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Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835.

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Von dem Embryo.
pfahl zu diesem Zwecke das Zuckerwasser, welches R. Wagner
(l. c. S. 1, 2.) minder passend fand, als Auflösungen von Koch-
salz und Salmiak oder das Eiweiss der Hühnereier (Letzteres ha-
ben auch wir sehr zweckmässig gefunden, wenn man die äusser-
ste, sehr flüssige und halbdurchsichtige Schicht anwendet). Nach
unserer Erfahrung kommt es weniger auf den Stoff, als darauf an,
dass eine geringe Quantität eines neutralen (weder auffallend saue-
ren noch auffallend alkalischen, noch auffallend ätzenden, wie
viele Neutralsalze bei stärkerem Grade der Sättigung) Körpers
in dem Wasser aufgelöst sey. Untersucht man nun Blutkörper-
chen in der frühesten Zeit des Lebens, nachdem sie sich schon
individualisirt haben, unter einer solchen Flüssigkeit oder, was
noch besser ist, in ihrem eigenen Serum, so findet man ihre Form
selbst in den Thieren, in welchen sie in der Folge elliptisch sind,
durchaus rundlich. Ihre Oberfläche ist im kreisenden Blute sphä-
risch, nicht so dagegen in dem eben aus dem lebenden Embryo
entfernten. Hier sieht man sie ungleich, warzig, ja meist mehr
geradlinigt begrenzt. So fand ich bei Hühnerembryonen vom
dritten bis zum achten Tage wahrhaft tetraedrische Gestalten und
in seltenen Fällen wahre Polyeder. Bei Schweineembryonen gin-
gen von der Oberfläche Warzen wie Spitzen aus, welche fast
ganz regelmässig von ihrer äussersten Begrenzung ausliefen. Diese
ersten und feinsten Nuancirungen des Todes des Blutes, d. h. sei-
ner Entfernung aus dem lebenden Körper zeigen einerseits, wie
sehr der organische Stoff noch zur geradflächigten Begrenzung,
wie in den Crystallen hinneigt, was in Batrachiern und Fischen
noch mehr erhellt, anderseits, wie leicht und schnell die Blutkör-
perchen sich umändern. Zu der Klasse der letzteren Erscheinun-
gen glaube ich auch die Kerne der Blutkörperchen rechnen zu
dürfen, womit auch die Beobachtungen von Krause (Handbuch
der Anatomie 1833. 8. Th. l. S. XII.) und Wedemeyer (Meck.
Arch. 1828. S. 346.) übereinstimmen. Ich finde keine Beschreibung
des Erscheinens derselben genauer und naturgetreuer, als die von
Blainville (Cours de Physiol. Vol. I. 1833. 8. p. 212.) gelie-
ferte. Sie erscheinen unter den Augen des Beobachters, wenn
das todte Blut auf dem Objectträger sich befindet und mögen da-
her eine der ersten Folgen der raschen Decomposition des Blutes
überhaupt seyn. Im kreisenden Blute gelang es mir nie, die
Kerne der Blutkörperchen mit Bestimmtheit, wenigstens so scharf

Von dem Embryo.
pfahl zu diesem Zwecke das Zuckerwasser, welches R. Wagner
(l. c. S. 1, 2.) minder passend fand, als Auflösungen von Koch-
salz und Salmiak oder das Eiweiſs der Hühnereier (Letzteres ha-
ben auch wir sehr zweckmäſsig gefunden, wenn man die äuſser-
ste, sehr flüssige und halbdurchsichtige Schicht anwendet). Nach
unserer Erfahrung kommt es weniger auf den Stoff, als darauf an,
daſs eine geringe Quantität eines neutralen (weder auffallend saue-
ren noch auffallend alkalischen, noch auffallend ätzenden, wie
viele Neutralsalze bei stärkerem Grade der Sättigung) Körpers
in dem Wasser aufgelöst sey. Untersucht man nun Blutkörper-
chen in der frühesten Zeit des Lebens, nachdem sie sich schon
individualisirt haben, unter einer solchen Flüssigkeit oder, was
noch besser ist, in ihrem eigenen Serum, so findet man ihre Form
selbst in den Thieren, in welchen sie in der Folge elliptisch sind,
durchaus rundlich. Ihre Oberfläche ist im kreisenden Blute sphä-
risch, nicht so dagegen in dem eben aus dem lebenden Embryo
entfernten. Hier sieht man sie ungleich, warzig, ja meist mehr
geradlinigt begrenzt. So fand ich bei Hühnerembryonen vom
dritten bis zum achten Tage wahrhaft tetraedrische Gestalten und
in seltenen Fällen wahre Polyeder. Bei Schweineembryonen gin-
gen von der Oberfläche Warzen wie Spitzen aus, welche fast
ganz regelmäſsig von ihrer äuſsersten Begrenzung ausliefen. Diese
ersten und feinsten Nuancirungen des Todes des Blutes, d. h. sei-
ner Entfernung aus dem lebenden Körper zeigen einerseits, wie
sehr der organische Stoff noch zur geradflächigten Begrenzung,
wie in den Crystallen hinneigt, was in Batrachiern und Fischen
noch mehr erhellt, anderseits, wie leicht und schnell die Blutkör-
perchen sich umändern. Zu der Klasse der letzteren Erscheinun-
gen glaube ich auch die Kerne der Blutkörperchen rechnen zu
dürfen, womit auch die Beobachtungen von Krause (Handbuch
der Anatomie 1833. 8. Th. l. S. XII.) und Wedemeyer (Meck.
Arch. 1828. S. 346.) übereinstimmen. Ich finde keine Beschreibung
des Erscheinens derselben genauer und naturgetreuer, als die von
Blainville (Cours de Physiol. Vol. I. 1833. 8. p. 212.) gelie-
ferte. Sie erscheinen unter den Augen des Beobachters, wenn
das todte Blut auf dem Objectträger sich befindet und mögen da-
her eine der ersten Folgen der raschen Decomposition des Blutes
überhaupt seyn. Im kreisenden Blute gelang es mir nie, die
Kerne der Blutkörperchen mit Bestimmtheit, wenigstens so scharf

