsveränderungen der einzelnen Herztheile im Fö- tus zu erforschen, während die dritte Periode eine im Ganzen mehr morphologische Richtung angenommen hat. Aus leicht er- klärbaren Gründen werden wir die Gestaltmetamorphosen zuerst behandeln und Einiges dann über den Kreislauf nachfolgen lassen.
Die früheste Form des Säugethierherzens hat v. Bär (de ovo mammal. p. 3. tab. I. fig. VIIa. g. h. i.) aus einem drei- wöchentlichen, 4 Linien langen Hundeembryo beschrieben und abgebildet. Es war in sich, wie das des Hühnchens vom dritten Tage, gekrümmt und bestand aus einem einfachen Venensacke, einem in sich gekrümmten einfachen Ventrikel und einem durch kein fretum deutlich geschiedenen Aortenwulst, von welchem die vier Kiemengefässe jederseits ausgingen. Auch hier kamen, wie bei den Vögeln, die beiden vorderen Kiemengefässe aus einer Anschwellung des arteriösen Stammes. Wiewohl die nun zu- nächst folgenden Momente bei den Säugethieren und dem Men- schen noch wenig beobachtet sind, so lässt sich doch, wie Burdach (Physiol. II. S. 515.) aus beschriebenen Missbildungen mit Recht schliesst, ein ähnlicher Hergang erwarten. Auch hier zieht sich Ohrkanal und Aortenzwiebel in das Arterienherz zurück, wäh- rend die Herzohren sich aus dem einfachen Venensacke hervor- stülpen und dieser selbst in zwei Höhlen, den rechten und linken Vorhof sich scheidet. So sah Rathke (Nov. Act. Acad. N. C. XIV. Abth. 1. S. 192.) bei sechs Linien langen Schweineembryo- nen den Ventrikel noch einfach und, so war, nach seiner Abbil- dung wenigstens zu schliessen (tab. XVIII. fig. 18. f.), auch der Venensack einfach und begann nur an seinen Wänden zu den Herzohren sich auszustülpen. So beobachtete Meckel (Arch. II. S. 404.) bei einem fünf Linien langen menschlichen Embryo an dem venösen Theile des Herzens zwei grosse Höhlen, welche den Ventrikel an Grösse übertrafen und die er als Vorhöfe deutet. In dem Letzteren verfährt er aber nicht consequent, sondern nennt dieselben Theile (S. 405.) bei einem sechs Linien langen Embryo richtiger Herzohren, während er bei 7''' (S. 407.), 71/2''' (S. 408.), 8''' langen und grösseren Embryonen sie wiederum Vorhöfe nennt. Als Atria sieht auch diese Theile Joh. Müller (Meck. Arch. 1830. S. 427.) bei einem 7''' und E. H. Weber (Meck. Arch. 1827. S. 227.) bei einem 81/2 Linien langen, mensch- lichen Embryo an. Allein dieser Meinung kann ich keineswegs
Von dem Embryo.
vor, die Functionsveränderungen der einzelnen Herztheile im Fö- tus zu erforschen, während die dritte Periode eine im Ganzen mehr morphologische Richtung angenommen hat. Aus leicht er- klärbaren Gründen werden wir die Gestaltmetamorphosen zuerst behandeln und Einiges dann über den Kreislauf nachfolgen lassen.
