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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
zeigt sich so früh, dass wenigstens von Seiten der Entwickelungs-
geschichte die vielfach angeregte Frage, ob das Blut durch seine
eigene Kraft oder durch die Stosskraft des Herzens in Bewegung
gesetzt werde, wohl nie mit Gewissheit wird entschieden werden
können. -- Selbst nachdem man durch genauere Beobachtung
kennen gelernt hatte, dass das Herz eben nicht zuerst gebildet
werde, dauerte doch bei den grössten Männern des vorigen und
des jetzigen Jahrhunderts eine gewisse Vorliebe dafür fort, dieses
Organ genetisch so vollständig, als möglich, kennen zu lernen.
So entstanden die Arbeiten von Malpighi, Haller, Pander und Bär
über die Entwickelung desselben bei dem Vogel, so die vielen Dar-
stellungen und Abhandlungen über seine Genese bei Säugethieren
von Albinus, Haller, Wolff, Ph. Fr. Meckel, Sömmering, J. Fr.
Meckel d. j. u. A. Allein dessenungeachtet kennen wir die Ge-
schichte des Herzens im Embryo vollständig nur bei dem Vogel,
vorzüglich durch die neuen Untersuchungen Bär's, wiewohl vor
ihm Malpighi, Haller, Wolff, Pander, Pfeil, Prevost und Dumas,
Döllinger u. A. schon zerstreute Beiträge hierzu geliefert haben.
-- Um nun einen Ueberblick des Ganzen zu erhalten, wollen wir
zuerst die Entwickelungsgeschichte des Herzens bei dem Hühn-
chen, vorzüglich nach v. Bär in aller Kürze möglichst vollstän-
dig auseinandersetzen und an diese das Wichtigste von den an
Säugethieren und Menschen hierüber gemachten Beobachtungen
anreihen, nachdem wir zuvor die verschiedenen Ansichten über
den Embryonalkreislauf selbst zwischen beide eingeschaltet ha-
ben. -- Nach v. Bär (Entw.gesch. S. 28. bei Burdach S. 256.)
zeigt sich am Ende des ersten Tages in dem Centraltheile des
Gefässblattes eine dunkele körnige Masse *), welche hinten an
dem Rande der Kopfkappe in zwei seitliche Schenkel ausläuft,
die anfangs durch einen dünnen Faden nur verbunden sind, bald
aber näher zusammenrücken. Kurze Zeit darauf (Mitte des zwei-
ten Tages) wird die Masse hell, während die Circumferenz zur
Wandung sich ausbildet und so nun entsteht ein wahres mit Blut
gefülltes Herz. Die früheren Schenkel der dunkelen Masse (S.
32. bei Burdach S. 261.) sind nun Schenkel des Herzens. Die-
ses hat eine längliche etwas gekrümmte Gestalt und verläuft auch

*) Dass die körnige Masse dem Gefässblatte angehöre, muss ich sehr
bezweifeln. So viel ich sah, ist sie nur das durch den vollkommen durch-
sichtigen Herzkanal emporgehobene Schleimblatt. S. oben Entstehung
des Blutes.

Von dem Embryo.
zeigt sich so früh, daſs wenigstens von Seiten der Entwickelungs-
geschichte die vielfach angeregte Frage, ob das Blut durch seine
eigene Kraft oder durch die Stoſskraft des Herzens in Bewegung
gesetzt werde, wohl nie mit Gewiſsheit wird entschieden werden
können. — Selbst nachdem man durch genauere Beobachtung
kennen gelernt hatte, daſs das Herz eben nicht zuerst gebildet
werde, dauerte doch bei den gröſsten Männern des vorigen und
des jetzigen Jahrhunderts eine gewisse Vorliebe dafür fort, dieses
Organ genetisch so vollständig, als möglich, kennen zu lernen.
So entstanden die Arbeiten von Malpighi, Haller, Pander und Bär
über die Entwickelung desselben bei dem Vogel, so die vielen Dar-
stellungen und Abhandlungen über seine Genese bei Säugethieren
von Albinus, Haller, Wolff, Ph. Fr. Meckel, Sömmering, J. Fr.
Meckel d. j. u. A. Allein dessenungeachtet kennen wir die Ge-
schichte des Herzens im Embryo vollständig nur bei dem Vogel,
vorzüglich durch die neuen Untersuchungen Bär’s, wiewohl vor
ihm Malpighi, Haller, Wolff, Pander, Pfeil, Prevost und Dumas,
Döllinger u. A. schon zerstreute Beiträge hierzu geliefert haben.
— Um nun einen Ueberblick des Ganzen zu erhalten, wollen wir
zuerst die Entwickelungsgeschichte des Herzens bei dem Hühn-
chen, vorzüglich nach v. Bär in aller Kürze möglichst vollstän-
dig auseinandersetzen und an diese das Wichtigste von den an
Säugethieren und Menschen hierüber gemachten Beobachtungen
anreihen, nachdem wir zuvor die verschiedenen Ansichten über
den Embryonalkreislauf selbst zwischen beide eingeschaltet ha-
ben. — Nach v. Bär (Entw.gesch. S. 28. bei Burdach S. 256.)
zeigt sich am Ende des ersten Tages in dem Centraltheile des
Gefäſsblattes eine dunkele körnige Masse *), welche hinten an
dem Rande der Kopfkappe in zwei seitliche Schenkel ausläuft,
die anfangs durch einen dünnen Faden nur verbunden sind, bald
aber näher zusammenrücken. Kurze Zeit darauf (Mitte des zwei-
ten Tages) wird die Masse hell, während die Circumferenz zur
Wandung sich ausbildet und so nun entsteht ein wahres mit Blut
gefülltes Herz. Die früheren Schenkel der dunkelen Masse (S.
32. bei Burdach S. 261.) sind nun Schenkel des Herzens. Die-
ses hat eine längliche etwas gekrümmte Gestalt und verläuft auch