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[296/0324] Von dem Embryo. pfahl zu diesem Zwecke das Zuckerwasser, welches R. Wagner (l. c. S. 1, 2.) minder passend fand, als Auflösungen von Koch- salz und Salmiak oder das Eiweiſs der Hühnereier (Letzteres ha- ben auch wir sehr zweckmäſsig gefunden, wenn man die äuſser- ste, sehr flüssige und halbdurchsichtige Schicht anwendet). Nach unserer Erfahrung kommt es weniger auf den Stoff, als darauf an, daſs eine geringe Quantität eines neutralen (weder auffallend saue- ren noch auffallend alkalischen, noch auffallend ätzenden, wie viele Neutralsalze bei stärkerem Grade der Sättigung) Körpers in dem Wasser aufgelöst sey. Untersucht man nun Blutkörper- chen in der frühesten Zeit des Lebens, nachdem sie sich schon individualisirt haben, unter einer solchen Flüssigkeit oder, was noch besser ist, in ihrem eigenen Serum, so findet man ihre Form selbst in den Thieren, in welchen sie in der Folge elliptisch sind, durchaus rundlich. Ihre Oberfläche ist im kreisenden Blute sphä- risch, nicht so dagegen in dem eben aus dem lebenden Embryo entfernten. Hier sieht man sie ungleich, warzig, ja meist mehr geradlinigt begrenzt. So fand ich bei Hühnerembryonen vom dritten bis zum achten Tage wahrhaft tetraedrische Gestalten und in seltenen Fällen wahre Polyeder. Bei Schweineembryonen gin- gen von der Oberfläche Warzen wie Spitzen aus, welche fast ganz regelmäſsig von ihrer äuſsersten Begrenzung ausliefen. Diese ersten und feinsten Nuancirungen des Todes des Blutes, d. h. sei- ner Entfernung aus dem lebenden Körper zeigen einerseits, wie sehr der organische Stoff noch zur geradflächigten Begrenzung, wie in den Crystallen hinneigt, was in Batrachiern und Fischen noch mehr erhellt, anderseits, wie leicht und schnell die Blutkör- perchen sich umändern. Zu der Klasse der letzteren Erscheinun- gen glaube ich auch die Kerne der Blutkörperchen rechnen zu dürfen, womit auch die Beobachtungen von Krause (Handbuch der Anatomie 1833. 8. Th. l. S. XII.) und Wedemeyer (Meck. Arch. 1828. S. 346.) übereinstimmen. Ich finde keine Beschreibung des Erscheinens derselben genauer und naturgetreuer, als die von Blainville (Cours de Physiol. Vol. I. 1833. 8. p. 212.) gelie- ferte. Sie erscheinen unter den Augen des Beobachters, wenn das todte Blut auf dem Objectträger sich befindet und mögen da- her eine der ersten Folgen der raschen Decomposition des Blutes überhaupt seyn. Im kreisenden Blute gelang es mir nie, die Kerne der Blutkörperchen mit Bestimmtheit, wenigstens so scharf

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Zitationshilfe: Valentin, Gabriel Gustav: Handbuch der Entwicklungsgeschichte des Menschen mit vergleichender Rücksicht der Entwicklung der Säugetiere und Vögel. Berlin, 1835, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/valentin_entwicklungsgeschichte_1835/324>, abgerufen am 22.11.2024.