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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Entstehung des Blutes und der Blutgefässe.
gefässe übergehen. Allein diese Angaben beruhen entweder durch-
aus nur auf Extravasen oder auf Irrthümern, die dadurch entstan-
den sind, dass man das gegenseitige Einsenken des Mutter- und
Fruchtkuchens bei dem Menschen nicht berücksichtigte. Ja die-
ses wird sogar durch W. Hunters Erfahrung (anat. Beschreib. des
Uterus S. 62.) zum Theil direct dargethan. Setzt man nämlich
den Tubulus der Injectionssprütze in das Zellgewebe der sonst
unverletzten placenta foetalis, so füllt sich bei dem Ein-
sprützen nicht allein dieses, sondern auch die Vena sper-
matica
und hypogastrica der Mutter. Auch haben geschickte
Zergliederer nie einen wahren Uebergang beobachtet. Als die
vorzüglichsten Namen der neueren Zeit sind in dieser Rück-
sicht zu nennen: Wrisberg (Hallers Grundr. der Physiol. II.
S. 788.), Ph. Fr. Meckel (ebendaselbst), Walter (Uterus
gravid. p.
25 sqq.), Lobstein (Ernähr. des Fötus übers. von
Kestner 1804. 8. S. 102.), W. Hunter (l. c. S. 61.), J. Fr. Meckel
(Anat. IV. S. 720.), Burdach (Physiol. II. S. 545.), Bär (Gefäss-
verb. S. 27.), E. H. Weber (Hildebr. Anat. IV. S. 499.), Joh.
Müller (Physiol. I. S. 187. und 302.), Czermak und Haulik (l. c.
p. 14.), Lee (Annal. d. sc. nat. 1833. S. 428--433.) und Leg
(Revue medicale Sept. 1833. p. 443--447.). Ein anderes Re-
sultat liefert die Einsprützung von Oel in die Aorta abdomina-
lis
des lebendig geöffneten, trächtigen Mutterthieres, da dann
Oeltropfen nach den übereinstimmenden Erfahrungen von William
und Traill, so wie von Czermak und Haulik in den Nabelgefässen
angetroffen werden. Dass dieses aber nur durch Endesmosmose
dieses leicht durchdringenden Stoffes geschehe, zeigt die Gegen-
erfahrung von Czermak und Haulik (l. c. p. 17.), dass Bleizucker
weder in das Blut noch das Amnioswasser der Frucht ein-
drang. -- Die wahre Structur der menschlichen Placenta hat
nach der Angabe E. H. Webers (l. c. S. 501.) A. Vater (Müller
diss. qua uterus etc. consideratur 1725. 4. p. 13.) und zum
Theil Nortwyk schon gekannt. -- Was nun die Entstehung der
Placenta anlangt, so haben wir es schon oben berichtet, wie der
flockenleere Theil des Eies sich ausbilde und vergrössere. Der
flockenhaltige dagegen, der Exochorion im wahrsten Sinne ist,
(aus einer oberen flockigen und der unteren glatten Schicht be-
steht) wird von dem mütterlichen Theile angezogen und bildet
sich in ihn hinein. Dieser Act der gegenseitigen innigeren Verbin-

