I. Das unbefruchtete, im Eierstocke enthaltene Ei.
wahrscheinlich, dass die an der Innenfläche der Dotterhaut dicht anliegende Körnerschicht eine Fortsetzung dieser Scheibe sey, welche dann, zwischen Dotterhaut und Dotter gelegen, den letz- teren überall umfasste und einschlösse. Die Körnerhaut, der ver- dichtete Theil derselben, die sogenannte Narbe und das Keimbläs- chen constituiren diejenigen Theile des Eies, welche unmittelbar in die Uranlage des Embryo, die sogenannte Keimhaut, überge- hen. Wir wollen daher die Gesammtheit der genannten Theile mit dem Namen der Keimanlage belegen und an dieser 1) die Körnerschicht unterhalb der Dotterhaut, 2) die Narbe oder den verdickten Theil dieser Haut und 3) das Keimbläschen unterscheiden.
Wenn die genannten drei, die Keimanlage constituirenden Theile in grösseren Eiern des Eierstockes leicht darzustellen sind, so ist anderseits ihre Erkenntniss in den kleinsten Eichen des Ovarium mit fast unendlichen Schwierigkeiten verbunden. Denn das kleine, zarte Keimbläschen platzt bei jeder noch so vorsich- tigen Manipulation; die der Dotterhaut anliegende Körnerschicht lässt sich kaum von dem Inhalte des Eichens, welcher noch gar keine Dotterkugeln zeigt, mit Bestimmtheit unterscheiden, beson- ders da die Verdickung derselben in der Nähe der Narbe noch gänzlich mangelt oder sehr unbedeutend ist. Merkwürdig ist aber das sicher constatirte Factum, dass das Keimbläschen in den kleinsten Eiern, aus welchen es dargestellt werden kann, relativ am grössten ist und selbst absolut ein im Ganzen nur unbedeu- tend geringeres Volumen hat, als wenn das Ei in dem Eierstocke den höchsten Grad seiner Ausbildung erreicht hat. Purkinje fand (Art. Ei in dem Berliner encyklopädischen Wörterbuche 1834. 8.) bei einer Reihe angestellter micrometrischer Messungen folgende Grössen.
Durchmesser in Wiener Linien:
[Tabelle]
I. Das unbefruchtete, im Eierstocke enthaltene Ei.
wahrscheinlich, daſs die an der Innenfläche der Dotterhaut dicht anliegende Körnerschicht eine Fortsetzung dieser Scheibe sey, welche dann, zwischen Dotterhaut und Dotter gelegen, den letz- teren überall umfaſste und einschlösse. Die Körnerhaut, der ver- dichtete Theil derselben, die sogenannte Narbe und das Keimbläs- chen constituiren diejenigen Theile des Eies, welche unmittelbar in die Uranlage des Embryo, die sogenannte Keimhaut, überge- hen. Wir wollen daher die Gesammtheit der genannten Theile mit dem Namen der Keimanlage belegen und an dieser 1) die Körnerschicht unterhalb der Dotterhaut, 2) die Narbe oder den verdickten Theil dieser Haut und 3) das Keimbläschen unterscheiden.
Wenn die genannten drei, die Keimanlage constituirenden Theile in gröſseren Eiern des Eierstockes leicht darzustellen sind, so ist anderseits ihre Erkenntniſs in den kleinsten Eichen des Ovarium mit fast unendlichen Schwierigkeiten verbunden. Denn das kleine, zarte Keimbläschen platzt bei jeder noch so vorsich- tigen Manipulation; die der Dotterhaut anliegende Körnerschicht läſst sich kaum von dem Inhalte des Eichens, welcher noch gar keine Dotterkugeln zeigt, mit Bestimmtheit unterscheiden, beson- ders da die Verdickung derselben in der Nähe der Narbe noch gänzlich mangelt oder sehr unbedeutend ist. Merkwürdig ist aber das sicher constatirte Factum, daſs das Keimbläschen in den kleinsten Eiern, aus welchen es dargestellt werden kann, relativ am gröſsten ist und selbst absolut ein im Ganzen nur unbedeu- tend geringeres Volumen hat, als wenn das Ei in dem Eierstocke den höchsten Grad seiner Ausbildung erreicht hat. Purkinje fand (Art. Ei in dem Berliner encyklopädischen Wörterbuche 1834. 8.) bei einer Reihe angestellter micrometrischer Messungen folgende Gröſsen.
Durchmesser in Wiener Linien:
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I. Das unbefruchtete, im Eierstocke enthaltene Ei.
wahrscheinlich, daſs die an der Innenfläche der Dotterhaut dicht
anliegende Körnerschicht eine Fortsetzung dieser Scheibe sey,
welche dann, zwischen Dotterhaut und Dotter gelegen, den letz-
teren überall umfaſste und einschlösse. Die Körnerhaut, der ver-
dichtete Theil derselben, die sogenannte Narbe und das Keimbläs-
chen constituiren diejenigen Theile des Eies, welche unmittelbar
in die Uranlage des Embryo, die sogenannte Keimhaut, überge-
hen. Wir wollen daher die Gesammtheit der genannten Theile
mit dem Namen der Keimanlage belegen und an dieser 1) die
Körnerschicht unterhalb der Dotterhaut, 2) die Narbe oder den
verdickten Theil dieser Haut und 3) das Keimbläschen unterscheiden.
Wenn die genannten drei, die Keimanlage constituirenden
Theile in gröſseren Eiern des Eierstockes leicht darzustellen sind,
so ist anderseits ihre Erkenntniſs in den kleinsten Eichen des
Ovarium mit fast unendlichen Schwierigkeiten verbunden. Denn
das kleine, zarte Keimbläschen platzt bei jeder noch so vorsich-
tigen Manipulation; die der Dotterhaut anliegende Körnerschicht
läſst sich kaum von dem Inhalte des Eichens, welcher noch gar
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ders da die Verdickung derselben in der Nähe der Narbe noch
gänzlich mangelt oder sehr unbedeutend ist. Merkwürdig ist
aber das sicher constatirte Factum, daſs das Keimbläschen in den
kleinsten Eiern, aus welchen es dargestellt werden kann, relativ
am gröſsten ist und selbst absolut ein im Ganzen nur unbedeu-
tend geringeres Volumen hat, als wenn das Ei in dem Eierstocke den
höchsten Grad seiner Ausbildung erreicht hat. Purkinje fand (Art. Ei
in dem Berliner encyklopädischen Wörterbuche 1834. 8.) bei einer
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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/36>, abgerufen am 24.11.2024.
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