*) Daſs die körnige Masse dem Gefäſsblatte angehöre, muſs ich sehr
bezweifeln. So viel ich sah, ist sie nur das durch den vollkommen durch-
sichtigen Herzkanal emporgehobene Schleimblatt. S. oben Entstehung
des Blutes.
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[332/0360] Von dem Embryo. zeigt sich so früh, daſs wenigstens von Seiten der Entwickelungs- geschichte die vielfach angeregte Frage, ob das Blut durch seine eigene Kraft oder durch die Stoſskraft des Herzens in Bewegung gesetzt werde, wohl nie mit Gewiſsheit wird entschieden werden können. — Selbst nachdem man durch genauere Beobachtung kennen gelernt hatte, daſs das Herz eben nicht zuerst gebildet werde, dauerte doch bei den gröſsten Männern des vorigen und des jetzigen Jahrhunderts eine gewisse Vorliebe dafür fort, dieses Organ genetisch so vollständig, als möglich, kennen zu lernen. So entstanden die Arbeiten von Malpighi, Haller, Pander und Bär über die Entwickelung desselben bei dem Vogel, so die vielen Dar- stellungen und Abhandlungen über seine Genese bei Säugethieren von Albinus, Haller, Wolff, Ph. Fr. Meckel, Sömmering, J. Fr. Meckel d. j. u. A. Allein dessenungeachtet kennen wir die Ge- schichte des Herzens im Embryo vollständig nur bei dem Vogel, vorzüglich durch die neuen Untersuchungen Bär’s, wiewohl vor ihm Malpighi, Haller, Wolff, Pander, Pfeil, Prevost und Dumas, Döllinger u. A. schon zerstreute Beiträge hierzu geliefert haben. — Um nun einen Ueberblick des Ganzen zu erhalten, wollen wir zuerst die Entwickelungsgeschichte des Herzens bei dem Hühn- chen, vorzüglich nach v. Bär in aller Kürze möglichst vollstän- dig auseinandersetzen und an diese das Wichtigste von den an Säugethieren und Menschen hierüber gemachten Beobachtungen anreihen, nachdem wir zuvor die verschiedenen Ansichten über den Embryonalkreislauf selbst zwischen beide eingeschaltet ha- ben. — Nach v. Bär (Entw.gesch. S. 28. bei Burdach S. 256.) zeigt sich am Ende des ersten Tages in dem Centraltheile des Gefäſsblattes eine dunkele körnige Masse *), welche hinten an dem Rande der Kopfkappe in zwei seitliche Schenkel ausläuft, die anfangs durch einen dünnen Faden nur verbunden sind, bald aber näher zusammenrücken. Kurze Zeit darauf (Mitte des zwei- ten Tages) wird die Masse hell, während die Circumferenz zur Wandung sich ausbildet und so nun entsteht ein wahres mit Blut gefülltes Herz. Die früheren Schenkel der dunkelen Masse (S. 32. bei Burdach S. 261.) sind nun Schenkel des Herzens. Die- ses hat eine längliche etwas gekrümmte Gestalt und verläuft auch *) Daſs die körnige Masse dem Gefäſsblatte angehöre, muſs ich sehr bezweifeln. So viel ich sah, ist sie nur das durch den vollkommen durch- sichtigen Herzkanal emporgehobene Schleimblatt. S. oben Entstehung des Blutes.

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/360>, abgerufen am 22.11.2024.