Entstehung des Blutes und der Blutgefäſse.
gefäſse übergehen. Allein diese Angaben beruhen entweder durch-
aus nur auf Extravasen oder auf Irrthümern, die dadurch entstan-
den sind, daſs man das gegenseitige Einsenken des Mutter- und
Fruchtkuchens bei dem Menschen nicht berücksichtigte. Ja die-
ses wird sogar durch W. Hunters Erfahrung (anat. Beschreib. des
Uterus S. 62.) zum Theil direct dargethan. Setzt man nämlich
den Tubulus der Injectionssprütze in das Zellgewebe der sonst
unverletzten placenta foetalis, so füllt sich bei dem Ein-
sprützen nicht allein dieses, sondern auch die Vena sper-
matica
und hypogastrica der Mutter. Auch haben geschickte
Zergliederer nie einen wahren Uebergang beobachtet. Als die
vorzüglichsten Namen der neueren Zeit sind in dieser Rück-
sicht zu nennen: Wrisberg (Hallers Grundr. der Physiol. II.
S. 788.), Ph. Fr. Meckel (ebendaselbst), Walter (Uterus
gravid. p.
25 sqq.), Lobstein (Ernähr. des Fötus übers. von
Kestner 1804. 8. S. 102.), W. Hunter (l. c. S. 61.), J. Fr. Meckel
(Anat. IV. S. 720.), Burdach (Physiol. II. S. 545.), Bär (Gefäſs-
verb. S. 27.), E. H. Weber (Hildebr. Anat. IV. S. 499.), Joh.
Müller (Physiol. I. S. 187. und 302.), Czermak und Haulik (l. c.
p. 14.), Lee (Annal. d. sc. nat. 1833. S. 428—433.) und Leg
(Revue médicale Sept. 1833. p. 443—447.). Ein anderes Re-
sultat liefert die Einsprützung von Oel in die Aorta abdomina-
lis
des lebendig geöffneten, trächtigen Mutterthieres, da dann
Oeltropfen nach den übereinstimmenden Erfahrungen von William
und Traill, so wie von Czermak und Haulik in den Nabelgefäſsen
angetroffen werden. Daſs dieses aber nur durch Endesmosmose
dieses leicht durchdringenden Stoffes geschehe, zeigt die Gegen-
erfahrung von Czermak und Haulik (l. c. p. 17.), daſs Bleizucker
weder in das Blut noch das Amnioswasser der Frucht ein-
drang. — Die wahre Structur der menschlichen Placenta hat
nach der Angabe E. H. Webers (l. c. S. 501.) A. Vater (Müller
diss. qua uterus etc. consideratur 1725. 4. p. 13.) und zum
Theil Nortwyk schon gekannt. — Was nun die Entstehung der
Placenta anlangt, so haben wir es schon oben berichtet, wie der
flockenleere Theil des Eies sich ausbilde und vergröſsere. Der
flockenhaltige dagegen, der Exochorion im wahrsten Sinne ist,
(aus einer oberen flockigen und der unteren glatten Schicht be-
steht) wird von dem mütterlichen Theile angezogen und bildet
sich in ihn hinein. Dieser Act der gegenseitigen innigeren Verbin-

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[329/0357] Entstehung des Blutes und der Blutgefäſse. gefäſse übergehen. Allein diese Angaben beruhen entweder durch- aus nur auf Extravasen oder auf Irrthümern, die dadurch entstan- den sind, daſs man das gegenseitige Einsenken des Mutter- und Fruchtkuchens bei dem Menschen nicht berücksichtigte. Ja die- ses wird sogar durch W. Hunters Erfahrung (anat. Beschreib. des Uterus S. 62.) zum Theil direct dargethan. Setzt man nämlich den Tubulus der Injectionssprütze in das Zellgewebe der sonst unverletzten placenta foetalis, so füllt sich bei dem Ein- sprützen nicht allein dieses, sondern auch die Vena sper- matica und hypogastrica der Mutter. Auch haben geschickte Zergliederer nie einen wahren Uebergang beobachtet. Als die vorzüglichsten Namen der neueren Zeit sind in dieser Rück- sicht zu nennen: Wrisberg (Hallers Grundr. der Physiol. II. S. 788.), Ph. Fr. Meckel (ebendaselbst), Walter (Uterus gravid. p. 25 sqq.), Lobstein (Ernähr. des Fötus übers. von Kestner 1804. 8. S. 102.), W. Hunter (l. c. S. 61.), J. Fr. Meckel (Anat. IV. S. 720.), Burdach (Physiol. II. S. 545.), Bär (Gefäſs- verb. S. 27.), E. H. Weber (Hildebr. Anat. IV. S. 499.), Joh. Müller (Physiol. I. S. 187. und 302.), Czermak und Haulik (l. c. p. 14.), Lee (Annal. d. sc. nat. 1833. S. 428—433.) und Leg (Revue médicale Sept. 1833. p. 443—447.). Ein anderes Re- sultat liefert die Einsprützung von Oel in die Aorta abdomina- lis des lebendig geöffneten, trächtigen Mutterthieres, da dann Oeltropfen nach den übereinstimmenden Erfahrungen von William und Traill, so wie von Czermak und Haulik in den Nabelgefäſsen angetroffen werden. Daſs dieses aber nur durch Endesmosmose dieses leicht durchdringenden Stoffes geschehe, zeigt die Gegen- erfahrung von Czermak und Haulik (l. c. p. 17.), daſs Bleizucker weder in das Blut noch das Amnioswasser der Frucht ein- drang. — Die wahre Structur der menschlichen Placenta hat nach der Angabe E. H. Webers (l. c. S. 501.) A. Vater (Müller diss. qua uterus etc. consideratur 1725. 4. p. 13.) und zum Theil Nortwyk schon gekannt. — Was nun die Entstehung der Placenta anlangt, so haben wir es schon oben berichtet, wie der flockenleere Theil des Eies sich ausbilde und vergröſsere. Der flockenhaltige dagegen, der Exochorion im wahrsten Sinne ist, (aus einer oberen flockigen und der unteren glatten Schicht be- steht) wird von dem mütterlichen Theile angezogen und bildet sich in ihn hinein. Dieser Act der gegenseitigen innigeren Verbin-

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/357>, abgerufen am 22.11.2024.