Die früheste Form des Säugethierherzens hat v. Bär (de ovo mammal. p. 3. tab. I. fig. VIIa. g. h. i.) aus einem drei- wöchentlichen, 4 Linien langen Hundeembryo beschrieben und abgebildet. Es war in sich, wie das des Hühnchens vom dritten Tage, gekrümmt und bestand aus einem einfachen Venensacke, einem in sich gekrümmten einfachen Ventrikel und einem durch kein fretum deutlich geschiedenen Aortenwulst, von welchem die vier Kiemengefäſse jederseits ausgingen. Auch hier kamen, wie bei den Vögeln, die beiden vorderen Kiemengefäſse aus einer Anschwellung des arteriösen Stammes. Wiewohl die nun zu- nächst folgenden Momente bei den Säugethieren und dem Men- schen noch wenig beobachtet sind, so läſst sich doch, wie Burdach (Physiol. II. S. 515.) aus beschriebenen Miſsbildungen mit Recht schlieſst, ein ähnlicher Hergang erwarten. Auch hier zieht sich Ohrkanal und Aortenzwiebel in das Arterienherz zurück, wäh- rend die Herzohren sich aus dem einfachen Venensacke hervor- stülpen und dieser selbst in zwei Höhlen, den rechten und linken Vorhof sich scheidet. So sah Rathke (Nov. Act. Acad. N. C. XIV. Abth. 1. S. 192.) bei sechs Linien langen Schweineembryo- nen den Ventrikel noch einfach und, so war, nach seiner Abbil- dung wenigstens zu schlieſsen (tab. XVIII. fig. 18. f.), auch der Venensack einfach und begann nur an seinen Wänden zu den Herzohren sich auszustülpen. So beobachtete Meckel (Arch. II. S. 404.) bei einem fünf Linien langen menschlichen Embryo an dem venösen Theile des Herzens zwei groſse Höhlen, welche den Ventrikel an Gröſse übertrafen und die er als Vorhöfe deutet. In dem Letzteren verfährt er aber nicht consequent, sondern nennt dieselben Theile (S. 405.) bei einem sechs Linien langen Embryo richtiger Herzohren, während er bei 7‴ (S. 407.), 7½‴ (S. 408.), 8‴ langen und gröſseren Embryonen sie wiederum Vorhöfe nennt. Als Atria sieht auch diese Theile Joh. Müller (Meck. Arch. 1830. S. 427.) bei einem 7‴ und E. H. Weber (Meck. Arch. 1827. S. 227.) bei einem 8½ Linien langen, mensch- lichen Embryo an. Allein dieser Meinung kann ich keineswegs
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Von dem Embryo.
vor, die Functionsveränderungen der einzelnen Herztheile im Fö-
tus zu erforschen, während die dritte Periode eine im Ganzen
mehr morphologische Richtung angenommen hat. Aus leicht er-
klärbaren Gründen werden wir die Gestaltmetamorphosen zuerst
behandeln und Einiges dann über den Kreislauf nachfolgen lassen.
Die früheste Form des Säugethierherzens hat v. Bär (de
ovo mammal. p. 3. tab. I. fig. VIIa. g. h. i.) aus einem drei-
wöchentlichen, 4 Linien langen Hundeembryo beschrieben und
abgebildet. Es war in sich, wie das des Hühnchens vom dritten
Tage, gekrümmt und bestand aus einem einfachen Venensacke,
einem in sich gekrümmten einfachen Ventrikel und einem durch
kein fretum deutlich geschiedenen Aortenwulst, von welchem
die vier Kiemengefäſse jederseits ausgingen. Auch hier kamen,
wie bei den Vögeln, die beiden vorderen Kiemengefäſse aus einer
Anschwellung des arteriösen Stammes. Wiewohl die nun zu-
nächst folgenden Momente bei den Säugethieren und dem Men-
schen noch wenig beobachtet sind, so läſst sich doch, wie Burdach
(Physiol. II. S. 515.) aus beschriebenen Miſsbildungen mit Recht
schlieſst, ein ähnlicher Hergang erwarten. Auch hier zieht sich
Ohrkanal und Aortenzwiebel in das Arterienherz zurück, wäh-
rend die Herzohren sich aus dem einfachen Venensacke hervor-
stülpen und dieser selbst in zwei Höhlen, den rechten und linken
Vorhof sich scheidet. So sah Rathke (Nov. Act. Acad. N. C.
XIV. Abth. 1. S. 192.) bei sechs Linien langen Schweineembryo-
nen den Ventrikel noch einfach und, so war, nach seiner Abbil-
dung wenigstens zu schlieſsen (tab. XVIII. fig. 18. f.), auch der
Venensack einfach und begann nur an seinen Wänden zu den
Herzohren sich auszustülpen. So beobachtete Meckel (Arch. II.
S. 404.) bei einem fünf Linien langen menschlichen Embryo an
dem venösen Theile des Herzens zwei groſse Höhlen, welche den
Ventrikel an Gröſse übertrafen und die er als Vorhöfe deutet.
In dem Letzteren verfährt er aber nicht consequent, sondern
nennt dieselben Theile (S. 405.) bei einem sechs Linien langen
Embryo richtiger Herzohren, während er bei 7‴ (S. 407.), 7½‴
(S. 408.), 8‴ langen und gröſseren Embryonen sie wiederum
Vorhöfe nennt. Als Atria sieht auch diese Theile Joh. Müller
(Meck. Arch. 1830. S. 427.) bei einem 7‴ und E. H. Weber
(Meck. Arch. 1827. S. 227.) bei einem 8½ Linien langen, mensch-
lichen Embryo an. Allein dieser Meinung kann ich keineswegs
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/366>, abgerufen am 22.11.2024.
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